Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman. Hans-Peter Lehnert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Peter Lehnert
Издательство: Bookwire
Серия: Die Bergklinik Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916947
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drinnen brummt’s wie in einem Bienenstock?«

      Monika nickte. »So kann man sagen.«

      »Dann bist verliebt«, sagte der Lois. Nach einer Weile wollte er wissen, wie Stolzenbach reagiere. »Oder weiß es der Professor am End’ noch gar net?«

      Monika schüttelte den Kopf. »Er weiß es bestimmt nicht. Ich habe ja auch alles getan, daß er nichts davon mitkriegt.«

      Dann erzählte sie, wie ihre Mutter sie beeinflußt und wie sie daraufhin Clemens Stolzenbachs Versuch, ihr näher zu kommen, abgeblockt hatte.

      »Als er wissen wollte, ob ich einen Freund habe, hab’ ich ja gesagt. Dabei habe ich doch nur an den Udo denken müssen, weil die Mutti mich wieder pausenlos an ihn erinnert hat. Ich habe mit ihm überhaupt nichts im Sinn, ganz und gar nicht.«

      »Und dein Professor«, wollte der alte Lois wissen, »was sagt der dazu?«

      Monika zuckte mit den Schultern. »Der ist nach wie vor sehr freundlich und aufgeschlossen, er erklärt mir alles sehr genau, und ich bin sicher, daß keiner meiner Kommilitonen eine derart fundierte chirurgische Famulatur gemacht hat.«

      »Aber er beschränkt sich aufs Fachliche.« Der alte Gratlinger sah seine Enkelin fragend an. »Hab’ ich recht?«

      Die nickte. »Er ist sehr darauf bedacht, mir ja nicht zu nahe zu kommen.«

      »Und du meinst, daß er dich auch mag?«

      »Ich glaub’ schon. Er hat mich immer so weich angeschaut. So behutsam und zärtlich und ganz lieb ist er mir begegnet. Da hat er mal meine Hand gestreichelt und da hat er mal meinen Arm genommen und jetzt…?« Monikas Augen schimmerten plötzlich feucht. »Jetzt ist alles aus.«

      »Wenn du ihm zu verstehen gegeben hast, daß du einen Freund hast und er sich deswegen zurückhält, dann heißt das net, daß er dich net mag«, erklärte der Lois. »Er respektiert lediglich das, was du zu ihm gesagt hast. Und wenn ein Mann in seiner Position ein Madel wie dich derart respektvoll behandelt, also das ist sicher net immer so.«

      »Du meinst, er würd’ mich auch mögen?«

      »Oh ja, Madel«, seufzte da der alte Lois. »Wer dich einmal zur Frau kriegt, der kann sich glücklich schätzen. Du bist ganz und gar ohne berechnendes Element. Sicher mag er dich. Schau dich doch mal an. Du schaust aus wie Milch und Honig. Dem Herrn Professor wird schon mehr als ein Madel begegnet sein, und er wird wissen, was ein Madel wie du verkörpert.«

      »Jetzt hör aber auf, Großvater.« Monika war verlegen. »Wenn man dich hört, dann müßten mir ja alle Männer hinterherrennen.«

      »Das würden s’ sicher auch gern.«Der Lois lachte. »Aber sie wissen, daß ein Madel wie du sehr wählerisch ist.«

      Monika seufzte. »Was soll ich denn jetzt tun, Großvater?«

      »Laß den Dingen ihren Lauf«, antwortete der. »Wenn zwei sich wirklich lieben, dann gibt’s eh nix, was sie auf Dauer auseinander halten kann. Unser Herrgott hat das schon richtig eingerichtet. Wer sich liebt, der kann sich net auf Dauer aus dem Weg gehen. Und ein bisserl Schmerz, das gibt der Liebe die Würze.«

      »Aber er meint doch, ich hätte einen Freund. Wenn ich doch den Blödsinn nicht gesagt hätt’!«

      »Das wird schon wieder«, tröstete der Lois seine Enkelin. »Mach dir keine Gedanken.«

      Als Monika sich eine Stunde später von ihrem Großvater verabschiedete, fiel sie ihm um den Hals und küßte ihn auf beide Wangen.

