Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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der sein Opfer zu Tode hetzt …«

      »Sei still, Hopkins. Weshalb hast du den Revolvermann auf die Calligan-Farm gehetzt? Was wolltest du dort?«

      Die Augen des Banditen wurden eng. Fieberhaft jagten sich die Gedanken in seinem düsteren Hirn. Er hatte sofort gespürt, dass diese Frage ihm das Genick brechen sollte.

      Bing Long!

      Wo war er? Hatte der Hilfs-Marshal ihn gefangen, oder war Bing tot? Wenn er noch lebte, hatte er sich vielleicht dadurch zu retten versucht, indem er alle Schuld auf seinen Gefährten abgewälzt hatte. Aber vielleicht war er auch tot.

      Wyatt Earp sagte schnell: »Du brauchst nichts zu sagen, Hopkins, es ist alles klar.«

      Da brüllte der Bandit: »Nichts ist klar! Bing Long hat die Idee gehabt. Von Anfang an. Er sagte, auf der Farm wäre eine Goldkiste. Und er hat in Lamar auch die Idee gehabt, Flanagan anzuwerben.«

      »Und du bist mit Flanagan geflüchtet, nachdem er die Frau erschossen hatte!«

      »Yeah!«, keuchte der Tramp. »Er hat mich unterwegs gestellt. Ich musste ihm etwas vorschwindeln, um mit dem Leben davonzukommen. Er wollte mich umbringen, weil wir beide ihn so höllisch in die Tinte geritten hätten. Da habe ich ihm gesagt, ich wüsste unten bei Seminole eine Silberader …«

      »Es ist gut, Steve Hopkins. Lass den Revolver fallen und steh auf.«

      In den rotgeränderten Augen des Banditen stand ein Lauern.

      »Werde ich gehängt, Earp?«, fragte er hastig.

      »Ich weiß es nicht.«

      »Ah, du weißt es nicht. Es ist also möglich?«

      »Du hast Flanagan auf die Calligan-Farm geführt. Du trägst einen Teil der Schuld am Tod der Frau.«

      Hopkins belferte los: »Das ist nicht wahr! Niemand sollte getötet werden. Was kann ich dafür, dass Flanagan sofort schoss wie ein Wahnsinniger! Er ist eben ein Revolvermann und hat sich so benommen.«

      Wyatt senkte den Kopf.

      »Hopkins«, sagte er gedehnt, »Mary Calligan war Mutter von vier Kindern!« Der Tramp lachte hart auf.

      »Yeah, es muss ja so etwas sein. Sonst wärst du ja nicht hier, nicht wahr, Earp! Es ist also drin, dass ich an den Ast muss.«

      Wyatt kreuzte die Arme über der Brust.

      »Wenn ich Flanagan gegriffen habe, werde ich versuchen, Richter Gordon zu bitten …«

      »Richter Gordon zu bitten?«, bellte der Tramp dazwischen. »Ha – lass das Säuseln, Earp!« Er lachte wieder hart auf. »Ich bin im Bilde, Freund, Richter Gordon sitzt in Joplin. Er wird Hal Flanagan an den Strick bringen, und mich wird er nicht davonkommen lassen!«

      »Wenn du den Colt fallen lässt und mit ins Sheriff-Office kommst, Hopkins, habe ich etwas, was ich Richter Gordon erzählen könnte.«

      Hopkins richtete sich langsam auf. Er hatte den Colt vorgestreckt.

      »Das rollt nicht, Earp. Im Gegenteil: Ich sehe jetzt sonnenklar. Es gibt überhaupt nur einen Zeugen gegen mich: Und der bist du selbst! Du hast Bing gestellt – und du wirst Flanagan jagen. Du bist es, der mir die Schlinge um den Hals legt. Nur du allein. Und deshalb wirst du sterben!«

      »Was bringt dir das ein?«, fragte der Constabler gelassen.

      »Das wird sich zeigen.«

      »Du kommst hier nicht raus. All diese Männer wissen jetzt, dass ich ein Mar­shal bin, ein Mann des Gesetzes. Wenn du mich zusammenschießt, müssen sie dich aufhalten.«

      Steve Hopkins ließ den Blick schnell über die Männer im Schenkraum schweifen. Dann hob sich seine breite Brust, und in seinem Affengesicht stand ein überhebliches Grinsen.

