Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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nun hatte es ihn offenbar erhört.

      Allerdings schienen sie ihre Liebe noch nicht so offen zeigen zu wollen. Sebastian vermutete, daß Franz Lennard der Grund war. Biancas Vater, das war ihm schon in der Kirche aufgefallen, schien nicht sehr glücklich über die Anwesenheit des jungen Mannes.

      Indes hatte er es nicht verhindern können, daß seine Tochter sich in Thomas verliebte. Und Sebastian fand, daß die beiden sehr gut zusammenpaßten.

      *

      Gegen Mittag erreichten sie die Kandererhütte. Sie lag malerisch in einer Senke, alt und verwittert. Auf den Hängen standen Ziegen und Kühe, bewacht von zwei Hütehunden. An den Tischen und auf der Terrasse saßen schon zahlreiche Wanderer, die über andere Wege heraufgekommen waren.

      Unterwegs hatten Sebastian und seine Begleiter sich schon an einem Gebirgsfluß erfrischt, dessen kühles, kristallklares Wasser ihren Durst löschte. Aber jetzt freuten sie sich auf ein großes Glas frischer Alpenmilch.

      Franz Thurecker, der Senner der Kandereralm, grüßte schon von weitem, als er den Bergpfarrer erkannte.

      »Grüß Gott, Hochwürden, schön, daß Sie mal wieder heraufschau’n«, sagte er und begrüßte auch die anderen herzlich.

      Der Alte, der mit seinem Rauschebart wie ein Senner aus dem Bilderbuch aussah, lebte schon sein ganzes Leben hier oben. In der Einsamkeit der Berge, nur in Gesellschaft seiner Tiere, fühlte sich Franz am wohlsten. Es war ihm schon ein Grauen, in den Wintermonaten, nach dem Almabtrieb, ins Tal hinunter zu müssen. Kaum daß der Schnee geschmolzen war und sich die ersten Knospen zeigten, zog es ihn wieder hinauf.

      »Suchen S’ sich nur einen Platz«, sagte er zu den Wanderern. Ich bring’ Ihnen gleich was zu trinken.«

      Sebastian blickte sich um. Die meisten Gäste waren bereits mit Essen und Trinken versorgt, ansonsten hätte der Geistliche Franz dabei geholfen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß Pfarrer Trenker die Ärmel hochkrempelte und mit anpackte.

      Der Senner war in der Hütte verschwunden und kam wenig später mit einem großen Milchkrug und Gläsern wieder zurück.

      »Köstlich«, nickten sie nach dem ersten Schluck, und Sebastian erkundigte sich, was Franz heute Gutes zu essen anzubieten habe.

      Der Alte hatte immer ein, zwei warme Gerichte vorbereitet, dazu eine kalte Brotzeit. Heute gab es einen deftigen Eintopf aus Graupen und Gemüse. Das andere Gericht bestand aus selbstgeschabten Spätzln, die Franz mit gerösteten Zwiebeln, Butter und Käse im Ofen zubereitete. Mit einem grünen Salat schmeckte es herrlich und sättigte für den Rückweg.

      Man einigte sich darauf, beides zu probieren, und so stand als erstes eine Terrine Graupensuppe auf dem Tisch.

      »Ich hab’ schon lang’ net mehr sowas Einfaches und zugleich Leckeres gegessen«, meinte Thomas.

      Der Journalist überlegte schon die ganze Zeit, ob das heutige Erlebnis nicht eine Reportage für die Zeitung wert sei.

      »Wie lang’ werden S’ denn noch volontieren?« erkundigte sich Sebastian, als der junge Bursche das Gespräch darauf brachte.

      »Ein halbes Jahr«, erwiderte Thomas. »Dann bin ich fertig.«

      »Und was haben S’ dann vor?«

      Der Journalist warf Bianca, die neben ihm saß, einen Blick zu.

      »Am liebsten würd’ ich nach München gehen«, antwortete er

      Der Bergpfarrer schmunzelte. Den Grund für diesen Entschluß konnte er sich denken.

      »Aber das wird net so leicht sein«, fuhr Thomas fort. »Da braucht’s schon Beziehungen, um irgendwo einen Fuß in die Tür zu bekommen.«

      »Nun, vielleicht könnt’ ich Ihnen da weiterhelfen«, meinte Sebastian.

      Thomas machte große Augen.

