Über die weiblichen Brüste. Johann Georg Klees. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Georg Klees
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066112622
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zusammengenommen läßt sich die bekannte Erscheinung des Steifwerdens der Warzen bei einer wollüstigen Empfindung oder bei einem von außen angebrachten Reiz, z. B. dem Reiben mit dem Finger, sehr leicht erklären, indem sich alsdann das Blut hier anhäuft und aufhält. Bei Jungfern und Nichtschwangern sind die Warzen gewöhnlich klein und gedrükt; bei Säugenden und Schwangern hingegen größer, höher und weicher. In ihnen öffnen sich die Milchgänge, welche nach deren Spizzen hinlaufen.

       Die Hautbedekkung.

       Inhaltsverzeichnis

      Die allgemeine Hautbedekkung der Brüste richtet sich in der Farbe nach der der Haare. Bei Blonden ist sie weiß, fein und zart, so daß das darunter liegende Adergewebe bläulich durchschimmert; bei Brünetten bemerkt man alles dieses weniger. Die Haut ist elastisch und einer großen Ausdehnung fähig, obwohl sie sich nachher nicht leicht wieder in demselben Grade zusammenzieht. Unter der äußern Haut der Brüste trifft man eine Lage von Fett an, welche die zweite Bedekkung der Milchdrüsen ausmacht. Der drüsigte Theil der Brust nämlich liegt eigentlich zwischen zwei Fettlagen. Die äußere Lage stellt sich in vielen kleinen Klumpen dar, begleitet die Milchleiter, und sezt sich zwischen die Milchdrüsen. Sie macht die Größe und Erhabenheit der Brust aus. Vermittelst ihrer erheben und verschönern sich die Brüste in den ersten Jahren der Mannbarkeit, und der Mangel dieses sich verzehrenden Fettes ist es, welcher bei alten Weibspersonen die Brüste hängend und schlaff macht. Die zweite Fettlage, womit die Brustdrüsen auf der den Rippen zugekehrten Seite bedekt sind, macht nur ein zähes Gewebe aus, vermöge dessen die Brüste auf dem großen Brustmuskel angewachsen sind, und in welchem die Wassergefäße laufen. Der Hof und die Warzen sind größtentheils von diesem Fette entblöst.

       Die Drüse.

       Inhaltsverzeichnis

      Was demnach die eigentliche Substanz der Brüste ausmacht, sind die sogenannten Milchdrüsen. Jene verschiedentlich gebauten Organe unsers Körpers, welche zu Absonderungen gewisser Feuchtigkeiten, wie z. B. des Speichels, dienen, nennen wir Drüsen. Sie bestehen aus einem innigen Gewebe einer zahlreichen Menge von Gefäßen, welche durch dichte Fasern miteinander verbunden sind, zum Theil ineinander übergehen, und mannichfaltige Richtungen und Krümmungen annehmen. Sie endigen sich sodann in einen oder mehrere Ausführungsgänge.

      Die Brustdrüse selbst ist verschieden bei den Mädchen und bei der Milchabsonderung, und hier den Speicheldrüsen ähnlich. Ihre vordere Fläche ist ungleich, konvex, die untere hingegen flacher, konkav. Ihr Umfang ist elliptisch. Sie enthält verschiedene Gruben und Einbiegungen, und ist in mehrere, durch Zellgewebe zusammenhängende, Stükke, in kleine Lappen abgetheilt. Ihr äußerer und oberer Rand ist dünner als der hintere und untere.

      Die Milchgänge nehmen in unzähliger Menge ihren Ursprung aus dieser Drüse, laufen allmählig in größere Zweige zusammen bis in die Warzen, ohne deßwegen Anastomosen oder Verbindungen unter sich einzugehen, wohl aber werden sie in ihrem Verlaufe einmal weiter und bilden kleine Säkke. Ohne die Anzahl der leztern genau bestimmen zu können, nahm man im Durchschnitt deren funfzehn bis siebenzehn an. Alle jene Milchgefäße laufen also von dem Mittelpunkt der Brüste nach deren Umkreis übereinander weg, so daß der größte Theil der von einem Milchleiter abstammenden Gefäße beieinander bleibt. Alle diese Milchgefäße stellen gleichsam lauter kleine, auf verschiedene Art zusammengehäufte Därmchen vor. Gewöhnlich sind sie zusammengefallen und geschlossen, bis sie durch den innern Andrang von Milch, und durch den Reiz, den das säugende Kind macht, sich öffnen und den abgeschiedenen Nahrungssaft hergeben.

