Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959796767
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Sie wohl daran gehindert, auch zu der Brandstelle hinzulaufen«, spöttelte der Arzt.

      Idaho Kid wandte sich um und warf die Tür dröhnend hinter sich zu.

      So sah das also aus. Doc Collins, Careys Sohn und dessen Freund hielten ihn in Schach!

      Diese Gewißheit trieb dem Verbrecher für einen kurzen Augenblick eine Siedehitze in den Schädel. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn.

      Ganz fern irgendwo in seinem Hirn dämmerte ihm jetzt die Erkenntnis, daß die Gegner, die er hier hatte, stärker waren, als er ahnte.

      Er hatte nur noch eine Chance: Schnell und brutal handeln, wie er es sonst immer getan hatte.

      Heavens, jetzt hätte er Tucker gebraucht. Der war tot. Er selbst hatte ihn niedergeschossen wie einen tollen Hund.

      Und der Stern, den sie ihm hier an die Brust hefteten, hatte ihn blind und taub gemacht. Nicht nur stolz und hochmütig.

      Auf dem Vorbau blieb er stehen, nahm den Hut vom Kopf und wischte sich mit dem karierten Taschentuch über die Stirn und durch den Nacken.

      Als er aufblickte, schrak er erneut zusammen.

      Er sah in ein eiskaltes Augenpaar. In ein Augenpaar, das er schon kannte, aber das er so noch nicht gesehen hatte.

      Devils, es gehörte dem geschniegelten jungen Collins. Er lehnte drüben vor Kellys Bar an einem Vorbaupfeiler, hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände tief in die Hosentasche geschoben. Von einer grünschimmernden schwarzbestickten Weste stach die breite goldene Uhrkette blitzend ab.

      Und dann dröhnte es plötzlich wie ein Gongschlag durch den Schädel des Verbrechers. Die Augen des Mannes da drüben hatte er schon gesehen. Yeah, in jenem Spielsalon drüben in Abilene.

      Und der Besitzer dieser Augen hatte gegenüber am Spieltisch gesessen, er hatte kurz nach Mitternacht seinen großen Trick erkannt, ihm mit einem blitzschnellen Griff das As aus dem linken Ärmel gezogen. Dann, als Ceveller zurückspringen und seine Leute die Colts ziehen wollten, war der Mann wie eine Schlange hochgefahren, hatte zwei blitzende Sixguns in den Fäusten gehabt und ihn mit den gleichen Augen angesehen wie jetzt.

      Holliday! Doc John H. Holliday!

      Tonlos hauchte der Mörder den Namen vor sich hin.

      Die Erkenntnis traf ihn wie ein Peitschenschlag. Wild hämmerte es in seinem Schädel.

      Und mit dieser Erkenntnis war ihm eine weitere, eine viel fürchterlichere gekommen:

      Der Mann, der drinnen auf Forrestiers leerem Bett gesessen hatte, konnte niemand anderes als der Marshal Earp sein!

      Yeah, er mußte es sein!?Zounds, wo hatte er seine Augen gehabt? Der große Revolver in der Linken, dieses Gesicht, seine blitzschnellen, geradezu phantastisch schnellen und doch so eiskalten Aktionen…

      Und jetzt, in der Minute, da der Verbrecher Ceveller sich plötzlich verloren und regelrecht umstellt und eingefangen sah, kam ihm noch einmal eine Idee, die seinen Untergang verschieben sollte.

      Er tat nicht das, wozu es ihn in seiner Verzweiflung trieb: Er zog nicht den Colt und beging nicht den Wahnsinn, sich gegen den tödlichen Gunfighter Holliday mit dem Revolver zu stellen.

      Nein. Der Verbrecher Kid Jonathan Ceveller war noch nicht am Ende seines Trails.

      Der Ritt, der vor achtunddreißig Jahren drüben im kleinen Pocatello im Staate Idaho begonnen hatte, erhielt noch einen Aufschub.

      Vielleicht war es die wichtigste Minute im Leben des Banditen. Er tat etwas, das er sich selbst vorher niemals zugetraut hätte. Er handelte denkend, yeah, denkend und überlegend.

      Ganz kalt war sein Hirn plötzlich, kalt wie die Augen des Mannes da drüben.

      Ceveller setzte seinen Hut wieder auf den Schädel und ging mit langsamen müden Schritten über die Straße hinüber.

      Drei Yards vor Holliday blieb er stehen.

      Er hob den Kopf und sah den Mann fest an.