      »Wirklich? Wie denn?«

      »Die Freundin meines Bruders ist eine Kollegin von Ihnen«, erwiderte Pfarrer Trenker. »Jetzt arbeitet sie in Garmisch beim ›Kurier‹, aber früher war sie bei einer großen Münchener Tageszeitung und hat immer noch gute Kontakte dorthin.«

      »Das wär’ ja wunderbar«, freute sich der Bursche und sah das Madel wieder an. »Wenn das klappt…«

      »Mal sehen«, sagte Sebastian. »Versprechen kann ich natürlich nix, aber immerhin wär’s ja vielleicht ein kleiner Anschub.«

      Er schaute in die Runde.

      »Wissen S’ was? Am Samstag kommt die Claudia Bachinger zu uns. Haben S’ net Lust, zum Essen ins Pfarrhaus zu kommen? Bei der Gelegenheit könnt’ der Thomas Claudia kennenlernen und sich mit ihr darüber unterhalten.«

      Diese Einladung überraschte und freute die kleine Gesellschaft. Lediglich Heidrun Lennard meldete Bedenken an.

      »Wird das denn net zuviel für Ihre Haushälterin?« fragte sie. »Das ist doch eine Menge Arbeit, wenn so viele Gäste da sind.«

      »Ach wo«, schüttelte der Geistliche den Kopf. »Die Frau Tappert freut sich immer, wenn sie für eine größere Anzahl Gäste kochen kann. Ich bin sicher, wenn ich ihr heut’ abend sag’, daß Besuch kommt, wälzt sie in Gedanken schon ihr Kochbuch und stellt das Menü zusammen. Da müssen S’ wirklich keine Bedenken haben. Und hinterher gehen S’ alle zusammen auf den Tanzabend im Löwen.«

      »Und führen unsere neuen Sachen vor«, strahlte Franz Lennard begeistert. »Wir haben uns nämlich neu eingekleidet, meine Frau und ich.«

      »Na, hoffentlich werdet ihr dann net mit den Bauersleuten aus dem Tal verwechselt«, unkte Bianca.

      Thomas war es schließlich, der die Schale mit den Kässpatzen restlos auskratzte. Alle waren satt und zufrieden. Sie beschlossen, den Kaffee später zu trinken und sich erst einmal die Beine zu vertreten.

      Natürlich setzten sich die jungen Leute von den anderen ab. Hinter der Hütte standen sie an dem alten verwitterten Zaun und hielten sich an den Händen.

      »Ist’s net wunderschön?« sagte Bianca und legte ihren Kopf auf Thomas’ Schultern.

      »Ja«, antwortete er. »Und es sollte immer so bleiben. Findest’ net auch?«

      Das Madel sah ihn fragend an.

      »Glaubst’, daß das gehen könnt’?«

      Thomas nahm ihren Kopf in beide Hände und schaute ihr in die Augen. Dann küßte er ihre Mundwinkel.

      »Ja, Bianca«, sagte er mit Überzeugung in der Stimme. »Das glaub’ ich ganz fest. Wenn wir’s nur wollen, dann gehen alle unsere Wünsche in Erfüllung. Und ich wünsch’ mir nichts mehr, als daß wir für immer zusammenbleiben können.«

      Tränen schimmerten in ihren Augen, und in ihrer Kehle saß ein dicker Kloß.

      »Thomas«, hauchte sie, »das war ja ein Heiratsantrag!«

      Er nickte.

      »Ja, Liebes, das war einer.«

      Sein Blick suchte Bestätigung auf die ungestellte Frage, und ein warmer Strom durchfuhr ihn, als sie nickte.

      »Dann willst du also?« fragte er endlich.

      »Ja, Liebster«, antwortete sie, »ich will!«

      *

      Annika Westermann rauschte in das Schwesternzimmer und verdrehte die Augen.

      »Mein Gott, diese Frau Heilmann bringt mich noch auf die Palme!« rief sie ärgerlich.

      »Was will sie denn jetzt schon wieder?« fragte Christel Manthey.

      »Ach, sie fragt ständig, wann der Professor endlich zur Visite kommt. Dabei hab’ ich ihr schon dreimal erklärt, daß er noch im OP ist.«

      Die beiden Schwestern schüttelten die Köpfe. Seit sie am Morgen ihren Dienst angetreten hatten, mußten sie mehr