Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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Welt

       Gilt höher als dein Leben nicht bei mir.

       Ich gäbe alles hin, ja opfert' alles

       Dem Teufel da, um dich nur zu befrein.

      Porzia.

       Da wüßt Eur Weib gewiß Euch wenig Dank,

       Wär sie dabei und hört Eur Anerbieten.

      Graziano.

       Ich hab ein Weib, die ich auf Ehre liebe;

       Doch wünscht ich sie im Himmel, könnte sie

       Dort eine Macht erflehn, des hündschen Juden

       Gemüt zu ändern.

      Nerissa.

       Gut, daß Ihr's hinter ihrem Rücken tut,

       Sonst störte wohl der Wunsch des Hauses Frieden.

      Shylock (beiseite).

       So sind die Christenmänner; ich hab 'ne Tochter:

       Wär irgendwer vom Stamm des Barrabas

       Ihr Mann geworden, lieber als ein Christ! –

       Die Zeit geht hin; ich bitt Euch, kommt zum Spruch.

      Porzia.

       Ein Pfund von dieses Kaufmanns Fleisch ist dein.

       Der Hof erkennt es, und das Recht erteilt es.

      Shylock.

       O höchst gerechter Richter! –

      Porzia.

       Ihr müßt das Fleisch ihm schneiden aus der Brust:

       Das Recht bewilligt's, und der Hof erkennt es.

      Shylock.

       O höchst gelehrter Richter! – Na, ein Spruch!

       Kommt, macht Euch fertig.

      Porzia.

       Wart noch ein wenig: Eins ist noch zu merken!

       Der Schein hier gibt dir nicht ein Tröpfchen Blut;

       Die Worte sind ausdrücklich: ein Pfund Fleisch!

       Nimm denn den Schein, und nimm du dein Pfund Fleisch;

       Allein vergießest du, indem du's abschneidst,

       Nur einen Tropfen Christenblut, so fällt

       Dein Hab und Gut nach dem Gesetz Venedigs

       Dem Staat Venedigs heim.

      Graziano.

       Gerechter Richter! – merk, Jud! – o weiser Richter!

      Shylock.

       Ist das Gesetz?

      Porzia.

       Du sollst die Akte sehn.

       Denn, weil du dringst auf Recht, so sei gewiß:

       Recht soll dir werden, mehr als du begehrst.

      Graziano.

       O weiser Richter! – merk, Jud! ein weiser Richter!

      Shylock.

       Ich nehme das Erbieten denn: zahlt dreifach

       Mir meinen Schein und laßt den Christen gehn.

      Bassanio.

       Hier ist das Geld.

      Porzia.

       Halt!

       Dem Juden alles Recht – still! keine Eil!

       Er soll die Buße haben, weiter nichts.

      Graziano.

       O Jud! ein weiser, ein gerechter Richter!

      Porzia.

       Darum bereite dich, das Fleisch zu schneiden.

       Vergieß kein Blut, schneid auch nicht mehr noch minder

       Als grad ein Pfund; ist's minder oder mehr

       Als ein genaues Pfund, sei's nur soviel,

       Es leichter oder schwerer an Gewicht

       Zu machen, um ein armes Zwanzigstteil

       Von einem Skrupel, ja wenn sich die Waagschal

       Nur um die Breite eines Haares neigt,

       So stirbst du, und dein Gut verfällt dem Staat.

      Graziano.

       Ein zweiter Daniel, ein Daniel, Jude!

       Ungläubiger, ich hab dich bei der Hüfte.

      Porzia.

       Was hält den Juden auf? Nimm deine Buße.

      Shylock.

       Gebt mir mein Kapital und laßt mich gehn.

      Bassanio.

       Ich hab es schon für dich bereit: hier ist's.

      Porzia.

       Er hat's vor offenem Gericht geweigert:

       Sein Recht nur soll er haben und den Schein.

      Graziano.

       Ich sag, ein Daniel, ein zweiter Daniel!

       Dank, Jude, daß du mich das Wort gelehrt.

      Shylock.

       Soll ich nicht haben bloß mein Kapital?

      Porzia.

       Du sollst nichts haben als die Buße, Jude,

       Die du auf eigene Gefahr magst nehmen.

      Shylock.

       So lass' es ihm der Teufel wohl bekommen!

       Ich will nicht länger Rede stehn.

      Porzia.

       Wart, Jude!

       Das Recht hat andern Anspruch noch an dich.

       Es wird verfügt in dem Gesetz Venedigs,

       Wenn man es einem Fremdling dargetan,

       Daß er durch Umweg' oder gradezu

       Dem Leben eines Bürgers nachgestellt,

       Soll die Partei, auf die sein Anschlag geht,

       Die Hälfte seiner Güter an sich ziehn;

       Die andre Hälfte fällt dem Schatz anheim,

       Und an des Dogen Gnade hängt das Leben

       Des Schuldgen einzig, gegen alle Stimmen.

       In der Benennung, sag ich, stehst du nun,

       Denn es erhellt aus offenbarem Hergang,

       Daß du durch Umweg' und auch gradezu

       Recht eigentlich gestanden dem Beklagten

       Nach Leib und Leben: und so trifft dich denn

       Die Androhung, die ich zuvor erwähnt.

       Drum nieder, bitt um Gnade bei dem Dogen!

      Graziano.

       Bitt um Erlaubnis, selber dich zu hängen;

       Und doch, da all dein Gut dem Staat verfällt,

       Behältst du nicht den Wert von einem Strick;

       Man muß dich hängen auf des Staates Kosten.

      Doge.

       Damit du siehst, welch andrer Geist uns lenkt,

       So schenk ich dir das Leben, eh du bittest.

       Dein halbes Gut gehört Antonio,

       Die andre Hälfte fällt dem Staat anheim,

       Was Demut lindern kann zu einer Buße.

      Porzia.

       Ja, für den Staat, nicht für Antonio.

      Shylock.

       Nein, nehmt mein Leben auch, schenkt mir das nicht!