      Man hat bei Leichnamen in jeden ausführenden Milchgang nahe bei der Spizze der Brustwarze kleine Röhren eingebracht, durch welche man eine jegliche mit einer Materie von besonderer Farbe, mit roth, gelb oder braun gefärbtem Wachse aussprizte, und gefunden, daß sich diese Farben nirgends untereinander vermischt haben. Daraus folgt, daß die weibliche Brust aus so vielen Drüsen zusammengesezt sey, als abführende Milchgänge in die Brustwarze sich öffnen. Alle diese Drüsen sind durch ein kurzes, zähes, zaserichtes Gewebe ineinander verwachsen. Deßwegen kann auch ein Kind an einer Brust noch saugen, in welcher schon der eine oder andere Milchkanal verstopft ist. Die noch offenen Kanäle sind hinlänglich, die Begierde des Kindes zu sättigen.

       Arterien, Venen, Nerven und absorbirende Gefäße der Brüste.

       Inhaltsverzeichnis

      Zu ihrer Ernährung besizzen außerdem die Brüste noch eigenthümliche Puls- und Blutadern. Durch jene wird das Blut in dieselben hineingeleitet, durch diese zurükgeführt. Ursprünglich aus dem Herzen durchströmt das Blut in einem gewissen Zeitraum unsern ganzen Körper, kommt in jeden lebenden, ernährten Theil, und von da wieder in das Herz zurük. Endlich haben die Brüste noch eine Menge Nerven, die Werkzeuge der Empfindung in dem menschlichen Körper. Besonders reichlich sind damit die Warzen versehen, und hierinnen liegt der Grund, warum manche Mütter bei dem Säugen der Kinder einen hohen Grad von angenehmer, oft wollüstiger Empfindung haben. Von Pulsadern, welche zu der Brust gehen, entdekt die Anatomie hauptsächlich vier Stämme, die subclavia und deren Fortsezzung, die axillaris, mammaria und die intercostales. Die Blutadern, deren Verästelungen man in den von Milch aufgetriebenen Brüsten schon sieht, begleiten überall die Schlagadern, und laufen endlich in die vena mammaria interna, in die vena thoracica externa und in die intercostales zusammen. Die Nerven der Brüste entstehen von dem Interkostal- oder Rükkennerven, und dann von den Cervikalnerven. Man theilt sie in die Nerven der Drüse, und die der Haut. Die lymphatischen Gefäße der Brüste haben zwei Plexus, den äußern und den innern. Sie nehmen sowohl aus den Milchkanälen selbst, als aus dem Zellgewebe ihren Ursprung. Daher bei Entwöhnenden die schnelle Vertreibung der Milch. Sie dienen dazu, diese Feuchtigkeit einzusaugen und dem Blute wieder beizumischen, und zwar nicht allein durch den ductus thoracicus, sondern auch durch die benachbarten Blutadern. Sie vertheilen sich unter die Drüsen der Achselgrube und in die großen Arm- und Halsblutadern. Wenn Säugende ihre Kinder absezzen, so fühlt man oft die Achseldrüsen, zu denen die hier beschriebenen absorbirenden Gefäße hinlaufen, geschwollen und schmerzhaft.

       Wachsthum der Brüste.

       Inhaltsverzeichnis

      Zu der Zeit der Mannbarkeit ist das weibliche Geschlecht gewissen Veränderungen in dem Körper unterworfen. Die Brüste fangen an zu wachsen. Die monatliche Reinigung stellt sich ein. Dieses ist ein alle vier Wochen entstehender natürlicher Blutfluß aus den weiblichen Geburtstheilen, welcher einige Tage dauert, und von selbst wieder aufhört. Ohne ihn kann die Gesundheit des Weibes nicht bestehen. Auf diese Naturerscheinungen hat das Klima großen Einfluß. In wärmern Gegenden ereignen sie sich ungleich früher als in kältern und gemäßigten. Bei uns fällt dieser Zeitpunkt in das vierzehnte Jahr, doch leidet es seine vielfältigen Ausnahmen. Das männliche Geschlecht kommt im Allgemeinen später zur Reife. Überhaupt liefern die Organe der weiblichen Brüste zu verschiedenen Zeiten verschiedene Phänomene. Bei neugebohrnen Kindern sind sie ein wenig geschwollen und weich, und bei dem Druk ergießt sich ein wenig Lymphe. Zur Zeit der Mannbarkeit bei dem Erscheinen des Monatlichen erwachen sie gewissermaßen aus ihrem Schlafe: sie fangen an zu leben; es entsteht mehr Blutzufluß, sie werden fetter, härter, wachsen in ihrer ganzen Substanz und formiren die Halbrunde. Von nun an sezerniren sie noch nicht, die Warze ist niedergedrükt, rosenroth. Zur Zeit der Schwangerschaft schwellen sie noch mehr und schmerzen. Nach der Geburt wird die Milch erst abgesondert; die bisher zusammengefallenen Milchgefäße erheben sich von dem Saugen an der Warze. Sie