Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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liebte, und von dessen Vater, der nichts davon erfahren dürfte, da hatte Kathrin für einen Moment geglaubt, daß dieser Mann ihr Bruder wäre. Eigentlich hatte sie nachfragen wollen, es dann aber der Umstände wegen vergessen.

      Und als Toni sie das zweite Mal auf dem Pahlingerhof besuchte, da kam es ihr vor, als trage er etwas mit sich herum, was er loswerden wollte. Allerdings sagte er nichts davon, daß er vielleicht Probleme habe, sondern erzählte nur, daß zu Hause soweit alles in Ordnung sei. Zwar grummelte der Vater immer noch herum, und der Name der Tochter durfte nicht ausgesprochen werden, aber ansonsten war alles wie früher auch.

      Konnte das wirklich sein, überlegte sie, waren Toni und Ria tatsächlich ein Paar?

      Die Tragweite dieser Tatsache, wenn sie sich denn bewahrheitete, erschreckte Kathrin. Ihr Vater würde solch einer Verbindung genauso wenig zustimmen, wie ihrer zu Wolfgang.

      Unter gar keinen Umständen!

      Aber vielleicht lag hierin auch die Chance, ihn eines Tages umzustimmen…

      *

      Waren die Tage so dahingegangen, ohne daß Kathrin und Wolfgang sich wieder nähergekommen waren, so kam es an diesem Abend sogar zum großen Krach zwischen den beiden. Auslöser war etwas, das der junge Bauer ins Gespräch gebracht hatte.

      Sie waren noch beim Abendessen. Wie immer war der Tisch ­hübsch gedeckt, und Kathrin hatte ein deftiges Essen zubereitet, mit Bratkartoffeln, Eiern und Speck.

      »Sag’ mal«, begann Wolfgang, »wir haben überhaupt noch net über deinen Lohn gesprochen.«

      Darauf gekommen war er, weil er in der überregionalen Zeitung eine Annonce aufgegeben hatte, in der er einen Knecht suchte. Dabei war ihm eingefallen, daß immer davon die Rede gewesen war, daß er auch eine Magd würde einstellen müssen. Da ja nun Kathrin diese Aufgabe übernommen hatte, dachte er gar nicht mehr daran. Erst jetzt fiel es ihm wieder ein. Ohne sich etwas dabei zu denken, brachte er das Thema Gehalt ins Gespräch.

      Kathrin sah ihn einen Moment an, als käme er aus einer anderen Welt. Das Besteck fiel klirrend auf den Tisch, und dann weiteten sich ihre Augen vor Zorn.

      »Was denkst du dir eigentlich, warum ich hier bin?« fragte sie, sichtlich verärgert. »Wenn ich für Geld arbeiten wollte, dann könnte ich das überall und bestimmt net bei dem Mann, der mich von sich weist. Glaubst’ wirklich, ich würd’ mich bei dir als Magd verdingen?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Du hast es immer noch net kapiert, was?« fuhr sie fort. »Ich bin hier, weil ich dir helfen will, und ich tu’s aus Liebe! Geht das net in deinen Schädel hinein?«

      Sie stand abrupt auf und lief in ihre Kammer. Dort warf sie sich auf das Bett und weinte.

      Eine Viertelstunde lang. Dann richtete sie sich auf, wischte die Tränenspuren fort und holte tief Luft.

      Dieser Esel, dachte sie wütend, na wart’ nur.

      Sie holte Schreibzeug und Briefpapier aus dem Nachtkästchen und setzte sich an den Tisch. Dann schrieb sie einen Arbeitsvertrag. Zufrieden las sie den Entwurf durch, machte hier und da eine Änderung und schrieb das Ganze noch einmal fein säuberlich ab.

      An diesem Abend bekam Wolfgang sie nicht mehr zu Gesicht. Kathrin wartete ab, bis sie an seinen Schritten hörte, daß er in seine Kammer gegangen war, dann ging sie ins Bad.

      Am nächsten Morgen schien alles wie immer zu sein. Kathrin war vor ihm im Stall, und als Wolfgang später in die Küche kam, hatte sie den Frühstückstisch genauso gedeckt, wie an den anderen Tagen auch.

      Bis auf eine Kleinigkeit – auf seinem Holzbrett lag ein Blatt Papier.

      Der Arbeitsvertrag.

      »Was ist das?« fragte er.

      »Lies selbst«, antwortete Kathrin.

      Das tat der Bauer.