      »Collins, ich bin ein rauher Bursche. Ich weiß, ich habe Sie etwas grob behandelt, aber Sie werden das vergessen. Drüben brennt das Südende der Stadt. Ich habe vorhin einen großen Wagen da hinunter fahren sehen. Ein langer blonder Bursche führte ein Vierergespann… Plötzlich mußte ich an Forrestier denken. Ich sah nach ihm. Aber Ihr Freund saß auf seinem Bett. Da ist also anscheinend alles in Ordnung.«

      Holliday antwortete nichts. Schweigend lehnte er an dem mit indianischen Schnitzereien bedeckten Pfeiler und bohrte seine scharfen Augen geradewegs in das Gesicht des Banditen.

      Es war die schwerste Minute im Leben des Kid Ceveller.

      Aber er überstand sie.

      Der Marshal konnte ihm nichts beweisen, gar nichts. Glücklicherweise nicht.

      Allerdings hatte er jetzt auch keine Zeit mehr zu verlieren. Das Spiel hier war zu Ende. So bitter ihn der Gedanke auch ankam – sein Leben ging vor.

      Eiskalt und gelassen stand dieser Doktor Holliday da und starrte ihn an. Er wußte, daß er ein Bandit war – aber er konnte es nicht beweisen.

      Und drüben in der Unterkunft des Arztes war der scharfe Earp aus ­Dodge und stand jetzt höchstwahrscheinlich hinter den Gardinen des hochgeschobenen Fensters.

      Wie waren ausgerechnet diese beiden Männer hierhergekommen?

      Jemand mußte sie gerufen haben!

      Teufel auch, daß er nicht gleich über Hollidays Gesicht gefallen war! Wie hatte er es nur vergessen können. Es waren die Augen gewesen, die plötzlich die ganze scheußliche Erinnerung wieder in ihm hellwach hatte werden lassen.

      Dieser verdammte Gambler hatte ihn schon einmal fast vernichtet – es sollte ihm nicht wieder gelingen.

      Wer er wirklich war, der Idaho Kid, das wußten die beiden sicher nicht, sonst hätte Wyatt Earp bestimmt nicht eine Minute gezögert, ihn festzunehmen.

      Wyatt Earp! Heavens, wenn er an diesen Namen dachte, lief es ihm eiskalt über den Rücken. Drüben in Idaho hatten die Boys oft abends an den Campfeuern von ihm und auch von Doc Holliday gesprochen. Er hatte sich wohlweislich gehütet, zu gestehen, daß er schon mit Holliday zusammengeraten war. Die wildesten Storys wußten die Boys von Wyatt Earp zu erzählen. Auch in den Zeitungen wurde von seinen Taten berichtet. Und ausgerechnet diesen Spurenjäger hatte er jetzt auf dem Hals.

      Aber er würde sich herauswinden. Und wenn er Gott weiß was dazu aufbieten müßte!

      Sie konnten ihm ja nichts beweisen.

      Wenn sie auch wie lauernde Wölfe dalagen und ihn beobachteten.

      Ceveller mühte sich, sein trockenes Schlucken vor dem Gambler zu verbergen.

      »Wir müssen zusammenarbeiten, Collins. Es hat doch keinen Sinn, wenn wir hier in der Stadt auch noch gegeneinander stehen. Die Leute haben mich nun mal zum Sheriff gewählt. Well, also werde ich meine Pflicht tun. Und wenn Forrestier wieder auf den Beinen ist, kriegt er den Stern zurück. Das ist doch klar. Schließlich war er nur krank. Irgendein Schweinehund, den ich finden werde, hat ihn niedergeschossen. – Hören Sie, Collins, Sie und ihr Freund Carey, Sie sind Leute, die ich brauche. Wir müssen den großen Wagen finden. Ich habe zufällig gesehen, daß er von dem Corral die Mainstreet überquerte…«

      Er redete wie ein Buch.

      Holliday hätte ihn am liebsten geohrfeigt, aber der Marshal hatte ihn gewarnt: keine Unvorsichtigkeiten. Wir müssen ihn auf frischer Tat ertappen.

      Das war bisher noch nicht möglich. Sie würden ihm weitere Fallen stellen, und in einer würde er sich verfangen.

      Ceveller wandte sich um und ging nach rechts davon. Er wollte offensichtlich zu der Brandstelle hinüber.

      Holliday blickte ihm nach.

      Als der Missourier drüben mit Doc Collins aus dem Haus trat, sank die Sonne eben im Westen hinter