Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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an.

      »Du bist ein armseliger Landstreicher, Hopkins, und dumm bist du noch dazu. Es gibt nur einen Mann, dem ich es zutraue, dass er uns über Hunderte von Meilen folgt.«

      »Wyatt Earp?«, stieß der Tramp hervor. »Yeah.«

      »Weshalb?«

      Um Flanagans Mund lag ein hartes Lächeln.

      »Du wirst nicht alt werden, Hopkins. Ich fange an zu glauben, dass der dumme Long dein Gedächtnis war. – Ich habe oben bei Lamar auf der Farm eine Frau erschossen. Das war Mord. Verstehst du. Und dieser Earp weiß, dass ich es war, denn der Alte, den ich angeschossen habe, hatte ja Zeit genug, mich eingehend zu betrachten.«

      Hopkins blickte düster vor sich hin. »Glaubst du wirklich, dass er uns so weit folgt?«

      »Ich traue es ihm zu. Ganz von dem Steckbrief abgesehen, den sie in Lamar hinter uns her jagen.«

      Hopkins wischte durch die Luft.

      »Äh – vielleicht siehst du Gespenster!«

      Flanagan betrat den Saloon.

      Hopkins folgte ihm.

      Als die beiden auf die Theke zugingen, erhob sich von einem Tisch an der Tür ein Mann.

      Flanagan wandte sich blitzschnell um.

      »He, Brother, wohin so eilig?«

      Der Mann war im Gesicht aschgrau geworden.

      Flanagan lachte hart auf.

      »Vielleicht einen kleinen Gang zum Sheriff machen? He?«

      Hopkins, der neben dem Schießer stand, schluckte.

      Flanagan bestellte sich einen roten Kentucky dry. Ohne dabei jedoch die Tür aus den Augen zu lassen.

      Hopkins rührte sich nicht vom Fleck. Auch er starrte auf den Mann, der bei ihrem Eintritt hatte hinausgehen wollen.

      Nach fünf Minuten verließen sie den Saloon.

      Flanagans Rechte blieb dicht beim Revolverkolben, als er aufs Pferd stieg.

      Am Ende der Mainstreet knurrte er: »Noch Fragen?«

      Hopkins schüttelte stumm den Kopf. Sie wussten nun, dass der Wolf auf ihrer Fährte saß.

      Aber Flanagan hatte ihn abgeschüttelt. Jedenfalls war es ihm durch seinen Trick gelungen, dem Constabler in den Rücken zu kommen.

      Als sie in einer Halde zwischen hohem Gesträuch ihr Nachtlager aufschlugen, lehnte sich Flanagan zurück und meinte: »Wir müssen uns trennen, Hopkins. Jeder reitet für sich allein, du weiter südlich, ich weiter nördlich. In Seminole treffen wir uns. Ich werde vor dir dort sein und auf dich warten. Aber das sag ich dir: Wenn du nicht kommst und wenn das mit der Silberader in den Red-Hills Lüge war, kannst du dich lieber gleich aufhängen.«

      Hopkins war in jener schwarzen Nacht hinter der Calligan-Farm von Flanagan überrascht worden. Der Schießer hatte ihm aufgelauert auf dem Weg nach Cherokee. In seinem Zorn hatte er ihn erschlagen wollen.

      Hopkins, der Fuchs, verstand sich durch eine Lüge aus der Schlinge zu ziehen. Er sagte, dass der Hauptgrund seiner und Longs Reise in den Süden eine große Silberader bei Seminole unten in Texas gewesen sei. Er selbst habe sie vor vier Jahren entdeckt und wolle sie jetzt abbauen.

      Die Habgier des Schießers war durch die ihm entgangenen Goldkisten erwacht. Gut denn, hatte er sich gesagt. Was schadet es, wenn ich mit ihm reite. Es liegt in meiner Richtung. Und was ich hier oben mit ihm vorhatte, kann ich im Sand von Texas bedeutend leichter erledigen.

      Hopkins seinerseits hoffte, auf dem langen Ritt eine Gelegenheit zur Flucht zu finden. Aber immer, wenn er in der Nacht aufgestanden war und das Lager hatte verlassen wollen, war Flanagan, aufgewacht.

      Hopkins hatte dann immer so getan, als habe er Geräusche gehört.

      Er war nicht so leicht abzuschütteln, der misstrauische Revolvermann.

      *

      Nach drei Tagen wusste der Missourier, dass Flanagan ihm ein Schnippchen geschlagen hatte. Der so hart geänderte Kurs konnte nur dann einen Grund haben: In den Rücken eines etwaigen Verfolgers zu kommen.

