Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Callahan
Издательство: Bookwire
Серия: Apache Cochise Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740939854
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Krieger wirkte durch die Verzerrung überdimensional und fast so groß wie ein Riese.

      »Cochise«, murmelte der Marshal. »Schon wieder Cochise. Mein Gott, was will er nur von uns?«

      Hinter ihm verwehte ein Zuruf Larrys im Sturm. Marley hob die linke Hand und gab das Verstanden-Zeichen.

      Der Häuptling stemmte sich dort oben auf der Felsenplattform gegen den Orkan und blickte nach Norden. Marley sah deutlich, wie er etwas über die Schulter rief.

      Krieger tauchten wie aus dem Nichts auf. Viele Krieger. Sie waren plötzlich da, als hätte sie der harte Fels einfach so ausgespuckt. Die Gruppe von 30 oder mehr Chiricahuas nahm Cochise trotz der erbarmungslosen Kälte in die Mitte, und alle starrten nach Norden.

      Was ist dort? fragte sich Marley. Er zügelte sein Pferd, bedeckte die Augen gegen die harten Schneekristalle mit der Hand und beobachtete die Apachen. Sie befanden sich kaum 60 Fuß über ihm. Wahrscheinlich war da eine Plattform, ein Plateau aus Fels, das ihnen und ihren Pferden Raum bot. Aber weshalb standen sie dort und setzten sich der Kälte und dem Schneesturm aus?

      Inzwischen war es eisig geworden. Die drei Weißen hatten ihre Mackinaws aus der Deckenrolle gezogen und übergestreift. Wie die Indianer auf dem Plateau die Kälte ertrugen, war dem Marshal ein Rätsel. Sie trugen lediglich ihre dünne Wüstenkleidung und dazu sehr hochschäftige Mokassins, die bis an die Knie reichten.

      Die Chiricahuas starrten noch immer in nördliche Richtung und machten keine Anstalten, sich vor dem Schneesturm zu schützen oder den erhöhten Punkt zu verlassen.

      Buck Tinatra kam an Marleys Seite. Er beugte sich im Sattel zur Seite und brachte seinen Mund nahe an Marleys Ohr.

      »Haben die es auf uns abgesehen, Drew?«

      »Glaube ich nicht. Cochise hat uns längst entdeckt. Er würde sich nicht zeigen, wenn er etwas gegen uns unternehmen wollte.«

      »Ich glaube, daß nun alle unsere kleinen Probleme aus der Welt geschafft werden. Mann, Drew, es wird mir ein Vergnügen sein, die Apachen­Squaws zu beobachten, die sich mit

      Feuer und Messer über die Banditen hermachen.«

      Larry, der seinen Kopf rübergeneigt und mitgehört hatte, erbleichte. Er biß sich auf die Unterlippe und wandte das Gesicht wieder dem Orkan zu. Ein saurer Geschmack stieg in seiner Kehle hoch.

      Marley überdachte noch einmal die Chancen, die sie hatten, die Banditen zu fangen. Sie hatten gut gestanden, bis die Chiricahuas aufgekreuzt waren. Was Cochise beabsichtigte, war nicht klar. Sein Verhalten war rätselhaft.

      Hatte der Jefe es sich anders überlegt?

      Wollte er auch die Männer des Gesetzes aus seinem Land haben?

      Ein dicker Eisenring schien Marleys Brust zu peinigen. Er zog die Schultern in den dicken Mackinaw und richtete sein Gesicht im aufkommenden Trotz dem Orkan entgegen. Harte Schneekristalle marterten seine Haut, doch es störte ihn nicht.

      Immer war es die Einbildung, die ihm und anderen Weißen so große Schwierigkeiten bereitete. Das Ereignis selbst war weniger furchterregend als der Gedanke daran. Und Cochise hatte diesen schwachen Punkt bei den Weißen entdeckt. Marley war es klar, daß der legendäre Häuptling jede nur gegebene Chance ausnutzte, um sein Land von dem »weißen Ungeziefer« zu befreien.

      »Sie sind weg!« brüllte Larry.

      Sie waren tatsächlich verschwunden. Marley sah nicht einen einzigen Indianer dort oben und trieb sein Pferd wieder an. Je höher sie kamen, desto stärker wurde der Orkan.

      Und dann ritt der U.S.-Marshal, auf ein weites, geröllbedecktes Feld, das sich voraus in der grauen Dämmerung der Nacht ins Uferlose verlor. Vor seinen Augen erstreckte sich die Fährte wie mit einer Schnur gezogen.

      Marley warf einen flüchtigen Blick nach rechts. Keine Rothaut war zu sehen. Sie waren verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Zuerst glaubte er an eine Halluzination. Schließlich gelangte er zu der Überzeugung, daß er nicht mal einen Hufabdruck von ihnen finden würde, wenn er danach suchte.

