Auf diesen Erfahrungen, daß die Nahrungsmittel des Thiers die Natur der Milch verändern, beruht der Vorschlag der Ärzte, ihr absichtlich eine arzneiliche Kraft mitzutheilen. Besonders hat man zu diesem Behuf die Ziegen vorgeschlagen, die am leichtesten ein Futter von verschiedener Art fressen. GALEN rühmte vorzüglich die gesunde Milch zu Stabiae, einer Stadt in Kampanien, weil die Wiesen daselbst viele gute Kräuter trugen, RÖSNER empfiehlt gegen die Wassersucht die Milch der Kühe, die mit Mauerkraut (parietaria) gefüttert sind. Bei der englischen Krankheit der Kinder soll man ihnen die Milch von Thieren geben, die Färberröthe unter dem Futter bekommen; bei der Hämorrhoidalkrankheit soll man die Milch von Thieren trinken lassen, die mit der Steinnessel (urtica minor), bei der Verstopfung von Thieren, die mit Salat und Portulak gefüttert sind.
II.
Krankhafte Erscheinungen bei dem Bau und den Verrichtungen der Brüste.
§. 17.
Verschiedenheit in der Form der weiblichen Brüste.
Die Lage der Brüste, ihre geringere oder stärkere Entfernung von einander richten sich theils nach der Größe derselben selbst, theils nach der Beschaffenheit des Brustgewölbes, theils auch nach dem Drukke der Kleidungsstükke, mit welchen man im frühern Alter die Brüste bedekte. Kleine Brüste stehen oft weit voneinander ab, besonders bei hageren, schlanken Personen; da hingegen kurze, untersezte Weiber oft starke, auffallend mehr zusammenstehende große Brüste haben. Blonde und gelbhaarige Mädchen haben feine, zarte und schöne weiße Brüste; Brünetten und schwarzhaarige aber weniger weiße. Bei jenen zeigen sich daher auch die blauen Adern stärker und häufiger, als bei diesen. Eine gelbliche oder bei Brünetten braunere Farbe bekommen die Brüste oft nach vielem Stillen, im Ganzen oder nur an einigen Stellen. Bei Weibern, welche sich viel der Sonne aussezzen, findet man oft ihre obere Hälfte davon braun gefärbt. Wenn ein reizbares Frauenzimmer von Schaam durchdrungen wird, so bekommen ihre Brüste so gut als ihre Wangen die Schaamröthe. Es giebt viele Männer, besonders braune, schwarzhaarige, welche Haare auf der Brust haben. An dem weiblichen Busen finden sie sich selten, nur einzeln aber stark, und auch nur bei Brünetten. Wenn eine Frauensperson eine sehr große Brust hat, so ist daraus noch nicht zu folgern, daß sie auch sehr viel Milch absondern kann; denn manchmal ist es blos die Menge des Fettes, was den großen Umfang macht. Es kann eine ganz kleine Brust doch genugsam Milch zur Stillung eines Kindes hergeben. Mittelmäßig große Brüste sind in dieser Rüksicht die vorzüglichsten. Bei gleichförmig ausgedehnten Brüsten sind die Warzen gerade nach vorne, bei andern mehr voneinander entfernten aber nach dem Arm oder der Seite hin gerichtet. Plattgedrükte Brüste sind immer eine Folge von engen Kleidern, Schnürbrüsten u. dgl. Nach oft wiederholtem Stillen wird der Busen welk, runzelicht und hängend. Eben so nach langdauernden, abmagernden Krankheiten und im hohen Alter.
§. 18.
Gestörte Organisazion der Brust, wie z. B. nach Eitergeschwüren, welche in der Schwangerschaft oder dem Wochenbette geöffnet werden mußten, oder von selbst aufbrachen, geschehen kann, hat eine ungleiche Milchbereitung zur Folge. In der einen Brust wird eine gute, süße, in der andern aber eine bittere, säuerliche oder wässerichte Milch abgesondert. Durch alle folgenden Wochenbette erhält sich alsdann gern die Milch so ungleich, so daß die Säuglinge sie nicht gerne nehmen wollen. Die Farbe der Warzen und ihres Hofs ist in verschiedenen Subjekten sehr verschieden. Bei Blondinen finden sich gewöhnlich diese Theile rosenroth, bei Brünetten dunkler, braunroth. Diese Farbe bleibt entweder die ganze Schwangerschaft hindurch oder sie wird noch mehr erhöhet, selten aber blässer, als sie außer der Schwangerschaft war. Zuweilen ist der Hof groß, zuweilen klein, und so daß er ganz zu mangeln scheint; einmal sind kleine Runzeln, ein andermal hervorstehende Wärzchen darauf zu bemerken. Mancher Hof hat einen ganz bestimmt gezeichneten Umfang, ein anderer verliert sich der Farbe nach ganz unvermerkt in die übrige Haut. Nicht immer steht die Größe der Warzen im Verhältniß mit der Größe der Brüste. Eine große Brust kann eine kleine Warze, und umgekehrt eine kleine Brust eine große Warze haben. Zufälligerweise sind die Warzen bald kürzer, bald länger, bald breiter u. s. w.
