Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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blieb eine ganze Zeit still zwischen ihnen. Jeder war tief in Gedanken versunken und blickte vor sich hin.

      Dann brach Walker das Schweigen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Marshal... ich..., also, ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß Sie Wyatt Earp sein könnten.«

      »War ja auch kein naheliegender Gedanke«, versetzte Wyatt lächelnd.

      *

      Während die beiden Männer nach Norden über das gelbe staubige Land ritten, herrschte in der City-Hall tiefste Bestürzung.

      Der Ausgang der Verhandlung hatte ein gewaltiges Stück vom Glanz des Golden Bill abgebröckelt.

      Und Big Bill spürte es selbst. Er fühlte es und wußte, daß er nichts daran ändern konnte. Jedenfalls im Augenblick nicht. Es war eine gewaltige Schlappe, die er da erlitten hatte, und er begriff erst jetzt, daß Wyatt Earp ihn absichtlich so weit hatte gehen lassen, ihn dahingetrieben hatte, genau auf den Punkt, da das Pulverfaß explodieren sollte. Und es war explodiert. So laut und deutlich, daß er, Bill Cumberland, sich dabei verbrannt hatte.

      Er verließ langsam den Saal, ließ seine Tochter, seine Männer und den beschämten Richter stehen, ging zum Mietstall, holte seinen Fuchs und trabte gesenkten Kopfes nach Westen davon.

      Mac Hayley und die Cowboys kamen im Abstand von einer halben Meile hinter ihm her.

      Nur Mary folgte ihnen nicht; sie ging langsam die Straße hinunter und bog in eine Nebengasse ein. Vor einem schmucken kleinen Haus blieb sie stehen und lehnte sich an den grüngestrichenen Holzzaun des gepflegten Vorgartens.

      Gleich darauf erschien an der Haustür eine junge Frau in einer langen weißen Schürze. Sie kam schnell auf das Gartentor zu.

      »Mary!«

      Mary blickte die Frau an. »Kate, es...es war schrecklich.«

      Kate Baxter nickte. »Ich weiß. Mein Bruder war da; er hat schon alles erzählt. Bitte, komm ins Haus!«

      Mary folgte der jungen Frau langsam.

      Als sie drinnen in einer Stube im Sessel saß, ging der schlaksige Geoffry Baxter grußlos und schroff hinaus.

      Kate nahm Marys Hand. »Mach dir nichts draus, Mary. Er ist noch ein halbes Kind.«

      Mary schüttelte den Kopf. »Nein – er hat recht. Ich weiß, daß Papa einen Fehler gemacht hat. Einen schlimmen Fehler. Ich schäme mich, Kate; ich mag den Leuten nicht mehr in die Augen sehen. Wie konnte Vater nur so etwas tun? Wie konnte er ausgerechnet diesen Mann so belasten?«

      »Wyatt Earp, nicht wahr?«

      Mary nickte. Sie dachte an den Mann, wie er vor dem seltsamen Richtertisch stand und plötzlich halblaut lachte. Sie dachte auch daran, wie er draußen vor der Ranch mit ihr gesprochen hatte. Und wie sonderbar betroffen er sie angesehen hatte, als sie ihm erzählte, Vater habe an Wyatt Earp geschrieben. Der Marshal würde für die Cumberland-Ranch reiten! Und wie er ihr dann einen Gruß an Wyatt Earp aufgetragen hatte.

      Mary schlug sich die flache Hand vor die Stirn und stieß einen tiefen Seufzer aus. Wie unendlich dumm war sie doch gewesen! Was mußte er bloß von ihr gedacht haben...

      Erst als Mary den Blick hob, fiel ihr das eigenartige, bedrückte Wesen der alten Freundin auf. Sie hatten sich früher oft gesehen. Damals, als Nils, Marys Bruder, noch um die hübsche Kate Baxter warb und hier in dem kleinen Haus aus und ein ging. Als Nils dann fortging, war die blonde Kate lange Monate krank gewesen. Und Mary hatte nicht mehr herkommen wollen, weil sie sich vor den Baxters schämte.

      Ach, sie hatten wirklich kaum einem Menschen etwas Gutes gebracht, die Cumberlands.

      Kaum einem?

      Niemandem.

      Mary Ann mußte es sich bitter eingestehen.

      Da sah sie eine große Träne über Kates Wangen rollen.

