PLÖTZLICH ZAUBERER. Scott Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scott Meyer
Издательство: Bookwire
Серия: Magic 2.0
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351554
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Das fand er gut. Der zweite Schritt war, dass er seine Taschen leeren musste. Und das war der Moment, in dem Martin wusste, dass er verloren hatte. So widerstrebend wie ein Mann, der zum Galgen geführt wurde, gab er seine Brieftasche, seine Schlüssel und das Handy ab. Der Rest der Prozedur verschwamm daraufhin irgendwie. Sie steckten ihn in eine Arrestzelle und ließen ihn dann eine Stunde dort sitzen. Jetzt befand er sich in einem Verhörzimmer.

      Die Special Agents Miller und Murphy kamen nun herein und setzten sich Martin gegenüber an den Tisch. Miller war groß und muskulös mit einer fliehenden Stirn. Murphy war mittelgroß und käsig blass. Er hatte widerspenstiges braunes Haar. Die beiden sahen glücklich aus. Miller las sich schweigend die Notizen in einer Aktenmappe durch, auf deren Reiter Martins Name stand. Es war alles ziemlich theatralisch.

      Schließlich schloss Miller die Mappe und legte sie vor sich auf den Tisch.

      »Mr. Martin Banks«, sagte er, »wir haben ein paar Fragen an Sie. Je schneller und ehrlicher Sie diese beantworten, desto schneller könnten wir alle wieder nach Hause gehen.«

      Martin dachte darüber nach. »Also kann ich heute Abend wieder nach Hause?«

      »Oh, na klar, Martin. Sie werden heute Abend nach Hause gehen. Aber denken Sie daran, das Gefängnis könnte schnell Ihr neues Zuhause werden.«

      »Ah«, entgegnete Martin.

      Miller fuhr fort: »Sehen Sie, mein Partner Murph und ich sind nicht aus Seattle. Verdammt, bis heute ist Murph sogar noch niemals in Seattle gewesen. Stimmt's, Murph?«

      »Das stimmt.«

      »Wir mussten wegen Ihnen von L.A. aus herfliegen. Dort leben wir nämlich. In L.A. Hey Murph, warum lebst du in L.A.?«

      »Weil ich Regen hasse.«

      »Er hasst Regen, Martin! Also können Sie sich bestimmt vorstellen, wie glücklich er darüber war, dass er im Oktober nach Seattle kommen durfte! Bist du glücklich, Murph?«

      »Nee, ich bin überhaupt nicht glücklich.«

      »Er ist nicht glücklich, Martin! Haben Sie dazu etwas zu sagen?«

      Martin schluckte. Wenn er noch mehr aus dem Gleichgewicht geriet, würde er auf der Seite liegen. »Tut mir leid?«

      »Murph will keine Entschuldigung von Ihnen, Martin! Er will Antworten! Wenn Sie Murphys Fragen gut genug beantworten, können wir morgen wieder nach Hause fliegen und vielleicht können wir vor dem Flug sogar noch etwas Sightseeing betreiben. Würde dir das gefallen, Murph?«

      »Ja, das würde mir sehr gefallen.«

      »Murph möchte etwas Sightseeing machen, Martin! Vielleicht die Space Needle anschauen, oder diesen Markt, wo sie ohne Grund große Fische durch die Gegend werfen. Murph hat das schon tausend Mal auf dem Sender Food Network gesehen.«

      »Oh«, entgegnete Martin hauptsächlich aus einem Reflex heraus, »wenn Sie zum Fischmarkt gehen: Direkt daneben ist ein kleiner Laden, der die besten Mini-Donuts der Welt verkauft. Das sollten Sie nicht verpassen.«

      Die darauffolgende Stille war fast greifbar.

      »Warum?«, fragte Special Agent Miller, fast schon zu leise, um es zu hören. »Weil wir Cops sind?«

      »NEIN!«, meinte Martin mit einer Spur von Verzweiflung in seiner Stimme. »Es sind einfach großartige Donuts! Eine kleine Maschine macht sie ganz frisch und man … bekommt sie … in einer brauen Papiertüte.«

      »Hören Sie gefälligst auf, über Donuts zu faseln! Murph will Ihre Donuts nicht! Murph möchte, dass Sie unsere Fragen beantworten!«

      »Und wann stellt er dann endlich mal eine Frage?«

      »Halten Sie die Klappe, Martin! Ich stelle hier die Fragen!«

      »Darauf will ich ja hinaus.«

      »Klappe halten! Klappe halten! Klaaaaaappe haaaaaalten!«

      Miller setzte sich kerzengerade hin und rang eine Weile nach Luft. Murphy starrte Martin nur stumm an. Endlich fuhr der Special Agent fort: »Hören Sie zu, Bursche. Wir sind Agenten des Finanzministeriums. Bis vor Kurzem haben wir wegen Bankbetrugs ermittelt. Und wir waren gut darin.«

      »Zu gut«, warf Murph ein.