      Wyatt tat das Vernünftigste, das ihm zu tun blieb: Er wartete da, wo die Spur nach Osten abbog.

      Zwei Cowboys von der großen Lumbarry-Ranch hatten die beiden Reiter gesehen, als sie hinter einem Hügel scharf nach Osten abbogen.

      Da Flanagan bisher eine ganz bestimmte Richtung eingehalten hatte, vermutete Wyatt, dass er wieder durch diese Gegend kommen würde. Außerdem hatte er das sichere Gefühl, dass der Schießer seiner Heimat, dem Panhandle, zustrebte. Das war das Dümmste, was er tun konnte, wenn er verfolgt wurde, aber es hatte tatsächlich den Anschein, dass es so war.

      Wyatt hatte in der kleinen Stadt Strong-City Speck, Bohnen, Mehl und Brot gekauft. Draußen, am Rande der Lumbarry-Weide, hatte er sein Lager aufgeschlagen.

      Aber es vergingen sechs Tage, ohne dass sich eine Spur von den beiden gezeigt hätte. Von einer dunklen Ahnung getrieben, ritt der Constabler zurück in die Stadt.

      Strong-City war eine jener kleinen Zigarrenkistenstädte, wie sie überall in diesem Land zu finden waren. Eine einzige Straße, die von etwa hundert Häusern gesäumt war, ein Saloon, ein Store, ein Blacksmith, ein winziges Sheriff-Office und Wohnhäuser, das war Strong-City in Oklahoma.

      Als Wyatt vor dem Store aus dem Sattel stieg, um seinen Proviantvorrat aufzufüllen, sah er zufällig schräg gegenüber, zwischen einer Reihe von Pferden, einen Gaul, den er schon einmal gesehen hatte. Es war ein schwerer kurzleibiger Fuchs mit kantigen Sprunggelenken und ungepflegtem Fell.

      Die Augen des Constablers wurden messerscharf.

      Dieses Pferd gehörte dem Tramp Steve Hopkins. Jedenfalls hatte er es geritten, als er nach Lamar gekommen war.

      Wyatt schlang seine Zügelleinen um den Querholm und ging langsam auf die andere Straßenseite. Auf den Stepwalks ging er weiter vorwärts, als ihn plötzlich eine krächzende Stimme anrief: »He!«

      Wyatt fuhr herum.

      Hinter ihm in der Tür des Sheriff-Office stand ein kleiner Mann mit hartem Gesicht, engen Augen und struppigem Grauhaar. Links auf seinem karierten Hemd blitzte der Sheriff-Stern.

      Wyatt ging auf ihn zu. »Ja, Mister –?« Der Sheriff musterte den Missourier eingehend.

      »Was haben Sie vor, Mann?«

      Wyatt, der keinen Stern mehr trug, seit er Lamar und sein County verlassen hatte, sagte schnell, indem er sich umblickte: »Da drin im Saloon ist ein Mann, den ich suche …«

      Der Sheriff nickte. Er war ein abgebrühter Mann, dessen Name vor zwei Jahrzehnten einmal weithin bekannt war. Aber heute war er alt und grau. Er war froh, dass die Stadt ihn gegen ein gutes Geld angeworben hatte. Immerhin war sein Name – Jeff Bleasdale – gut genug gewesen – die Pinney-Bande der Gegend zu verscheuchen.

      »Nichts da, Brother«, sagte er hart. »Hier wird nicht geschossen!«

      Der Missourier griff in seine Tasche und nahm den Marshal-Stern heraus.

      Bleasdale blickte mürrisch auf das blinkende Metallstück.

      »Na und? Sie sind ein Marshal aus dem Norden. Sie suchen einen Mann. Alles klar. Aber hier wird nicht geschossen. Das ist noch klarer. Ich bin Jeff

      Bleasdale! Haben Sie verstanden, Mar­shal?«

      Wyatt nickte. »All right, Sheriff. Aber wenn Sie mir schon nicht beistehen wollen, so halten Sie mich wenigstens nicht auf.«

      Bleasdale knurrte: »Hier wird nicht geschossen.« Leiser fügte er hinzu: »Sie sind noch ein junger Hund. Bei Ihnen beißen die Städte leichter an. Ich bin ein alter Bock. Ich war froh, als mir der Major hier den Stern anbot. Und ich habe ihm versprechen müssen, dass kein Schuss mehr in der Stadt fällt.«

      Der