Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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      »Sieht er gut aus?« kam prompt die Frage, wie aus der Pistole geschossen.

      Sie zögerte einen Moment mit der Anwort.

      »Ja, er sieht gut aus«, sagte sie schließlich. »Aber darum geht’s net. Ich finde seinen Stil einfach brillant. Robert Demant hat ihn schon einmal beurteilt, und er war sehr angetan von dem, was er gesehen hat.«

      »Und jetzt möchtest du, daß ich in dieses St. Johann komm’ und mir die Bilder anseh’?«

      »Ja, ich weiß, daß deine Zeit immer sehr knapp bemessen ist, aber dir würde bestimmt etwas entgehen!«

      »Hm«, sagte Jörn nachdenklich, »ich weiß ja, daß ich mich da auf dein Urteil verlassen kann. Du bist ja inzwischen durchaus eine Expertin.«

      »Was ich nur dir zu verdanken hab’«, schmeichelte sie ihm.

      »Danke für die Blumen. Glaubst du denn, dieser Maler…, wie heißt er denn überhaupt?«

      »Ingo Bruckner.«

      »Glaubst du, daß er mit einer Ausstellung, hier in München einverstanden wäre?«

      Kathrin schluckte überrascht.

      Mit diesem Angebot hatte sie gar nicht gerechnet. Vielmehr war sie davon ausgegangen, daß Jörn Ingo von der Notwendigkeit, seine Bilder erst mal in St. Johann auszustellen, würde überzeugen können. Daß der Galerist aber gleich München vorschlug, war sensationell.

      Ingo würde mit einem Schlag bekannt werden!

      »Wenn du ihm sagst, daß er gut genug ist, dann bestimmt«, antwortete sie rasch, als habe sie Angst, Jörn könne sein Angebot wieder zurückziehen.

      »Gut«, erwiderte er, »ich will sehen, was ich machen kann. Ich muß eben ins Büro und meine Termine durchsehen. Vielleicht kann ich morgen schon kommen. Ich melde mich heute auf jeden Fall schon einmal.«

      »Das wäre wirklich toll«, freute sie sich und gab ihm die Telefonnummer der Familie Berger.

      Ihre Handynummer hatte Jörn ohnehin. Er versprach, daß er versuchen würde, sie auf einem der Anschlüsse zu erreichen.

      Sie sprachen noch ein paar Worte miteinander, dann legte Kathrin auf.

      Sie lief in das Zimmer hinauf, das sie bewohnte. Es war später Nachmittag. In einer Stunde war sie mit Ingo verabredet. Sie stellte sich sein Gesicht vor, das er machen würde, wenn sie ihm die Neuigkeit erzählte.

      München – nicht auszudenken, wie die Ausstellung dort einschlagen würde!

      Voller Freude machte sie sich für die Verabredung fertig. Inzwischen waren auch Maria und Fritz Berger wieder nach Hause gekommen, nachdem sie den Nachmittag mit Tochter und Schwiegersohn auf dem Brennerhof verbracht hatten.

      Christels Mutter sah Kathrin fragend an.

      »Du strahlst ja so«, stellte sie fest.

      Die junge Frau umarmte die ältere.

      »Ich hab’ auch allen Grund dazu«, rief sie übermütig.

      »Ingo?« fragte Maria.

      Obwohl die beiden versucht hatten, es geheimzuhalten, war es doch nur wenigen Gästen der Hochzeitsfeier verborgen geblieben, was sich da zwischen Kathrin und Ingo entwickelt hatte. Es war schon sehr auffällig gewesen, daß sie fast ausschließlich nur mit ihm getanzt hatte…

      Kathrin nickte glücklich.

      »Und stell’ dir vor«, erzählte sie, »der Kunstmaler, mit dem ich die Ausstellungen organisiere, will herkommen und sich Ingos Bilder anschauen. Ist das net toll?«

      Maria Berger nickte. Aber als Kathrin fröhlich das Haus verließ, erinnerte sie sich daran, daß Christel ihr von einem Kunsthändler erzählt hatte, der so fürchterlich in Kathrin verliebt sei.

      Ob es dieser Mann war, von dem sie eben gesprochen hatte? Und wenn ja, ob es wirklich eine gute Idee war, ihn herkommen zu lassen? Was, wenn er entdeckte, daß Kathrin ihr Herz an Ingo verloren hatte?

      Maria war sich überhaupt nicht sicher, ob die Freundin ihrer Tochter nicht zu schnell gehandelt hatte. Aber sie konnte Kathrin nicht mehr warnen. Die war inzwischen auf dem Weg zum Brucknerhof.

