Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Callahan
Издательство: Bookwire
Серия: Apache Cochise Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740939854
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ihr davon?« fragte Marley und wies auf das Himmelsgestirn.

      »Ziemlich ungewöhnlich«, erwiderte Larry Osborne. »Ist mir auch schon aufgefallen. Verdammt will ich sein, wenn das nichts zu bedeuten hat.«

      »Was könnte es bedeuten?«

      »Orkan, Blizzard, Schnee, was weiß ich.«

      »Es ist spürbar kälter geworden.« Buck betrachtete den Himmel. »Das grüne Licht will mir nicht aus dem Kopf. Bei jedem Sonnenaufgang, und das den dritten Tag.«

      Larry Osborne sagte: »Suchen wir uns besser eine Höhle oder einen geschützten Unterschlupf.«

      Marley sog prüfend die Luft ein. Er zuckte mit den Achseln und schüttelte dann den Kopf.

      »Weshalb eigentlich? Mann, wir haben Spätsommer. Um diese Jahreszeit bläst im Südwesten kein rauher Wind, weder im Himmel noch in der Hölle.«

      Aber auch er machte ein besorgtes Gesicht. Ständig drehte er den Kopf oder sah sich um. Es gab keinen Schutz in der kargen Landschaft. Kalt und abweisend wirkten Grate und Zinnen auf die Reiter.

      Die fahle Sonne zog sich weiter in einen Vorhang aus Wasserdampf zurück und ließ Grün nachfließen. Es strahlte etwas Unheimliches aus, das selbst hartgesottene Männer wie Marley und die beiden Freunde das Fürchten lehrte.

      »Wenn wir nicht an Tempo zulegen, geraten wir in einen furchtbaren Schlamassel«, sagte Buck mit einem Seitenblick auf die Sonne.

      »Wozu beeilen?« sagte Larry. »Schutz finden wir nirgendwo. Es ist also gleich, wo uns das Unwetter überrascht.«

      Es war Spätnachmittag.

      Um diese Zeit schien sonst die Sonne heiß wie ein Backofen. Es dunkelte bereits.

      Der Weg führte aufwärts. Die Pferde prusteten und schnaubten. Es war, als wäre die Luft dünner geworden.

      Larry Osborne warf einen Blick auf Buck Tinatra. Der Freund hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sein Gesicht war schweißgenäßt und angespannt.

      Die Situation der kleinen Gruppe verschlechterte sich von Minute zu Minute. Drew Marley kauerte vornübergebeugt im Sattel und fühlte, wie der Schweiß über sein Gesicht lief und seine Haut zu jucken begann. Es wurde immer dunkler. Das Geräusch der Pferdehufe entsprach dem trägen Rhythmus seiner Gedanken, die sich um die beiden Verbrecher vor ihnen drehten.

      Larry hielt manchmal den Atem an und betete zu Gott in seiner stummen, aber eindringlichen Sprache, daß der Weg bald ein Ende haben möge, auch daß das Unwetter ausbliebe. Aber das Unwetter kam.

      Auffrischender Wind trieb Sand, trockenes Unkraut und Tumbleweeds in den Hohlweg. Die Pferde wurden unruhig. Es war wieder still geworden, unheimlich still. Kein Lufthauch bewegte die dünnen Gräser und Unkrautstengel. Der Marshal warf einen verzweifelten Blick zum Himmel. Von der Sonne war nichts mehr zu sehen. Auch das Grünlicht war weg, wie von einem nassen Lappen vom Himmel gefegt.

      Wo die Sonne stehen mußte, kreiste ein Loch in der schwarzen Wand. Es drehte sich schneller, immer schneller, mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit und wurde von einer unsichtbaren Kraft vorwärtsgetrieben.

      Larry und Buck blickten verzweifelt in die Runde. Es gab keinen Unterschlupf. Der Hohlweg, durch den sie ritten, schien kein Ende zu nehmen. Wie ein dünner Schlauch schnitt er sich in die Berge hinein und führte ständig aufwärts.

      Das Unwetter setzte mit einem ohrenbetäubenden Schlag ein. Man hatte den Eindruck, als wäre damit der Weltuntergang angekündigt worden. Kaum war das Dröhnen verebbt, kündigten sich die ersten Zeichen des Unwetters an. Ein gigantischer Windstoß fegte über die Reiter hinweg. Die Wände des Hohlwegs hielten das meiste von ihnen ab, aber sie bekamen auch so noch genug zu spüren.

