Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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lächelte und sah Jenny fragend an. Die Freundin verzog das Gesicht.

      »Laß ihn nicht warten«, lachte sie. »Und frage Axel gleich, ob er Lust hat, mit in die Stadt zu fahren.«

      *

      Während Sebastian Trenker für Michael eine Kirchenführung machte, der sich Jenny natürlich anschloß, lief Lucie zum Pfarrhaus hinüber. Sophie Tappert öffnete auf ihr Klingeln und führte sie in den Garten. Axel saß dort in einem Korbsessel und blätterte in der Tageszeitung, als er sah, wer da aus der Wohnzimmertür trat, sprang er auf.

      »Da bist du ja«, sagte er und riß sie in seine Arme.

      Lucie erwiderte seinen ungestümen Kuß und umarmte ihn fest. Sie hielten sich in den Armen.

      »Hast du gut geschlafen?« fragte er.

      Sie nickte.

      »Und von dir geträumt.«

      »Das ist schön«, sagte er und strich ihr zärtlich über das Haar. »Ich habe nämlich auch von dir geträumt.«

      Sie küßten sich wieder.

      »Wo ist eigentlich Jenny?« wollte er wissen.

      »Drüben, in der Kirche, zusammen mit Pfarrer Trenker und Michael.«

      Axel schmunzelte.

      »Bahnt sich da was an?«

      »Ich hoffe es«, antwortete Lucie. »Es wäre jedenfalls schön, nach allem, was Jenny mitgemacht hat.«

      Er sah sie mit großen Augen an.

      »So schlimm?«

      Sie nickte.

      »Frauengeheimnis, oder magst du darüber reden?«

      »Nur soviel, sie hat eine herbe Enttäuschung erlitten und jetzt fürchtet sie, so etwas noch einmal zu erleben.«

      »Verstehe«, sagte Axel. »Gebranntes Kind scheut das Feuer. Allerdings glaube ich nicht, daß sie in dieser Beziehung bei Michael Angst haben muß. Ich kenn ihn zwar nicht, aber er macht doch einen ganz netten Eindruck.«

      »Finde ich auch.«

      »Dann, mein Herz, sollten wir dafür sorgen, daß die beiden zueinander finden«, meinte er. »Laß uns dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge helfen.«

      »Michael hat übrigens vorgeschlagen, in die Stadt zu fahren«, erzählte Lucie. »Hast du Lust?«

      »Aber ja«, nickte er. »Vielleicht gibt es ja diese tolle Diskothek noch, das ›Karambola‹, kennt ihr die?«

      Die Lehrerin mußte unwillkürlich schmunzeln.

      »Und ob«, erwiderte sie. »Als wir einmal mit unseren Eltern hier waren, sind wir abends heimlich abgehauen und in die Stadt getrampt. Was glaubst du wohl, wo wir da waren?«

      Axel grinste.

      »Na, das ist nicht schwer zu erraten. Ist euer Ausflug wenigstens unentdeckt geblieben?«

      »Denkste«, schüttelte Lucie den Kopf. »Unsere Eltern haben natürlich spitzgekriegt, daß wir nicht brav auf unseren Zimmern sind und schlafen. Irgendwie müssen sie herausgefunden haben, wo wir waren. Jedenfalls haben wir es Pfarrer Trenker zu verdanken, daß das Donnerwetter nicht so schlimm ausfiel. Hochwürden hat uns nämlich höchstpersönlich aus der Disco abgeholt und bei den Eltern ein gutes Wort für uns eingelegt; daß sie ja selber mal jung gewesen wären und so.«

      Sie verabschiedeten sich von Sophie Tappert, und Axel teilte ihr noch mit, daß er zum Mittagessen nicht da sein werde, und auch am Abend würde es spät werden. Als sie an der Kirche ankam, traten Sebastian und das junge Paar gerade aus der Tür.

      »Wir fahren in die Stadt«, sagte Axel zu dem Geistlichen.

      »Dann wünsch’ ich euch viel Spaß.«

      »Und heut’ abend geht’s ins Karambola«, setzte Lucie hinzu. »Sie erinnern sich?«

      »Na, und ob«, lachte der Bergpfarrer. »Aber heut’« muß ich euch ja net mehr da rausholen. Inzwischen seid ihr ja alt genug.«

      »Und in männlicher Begleitung«, warf sich Michael in die Brust, der Axel mit Handschlag begrüßt hatte.