      Apachen verstanden es meisterhaft, sich unsichtbar zu machen und alle Spuren zu verwischen. Selbst bei einer fußhohen Schneedecke.

      Marley parierte erneut sein Pferd. Buck und Larry schlossen auf. Hier oben auf der Mesa tobte der Sturm mit unverminderter Gewalt. Die Sicht betrug kaum zehn Yards.

      »Wir müssen weiter!« brüllte Drew. »Weiter! Wenn der Schnee die Spuren bedeckt, ist für uns die Jagd zu Ende.«

      »Dann werden wir gejagt, Andrew«, schrie Larry zurück. »Bei Gott, Drew, wenn sie mich je verwunden und lebend erwischen sollten, hebe bitte eine Kugel für mich auf. Vergiß es nicht.«

      Marley nickte, deutete auf ein hervorragendes Felsmassiv, das nur eine dünne Schneebedeckung aufwies. Der Orkan war so stark hier oben, daß er die Eiskristalle wieder mit sich fortriß. Am Fuße der Formation sah er eine schwache Bewegung, die gleich darauf wieder vom Schneetreiben verdeckt wurde.

      »Wir haben sie!« stieß der Marshal begeistert hervor.

      Der Orkan wurde schwächer und lichtete seinen Vorhang aus weißen Kristallen. Für wenige Sekunden herrschte Stille. Bevor der Blizzard wieder einsetzte, hatten die drei Sternträger genug gesehen.

      100 Yards hinter den Felsen standen über zwei Dutzend Apachen in einem weiten Halbkreis. Unterhalb des wie eine Kerze in den Himmel ragenden Gesteins lagen zwei tote Pferde. Pfeile spickten die Kadaver. Dahinter lehnten zwei Männer mit Gewehren in den Armbeugen an der glatten Wand.

      Die Entscheidung war gefallen.

      »Absteigen!« schrie Marley in den wütend aufheulenden Sturm.

      Larry packte seinen Arm, riß den Marshal zu sich herum. Sein Gesicht wirkte bleich und verzerrt.

      »Die rechnen damit, daß wir uns möglichst gegenseitig umbringen, um dann über diejenigen herzufallen, die das Duell überlebten.«

      Drew schüttelte den Kopf. Die gnadenlose Kälte biß ihm in die Haut und machte seine Finger klamm.

      »Glaube ich nicht, Larry. Cochise hat sie für uns gestellt. Sieh doch, die Rothäute denken nicht daran einzugreifen. Wenn die Sache hier erledigt ist, verschwinden sie, ohne uns zu belästigen.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr, Drew.«

      »Cochise weiß, daß der Erfolg einer Verbrecherjagd bei einem solchen Unwetter zweifelhaft ist. Er griff ein, um uns zu helfen. Los, Jungs, wärmt eure Hände! Jetzt wird’s ernst.«

      *

      50 Meilen östlich von jener Stelle, wo der Tod grinsend seine Sense schärfte und mit dem Teufel um die Seelen der Duellanten pokerte, stampften vermummte Posten durch das Zeltlager, wo General Oliver O. Howard residierte.

      Das große Lager duckte sich unter dem Sturm wie Hunde, die die Peitsche ihres Herrn erwarteten. Nur in Howards Zelt war noch Licht. Der schwache Schein der Kerosinlaterne drang durch die schneebedeckten Wände wie eine Wintersonne durch eine Wolkenbank.

      Stimmen drangen aus dem Zelt – mürrische, verhaltene, grobe und befehlende. Hin und wieder blieb der Posten auf seinem Rundgang stehen, um zu lauschen. Es interessierte ihn nicht, was der General mit seinen Offizieren zu besprechen hatte, er lauschte nur aus Gewohnheit und um die Zeit totzuschlagen. Lange hielt er es im Stehen sowieso nicht aus. Wenn die Kälte in seinen Beinen hochkroch und sein Körper steif zu werden drohte, mußte er sich wieder in Bewegung setzen, um das Blut schneller durch die Adern zu pumpen.

      »Lieutenant George Bascom hat mit einem unüberlegten Streich alles zunichte gemacht, worum ich monatelang kämpfe, Gentlemen.«

      Howards Stimme klang gereizt. Er war es auch. Die Meldungen über die zahlreichen Massaker an Weißen und Mexikanern nahmen überhand und Formen an, die das Blutvergießen des ersten Guerillakrieges weit in den Schatten stellten.

      Die grollende Stimme fuhr fort: »General Sherman will wissen, wie wir die Lage an der Apachenfront wieder in