Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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      Salerio.

       Ja, ich tat's

       Und habe Grund dazu. Signor Antonio

       Empfiehlt sich Euch. (Gibt dem Bassanio einen Brief.)

      Bassanio.

       Eh ich den Brief erbreche,

       Sagt, wie befindet sich mein wackrer Freund?

      Salerio.

       Nicht krank, Herr, wenn er's im Gemüt nicht ist,

       Noch wohl, als im Gemüt; der Brief da wird

       Euch seinen Zustand melden.

      Graziano.

       Nerissa, muntert dort die Fremde auf,

       Heißt sie willkommen. Eure Hand, Salerio!

       Was bringt Ihr von Venedig mit? Wie geht's

       Dem königlichen Kaufmann, dem Antonio?

       Ich weiß, er wird sich unsers Glückes freun;

       Wir sind die Iasons, die das Vlies gewonnen.

      Salerio.

       O hättet Ihr das Vlies, das er verlor.

      Porzia.

       In dem Papier ist ein feindselger Inhalt,

       Es stiehlt die Farbe von Bassanios Wangen.

       Ein teurer Freund tot; nichts auf Erden sonst,

       Was eines festgesinnten Mannes Fassung

       So ganz verwandeln kann. Wie? schlimm und schlimmer?

       Erlaubt, Bassanio, ich bin halb Ihr selbst,

       Und mir gebührt die Hälfte auch von allem,

       Was dies Papier Euch bringt.

      Bassanio.

       O werte Porzia,

       Hier sind ein paar so widerwärtge Worte,

       Als je Papier bedeckten. Holdes Fräulein,

       Als ich zuerst Euch meine Liebe bot,

       Sagt ich Euch frei, mein ganzer Reichtum rinne

       In meinen Adern: ich sei Edelmann;

       Und dann sagt ich Euch wahr. Doch, teures Fräulein,

       Da ich auf nichts mich schätzte, sollt Ihr sehn,

       Wie sehr ich Prahler war. Da ich Euch sagte,

       Mein Gut sei nichts, hätt ich Euch sagen sollen,

       Es sei noch unter nichts; denn in der Tat,

       Mich selbst verband ich einem teuren Freunde,

       Den Freund verband ich seinem ärgsten Feind,

       Um mir zu helfen. Hier, Fräulein, ist ein Brief,

       Das Blatt Papier, wie meines Freundes Leib

       Und jedes Wort drauf eine offne Wunde,

       Der Lebensblut entströmt. – Doch ist es wahr,

       Salerio? Sind denn alle Unternehmen

       Ihm fehlgeschlagen? Wie, nicht eins gelang?

       Von Tripolis, von Mexiko, von England,

       Von Indien, Lissabon, der Berberei?

       Und nicht ein Schiff entging dem furchbarn Anstoß Von Armut drohnden Klippen?

      Salerio.

       Nein, nicht eins.

       Und außerdem, so scheint es, hätt er selbst

       Das bare Geld, den Juden zu bezahlen,

       Der nähm es nicht. Nie kannt ich ein Geschöpf,

       Das die Gestalt von einem Menschen trug,

       So gierig, einen Menschen zu vernichten.

       Er liegt dem Dogen früh und spät im Ohr

       Und klagt des Staats verletzte Freiheit an,

       Wenn man sein Recht ihm weigert. Zwanzig Handelsleute,

       Der Doge selber und die Senatoren

       Vom größten Ansehn reden all ihm zu;

       Doch niemand kann aus der Schikan ihn treiben

       Von Recht, verfallner Buß und seinem Schein.

      Jessica.

       Als ich noch bei ihm war, hört ich ihn schwören

       Vor seinen Landesleuten Chus und Tubal,

       Er wolle lieber des Antonio Fleisch

       Als den Betrag der Summe zwanzigmal,

       Die er ihm schuldig sei. Und, Herr, ich weiß,

       Wenn ihm nicht Recht, Gewalt und Ansehn wehrt,

       Wird es dem armen Manne schlimm ergehn.

      Porzia.

       Ist's Euch ein teurer Freund, der so in Not ist?

      Bassanio.

       Der teurste Freund, der liebevollste Mann,

       Das unermüdet willigste Gemüt

       Zu Dienstleistungen und ein Mann, an dem

       Die alte Römerehre mehr erscheint

       Als sonst an wem, der in Italien lebt.

      Porzia.

       Welch eine Summ' ist er dem Juden schuldig?

      Bassanio.

       Für mich, dreitausend Dukaten.

      Porzia.

       Wie? nicht mehr?

       Zahlt ihm sechstausend aus und tilgt den Schein,

       Doppelt sechstausend, dann verdreifacht das,

       Eh einem Freunde dieser Art ein Haar

       Gekränkt soll werden durch Bassanios Schuld.

       Erst geht mit mir zur Kirch und nennt mich Weib,

       Dann nach Venedig fort zu Eurem Freund,

       Denn nie sollt Ihr an Porzias Seite liegen

       Mit Unruh in der Brust. Gold geb ich Euch,

       Um zwanzigmal die kleine Schuld zu zahlen;

       Zahlt sie und bringt den echten Freund mit Euch.

       Nerissa und ich selbst indessen leben

       Wie Mädchen und wie Witwen. Kommt mit mir,

       Ihr sollt auf Euren Hochzeitstag von hier.

       Begrüßt die Freunde, laßt den Mut nichts trüben;

       So teur gekauft, will ich Euch teuer lieben. –

       Doch laßt mich hören Eures Freundes Brief.

      Bassanio (liest).

       «Liebster Bassanio! Meine Schiffe sind alle verunglückt, meine Gläubiger werden grausam, mein Glücksstand ist ganz zerrüttet, meine Verschreibung an den Juden ist verfallen, und da es unmöglich ist, daß ich lebe, wenn ich sie zahle, so sind alle Schulden zwischen mir und Euch berichtigt. Wenn ich Euch nur bei meinem Tode sehen könnte! Jedoch handelt nach Belieben; wenn Eure Liebe Euch nicht überredet, zu kommen, so muß es mein Brief nicht.

      Porzia.

       O Liebster, geht, laßt alles andre liegen!

      Bassanio.

       Ja, eilen will ich, da mir Eure Huld

       Zu gehn erlaubt; doch bis ich hier zurück,

       Sei nie ein Bett an meinem Zögern schuld,

       Noch trete Ruhe zwischen unser Glück!

      (Alle ab.)

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