Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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Gewalt,

       Das Attribut der Würd und Majestät,

       Worin die Furcht und Scheu der Könge sitzt.

       Doch Gnad ist über diese Zeptermacht,

       Sie thronet in dem Herzen der Monarchen,

       Sie ist ein Attribut der Gottheit selbst,

       Und irdsche Macht kommt göttlicher am nächsten,

       Wenn Gnade bei dem Recht steht. Darum, Jude,

       Suchst du um Recht schon an, erwäge dies:

       Daß nach dem Lauf des Rechtes unser keiner

       Zum Heile käm; wir beten all um Gnade,

       Und dies Gebet muß uns der Gnade Taten

       Auch üben lehren. Dies hab ich gesagt,

       Um deine Forderung des Rechts zu mildern;

       Wenn du darauf bestehst, so muß Venedigs

       Gestrenger Hof durchaus dem Kaufmann dort

       Zum Nachteil einen Spruch tun.

      Shylock.

       Meine Taten

       Auf meinen Kopf! Ich fordre das Gesetz,

       Die Buße und Verpfändung meines Scheins.

      Porzia.

       Ist er das Geld zu zahlen nicht imstand?

      Bassanio.

       O ja, hier biet ich's ihm vor dem Gericht,

       Ja, doppelt selbst; wenn das noch nicht genügt,

       Verpflicht ich mich, es zehnfach zu bezahlen,

       Und setze Hände, Kopf und Herz zum Pfand.

       Wenn dies noch nicht genügt, so zeigt sich's klar,

       Die Bosheit drückt die Redlichkeit. Ich bitt Euch,

       Beugt einmal das Gesetz nach Eurem Ansehn:

       Tut kleines Unrecht um ein großes Recht

       Und wehrt dem argen Teufel seinen Willen.

      Porzia.

       Es darf nicht sein. Kein Ansehn in Venedig

       Vermag ein gültiges Gesetz zu ändern.

       Es würde als ein Vorgang angeführt,

       Und mancher Fehltritt nach demselben Beispiel

       Griff' um sich in dem Staat; es kann nicht sein.

      Shylock.

       Ein Daniel kommt zu richten, ja, ein Daniel!

       Wie ich dich ehr, o weiser junger Richter!

      Porzia.

       Ich bitte, gebt zum Ansehn mir den Schein.

      Shylock.

       Hier ist er, mein ehrwürdger Doktor, hier!

      Porzia.

       Shylock, man bietet dreifach dir dein Geld.

      Shylock.

       Ein Eid! Ein Eid! ich hab 'nen Eid im Himmel.

       Soll ich auf meine Seele Meineid laden?

       Nicht um Venedig.

      Porzia.

       Gut, er ist verfallen,

       Und nach den Rechten kann der Jud hierauf

       Verlangen ein Pfund Fleisch, zunächst am Herzen

       Des Kaufmanns auszuschneiden. – Sei barmherzig!

       Nimm dreifach Geld, laß mich den Schein zerreißen.

      Shylock.

       Wenn er bezahlt ist, wie sein Inhalt lautet. –

       Es zeigt sich klar, Ihr seid ein würdger Richter;

       Ihr kennt die Rechte, Euer Vortrag war

       Der bündigste; ich fordr Euch auf beim Recht,

       Wovon Ihr ein verdienter Pfeiler seid,

       Kommt nun zum Spruch; bei meiner Seele schwör ich,

       Daß keines Menschen Zunge über mich

       Gewalt hat; ich steh hier auf meinen Schein.

      Antonio.

       Von ganzem Herzen bitt ich das Gericht,

       Den Spruch zu tun.

      Porzia.

       Nun wohl, so steht es denn!

       Bereitet Euren Busen für sein Messer.

      Shylock.

       O weiser Richter! wackrer junger Mann.

      Porzia.

       Denn des Gesetzes Inhalt und Bescheid

       Hat volle Übereinkunft mit der Buße,

       Die hier im Schein als schuldig wird erkannt.

      Shylock.

       Sehr wahr; o weiser und gerechter Richter!

       Um wieviel älter bist du, als du aussiehst!

      Porzia.

       Deshalb entblößt den Busen.

      Shylock.

       Ja, die Brust,

       So sagt der Schein – nicht wahr, mein edler Richter?

       «Zunächst dem Herzen», sind die eignen Worte.

      Porzia.

       So ist's. Ist eine Waage da, das Fleisch

       Zu wägen?

      Shylock.

       Ja, ich hab sie bei der Hand.

      Porzia.

       Nehmt einen Feldscher, Shylock, für Eur Geld,

       Ihn zu verbinden, daß er nicht verblutet.

      Shylock.

       Ist das so angegeben in dem Schein?

      Porzia.

       Es steht nicht da; allein was tut's? Es wär

       Doch gut, Ihr tätet das aus Menschenliebe.

      Shylock.

       Ich kann's nicht finden, 's ist nicht in dem Schein.

      Porzia.

       Kommt, Kaufmann! habt Ihr irgend was zu sagen?

      Antonio.

       Nur wenig; ich bin fertig und gerüstet.

       Gebt mir die Hand, Bassanio, lebet wohl!

       Es kränk Euch nicht, daß dies für Euch mich trifft,

       Denn hierin zeigt das Glück sich gütiger

       Als seine Weis ist; immer läßt es sonst

       Elende ihren Reichtum überleben,

       Mit hohlem Aug und faltger Stirn ein Alter

       Der Armut anzusehn; von solcher Schmach

       Langwier'ger Buße nimmt es mich hinweg.

       Empfehlt mich Eurem edlen Weib, erzählt Ihr

       Den Hergang von Antonios Ende; sagt,

       Wie ich Euch liebte; rühmt im Tode mich;

       Und wenn Ihr's auserzählt, heißt sie entscheiden,

       Ob nicht Bassanio einst geliebt ist worden.

       Bereut nicht daß Ihr einen Freund verliert

       Und er bereut nicht, daß er für Euch zahlt:

       Denn schneidet nur der Jude tief genug,

       So zahl ich gleich die Schuld von ganzem Herzen.

      Bassanio.

       Antonio, ich hab ein Weib zur Ehe,

       Die mir so lieb ist als mein Leben selbst;