Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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eingefallene Gesicht des kleinen Cowboys verkrampfte sich. Seine Lippen schoben sich vor, als wollten sie ein Wort formen.

      Angestrengt blickte Doc Croft auf die blutleeren Lippen des Kranken. Endlich glaubte er, das Wort erraten zu haben.

      »Boß? Du willst nach dem Boß fragen. Es tut mir leid, Hal. Mister Walker ist tot.

      Vielleicht kannst du mir sagen, was passiert ist.«

      Wieder schob der Cowboy die Lippen vor.

      Croft beugte sich über ihn und lauschte. Dann richtete er sich wieder auf und sagte kopfschüttelnd:

      »Bo – ich kann nur Bo verstehen.«

      Fedderson schloß erschöpft die Augen.

      Am Mittag berichtete Doc Croft dem alten Jim Rooster im Marshal-Office von dem Vorfall.

      »Leider war aus dem armen Burschen überhaupt nichts herauszubekommen.«

      Rooster blickte Wyatt Earp und Kid Kay entgegen, die in diesem Augenblick das Office betraten.

      Rooster sagte: »Kid reitet am besten gleich mal hinüber. Er kennt Tucker und seine Leute ja.«

      Der Arzt sprach noch eine Weile über den Fall und meinte, als er sich zur Tür wandte:

      »Hoffentlich kommt der arme Bursche durch. Ich hatte das Gefühl, daß er mir etwas sagen wollte. Irgend etwas, das mit Bo anfängt.«

      »Borett«, stieß Wyatt hervor und schnipste mit den Fingern.

      Der Doc fuhr herum. »Heavens, Sie meinen…«

      »Jim Borett«, sagte Wyatt leise. Dann blickte er den Marshal an. »Lassen Sie mich mit Kid zur Ranch reiten, Mister Rooster.«

      »Natürlich, Wyatt. Wie Sie wollen.«

      Im gestreckten Galopp sprengten die beiden Deputies eine Viertelstunde später über die schmale Wagenspur nach Südosten.

      *

      Hal Fedderson hatte die Augen geschlossen, als die beiden Männer mit dem Vormann den Raum betraten.

      »Das Ding hat ihn doch arg mitgenommen«, meinte Tucker leise. »Der arme Teufel ist immer nur für fünf Minuten bei Bewußtsein. Vielleicht sollte man ihm einen anständigen Schluck Whisky eintränken.«

      »Das könnte eigentlich nicht schaden«, meinte der Missourier.

      Die drei Männer warteten geduldig, bis der Kranke die Augen wieder einmal aufschlug.

      Sofort brachte der Vormann die Flasche an die Lippen des Cowboys.

      Tatsächlich trank der kleine Mann einige Schlucke.

      »Na also«, meinte der Vormann grinsend. »Für Whisky hat er schon immer was übrig gehabt.«

      Wyatt blickte den Verwundeten forschend an.

      »Ist Jim Borett hier gewesen?«

      Der Cowboy plinkerte mit den Augen.

      »Schließen Sie die Augen einen Moment, wenn es richtig ist, was ich gefragt habe.«

      Gespannt blickten die Männer in Feddersons Gesicht.

      Da schlossen sich die Augen des Kranken und öffneten sich erst nach einer Weile wieder.

      Der Vormann blickte den Missourier an.

      »Sie hatten Recht.«

      Wyatt nickte, tippte grüßend an den Hut und verließ dann mit Kid Kay den Raum.

      Minuten später schon sprengten die beiden Deputies der Stadt wieder entgegen.

      Am nächsten Mittag trabte ein staubbedeckter Reiter in der Mainstreet des kleinen Städtchens ein.

      In dem Saloon, in dem auch Borett schon haltgemacht hatte, als er zu Mittag.

