Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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genug schmeckt’s ja, das Gebräu.«

      Er rutschte wieder tiefer.

      »Ich glaub’, jetzt wird’s langsam besser«, meinte er.

      Pater Antonius schien noch nicht so recht davon überzeugt.

      »Dr. Ambacher war der Meinung, daß die Gallensteine nur operativ entfernt werden könnten«, wagte er einzuwenden.

      Der Bischof schüttelte unwillig den Kopf.

      »Eine Operation kommt nicht in Frage«, sagte er. »Es muß doch auch so gehen.«

      Er schaute seinen Sekretär an.

      »Gehen Sie jetzt schlafen, Pater. Ich komme schon zurecht.«

      »Wirklich? Es macht mir nichts aus, zu bleiben. Vielleicht sollte ich Ihnen etwas vorlesen?«

      »Nein, nein, gehen Sie nur. Sie brauchen Ihren Schlaf.«

      Pater Antonius verneigte sich und verließ unter gemurmelten Genesungswünschen das Schlafzimmer Seiner Exzellenz.

      Ottfried Meerbauer atmete auf. Die Schmerzen schienen tatsächlich nachzulassen. Jedenfalls kamen die Wellen jetzt nicht mehr so häufig und in der Intensität wie zuvor.

      Im Schlafzimmer brannte nur noch die Lampe auf dem Nachttisch, der Raum war ins Halbdunkel getaucht, und durch die Vorhänge, die vor den geöffneten Fenstern flatterten, schien das Mondlicht herein und malte bizarre Schatten an die Wände.

      Der Kranke versuchte seine Gallensteine zu ignorieren und konzentrierte sich auf das Gespräch, das er am Nachmittag geführt hatte.

      Wieder mal!

      Ottfried Meerbauer war ein umgänglicher Mensch und geduldiger Vorgesetzter, doch inzwischen hatte Pfarrer Eggensteiner es geschafft, ihn zur Weißglut zu bringen. Immer wieder beharrte er darauf, daß Kirchenschänder in St. Anna zu Werke gewesen wären, und bestand auf lückenlose Aufklärung. Inzwischen war die Geduld des Bischofs erschöpft. Er hatte sich so sehr aufgeregt, daß sich seine Galle wieder gemeldet hatte.

      Schon seit Monaten waren immer wieder kleinere Koliken aufgetreten. Dr. Ambacher, sein Arzt, hatte dringend zu einer Operation geraten, doch Ottfried hatte Angst davor. Ansonsten ein Mann von altem Schrot und Korn, wurde ihm schon beim Anblick einer Injektionsnadel schlecht. Eine OP kam also gar nicht in Betracht, es mußte andere Mittel und Wege geben, diese elendigen Steine loszuwerden.

      »Dann sollten S’ net Ihren Arzt konsultieren«, hatte der Doktor ärgerlich erwidert, »sondern einen Wunderheiler.«

      Das war das Stichwort gewesen. Zunächst hatte Ottfried Meerbauer nicht weiter über diesen Satz nachgedacht, doch als die Schmerzen immer unerträglicher wurden, fielen ihm die Worte seines Arztes wieder ein.

      Natürlich hatte Dr. Ambacher seinen Ratschlag nicht ernst gemeint und, um die ärgsten Schmerzen zu lindern, einige Medikamente verschrieben, die jetzt auf dem Nachttisch standen. Doch die hatten nicht mehr geholfen, so daß der Bischof keinen anderen Ausweg mehr wußte, als Pater Antonius nach St. Johann zu schicken…

      Das darf der Sebastian niemals erfahren, dachte Ottfried Meerbauer, während er nach der Teetasse griff. Ausgerechnet sein Bischof läßt sich von einem Wunderheiler behandeln, und dann noch von dem, mit dem der gute Hirte von St. Johann einige Male aneinandergeraten war.

      Aber was immer gegen den Brandhuber-Loisl sprach – der Kräutertee schien allmählich zu wirken. Ottfried merkte, daß es ihm endlich besser ging. Die Schmerzen waren fort, er schien auch kein Fieber mehr zu haben, und seine allgemeine Konstitution besserte sich spürbar.

      Bloß der Bergpfarrer durfte von alledem nichts wissen, er würde seinem Bischof die Hölle heiß machen.

      Ottfried Meerbauer löschte die Lampe und schloß die Augen. Während er langsam in den Schlaf hinüberglitt, dachte er dankbar an den Wunderheiler von St. Johann, und sein schlechtes Gewissen gegenüber Sebastian Trenker schwand immer mehr.

