Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
Скачать книгу
Gemeiner Freund, der Treu und Liebe höhnt!

       (So sind die Freunde jetzt) o du Verräther!

       Du trogst mein Hoffen: meinem Aug allein

       Mag ich dieß glauben. Nun darf ich nicht sagen:

       Mir lebt ein Freund, weil du mich Lügen straftest.

       Wem traun wir noch, wenn unsre rechte Hand

       Sich wider unsre Brust empört? O Proteus,

       Wie traurig, nie darf ich dir wieder traun,

       Muß mich um dich der Welt ein Fremdling achten.

       O schlimme Zeit: so tief kann nichts verwunden,

       Als wird im Freund der schlimmste Feind gefunden.

      Proteus.

       Mich tödten Scham und Schuld!

       Vergieb mir, Valentin; wenn Herzensreue

       Genügen kann, Beleidigung zu büßen,

       So sieh mich an: so groß ist jetzt mein Schmerz

       Als je die Schuld war.

      Valentin.

       Dann bin ich versöhnt

       Und achte wieder dich als Ehrenmann.

       Wen Reue nicht versöhnen kann, verdient

       Erde noch Himmel: die sind beide mild;

       Durch Reue wird des Ewgen Zorn gestillt;

       Und daß vollkommen scheine mein Verzeihn,

       Laß ich dir Alles, was an Silvien mein.

      Julie.

       O ich Unselge! (Wird ohnmächtig.)

      Proteus.

       Seht, was fehlt dem Knaben?

      Valentin.

       Ei, Knabe! Schelm! was soll das sein? was fehlt dir?

       Blick auf und sprich!

      Julie.

       O Ser, mein Herr befahl mir,

       Der Fräulein Silvia diesen Ring zu bringen,

       Was ohne meine Schuld noch nicht geschah.

      Proteus.

       Wo ist der Ring?

      Julie.

       Hier ist er. (Giebt ihm einen Ring.)

      Proteus.

       Laß mich sehn:

       Ha, Julien hab ich diesen Ring geschenkt.

      Julie.

       Verzeiht mir, Herr, ich habe mich vergriffen.

       Dieß ist der Ring, den ihr an Silvia sandtet. (Zeigt einen andern.)

      Proteus.

       Allein wie kamst du denn zu jenem Ring?

       Beim Abschied gab ich ihn an Julien.

      Julie.

       Und Julie selber hat ihn mir gegeben,

       Und Julie selber hat ihn hergebracht.

      Proteus.

       Wie? Julie?

      Julie.

       So schau sie denn, das Ziel so vieler Schwüre,

       Die sie im Herzen alle tief bewahrte.

       Wie oft zerschoß dein Meineid dann ihr Herz:

       Laß diese Tracht auch, Proteus, dich beschämen:

       Erröthe du, daß solch unschicklich Kleid

       Ich angelegt; wenn Schande leben kann

       In Liebesmasken.

       Anstand entscheide, wer am schwersten fehle,

       Vertauscht ein Weib ihr Kleid, ein Mann die Seele.

      Proteus.

       Ein Mann die Seele, wahr! Gott, wär ein Mann

       Nur treu, er wär vollkommen. Dieser Mangel

       Füllt ihn mit Fehlern, führt zu allen Sünden.

       Untreu zehrt ab eh sie noch recht gelebt.

       Was säh ein treues Auge frischer nicht

       In Julien als in Silviens Angesicht?

      Valentin.

       Wohlan, reicht mir die Hände:

       Gönnt mir das Glück, so schönen Bund zu weihn;

       Wir Freunde dürfen niemals Feinde sein.

      Proteus.

       Der Himmel weiß, mir ward erwünschtes Glück.

      Julie.

       Wahrlich auch mir.

      (Räuber mit dem Herzog und Thurio treten auf.)

      Räuber.

       Ha Beute, Beute, Beute!

      Valentin.

       Zurück, sag ich: es ist mein Fürst, der Herzog.

       Eur Gnaden sei gegrüßt dem gnadelosen,

       Verbannten Valentin.

      Herzog.

       Wie, Valentin!

      Thurio.

       Silvia ist dort und Silvia ist mein.

      Valentin.

       Thurio, hinweg: sonst kostet es dein Blut.

       Tritt nicht in den Bereich ein meiner Wuth,

       Noch nenne Silvia dein: thus noch einmal

       Und Mailand schützt dich nicht. Hier sieh sie stehn:

       Nun wag an ihres Kleides Saum zu rühren!

       Nicht athmen darfst du hin nach meinem Lieb.

      Thurio.

       Ser Valentin, ich frage nichts nach ihr.

       Ich halt ihn nicht für klug, der in Gefahr

       Sich für ein Mädchen setzt, das ihn nicht liebt.

       Ich will sie nicht und darum sei sie dein.

      Herzog.

       Um so entarteter und schlechter bist du,

       Mit solchem Aufwand erst um sie zu werben

       Und dann sie gleich aus Feigheit aufzugeben. –

       Jetzt bei der Macht und Würde meiner Ahnen

       Bewundr ich deine Kühnheit, Valentin!

       Du bist der Liebe einer Kaiserin werth,

       Vergeßen sei denn wie du mich gekränkt,

       Dein Bann gelöst: ich rufe dich zurück. –

       Verdienst giebt dir ein Recht auf neuen Stand,

       Den ich verleihe; Ritter Valentin,

       Steh auf, ein Edelmann von altem Blut:

       Nimm deine Silvia, du bist sie werth.

      Valentin.

       Eur Gnaden Dank: die Gabe macht mich glücklich.

       Ich bitt euch nun, um eurer Tochter willen,

       Gewährt mir eine Gunst, die ich erflehe.

      Herzog.

       Gewährt ist deinetwillen, was es sei.

      Valentin.

       Herr, die Verbannten, die mit mir gelebt,

       Sind Männer voll Verdienst und seltnem Werth:

       Seht ihnen nach was sie begangen haben,

       Und ruft aus der Verbannung sie zurück.

       Sie sind gebeßert, mild und wohlgesinnt

       Und hoher Aemter würdig, edler Fürst.

      Herzog.