Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
Скачать книгу
abspielte. Eindeutiger hätte die Situation wohl nicht sein können, so liebevoll, wie die beiden sich angesehen hatten.

      Der Lehrer ging langsam zu der Bank zurück, auf der er gesessen hatte. Wie betäubt ließ er sich darauf nieder und überlegte, was er jetzt machen sollte.

      Am einfachsten wäre es, wieder nach Hause zu fahren. Lohnte es sich überhaupt, um diese Frau zu kämpfen?

      Er dachte an die vielen Male, die er schon versucht hatte, Lucie für sich zu gewinnen. Er liebte sie mehr, als jede Frau, der er je begegnet war. Doch nie war es ihm gelungen, ihr auch nur ein wenig Zuneigung zu entlocken. Bis auf das eine Mal vielleicht, nach dem weinseligen Abend, als er seinen ganzen Mut zusammengenommen und sie geküßt hatte.

      Doch auch dies war nur eine einseitige Liebesbezeugung gewesen, denn erwidert hatte Lucie diesen Kuß nicht.

      Harald Stern wußte nicht mehr, wie lange er schon auf der Bank saß. Tausend Möglichkeiten hatte er durchgespielt und Axel Kremer, in Gedanken, tausendmal getötet.

      Himmel, wie haßte er diesen Kerl, der einfach daherkam und ihm die Frau seines Lebens fortnahm!

      Wenn es nur eine Chance gäbe, den Nebenbuhler zu beseitigen, bei Gott, er würde sie ergreifen!

      Irgendwann stand er schließlich von der Bank auf und kehrte zu seinem Wohnmobil zurück. Er schloß es auf und kletterte hinein, und dann tat er etwas, was er noch nie getan hatte.

      Aus dem Kühlschrank holte er eine Flasche Wodka und öffnete sie. Ein großes Glas leerte er in einem Zug und schenkte gleich noch mal nach.

      Bis zum Abend hatte er die Flasche beinahe bis zu Dreivierteln geleert.

      *

      Axel hatte sein Auto auf dem großen Parkplatz abgestellt, und nun gingen sie zu viert durch die Fußgängerzone.

      »Hier hat sich wenig verändert«, stellte Lucie fest.

      Jenny mußte der Freundin recht geben. Es waren immer noch dieselben Geschäfte, die sie von früher her kannten. Trotzdem machte ihnen der Einkaufsbummel Spaß und als sie sich Stunden später, mit Tüten und Päckchen bepackt, auf den Stühlen der Pizzeria niederließen, da hatten sich Axel und Michael schon angefreundet. Den beiden Männern war nämlich nichts anderes übrig geblieben, als sich ausgiebig zu unterhalten, während Lucie und Jenny alle möglichen Kleidungsstücke anprobierten.

      »Ich kann manche Männer verstehen, die sich weigern, ihre Frauen zum Einkaufen zu begleiten«, stöhnte Axel einmal.

      Michael grinste.

      »Wir dürfen aber net vergessen, da sie das alles nur machen, um uns zu gefallen«, meinte er.

      »Recht hast du«, nickte der Lehrer und bewunderte gebührend das helle Sommerkleid, in dem Lucie gerade aus der Umkleidekabine kam.

      »Du siehst umwerfend aus«, stellte er mit Kennerblick fest.

      Die hübsche Lehrerin war indes skeptisch.

      »Ich weiß nicht«, sagte sie zweifelnd und drehte sich vor dem Spiegel hin und her. »Irgendwie gefällt es mir ja, andererseits…, wenn ich an den Preis denke…«

      »Nimm es«, redete Michael ihr zu. »Es steht dir doch phantastisch.«

      »Meinst du wirklich?«

      Bei dieser Frage schaute Lucie allerdings Axel an. Er nickte ebenfalls.

      »Auf jeden Fall.«

      Lucie war immer noch unsicher. Zwei andere Kleidungsstücke hingen noch an der Umkleidekabine; ein dunkelblauer Pullover und ein cremefarbener Rock.

      Jenny, die gerade eine Jeans probiert hatte, trat zu ihr.