      »Was hast du denn?«

      Kate schüttelte den Kopf. »Nichts, Mary..., nichts...«

      Mary stand auf und nahm die Hand der jungen Frau. »Kate, sag es mir doch.«

      Kate ließ den Kopf auf die Brust sinken, die blonden Locken fielen in ihr nasses Gesicht. »Ich kann nicht, Mary, es… es ist so furchtbar.«

      »Was denn? So sprich doch!«

      In Mary war eine dunkle angstvolle Ahnung aufgestiegen. Sie preßte den Arm der Freundin und sagte heiser: »Sag es mir doch!«

      Da flog die Tür zum Hof auf.

      Der hagere Bursche stand in ihrem Rahmen. »Sag es ihr, Kate. Sag es ihr, damit sie endlich geht!«

      Mary blickte ihn aus zornflammenden Augen an. Dann riß sie den Kopf zu Kate herum und rief schneidend: »Kate, was ist geschehen?«

      Aber das blonde Mädchen weinte jetzt haltlos und sank auf einen Hocker.

      Da zischte der schlaksige Junge von der Tür her: »Deinen sauberen Bruder..., sie haben ihn gehängt! Yeah, oben in...«

      Geoffry bekam eine schallende Ohrfeige und wurde in den Raum gestoßen. Ein großer kahlköpfiger Mann schob sich in die Stube. Er blieb vor Mary Cumberland stehen. »Es tut mir leid, Mary, aber er hat ein vorlautes Maul und ist nur ein Bengel.«

      Mary starrte den Mann entgeistert an. Eine Gänsehaut lief über ihren ganzen Körper. Sie glaubte, den Boden unter ihren Füßen schwanken zu fühlen. Sie öffnete den Mund und konnte doch kein Wort sprechen.

      Der Bursche rieb sich das Gesicht und sah unsicher auf seinen Vater.

      Endlich brachte Mary stockend und mit belegter Stimme hervor: »Mister Baxter, ich... ich verstehe nicht...«

      »Es tut mir leid, Mary, es ist leider so, wie Geoffry gesagt hat.«

      Da riß das Mädchen die Hände hoch und preßte sie vor die Ohren. Ein gellender Schrei kam von ihren Lippen. »Nein! Nein, das ist nicht wahr!«

      Baxter nahm sie und brachte sie zum Sofa. »Setz dich, Mary.« Behutsam fuhr seine schwielige Hand über ihr Haar. »Es ist vorbei, Mary, vorbei und ausgestanden. Und es war nicht nur seine Schuld. Big Bill...«

      Mary ließ die Hände auf ihre Oberschenkel sinken und starrte mit geweiteten Augen vor sich hin. Da hörte sie den Mann neben sich sagen: »Er war an einem Mord beteiligt. Wyatt Earp hat ihn gefaßt...«

      Marys Kopf flog herum. Ihre dunklen Augen bohrten sich in das Gesicht des Mannes. »Wyatt... Earp«, stammelte sie.

      Vater Baxter nickte. »Yeah – wir haben es heute morgen erst gehört. Flaherty brachte die Botschaft mit aus Harrington. Er hat es nur uns erzählt. Und er versprach, in der Stadt nicht darüber zu sprechen. Er wird sein Wort halten. Wir wußten natürlich nicht, daß der Mann, der da eben in der City-Hall vor dem Richter stand, der echte Wyatt Earp ist...«

      Mary stand auf. Ohne einen der Anwesenden noch eines Blickes oder Wortes zu würdigen, ging sie hinaus.

      Mit großen harten Schritten überquerte sie die Mainstreet, ging über die Stepwalks bis zum Mietstall.

      Clyde Harper brachte ihr Pferd, sattelte es und führte es zum Tor.

      Mary stieg auf und ritt grußlos auf die Straße.

      Die Menschen, die noch unterwegs waren und ihr begegneten, blickten ihr stumm nach. Noch wußten sie ja nichts von dem, was sie mit sich herumtrug...

      Vor der Stadt trieb sie den braunen Wallach zu höchster Eile an. In wilder Jagd fegte sie über die Prärie nach Westen. So schnell, wie vielleicht noch nie ein Reiter von Florence nach der C-Ranch gekommen ist.

      Noch vor Morgengrauen erreichte sie die Ranch.

      Sie sprengte bis an das Tor, schnauzte den schläfrigen Cowboy an, weil er ihr zu langsam öffnete, und sprang erst vor der Veranda aus dem Sattel.

      Auf fast gefühllosen Beinen wankte sie zu einem