      Sie verlangte eine bestimmte Summe, freie Kost und Logis. Außerdem sollte er Krankenversicherung und Lohnsteuer für sie bezahlen. In dem Vertrag erklärte Kathrin, daß sie einen freien Tag in der Woche verlange, und daß jeder zweite Sonntag frei sein sollte.

      »Entweder bist’ damit einverstanden«, sagte sie. »Oder du mußt dich nach einer anderen Magd umschauen.«

      Natürlich war es ein Wagnis, das wußte sie. Wenn Wolfgang wirklich wollte, daß sie den Hof verließ, dann würde er sich weigern, diesen Vertrag zu unterschreiben.

      Im Gegensatz zu sonst blieb sie nicht sitzen, bis er mit dem Frühstück fertig war. Sie stand auf und ging in die Wohnstube, wo sie sich für heute vorgenommen hatte, die Polstermöbel zu reinigen. Sie arbeitete beinahe zwei Stunden in dem Zimmer. Als sie dann in die Küche kam, hatte Wolfgang den Tisch abgeräumt, aber sie sah, daß der Vertrag immer noch dort lag.

      Mit klopfendem Herzen griff sie danach. Dann tat ihr Herz einen Hüpfer.

      Er hatte unterschrieben, und sie wußte, daß sie gewonnen hatte.

      Beinahe – denn jetzt waren sie wirklich Bauer und Magd. Und er wollte sie offenbar nicht gehen lassen, und das zählte am meisten für sie.

      Daß er eines Tages auch ihre Liebe erwidern würde, daran zweifelte Kathrin auch nicht mehr.

      Fröhlich ein Lied summend, machte sie sich wieder an die Arbeit und beschloß, Wolfgang heute ganz besonders zu verwöhnen und ihm einen leckeren Nachtisch zu kochen. Schließlich sollte er genau merken, was er an ihr hatte.

      *

      Auf dem Sonnenleitnerhof war die Stimmung nicht ganz so gut. Besonders Ria hatte darunter zu leiden; der Bauer ließ seine Launen immer wieder an ihr aus.

      Gestern hatte er bemängelt, daß der Braten nicht so schmeckte, wie er es gewohnt war. Die junge Frau war indes überzeugt, ihn genauso zubereitet zu haben wie sonst auch. Daß Hubert Sonnenleitner wirklich herausschmecken konnte, ob eine Mahlzeit von ihr oder von Kathrin gekocht worden war, das wagte sie doch sehr zu bezweifeln.

      Heute morgen waren die Spiegel­eier zu knusprig gewesen, und der Kaffee angeblich nicht stark genug. Ria hatte immer noch nichts darauf gesagt. Ihr war bewußt, daß der Bauer unter dem Streit mit seiner Tochter litt, und seine schlechte Laune daher rührte.

      Allerdings schüttete sie Toni ihr Herz aus, als sie für einen Moment alleine waren.

      »Ich weiß net, warum er ständig auf mir herumhacken muß«, sagte sie traurig. »Ich hab ihm doch schließlich nix getan!«

      Der Bauernsohn schloß sie in seine Arme.

      »Komm, Spatzerl, nimm’s net so schwer«, bat er sie. »Irgendwann wird er sich schon wieder beruhigen. Es ist halt immer noch der erste Zorn und hat eigentlich nix mit dir zu tun. Vater weiß doch, wie gut du deine Arbeit machst.«

      Die hübsche Magd wollte gerne glauben, daß nicht sie der eigentliche Grund für die schlechte Laune des Bauern war. Aber leichter wurde es dadurch auch nicht.

      Der Gipfel kam dann beim Mit­tag­essen.

      Hubert Sonnenleitner war seit Stunden mit der Melkmaschine zugange, die schon am Morgen nicht richtig arbeitete. Anstatt auf den Rat seines Sohnes zu hören und einen Fachmann kommen zu lassen, holte der Bauer Werkzeug und nahm die ganze Anlage auseinander.

      Mit dem Erfolg, daß er, nachdem er die vielen Teile gereinigt hatte, nicht mehr wußte, in welcher Reihenfolge sie wieder zusammengebaut werden mußten…

      Entsprechend stieg der Blutdruck des Sonnenleitners in die Höhe. Vom Melkstand her tönten laute Flüche über den Hof, und sogar Trixi, die Promenadenmischung, verkroch sich in ihrer Hütte.

      Irgendwann riß Toni dann der Geduldsfaden.

      »Willst es net endlich aufgeben und einen Monteur von der Firma rufen?« fragte er seinen Vater.

      Der Bauer stand vor ihm, zwei Schläuche in der Hand, das Gesicht gerötet vor Zorn.

      »Du brauchst