Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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kleine Farm vor sich sah, atmete er auf. Es war zwar erst Mittag, aber eine größere Rast könnte ihm nichts schaden, überlegte er. Vor dem Farmhof lehnte ein junger Bursche lässig am Gatter und blickte ihm lauernd entgegen.

      Wyatt erkundigte sich, ob ein Mann mit einer blauen Uniformjacke hier vorübergekommen war.

      Da trat drüben aus dem Eingang des Blockhauses ein Mann mit hohläugigem Gesicht und gebeugter Haltung. Mit schleppenden Schritten kam er heran.

      Wyatt trug auch ihm seine Frage vor.

      Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, den habe ich nicht gesehen.«

      Als der Missourier dann fragte, ob er für die Nacht ein Lager auf der Farm bekommen könne, schüttelte der Mann wieder den Kopf.

      »Nein, das kommt nicht in Frage. Ich habe vor sechs Jahren einmal einen Mann hier aufgenommen, und am nächsten Morgen war meine Tochter tot, meine Geldkassette verschwunden und mein bestes Pferd gestohlen.«

      »Das tut mir leid«, sagte der Missourier.

      »Ich bin zwei Jahre geritten, bis ich den Mann fand. Er tränkte oben hinter den Bergen in Oregon sein Pferd in einem Bach. Das war das letzte, was er tat.« Der hagere Farmer schneuzte sich umständlich in einem riesigen Taschentuch die Nase.

      Der Reiter nickte verstehend, tippte grüßend an seinen Hut und nahm die Zügel auf.

      Als er eine halbe Meile von der Farm entfernt war, kam ihm von der Weide her ein Reiter in leichtem Trab entgegen.

      Der Mann musterte ihn kurz, riß dann die Augen auf und sprengte mit verhängten Zügeln zur Farm hinüber.

      Vor dem hohläugigen Mann hielt er seinen Gaul an, sprang aus dem Sattel und rief: »Mister Olbers! Haben Sie den Mann da weggeschickt?«

      »Yeah!« erwiderte der Farmer hart. »Er fragte nach einem Nachtlager; aber ich habe keinen Platz für Tramps.«

      Der Cowboy riß den Hut vom Kopf und zerknautschte ihn in seinen groben Händen. »Hell and Devils! Wissen Sie, wer das war?«

      Olbers winkte ab. »Es interessiert mich nicht…«

      »Vielleicht doch, Boß! Dieser Mann war niemand anders als Wyatt Earp. Er hat oben in Douglas das Leben Ihres Bruders gerettet, als der berüchtigte Bandit Silk Cassedy ihn bedrohte! Ich war selbst dabei. Ich habe Ihnen doch damals alles erzählt, als ich zurückkam…«

      »Wyatt Earp?« stieß der Farmer hervor. »Das war Wyatt Earp? Komm, Tom, gib mir dein Pferd.« Der Farmer schwang sich wie er war in den Sattel und sprengte sofort hinter dem Reiter her, der eben in einer Bodenwelle verschwand.

      Olbers war außer Atem, als er den Missourier erreichte. »Sie sind Wyatt Earp?« fragte er.

      »Yeah.«

      Der Farmer reichte dem Marshal die Hand. »Ich muß Sie um Verzeihung bitten, Mister Earp.«

      »Das haben Sie nicht nötig«, unterbrach ihn Wyatt. »Nachdem, was Sie erlebt haben, ist jedes Mißtrauen berechtigt.«

      »Trotzdem – wenn ich gewußt hätte, wer Sie sind, wäre die Begrüßung anders ausgefallen.«

      Und nun erzählte Olbers ihm, daß sein Cowboy Tom Coppers ihn erkannt habe. Die Leute auf der kleinen Olbers-Farm bemühten sich, dem Gast den kurzen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

      In der Morgenfrühe des nächsten Tages brach Wyatt wieder auf. Sein Proviantsack war prall gefüllt. Nat Olbers und seine beiden Cowboys winkten ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnten.

      Wyatt Earp ritt weiter nach Westen, den zahllosen Windungen des WalnutCreeks nach. Und in der Ungewißheit, ob er auf der richtigen Fährte war.

      Zwei Tage waren verstrichen.

      Der Reiter war nicht allzu weit vorwärts gekommen, da er sich bei dem Ritt schonen mußte. Immer noch bereitete ihm die Anstrengung, die stundenlanges Sitzen im Sattel nun einmal mit sich brachte, erhebliche Schmerzen.

      Schon seit dem Morgen wußte er es.

      Seit sich rechts vom Fluß eine schmale Hügelkette nach Westen zog. Es war nur ein winziger weißgrauer Faden, der schnurgerade wie ein Nebelstreif in den Himmel zog.