      *

      »Weißt du, daß ich dich vom ersten Augenblick an gemocht habe?« fragte Adrian und blickte Tina dabei liebevoll an.

      Das Madel schluckte.

      Sie standen auf der Straße, abseits von den anderen Gästen, die ebenfalls Abkühlung suchten. Auf dem Saal war es unerträglich heiß, und auch hier draußen herrschten immer noch sommerliche Temperaturen.

      Adrian hielt ihre Hand und war unversehens mit diesem Geständnis herausgeplatzt. Die ganze Zeit, während sie tanzten, hatte es schon in der Luft gelegen. Tina spürte immer mehr, wie sehr sie diesem Mann verfallen war. Nichts auf der Welt würde sie davon abbringen können, ihn zu lieben.

      »Ist das wahr?« fragte sie.

      Adrian nickte. Allerdings meinte er ein anderes erstes Mal als sie. Schon damals hatte er sich gewünscht, sie lieben zu können, doch da war der Haß auf ihre Familie stärker gewesen.

      »Ja, Tina«, beteuerte er, »du bist die wunderbarste Frau, die mir je begegnet ist.«

      Er zog sie an sich, und ihre Lippen trafen sich. Nie zuvor hatte ein Kuß süßer geschmeckt, und wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann sollte dieses Gefühl auch nie wieder aufhören.

      »Ich liebe dich auch, Andreas«, flüsterte sie und schmiegte sich an ihn.

      Adrian zuckte unmerklich zusammen, als sie ihn bei seinem falschen Namen nannte.

      Um Gottes willen, durchfuhr es ihn, auf was lasse ich mich da eigentlich ein?

      Einen Moment war er bereit, die Sache aufzuklären, sich ihr als der Sohn des Mannes zu erkennen zu geben, den ihr Vater in den Ruin getrieben hatte. Der durch falsche Dokumente um seinen Hof betrogen worden war.

      Doch Adrian konnte es nicht. Er wußte, daß für Tina eine Welt zusammenbrechen würde. Eine Liebe würde zu Ende gehen, noch ehe sie richtig begonnen hatte.

      »Dabei weiß ich gar nix von dir«, fuhr sie fort und betrachtete sein Gesicht. »Das ist mir noch nie passiert, daß ich mich in einen Mann verliebt hab’, den ich erst so kurze Zeit kenne.«

      »Die Liebe fragt net nach der Zeit«, antwortete er. »Wir können ihr net entrinnen.«

      So war es wohl, überlegte er.

      Mit ganz anderen Vorsätzen war er hierher gekommen, und nun sah er sie ins Wanken geraten.

      Lohnte sich das wirklich? Sollte er sie der Liebe wegen aufgeben?

      »Du wirst so nachdenklich«, sagte Tina und sah ihn forschend an. »Gibt’s ein Problem?«

      Adrian schüttelte schnell den Kopf.

      Natürlich gab es ein Problem. Ein viel größeres, als er es sich jemals hätte träumen lassen, doch das konnte er ihr natürlich nicht sagen.

      »Willst du mir net ein bissel was über dich erzählen?« bat die Bauerntochter.

      Er nickte und erzählte von der Arbeit auf der Bohrinsel. Tina war erstaunt zu hören, wie lange die Männer dort lebten und nicht an Land konnten. Adrian berichtete alles Mögliche aus seinem Leben, nur seine Herkunft verschwieg er. Dabei überlegte er fieberhaft, wie er das drohende Unglück vielleicht noch abwenden könnte. Denn daß es zu einem solchen kommen würde, wenn Tina erfuhr, wer er wirklich war, das stand fest.

      »Laß uns wieder hineingehen«, schlug er nach einer Weile vor.

      »Ja«, stimmte sie zu und genoß seinen Arm um ihre Taille, »heut’ nacht will ich mit dir durchtanzen!«

      Claudia und Max kamen ihnen entgegen, als sie in den Flur traten, der den Saal vom Hotel trennte.

      »Es ist schon spät«, antwortete der Polizist auf ihre Frage, ob sie wirklich schon gehen wollten. »Aber euch wünschen wir noch viel Spaß.«

      Draußen sah Claudia Max fragend an.

      »Was ist denn los?« wollte sie wissen. »Du hast ja eben ganz merkwürdig geschaut, als wir die beiden