      »Ja, den Mann habe ich gesehen«, antwortete der Wirt auf seine Frage. »Der Bursche sah genauso aus wie Sie ihn beschreiben. Er erkundigte sich nach einem Paar, das vor drei Jahren hier durchgekommen ist. Ich konnte mich zufällig an die beiden noch gut erinnern, weil sie auch hier gewesen waren. Es war im Sommer. An einem glühendheißen Nachmittag. Die Frau sah ziemlich elend aus. Sie hatten einen Planwagen. Der Mann war ziemlich groß und breit und hatte blondes Haar. Vielleicht hätte ich mich an die beiden nicht erinnert, wenn der Mann neulich mich nicht an das fehlende Ohr des Blonden erinnert hätte. Und daran konnte ich mich nun ziemlich genau erinnern. Der blonde Bursche hatte mir erzählt, daß ein Sioux ihm im Kampf das Ohr vom Kopf getrennt hatte. So was kommt ja nun nicht gerade alle Tage vor…«

      *

      Wyatt ritt weiter auf der Spur des Mörders nach Nordwesten.

      Nicht sehr weit vor Great Brend kam ihm ein schaukelnder Planwagen entgegen.

      Der Mann auf dem Kutschbock war alt und gebeugt, hatte ein verwittertes Gesicht und trug einen zerfledderten Filzhut auf dem Kopf. Wyatt grüßte ihn kurz und ritt vorüber.

      Er mochte den Wagen vielleicht sechs Yards hinter sich gelassen haben, als ein Gewehrschuß aufpeitschte.

      Wie ein Keulenschlag fuhr es dem Missourier in den Rücken.

      Er glitt sofort aus dem Sattel und blieb lang ausgestreckt auf der Erde liegen.

      Drüben aus dem Planwagen sprang ein Mann auf die Straße. In seiner Rechten hielt er eine kurzläufige Parkerbüchse.

      Mit einem Ruck blieb der Wagen stehen. Der Alte wandte sich auf dem Kutschbock um und rief mit schriller Greisenstimme.

      »Hast du ihn, Jack.«

      »Ja, Vater. Komm her, wir schleppen ihn auf den Wagen.«

      Während sich der Junge dem Niedergeschossenen näherte, kletterte der Alte mit einer Gelenkigkeit, die ihm wohl niemand zugetraut hätte, vom Wagen.

      Die beiden blieben vor dem Mann am Boden stehen.

      »Der hat nicht viel bei sich«, krächzte der Alte im hohen Diskant. »Zwei alte Revolver, abgelaufene Stiefel und Kleider, die keinem von uns passen. In die Stiefel werde ich mir vorne Gras reinstopfen müssen.«

      »Sie sind jedenfalls besser als deine«, unterbrach ihn der Sohn.

      Der Alte bückte sich und tastete die Taschen des Niedergeschossenen ab.

      »Nichts – doch da. Er hat einen Stern in der Tasche.«

      Jack erbleichte. »Goddam, ein Sheriff!«

      »Unsinn, es ist ein Tramp. Den Stern hat er irgendwo gestohlen. Für so etwas habe ich ein Auge.«

      Und mit einer taschenspielerhaften Geschwindigkeit ließ der Alte einen Geldbeutel in seinen weiten Taschen verschwinden. Es war so schnell geschehen, daß sein Sohn nicht einmal etwas davon bemerkt hatte.

      »Hier krauchen doch nur arme Hunde herum. Wahrscheinlich wird er einen Sheriff ermordet haben.«

      Jack hatte angestrengt nachgedacht.

      »Vielleicht können wir eine Belohnung für ihn bekommen.«

      Der Alte versetzte dem Burschen einen derben Stoß.

      »Schwachkopf, los, pack an. Wir werfen ihn in den Wagen.«

      Sie nahmen den schweren Mann und schleppten ihn zum Wagen hinüber.

      Jack band den Falben hinten an, und der Alte stieg wieder auf den Kutschbock.

      Holpernd, stoßend und rumpelnd setzte sich der Wagen wieder in Bewegung.

      Wyatt kam wieder zu sich, als der Wagen über einen großen Felsstein sprang. Unter dichtgesenkten Wimpern hervor sah er den Rücken eines jungen Mannes vor sich, der auf einem Sack hockte und durch die vorn offene Plane auf die Straße blickte.

      Wyatt sah jetzt deutlich, daß der Bursche seinen Stern in der Hand hielt.

      »Ho«, machte der Alte draußen