      Wyatt, der gewohnt war, seine Umgebung stets zu beobachten, hatte ihn entdeckt – obwohl er seitlich hinter ihm, für ein menschliches Auge kaum sichtbar, aufstieg. Es war der dünne Rauchfaden eines indianischen Signalfeuers.

      Stundenlang stapfte der Falbe durch das hohe gelbe Gras, nur wenige Yards vom Ufer des Walnut-Creek entlang.

      Am Mittag, während der Reiter sein Mahl verzehrte, beobachtete er die Hügelkämme scharf.

      Nichts war zu sehen.

      Wyatt zog sich in den Sattel und ritt weiter. Aber er wußte, daß er nicht allein war. Er spürte die Gefahr, die um ihn herum schlich. Die Augen, die ihn aus hohen Gräsern heraus beobachteten.

      Ein verdammt unbehagliches Gefühl!

      Was mochten es für Rote sein? Die Sioux saßen doch bedeutend weiter nördlich. Kaum anzunehmen, daß die Comanchen so weit aus dem Süden heraufkamen. Die Navajos hausten fern im Westen, unten in der Südkante Colorados.

      Hoffentlich sind es keine Osagen! dachte der Reiter. Das hätte mir gerade noch gefehlt!

      Dieser kriegerische Indianerstamm hatte sich bisher dagegen aufgelehnt, sich in ein Reservat sperren zu lassen. Sengend, plündernd und mordend zogen die Rothäute durch ihr altes Land, das sich vom mittleren Kansas bis über die Nordostecke Colorados hinaufzog. Auf pfeilschnellen, gescheckten Ponys stoben sie durch die Savanne, mit Pfeil und Bogen, wie in alter Zeit. Neben den Pineridges, den Comanchen und den Ogellalas waren sie die grausamsten Indianer Nordamerikas. Und auch die einzigen, die ihren Kampf gegen den weißen Mann noch nicht aufgegeben hatten.

      Der einsame Reiter unten am Ufer hielt plötzlich seinen Falben an. Er preßte die Zähne knirschend aufeinander und verwünschte die schmerzende Wunde im Rücken, die ihn jetzt daran hinderte, den lauernden Rothäuten zu zeigen, was ein schwarzmähniger Falbhengst aus echter Missouri-Zucht zu leisten vermochte. Denn mit Vorbedacht hatte Wyatt dieses Pferd erworben. Jahrelang hatte er das Geld für den Kauf gespart. Die Falbzucht Jim Nicolsons brachte jenen hochbeinigen, kurzleibigen Pferdetypus heraus, der schlanke Fesseln und doch sehnenstarke Sprunggelenke hatte, eine geradezu unerhörte Geschwindigkeit entwickeln vermochte und von sagenhafter Ausdauer war. Im Gegensatz zu den auch sehr hübsch anzusehenden Weißfalben, war der echte Schwarzfalbe außerdem auch ein sehr genügsames und unempfindliches Tier.

      Wyatt blickte auf die tiefschwarze Mähne seines Pferdes hinunter und nahm dann plötzlich die Zügel hoch, lenkte den Falben nach Norden und ließ ihn hügelan traben.

      Aber noch ehe er den Hügelkamm erreicht hatte, hielt er inne.

      Knapp achtzig Yards vor ihm tauchten wie aus dem Boden gewachsen sieben Reiter auf.

      Indianer.

      Wyatt sah es sofort: Es waren Osagen. Mitten auf ihren kahlgeschorenen Schädeln hatten sie helmbuschartig einen Schopf stehen lassen, der mit Schlangenhäuten durchflochten war und hinten bis auf ihre Schultern hinunter fiel.

      Der Missourier blickte die Reihe langsam ab. Dann ruckte er leicht mit dem Zügel, und der Falbe schritt vorwärts.

      Als Wyatt auf fünfzig Schritte heran gekommen war, entdeckte er zu seinem Schrecken auf den Gesichtern der Indsmen grellbunte Farbstriche. Er wußte, was das bedeutete. Die Osagen befanden sich auf dem Kriegspfad. Das verschlimmerte die Situation gewaltig.

      Trotzdem ritt er weiter. Erst fünfzehn Yards vor der Reiterreihe hielt er inne. Sein Blick flog forschend über die schrecklich bemalten Gesichter der Indianer. Kein Muskel regte sich in ihren finsteren Mienen.

      Wyatt, der in seinem Leben oft mit Rothäuten zusammengekommen war, verhielt sich ebenfalls völlig ruhig.

      Eine unheimliche Stille herrschte zwischen dem einzelnen weißen