Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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Den Schmuck für die Kirche und die Rosenblätter würde die Gärtnerei direkt zum Gotteshaus bringen, erklärte Maria Berger.

      Sie hatte sich schon gestern die Haare machen lassen und war heute morgen nur zum Kämmen mitgegangen. Dann eilte sie schnell wieder zurück, damit jemand zu Hause war, wenn die Blumen geliefert wurden. Fritz Berger war, für seine Frau unverständlich, schon in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus gegangen und hatte sich in sein Auto gesetzt.

      »Wo willst’ denn hin?« hatte Maria erstaunt gefragt. Aber sie erntete nur ein geheimnisvolles Lächeln.

      »Ich bin rechtzeitig wieder zurück«, antwortete ihr Mann und fuhr los.

      »Wo ist Papa denn?« wollte Christel wissen, als sie vom Friseur zurück war.

      Sie hatte Tobias und dessen Eltern begrüßt, die im Wohnzimmer saßen und genauso nervös waren, wie sie selbst.

      »Keine Ahnung«, bekannte ihre Mutter. »Er hat die ganze Zeit schon so geheimnisvoll getan.«

      Die Braut runzelte die Stirn.

      »Na, hoffentlich…«

      »Bloß net unken«, unterbrach Kathrin sie. »Los, auf geht’s! Es wird Zeit, daß wir uns umziehen.«

      Eine halbe Stunde später kam die Braut die Treppe herunter. Das Kostüm saß perfekt, und die Frisur paßte ausgezeichnet zu dem glücklich strahlenden Gesicht.

      »Du bist die schönste Frau der Welt«, sagte Tobias und zog Christel an sich.

      »Wart’ erst mal ab, bis sie ihr Brautkleid anhat«, meinte Kathrin. »Da wirst du Augen machen!«

      *

      Die Zeremonie im Rathaus war schlicht, aber dennoch feierlich. Markus Bruckner, der Bürgermeister von St. Johann, traute das junge Paar und flocht in seine kleine Ansprache auch ein paar humorvolle Worte ein.

      »So, Tobias«, sagte er, nachdem die beiden sich das Jawort gegeben hatten, »jetzt darfst die Braut küssen. Und ich freu’ mich schon auf die Feier nachher.«

      Der Bürgermeister war natürlich auch eingeladen.

      Christel und ihr frisch angetrauter Ehemann sahen sich strahlend an. Die Mütter der beiden schnieften in ihre Taschentücher, und Fritz Berger und Hans Brenner nickten zufrieden.

      Markus Bruckner ließ es sich nicht nehmen, die kleine Hochzeitsgesellschaft mit Sekt zu bewirten.

      »Prost zusammen«, rief er.

      Christel Brenner, wie sie nun hieß, prostete ihrem Mann zu und trank. Sie war froh, im Friseursalon die Semmel gegessen zu haben. Wahrscheinlich hätte sie sonst jetzt schon einen Schwips bekommen.

      Kathrin, die natürlich eine der beiden Trauzeugen gewesen war, konnte ihre Tränen auch nicht zurückhalten. Sie schloß die Freundin ganz fest in die Arme und drückte sie.

      »Alles, alles Gute«, sagte sie. »Mein Geschenk gibt’s später.«

      Christel sah sie an und lächelte.

      »Daß du da bist, ist das schönste Geschenk überhaupt«, erwiderte sie.

      Kathrin gratulierte Tobias.

      »Ich bin der glücklichste Mann der Welt«, strahlte er. »Was für ein herrlicher Tag!«

      Sein Vater kam und schlug ihm auf die Schulter.

      »Noch ist er net zu Ende«, meinte der Brennerbauer. »Ich glaub’, wir sollten auch allmählich sehen, daß wir uns für die kirchliche Trauung fertigmachen.«

      Dafür wurde es auch tatsächlich Zeit. Die standesamtliche Zeremonie hatte doch mehr Zeit beansprucht, als man gedacht hatte.

      Im Hause Berger waren inzwischen die ersten Glückwunschkarten und Präsente abgegeben worden. Inge Hollacher, die Nachbarin, hatte sie in Empfang genommen. Sie war es auch, die den Imbiß vorbereitet hatte. Auf silbernen Platten lagen hübsch garnierte Häppchen bereit, es gab Sekt dazu, Bier und Saft.

