Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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drehte sich der Schießer herum. So schnell, daß die Männer im Raum den Atem anhielten. Und in Verlängerung seines rechten Armes, der auf der Theke lag, ragte die Parker-Flinte nach vorn.

      Sie zeigte genau zur Tür.

      Es war klar: Der Cowboy Nat Everson hatte verspielt. Der mutige Bursche, der gekommen war, den Betrüger und Schießer Clements zur Rechenschaft zu ziehen, war erledigt.

      Ganz hinten in der Ecke neben dem stummen Orchestrion hockte Shanghai-Pierce.

      Er war schon seit einer Stunde da.

      Und als Clements den Saloon betreten hatte, wußte Pierce, daß der Treiber seinetwegen gekommen war. Der Händler aber verspürte wenig Lust, hier mit dem schmutzigen Cowboy zusammen gesehen zu werden. Mannen Clements war an der Theke geblieben.

      Und der Händler hatte den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, und sich so gesetzt, daß er von der Theke aus kaum gesehen werden konnte.

      Rory Cadd spürte, wie die Gedanken wild durch seinen Schädel jagten. Was konnte er tun? Dieser texanische Bandit würde sein Inventar rücksichtslos beschädigen…

      Der Arzt Henry Croft krampfte seine Fäuste zusammen und biß auf seine schwarze Zigarre. Das gab Verdruß! schoß es durch seinen massigen grauen Schädel. Clements würde keinen Zoll weichen.

      Doc Croft ahnte, daß er bald Arbeit bekommen würde.

      In die knisternde Stille hinein schnarrte die rauhe Stimme des Treibers: »Was soll’s denn, Brother?«

      Obwohl der Lauf der berüchtigten Flinte auf seine Brust gerichtet war, versetzte der Cowboy an der Tür gelassen: »Du hast Tom Graham erschossen!«

      »Na und?« entgegnete der Schießer eisig.

      »Du hast ihn ermordet!«

      Das Gesicht des Treibers verzog sich zur satanischen Fratze.

      Nicht nur der Salooner sah, wie sich seine Rechte plötzlich um das Büchsenschloß klammerte.

      Da flog vorn die Tür auf.

      Ein hochgewachsener Mann stand in ihrem Rahmen. Er war breitschultrig, hatte ein ernstes, gutgeschnittenes, kantiges Gesicht, tiefblaue Augen. Den schwarzen, ungekniffenen, breitrandigen Hut trug er tief in der Stirn. Unter seinem sauberen weißen Hemdkragen sah eine Samtschleife hervor. Seine schwarze Jacke stand vorn offen; die schwarzen Hosen zogen sich bis über die kurzen Stiefel.

      Es gab eine Menge Leute, die beim Anblick dieses Mannes erleichtert aufatmeten. Es ging irgend etwas Unnennbares, Sicheres, Überlegenes von ihm aus. Das spürte jeder, der ihn ansah.

      Der Mann schob Everson mit der Außenkante seiner Rechten zur Seite und ging auf die Theke zu. Als er bei Mannen Clements war, packte er den Gewehrlauf und stieß ihn hart nach unten. Dann ging er weiter, quer durch den Saloon auf das Orchestrion zu.

      Als der Nickel in die Federkammer gefallen war, hämmerte der Apparat mit teuflischer Eindringlichkeit den KansasSong.

      Dann ging der Mann zur Theke zurück.

      Der Treiber blickte ihm kalt entgegen. Er wußte nicht, wer der schwarzhaarige Riese mit dem harten, selbstbewußten Gesicht war, aber er ahnte es.

      Clemens war ein höllischer Querkopf. Dafür war er Texaner. Das wilde heiße Blut seines Landes hatte bei ihm nur negative Äußerungen erzeugt. Er hatte den Gewehrlauf jetzt wieder hochgenommen.

      Da stand der Mann im schwarzen Anzug wieder vor ihm. Mit der Rechten drückte er den Lauf langsam nach unten.

      Mannen wollte ihn hochreißen, da sah er unter der Jacke auf der linken Brustseite des anderen den Marshalstern blitzen.

      »He! Dacht’ ich mir’s doch!« versetzte der Treiber grinsend. Er fletschte sein starkes gelbes Raubtiergesicht und sagte, ohne die Zähne auseinanderzunehmen: »Sie sind Wyatt Earp, nicht wahr?«

      »Yeah – und Sie können wohl nur Mannen Clements sein.«

      »Haargenau, Marshal!« Der Bandit rieb den linken Handrücken über sein bärtiges Kinn. »Freut mich ungemein, Marshal. Hab’ schon eine Menge von Ihnen gehört.« Bei diesen Worten suchten seine unsteten Augen die Hüften des anderen nach einer Waffe ab.