      »Servus, Großvater«, murmelte sie. »Du bist der Beste, den es gibt. Wenn ich dich net hätt’.«

      »So so, der Beste bin ich also«, schmunzelte der Lois, »besser gar als dein Professor? Das glaub’ ich net.«

      »Aber, Großvater.« Monika drückte seine Hand. »Du weißt doch, wie ich es mein’.«

      »Ja, ja«, rief er ihr hinterher, »bestell dem Vinz schöne Grüße und deinem Professor auch.«

      Dann ging er zur Hütte, nahm ein Stück Käse, schnitt einen schmalen Streifen ab, biß ein Stück ab und sagte leise vor sich hin: »Ich werd’ den Vinz’ bitten, daß er den Professor mal mit heraufbringt zu mir. Dann, mein liebes Madel, dann kann ich dir sagen, ob er ein Herzerl wie dich überhaupt verdient.«

      *

      Clemens Stolzenbach war total geschockt, als Dr. Rosenberg ihm eröffnet hatte, Bettina Wagner habe den Versuch unternommen, sich das Leben zu nehmen.

      Er hatte den ungeöffneten Brief an sich genommen und war in sein Zimmer gegangen. Das immer noch nicht geöffnete Kuvert des Briefes lag vor ihm, als es an die Tür klopfte und Dr. Trautner eintrat.

      »Ich möcht’ Sie sprechen, Herr Kollege«, sagte er, »um was es geht, werden Sie ja ahnen. Was sagen Sie dazu?«

      »Falls Sie die Geschehnisse um Frau Wagner meinen, dann bin ich erschüttert. Falls es denn wirklich ein Suizidversuch gewesen sein sollte.«

      »Wieso zweifeln Sie daran?«

      »Ich kenne Frau Wagner und…!«

      »Sie kennen Frau Wagner?« Dr. Trautner tat sehr erstaunt. »Das ist ja ganz was Neues.«

      »Wieso? Darf ich Frau Wagner nicht kennen?«

      »Natürlich, aber es wäre zumindest hilfreich gewesen, wenn Sie es nicht verschwiegen hätten.«

      »Ich habe es nicht verschwiegen«, antwortete Stolzenbach, »ich habe es lediglich nicht gesagt.«

      »Warum eigentlich nicht?« Dr. Trautner sah den jungen Chirurgen neugierig an. »Wenn Sie nicht darüber reden möchten, Sie müssen nicht antworten.«

      »Warum sollte ich nicht darüber reden?« entgegnete Stolzenbach. »Bettina Wagner, damals hieß sie noch Neuner, und ich, wir waren einmal zusammen, ein Paar. Während meiner Studienzeit und zu Beginn meiner Assistenzzeit. Dann hat sie ihren verstorbenen Mann, Konsul Wagner, kennengelernt, und die Sache mit mir war zu Ende. Hier in die Bergklinik ist sie gekommen, ohne zu wissen, daß ich da bin. Durch Zufall haben wir uns dann getroffen, den Rest kennen Sie.«

      »Haben Sie… entschuldigen Sie meine offene Frage«, sagte Dr. Trautner, »haben Sie die Beziehung zu Frau Wagner inzwischen wieder aufgenommen?«

      »Wie kommen Sie denn darauf? Natürlich nicht.«

      »Man hat Frau Wagner sehr spät aus Ihrem Zimmer kommen sehen.«

      Stolzenbach nickte. »Ja, sie war einmal bei mir.«

      »Und Sie haben Wiedersehen gefeiert«, sagte Trautner. »Mit Champagner!«

      Da zog Clemens Stolzenbach die Augenbrauen zusammen. »Sagen Sie mal, was soll die Fragerei? Ist das ein Verhör? Werde ich hier verhört oder wird einem nachspioniert? Die Art unserer Unterhaltung paßt mir nicht.«

      »Mir paßt so manches nicht.« Vinzenz Trautners Stimmvolumen hatte erheblich zugenommen. »Zum Beispiel, daß eine junge Frau, dazu eine Frau aus der Gesellschaft, bei uns auf der Intensivstation liegt, weil sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen.«

      »Das wissen Sie nicht!« Auch Clemens Stolzenbach wurde lauter. »Sie wissen lediglich, daß Bettina ohne Bewußtsein gewesen ist. Hat man mal festgestellt, was und wieviel sie getrunken hat?«

      »Unterstellen Sie Frau Wagner, daß sie trinkt?« Dr. Trautner sah den Professor äußerst vorwurfsvoll an.

      »Ich unterstelle gar nichts«, antwortete der nicht weniger scharf. »Mir ist lediglich aufgefallen, daß Bettina im Gegensatz zu früher, als sie keinen Tropfen Alkohol angerührt hat, ständig danach verlangt. Die Flasche Champagner hat sie beispielsweise ganz alleine geleert. Zu guter Letzt sogar noch mein Glas. Vorher hat sie wissen wollen, ob ich keinen Whisky da habe. Wenn man also nach den möglichen Ursachen ihres Komas forscht, falls es denn überhaupt eines war, dann sollte man nicht unberücksichtigt lassen, was ich beobachtet habe.«

      »Vielleicht