      »Das stimmt, Murph. Zu gut. Wir waren so gut, dass wir zu einer Special Task Force befördert wurden. Einer kleinen Task Force. Elitär haben sie es genannt. Wie viele Agents sind noch mal in unserer Task Force, Murph?«

      »Zwei.«

      »Zwei Agents. Mein Partner Murph und ich. Das ist ziemlich elitär, würde ich sagen. Wir untersuchen Fälle von Bankbetrug, bei denen niemand herausbekommt, inwiefern überhaupt ein Betrug vorliegt. Selbst die Bank nicht, die betrogen wurde. Das bedeutet, bevor wir anfangen können, einen Fall zu lösen, müssen wir erst einmal herausfinden, ob überhaupt eine Straftat vorliegt. Darum sind wir hier, Martin. Wir versuchen herauszufinden, ob Sie vielleicht eine Straftat begangen haben.«

      Für einen Moment saßen sie schweigend da.

      »Haben Sie eine Straftat begangen, Martin?«

      Ein weiterer Moment verstrich, in dem geschwiegen wurde.

      »Nein.«

      »Gut! Schön, das zu hören«, sagte Miller. »Vielleicht können Sie uns dann ja erklären, wie Sie es geschafft haben, fünf verschiedene Geldsummen, insgesamt mehr als dreiundzwanzigtausend Dollar, auf Ihr Bankkonto zu transferieren, ohne etwas einzuzahlen oder zu überweisen.«

      Martin versuchte, das ganze Geld, das er geschaffen hatte, in Gedanken zusammenzuzählen. »Wow. Das ist ja eine Menge Geld.«

      »Nicht wirklich«, entgegnete Special Agent Miller. »Normalerweise braucht es mehr als hunderttausend Dollar, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Die Bank wurde nur deshalb misstrauisch, weil mehrfach Geld aus dem Nichts auftauchte.«

      Diese Neuigkeiten machten Martin nicht glücklich.

      Ich bin echt am Arsch, dachte er. Das Spiel ist aus. Und zwar richtig. Selbst, wenn ich hier wieder rauskomme, werden sie mich den Rest meines Lebens beobachten. Der Idealfall wäre, dass ich mein Leben wieder leben kann, so wie es vorher war. Nur jetzt bin ich arbeitslos und habe all meine Möbel gespendet. Zumindest kann ich sie für wenig Geld wieder zurückkaufen. Allerdings wird es dazu nicht kommen. Denn sie werden mir bestimmt etwas anhängen. Ich werde in den Knast wandern. Ich sehe nicht, wie ich da wieder rauskommen könnte.

      »Also werden Sie es uns sagen, Martin?«

      Martin war so mit seinem Elend beschäftigt, dass er die Männer, die mit ihm im Zimmer waren, fast vergessen hätte.

      »Wie bitte?«, fragte er erschrocken.

      Special Agent Miller lächelte. »Mein Partner Murph und ich haben uns gefragt, ob Sie uns verraten können, wie Sie das ganze Geld auf Ihr Konto bekommen haben, ohne dass es eingezahlt, überwiesen oder gar verdient wurde, so weit wir das sagen können.«

      Martin wurde sofort wieder munter. »Oh! Ich mache etwas Besseres, als es Ihnen zu erzählen. Ich werde es Ihnen zeigen! Sie müssen mir nur kurz mein Smartphone bringen. Das ist alles, was ich brauche.«

      Agent Murphy stand auf und sagte lächelnd: »Das werden wir. Ich bin gleich wieder zurück.«

      Kapitel 7

      Martin materialisierte sich mit einem Grinsen im Gesicht in seinem Apartment. Sein Daumen lag auf dem Homebutton der Handy-App. Die Asservatentüte der Polizei, in der sich seine Brieftasche, sein Gürtel und die Schnürsenkel befanden, hielt er in der anderen Hand. Sein Lächeln verschwand allerdings, als er zu Boden stürzte. Wieder war er direkt auf seinem Steißbein gelandet. Er verfluchte sich selbst, dass er sich nicht in weiser Voraussicht hingestellt hatte, bevor er sich teleportiert hatte. Glücklicherweise sahen die Federal Agents, die gerade sein Apartment durchsuchten, ihn nicht fallen. Sie hörten nur, wie er auf den Boden aufschlug.

      Der