      »Du irrst dich, Earp! Die Leute kennen mich noch nicht. Ich bin Steve Hopkins und werde mir den Weg freischießen!«

      Wyatt nickte. »Wie du willst. Aber dann wirst du mich in den Rücken schießen müssen, Hopkins.«

      Er wandte sich um und ging langsam und mit erhobenem Kopf zwischen den Tischen zurück.

      »Dreh dich um!«, geiferte der Tramp.

      »Ich denke nicht daran. Wenn du schießen willst, musst du in meinen Rücken schießen.«

      »Wo willst du hin?«

      »Ich hole meinen Revolver.«

      Wyatt war etwa neun Yards von dem Tramp entfernt, da stieß dieser den Colt vor.

      Aber der Schuss, der durch den Raum peitschte, kam von der Tür her.

      Jeff Bleasdale stand in den bastgeflochtenen Schwingarmen, breitbeinig und schwer stand er da. Seine harten Falkenaugen glühten.

      Noch hatte er den rauchenden Revolver in der Rechten.

      Nur einen Sekundenbruchteil vor dem Schuss hatte sich Wyatt fallen lassen und blitzschnell zur Seite gerollt. Er blickte zurück zur Theke, sah, wie Steve Hopkins zur Tür starrte, auf den kleinen grauhaarigen Sheriff, dann ein verzerrtes Lächeln um die Mundwinkel hatte und gleich darauf hart auf die Dielen aufschlug.

      Wyatt stand auf und ging zu ihm hin. Der Colt lag neben dem Kopf des toten Tramps.

      Wyatt nahm die Waffe auf und ließ die Trommel rotieren.

      Es fehlte eine Kugel.

      Bleasdale war Wyatt gefolgt. Er sah nur auf den Colt in Wyatts Hand.

      »Du brauchst nicht zu zählen, Earp. Er hat auch geschossen, im gleichen Moment; die Kugel zischte da, wo du gestanden hast, durch die Luft und steckt drüben im linken Türpfosten. Er war ein schneller Schütze – aber nicht gut genug im Treffen.« –

      Eine halbe Stunde später standen die beiden Männer vor dem Sheriff-Office.

      Wyatt hatte seine Revolver wieder umgeschnallt.

      Bleasdale schob den Hut zurück und sagte. »Warte einen Augenblick, Earp.« Er ging ins Office und kam gleich darauf mit einem Gewehr und einem Sattel zurück.

      »Was haben Sie vor?«, forschte der Constabler verblüfft.

      »Ich reite mit dir.«

      »Wohin?«

      »Ist mir einerlei. Flanagan fehlt ja noch.«

      »Weshalb? Sie können doch die Stadt nicht ohne Sheriff lassen!«

      In dem faltigen Gesicht des grauhaarigen Mannes stand ein verzichtendes Lächeln.

      »Du weißt doch, wie der Job hier lief, Earp. Bei der ersten Schießerei bin ich ihn los. Das war abgemacht.«

      In diesem Augenblick trat ein älterer Mann mit ernstem Gesicht von der Straße her auf den Vorbau.

      »Sheriff, wo wollen Sie hin?«

      Bleasdale musterte den Mann. »Ich reite weiter, Major. Der Job ist entzwei. Wie Sie es gesagt haben. Ich habe geschossen.«

      Der Bürgermeister nickte. »Ich weiß, Bleasdale. Aber Sie mussten schießen. Mein Bruder war im Saloon und hat alles beobachtet. Sie sollen nur Schießereien verhüten. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache. Dass Sie selbst dabei mal einen Schuss abgeben müssen, hat nichts damit zu tun. Packen Sie also Ihren Sattel wieder an den Haken, und bringen Sie die Winchester zurück in den Ständer.«

      Bleasdale blickte den Missourier an. Dann presste er die Augen kurz zu und zwinkerte in die Sonne.

      »Du hast es gehört, Earp. Du musst allein reiten …«

      *

      Der zweite Mann war gestellt.

      Er hatte seine Strafe gefunden.

      Steve Hopkins war ein gewissenloser Verbrecher gewesen. Er allein hatte den Plan mit den Überfällen ausgeheckt. Wenn Wyatt gewusst hätte, was er mit seiner eigenen Familie, mit seinen drei Brüdern,