      Jenny mußte bei der Erwähnung der Diskothek unwillkürlich schmunzeln.

      »Hast du Axel etwa davon erzählt?«

      »Na klar«, antwortete die Freundin.

      »Tja, auch Jugendsünden holen einen immer wieder ein«, meinte Sebastian und wünschte ihnen einen schönen Tag.

      *

      Harald Stern war nach dem Frühstück mit seinem Wohnmobil ins Dorf gefahren. Gestern hatte er gesehen, daß es neben dem Hotel einen großen Parkplatz gab. Dort stellte er das Fahrzeug ab und machte einen Spaziergang durch den Ort.

      Nett, dachte der Lehrer, während er die typischen Lüftlmalereien an den Häusern betrachtete. Hier hat man bestimmt seine Ruhe und Erholung.

      Als er am Abend zuvor in seinem Wohnmobil saß, hatte er darüber nachgedacht, was er tun würde, wenn er Lucie gegenüberstand. Zu dumm, daß er nicht wußte, wo sie und ihre Freundin abgestiegen waren. Nur das es sich um eine Pension handelte, hatte er mitbekommen, aber davon gab es mehrere, wie er auf einer großen Informationstafel, am Tourismusbüro, lesen konnte.

      Er betrat das Büro und nahm sich ein paar der ausliegenden Prospekte. Dann schlenderte er weiter und setzte sich auf eine Bank.

      Die Informationen waren wirklich interessant. Der Lehrer erfuhr viel über das Wachnertal und seine Dörfer, über die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten, wie Bergwandern oder Besichtigungen von Sennereibetrieben, und las die Vorschläge für Radtouren oder Ausflüge in die nähere Umgebung.

      In einem Prospekt fand er Fotos der Kirche von St. Johann. Sie war ihm schon aufgefallen, als er gestern durch das Dorf gefahren war. Harald Stern entschloß sich, dem Gotteshaus einen Besuch abzustatten.

      Zwar ließ er immer wieder seinen Blick umherschweifen, doch Lucie hatte er bisher noch nicht gesehen. Während er die Straße überquerte, um zur Kirche zu gelangen, schaute er den Kiesweg hinauf und spürte plötzlich einen Stich im Magen, als er sie dort herunterkommen sah.

      Hastig sprang Harald zur Seite, denn Lucie war nicht alleine. Aber nicht nur die Tatsache, daß sie in Begleitung eines Mannes war, der seinen Arm um sie gelegt hatte, versetzte ihm einen solchen Schrecken; es war viel schlimmer, denn diesen Mann kannte er nur zu gut.

      Axel Kremer!

      Der Lehrer drückte sich zwischen die Büsche, die vor dem Haus standen, hinter dessen Ecke er sich geflüchtet hatte. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment gingen sie an ihm vorüber. Lucie, Axel Kremer und ein anderes Paar. Harald vermutete, daß es sich bei der Frau um Lucies Freundin handelte.

      »Wir fahren mit meinem Wagen in die Stadt«, hörte er den Kollegen sagen, der ihm unversehens zum Nebenbuhler geworden war.

      Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

      So war das also, schoß es ihm durch den Kopf, deshalb wollte sie nicht zusammen mit mir in den Urlaub fahren, weil sie und der Kremer…

      Harald Stern biß sich auf die Unterlippe, während sich seine Hände vor Wut zu Fäusten ballten.

      Wie lange mochte das schon gehen, mit den beiden?

      Axel war doch erst kurze Zeit an der Schule, oder kannten die beiden sich vielleicht schon von früher?

      Kein Wunder, daß Lucie sich immer so widerstrebend gezeigt hatte, wenn er, Harald, versuchte, ihr näher zu kommen.

      Er blickte ihnen aus brennenden Augen nach und trat dann aus seinem Versteck, als die beiden Paare außer Sichtweite waren.

      In die Stadt wollten sie also, überlegte er.

      Sollte er ihnen folgen?

      Viel