      »Ich finde, die beiden Männer haben ausnahmsweise einmal recht«, sagte sie. »Du solltest das Kleid kaufen.«

      »Und entscheide dich schnell«, stöhnte Axel. »Ich sterbe nämlich vor Hunger.«

      Inzwischen war es schon früher Abend, und sie hatten das Mittagessen ausfallen lassen. Es war also nur verständlich, daß sich sein Magen allmählich meldete.

      »Ach, du Ärmster«, bedauerte Lucie ihn. »Also gut, ihr habt mich überredet. Los, Jenny, zur Kasse und dann nix wie los, zum Italiener.«

      Jetzt saßen sie draußen auf dem Gehweg, unter großen Sonnenschirmen, und ließen sich die Köstlichkeiten schmecken, die sie bestellt hatten; Pizza mit Anchovis, leckere Salate mit einem raffinierten Dressing, eine große Schüssel Lasagne und zum Dessert natürlich Tiramisu, die Creme aus Mascarpone, Eigelb und Zucker, die auf Biskuit geschichtet war, der zuvor mit Likör getränkt wurde.

      Eine kalorienreiche Sünde, aber traumhaft lecker!

      Die beiden Paare beendeten ihr Mahl mit einem Expresso und machten sich dann auf den Weg zurück, zum Parkplatz.

      »Wie spät ist es denn inzwischen?« erkundigte sich Jenny.

      Axel sah auf die Uhr.

      »Eben zehn«, antwortete er.

      »Na also, die richtige Zeit für die Disco.«

      »Glaubt ihr denn, das das schon geöffnet ist?« fragte Axel zweifelnd. »Überhaupt, heute ist Donnerstag, da haben die Diskotheken doch eigentlich geschlossen.«

      »Laßt uns einfach mal hinfahren«, schlug Lucie vor. »Dann werden wir es ja sehen.«

      Gesagt, getan. Allerdings erlitten sie eine herbe Enttäuschung, als sie vor dem alten Fabrikgebäude hielten, in dem das ›Karambola‹ früher einmal war. Es deutete nichts mehr darauf hin, daß sich hier einst unzählig viele junge Leute vergnügt hatten.

      »Und jetzt?« fragte Jenny, die sich am meisten auf das Tanzen gefreut hatte.

      Ihre Enttäuschung war ihr deutlich anzusehen.

      »Also zurück, nach St. Johann«, zuckte Lucie die Schultern.

      Wie schon auf der Herfahrt saß sie neben Axel, während Jenny und Michael hinten im Fond Platz genommen hatten.

      »Net traurig sein«, sagte er tröstend. »Dann gehen wir halt mal in Hamburg aus.«

      Jenny lächelte und sah ihn von der Seite her an. Zum Glück war es im Wageninnern dunkel, sonst hätte Michael bestimmt gesehen, wie sie rot anlief.

      Lucie drehte sich um.

      »Und vergiß nicht morgen den Tanzabend im Löwen. Da haben wir noch genug Gelegenheit zum Tanzen.«

      Viel zu schnell ging die Fahrt zurück, denn damit endete auch der Tag. Während Lucie und Axel sich oft an den Händen gehalten und geküßt hatten, herrschte zwischen Jenny und Michael noch ein gewisser Abstand. Als er sich jetzt von ihr verabschiedete, nahm er die Hand der Lehrerin und hielt sie fest.

      »Es war ein wunderschöner Tag«, sagte er leise.

      Jenny lächelte.

      »Das finde ich auch«, antwortete sie. »Bis morgen.«

      Er strahlte.

      »Heißt das, daß wir uns morgen wiedersehen?«

      »Wenn du magst…«

      Michael riß die Augen auf.

      »Ob ich mag, fragst du? Und ob!«

      Er zog sie an sich, und ihre Gesichter waren sich ganz nahe.

      »Schlaf schön«, sagte er zärtlich und gab ihr einen Kuß.

      Lucie hatte sich inzwischen von Axel losgerissen. Gemeinsam gingen die beiden Freundinnen die Stufen zur Tür hinauf.

      »Schön, daß du wieder glücklich bist«, sagte Lucie. »Du wirst sehen, es wird unser schönster Urlaub.«

      Womit sie leider nur zur Hälfte recht behalten sollte…

      *

      Als er wieder aufwachte, hatte Harald Stern einen