      Wyatt schlug die Jacke zurück. »Was suchen Sie?«

      Und schneller, als der schnelle Mannen Clements es je bei einem anderen Menschen gesehen hatte, flog jetzt ein superschwerer langläufiger Colt hoch, und sein kreisrundes Mündungsauge blickte auf die Brust des Texaners.

      Die blauen Augen des Marshals funkelten ihm kühl entgegen. »Wollten Sie den sehen, Clements?«

      Das starre, fahle Gesicht des Schießers hatte grenzenlose Verblüffung gespiegelt. Jetzt zerfiel es in ein höhnisches Grinsen. »Prächtig, Marshal, die Kanone – und der Griff!«

      Wyatt ließ den Colt zurück in das sehr tief am linken Oberschenkel hängende Halfter gleiten. So schnell, daß der Treiber vor Verwunderung die Unterlippe nach oben zog. »Good, Marshal. Das hat mir gefallen. Und ich kenne tatsächlich nur einen Menschen, der noch schneller ist.«

      »Das ist Mannen Clements, he?«

      »Haargenau! Aber dafür sind Sie Linkshänder, Marshal. Sie zaubern das lange Eisen da verteufelt schnell aus dem Leder. Sie sollten kürzere Sachen tragen.«

      Der Marshal blickte auf die Flinte. »He ich frage mich, was Sie wohl mit der Vogelflinte anfangen wollen?«

      Auf diesen spöttischen Ton reagierte der leicht erregbare Cowboy sofort. »Was ich damit anfangen will? Ich will es Ihnen sagen, Marshal: Ich schieße damit. Beispielsweise auf Leute, die das Maul zu voll nehmen. Und auf Burschen, die mich angreifen. Yeah – erst gestern wollte so ein alter Daddy auf mich ballern.«

      »In Ida Mays Saloon?«

      »Haargenau.«

      »Und Sie haben haargenau getroffen, he?«

      Clements wußte im Augenblick nicht, worauf der Marshal hinauswollte. Er beschränkte sich darauf, zu feixen.

      Wyatt blickte ihn ernst und nachdenklich an. »Clements, Sie haben einen Menschen erschossen. Sie haben einen zweiten schwer mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen.«

      »Hören Sie auf, Marshal! Das weiß heute jedes Kind in der Stadt. Sie scheinen es eben erst erfahren zu haben.«

      »Allerdings, Freund – ich hätte Sie sonst bedeutend früher aufgesucht. Ich war in White Water. Ein Bursche von dort hat hier einem Mann Vieh gestohlen. Diebstahl ist fast so eine saubere Sache wie Betrug.«

      Clements beherrschte sich mühsam. »Was oder wen meinen Sie damit, Marshal?« fragte Mannen mit verhaltener Wut.

      »Sie, Mannen Clements, haargenau Sie. Sie haben drei Trailführer auf eine hundsgemeine Art betrogen. Sie und Ihr Boß Shanghai-Pierce!«

      Absichtlich hatte Wyatt so laut gesprochen.

      Abel Pierce, der lediglich ein Feind von Schießereien war, sonst aber keinerlei Auseinandersetzungen fürchtete, erhob sich prompt und kam an die Theke. Er blieb dicht hinter dem Marshal stehen.

      »Welcher lausige Vogel hat da meinen Namen genannt?«

      Wyatt wirbelte herum, und seine linke Faust krachte als Backhander in Pierces Gesicht.

      Der Viehhändler flog einige Yards zurück zwischen zwei Tische.

      In diesem Augenblick verstummte das Orchestrion.

      Knisternde Stille.

      Der Marshal blickte den Viehhändler an. »Hören Sie genau zu, Pierce. Sie haben schon mehrfach unliebsam auf sich aufmerksam gemacht. Das wird nichts. Sie machen aus Wichita kein Räubernest. Das schaffen Sie nicht. Bleiben Sie daheim, wenn Sie falsch pokern wollen. Hier klappt das nicht. Und Sie, Clements, täten besser daran, Ihre Vogelflinte im Camp zu lassen.« Wyatt ging auf Nat Everson zu. »Was wollen Sie hier, Mann?«

      »Meine