      Die Tagesschwüle verwandelte sich in eisige Kälte, die von den Bergen herunterfegte und Menschen und Tieren das Mark in den Knochen zu gefrieren drohte.

      »Gleich geht’s los«, sagte Marley keuchend.

      »Was, zum Teufel, geht los?«

      »Ich hab’s in Montana erlebt«, antwortete Andrew Marley auf Larrys Frage. »Das ist ein ausgewachsener Blizzard, Jungs.«

      »Was losgeht, will ich wissen.«

      »Schneesturm, Eishagel, Orkan.«

      Der Sturm orgelte über ihnen und peitschte sie mit Sand und pflanzlichem Unrat. Die Reiter zogen die Köpfe ein und die Hüte fester.

      Emsig klapperten die Eisen der Hufe auf der Steigung. Es ging immer höher hinauf. Neben ihnen, auf dem rechten Hang, bogen sich Korkeichen, Pinien und Wacholder im Orkan. Der Sturm wurde so heftig, daß das Atmen zur Qual wurde.

      Und dann tat sich das reinste Inferno auf.

      Faustgroße vereiste Brocken fielen vom Himmel, schlugen Beulen und Wunden, rissen lange Schrammen in die unterkühlte Haut. Pferde und Reiter stöhnten unter dem höllischen

      Stakkato des Himmels, der alle seine Schleusen öffnete, Eis und Schnee wie das Strafgericht Gottes auf die Erde schleuderte.

      »Allmächtiger!«

      »Weiter!«

      Die Worte wurden ihnen von den Lippen gerissen. Grelle Blitze zuckten durch die Finsternis, zerfaserten sich wie Seilenden, fuhren krachend in Gipfel und Bäume und zerschlugen wie der Hammer Luzifers alles, was sich von der Erde abhob.

      Nebeneinander kämpften sich die Männer in dem breiter werdenden Hohlweg zur Mesa hinauf. Schnee knirschte unter den Tieren, und Schnee verklebte ihnen die Augen und Ohren. Der Temperatursturz machte allen jedoch am meisten zu schaffen. Die Zähne der Männer klapperten, ihre Hände zitterten, und ihre Füße schienen wie abgestorben.

      Der Orkan holte Atem und ließ eine Pause eintreten.

      Sie waren fast oben auf der Mesa, aber alles, was sie sahen, war eine sterile weiße Fläche, aus der sich Klippen und Grate wie weiße Nasen verkappter Riesen abhoben.

      Der Marshal zügelte überrascht sein Pferd. Wie gesagt, der Orkan holte nur Atem. Durch die dünne Schneewand, die den Hohlweg von dem Plateau wie mit einem Vorhang trennte, sah er etwas Bewegliches. Eine farblose Masse stand wie ein mächtiger Klumpen in der düsteren Landschaft.

      »Großer Gott! Hat sich heute alles gegen uns verschworen?«

      »Ruhe!« befahl Marley. »Keine Panik, Jungs, das sind Apachen.«

      »Greifen sie uns an?«

      »Ich bin kein Hellseher. Aber wenn ich nicht irre, ist Cochise bei ihnen. Und was der nach den vielen Massakern an Weißen und Mexikanern tun wird, wissen die Götter.«

      Tatsächlich war Häuptling Cochise bei dem Pulk grimmig dreinblickender Wasserspeiergesichter. Wie aus Ton modelliert standen sie in der Schneenacht und starrten auf die Weißen. Ein einzelner Mann trat zur Seite. Groß und mächtig in der Statur, gab er mit Handzeichen Befehle.

      Wie ein Spuk verschwanden die Chiricahuas, und der Schnee, der wieder in großen Flocken einsetzte, verhüllte sie.

      »Mann, Mann. Noch nie in meinem Leben habe ich so gezittert.«

      Das sagte Larry. Es klang wie eine Befreiung von einem Alpdruck, wie das Amen nach einem langen Gebet.

      »Sie sind weg«, murmelte der Marshal. Er rieb sich die Augen, als hätte er noch nicht glauben können, daß sie wirklich allein in der verschneiten Wildnis waren.

      Sosehr er aber rieb und die Nässe des tauenden Schnees aus seinem Gesicht entfernte, das Bild blieb.

      Kein Apache stand mehr auf der Anhöhe vor ihm.

      *

      »Sind sie noch hinter uns?« fragte Gus Kilkenny.

      »Bestimmt«, erwiderte Atkins kühl. »Der Sternträger gibt nie auf.«

      »Wir müssen nach einem Unterschlupf suchen, Claude. Wenn der Orkan schlimmer wird, sind wir hier draußen erledigt.«