§. 19.
Besondere Abweichungen von dem gewöhnlichen Bau.
Die rechtmäßige Residenz des weiblichen Busens ist der erhabenste Theil der vordern Brustfläche, auf dem großen Brustmuskel zwischen der dritten und sechsten wahren Rippe. Beide Brüste sind durch das Brustbein getrennt. Allein zuweilen liegen sie zu hoch oder zu niedrig, sich so nahe, als wenn sie zusammengeschmolzen wären, oder so entfernt von einander, als wenn sie sich flöhen.
Eine Frau hat zwei Brüste, dieses ist die gewöhnliche Zahl. Doch BARTHOLIN erzählt die Geschichte einer Frau, die drei, und CABROLICUS die Geschichte einer andern, die gar vier Brüste gehabt haben soll. HALLER und PLOUCQUET führen ähnliche Fälle an. Auch will man Beobachtungen von Amazonen haben, die nur eine oder gar keine Brust hatten. Sie litten entweder an einem ursprünglichen Mangel derselben, oder hatten sie durch Abszesse, Geschwüre, den Krebs und durch die Amputazion des Messers verlohren.
In Ansehung der Größe der Brüste haben wir uns ein gewisses mittleres Maaß als Normalmaaß abgesondert, welches wir als das schönste und gesundeste annehmen, und merkliche Abweichungen von demselben für fehlerhaft halten. Bei einigen afrikanischen Völkern, bei den Bewohnern des Südmeers, in Egypten, in Portugal findet man ungewöhnlich große Brüste, die bis unter den Bauch herabhängen, über die Schultern geworfen, und unter den Armen durchgestekt werden können, um das Kind auf dem Rükken zu säugen. Auf dem Kap soll man Geld- und Tobaksbeutel aus den Brüsten der Hottentottinnen bereitet, feil haben. Ach unter uns hat man dann und wann solche ungeheuer große Brüste beobachtet, welche übrigens dabei gesund oder krank waren. BORELL, WELSER, SALMUTH und LESKE erzählen Fälle von Brüsten, die zehn, zwölf, ja gar vier und sechzig Pfund gewogen haben. MANDELSLOH führt ein Beispiel von einem zweijährigen Mädchen an, dessen Brüste so groß wie bei einer säugenden Frau waren, und die schon in ihrem dritten Jahr ihre Reinigung bekam. Ein solches monströs großes Euter ist weder schön noch gesund; es beleidigt das Auge, hindert die freie Bewegung der Arme, die Respirazion durch seine Schwere, und pflegt durchgehends eher arm als reich an Milch zu seyn. Fälle des Gegentheils, Brüste die so klein sind, daß sie ihr Geschäft nicht verrichten können, finden wir noch häufiger. Manche Weiber, die Mannjungfern und besonders die langen, dürren, und hektischen Schatten haben eine platte Brust, wie die Mannspersonen; die Haut ist auf die Rippen aufgeleimt, und die Brustwarze gleichsam in die Knochen eingeschroben. Sind die Eierstökke bei Thieren vor der Mannbarkeit weggeschnitten, so sollen gar keine Brüste entstehen, auch sollen sie sich wieder verzehren, wenn diese Amputazion nach der Mannbarkeit vorgenommen wird.
§. 20.
Die Form einer Halbkugel ist wohl der gewisse Umriß, den eine schöne Weiberbrust haben soll. Um desto kränkender ist es für das weibliche Geschlecht, daß es sich die Natur so oft erlaubt, von dieser Normalform Ausnahmen zu machen. Gewöhnlich pflegt schon das erste Wochenbette diese Form