      *

      Um dieselbe Zeit war auch Sebastian unterwegs zum Hof des Kunstmalers. Während der Fahrt dachte er an den Besuch in Engelsbach.

      Die Befragung der Haushälterin hatte keine neuen Anhaltspunkte ergeben. Hermine Wollschläger beharrte darauf, daß nur der Mooser-Sepp für die Tat in Frage käme. Er sei ihr gleich so verdächtig vorgekommen, wie er da vor ihr gestanden war, mit seinen Plastiktüten in den Händen. Und überhaupt wisse man ja, was diese Leute alles so anstellten.

      Der Bergführer hatte sich zurückgehalten und seinem Bruder die Fragen überlassen. Innerlich verärgert hörte er sich an, was die Haushälterin seines Amtsbruders zu sagen hatte, aber je mehr sie erzählte und alles ausschmückte, um so unglaubwürdiger klang es.

      Mehr noch, Hermine Wollschläger waren die Fragen sichtlich unbehaglich. Sie verhaspelte sich beim Sprechen, wirkte nervös und aufgeregt. Und zwischendurch widersprach sie sich selbst.

      Als sie zu seinem Wagen gingen, fragte Sebastian Max, was er von der Aussage halte.

      »Nix«, entgegnete der Polizist. »Ich glaub’ ihr nämlich kein Wort. Einmal will sie den Sepp erst bemerkt haben, als er an der Haustür klingelte, dann wieder behauptet sie, ihn schon geraume Zeit vor der Kirche herumlungern gesehen zu haben. Also, ich kann da net viel mit anfangen. Überhaupt ist die Anzeige viel zu spät erfolgt. Wär’ Pfarrer Eggensteiner gleich am Mittwoch gekommen, dann hätt’ ich mir den Tatort noch anschauen und vielleicht irgendwas entdecken können. Doch anstatt gleich die Polizei zu rufen, macht diese unglückselige Frau sauber und beseitigt alle Spuren. Ist doch einfach zu dumm. Dabei sieht man das in jedem Fernsehkrimi.«

      »Wahrscheinlich schaut die Frau Wollschläger net fern«, vermutete Sebastian schmunzelnd. »Jedenfalls keinen Krimi.«

      Auf dem Heimweg fuhren sie am Brandnerhof vorbei, der zwischen St. Johann und Engelsbach lag. Aber auch hier hatten sie keinen großen Erfolg. Der Bauer berichtete nur, was Sepp Mooser selbst erzählt hatte, daß der Obdachlose ihn gefragt habe, in welchem Dorf er überhaupt sei.

      »Sonst nix?« wollte Max wissen. »War der Mann vielleicht nervös? Hattest’ den Eindruck, er könne gerad’ was angestellt haben?«

      Heinrich Brandner schüttelte den Kopf.

      »Höchstens, daß der Bursche ein recht griesgrämiges Gesicht gemacht hat«, meinte er. »Aber das lag bestimmt an dem Kuchen, den er gerad aß. Ich hatte net den Eindruck, daß er ihm besonders gut schmeckte.«

      Sebastian lachte. Genau das hatte Sepp ihm auch erzählt. Ein Kuchen mit Haferflocken, trocken wie der Staub auf der Landstraße.

      Die beiden Brüder waren unverrichteter Dinge nach St. Johann zurückgekehrt, wo inzwischen das Mittagessen auf sie wartete.

      Am Nachmittag dann fuhr Sebastian zum Brucknerhof. Er war nicht überrascht, dort Kathrin Sonnenleitner anzutreffen. Und noch weniger überraschte es ihn, daß die beiden jungen Leute einen überaus glücklichen Eindruck machten.

      »Ich wollt’ noch mal mit dir über den Vorfall gestern auf der Hochzeitsfeier sprechen«, sagte er, nachdem er Kathrin und Ingo begrüßt hatte. »Ich hoff’, du trägst dem Georg net nach, daß er Streit gesucht hat.«

      »Ach wo«, schüttelte der Kunstmaler den Kopf. »Er hat ja wohl eingesehen, daß es dumm war, was er da getan hat.«

      »Da bin ich mir net so sicher«, entgegnete der Geistliche. »Damals, als der Bauer dir das Angebot machte, den Hof für Georg zu kaufen, und du abgelehnt hast, da hab’ ich dich gewarnt, daß es böses Blut geben könnt’. Und die Reaktion deiner Verwandten hast’ ja am eigenen Leib gespürt. Sie schneiden dich, wo’s nur geht.