      Allerdings hielt man sich mit dem Trinken zurück, aber Christel und Tobias mußten immer wieder mit den anderen anstoßen, denn inzwischen waren die ersten Gäste eingetroffen.

      »So, jetzt muß ich mich aber umziehen!« rief Christel. »Mutter, kommst du?«

      Maria Berger hatte zwischen Wohnzimmer und Flur in der Tür gestanden und auf ihren Mann eingeredet. Fritz stand dort, ein Glas in der Hand, und lächelte.

      »Ja, gleich«, rief Maria und fixierte ihren Mann. »Jetzt sag’ schon. Was ist es denn nun?«

      Christels Vater lächelte weiterhin in sich hinein.

      »Später, mein Schatz«, antwortete er nur und gab seiner Frau einen Kuß.

      Die wandte sich kopfschüttelnd ab und eilte zur Treppe, wo Christel schon ungeduldig wartete. In ihrem Zimmer hatte Traudel Förnbacher inzwischen alles bereitgelegt. Die Friseurin war extra noch einmal hergekommen, um der Braut die Haare zu kämmen und kleine Rosen hineinzustecken. Aber das ging natürlich erst, wenn Christel ihr Kleid angezogen hatte.

      Nebenan zog Kathrin sich um. Inzwischen war sie auch von der allgemeinen Aufregung ergriffen. Von den belegten Schnitten hatte sie nur eine essen können und mehr als einen Schluck Saft zu trinken, war ihr nicht möglich gewesen.

      Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Das Kleid saß perfekt, und die Schuhe waren gut eingelaufen. Kathrin nahm die Samtjacke vom Bügel und schlüpfte hinein. Das Täschchen, mit allem, was man vielleicht brauchte, lag bereit. Noch einmal drehte sie sich, nickte zufrieden, dann verließ sie das Zimmer und klopfte an die Nebentür.

      Maria öffnete sie einen Spalt. Als sie sah, daß es Kathrin war, ließ sie sie eintreten. Der jungen Frau entrang sich ein bewundernder Ausruf, als sie die Freundin erblickte.

      Christel schaute hinreißend aus!

      Und sie strahlte, wie es sich für eine Braut am Tag ihrer Hochzeit gehörte.

      »Können wir?« fragte ihre Mutter.

      Die Friseurmeisterin legte letzte Hand an; hier eine Strähne zurechtlegen, da ein Röschen feststecken, noch ein kritischer Blick.

      Traudel Förnbacher nickte zufrieden.

      »Auf geht’s.«

      Die drei Frauen nahmen die Schleppe. Christel spürte, wie ihr Herz vor Aufregung klopfte, als sie die Treppe hinunterschritt. Unten standen die Gäste im Halbkreis, darin Tobias, der erwartungsvoll nach oben blickte.

      Der junge Mann hielt die Luft an, als er seine wunderschöne Frau sah, und er konnte nicht verhindern, daß sich ihm eine Träne ins Auge stahl.

      Die Gäste klatschten Beifall, als er Christels Hand nahm und an seine Lippen führte. Dann drehte er sich zu Fritz und Maria um, die jetzt neben ihrem Mann stand.

      »Liebe Schwiegereltern«, sagte er mit belegter Stimme, »ich dank’ euch, für eure Tochter. Daß ihr sie mir anvertraut, sollt ihr net bereuen. Das versprech’ ich euch.«

      Maria wischte sich über das Gesicht, und auch die anderen Gäste konnten ihre Rührung nicht verbergen. Fritz Berger räusperte sich.

      »Die Reden halten wir später«, meinte er salopp, wobei der Tonfall über seine eigene Ergriffenheit hinwegtäuschen sollte. »Jetzt müssen wir zur Kirche. Schließlich wollen wir Hochwürden net warten lassen.«

      *

      Sebastian Trenker schaute verblüfft auf seinen Amtsbruder, der, mit hochrotem Gesicht, in die Kirche gestürmt kam. In der Hand trug Pfarrer Eggensteiner einen Holzkasten. Sebastian, der sich gerade für die Trauung umgezogen hatte und die Hochzeitsgesellschaft an der Tür erwarten wollte, blickte den Geistlichen von St. Anna fragend an.

      »Ist was geschehen, Blasius? Du scheinst mir ziemlich aufgeregt zu sein«, sagte er.

      »Ob was geschehen ist?« gab sein Amtsbruder zurück. »Das kann man wohl sagen!«

      Er