Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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Bergpfarrer gab vor, nichts zu verstehen, um ihn dadurch zum Öffnen der Tür zu bringen. Tatsächlich drückte Carsten den Griff und stieg heraus.

      »Ja?«

      Im selben Moment wurde er von hinten gepackt und festgehalten. Ehe er sich von seiner Überraschung erholen konnte, lag Carsten Winter auch schon am Boden.

      Sebastian kletterte in den Bus hinein. Anja konnte es kaum fassen, daß es überstanden war. Dankbar fiel sie dem Seelsorger in die Arme, nachdem er sie losgemacht hatte.

      Florian hatte Carsten mit dem Strick gefesselt, den Sebastian ihm zugeworfen hatte. Der Fotograf richtete sich auf und breitete die Arme aus. Anja flog hinein.

      »Ich hatte solche Angst um dich«, sagte er leise und küßte sie zärtlich.

      »Was soll das?« rief Carsten Winter, der immer noch auf dem Boden lag. »Wieso überfallen Sie uns?«

      »Davon kann ja wohl keine Rede sein«, erwiderte der Bergpfarrer. »Eher haben Sie sich eines Verbrechens schuldig gemacht. Aber das können S’ gleich der Polizei erzählen.«

      Anja würdigte ihren Exfreund keines Blickes mehr. Sie lehnte sich an Florian und hielt seine Hand.

      »Jetzt fängt ein neues Leben an«, sagte er und küßte sie.

Cover Intrige aus Liebe

      Kathrin balancierte in der einen Hand den Einkauf, mit der anderen versuchte sie, den Briefkasten zu öffnen, was allerdings nicht so einfach war, mit voller Tasche und Blumenstrauß. Seufzend nahm sie den Stapel Briefe aus dem Fach und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf.

      »Ach, Kathrin, guten Abend«, begrüßte sie Norbert Achmann, der junge Mann, der das Apartment neben ihr bewohnte und eben aus der Tür trat. »Wart’, ich helf dir.«

      Er nahm ihr die Tasche ab, und die junge Frau schloß die Wohnungstür auf.

      »Danke, Norbert«, sagte sie. »Mensch, ist das immer ein Streß, nach Feierabend noch einkaufen zu müssen. Und ehe man dann zu Hause ist!«

      Der Bursche lächelte.

      »Damit hab’ ich zum Glück überhaupt nix zu tun«, meinte er. »Meine Mutter erledigt die Einkäufe für mich.«

      Er stellte ihr die Tasche in den Flur und winkte ihr zu.

      »Einen schönen Abend noch.«

      »Dir auch«, winkte Kathrin zurück und schloß kopfschüttelnd die Tür.

      Norbert und seine Mutter!

      Die beiden waren wirklich ein Kapitel für sich. Die verwitwete Besitzerin zweier Münchner Wirtshäuser umsorgte ihren Sohn immer noch, als wäre er dazu nicht selbst in der Lage. Und Norbert gefiel dieser Umstand recht gut. Er hielt sich für einen begnadeten Schriftsteller. Allerdings hatte Kathrin bisher nicht gehört, daß er eines von den Manuskripten, die sich in seinem Arbeitszimmer stapelten, an einen Verlag verkauft hätte. Er war ein bißchen versponnen, aber liebenswert auf seine Art.

      Die junge Frau, die als rechte Hand des Chefs eines Lebensmittelkonzerns arbeitete, brachte ihren Einkauf in die Küche. Joghurt, Butter und Milch kamen in den Kühlschrank, ebenso Käse und Tomaten. Das Brot legte sie in das Fach des Küchenschranks und drückte dann den Knopf der Kaffeemaschine, damit das Gerät aufheizte.

      Während Kathrin darauf wartete, daß sie einen frischgebrühten Kaffee genießen konnte, schaute sie rasch die Post durch. Wirklich Wichtiges war nicht dabei.

      Unglaublich, wieviel Geld die Leute für überflüssige Reklamesendungen aus dem Fenster warfen!

      Kathrin ärgerte sich nicht nur darüber, daß sie das Papier ja auch wieder entsorgen mußte, das ihr da so ungebeten ins Haus geflattert war; es kostete ja auch Unsummen, so etwas herzustellen. Ganz zu schweigen von den Schäden für die Umwelt, die solche Produktionen immer mit sich brachten.

      Ein Brief indes gehörte nicht in den Müll. Sie kannte die Handschrift nur zu gut, und den Absender erst recht. Allerdings wunderte sich Kathrin, daß das Kuvert ein anderes Format hatte, als die Briefe, die Christel ihr sonst schrieb. Sie schlitzte den Umschlag auf und entnahm ihm eine Karte.

      ›Einladung zur Hochzeit‹, stand ganz groß darauf.

      Kathrin unterdrückte einen Schrei.

      Das gibt’s doch net, dachte sie, haben sich die beiden endlich dazu durchgerungen!

      Auf der Rückseite der Karte stand eine handschriftliche Notiz.

      ›Hallo Kathie‹, las die junge Frau, ›jetzt bist du überrascht, was? Bitte sei net bös, daß ich dir vorher nichts gesagt habe. Aber es sollte für alle eine Überraschung sein. Außer unseren Eltern, und natürlich Pfarrer Trenker, hatten wir sonst noch niemanden eingeweiht. Wir freuen uns auf dein Kommen und hoffen, daß du ein bissel Zeit mitbringst. Liebe Grüße, Christel und Tobias.‹

      Kathrin nahm den Kalender, der neben der Tür hing und blätterte ihn durch. Das Datum paßte – genau in drei Wochen begann ihr Urlaub. Eigentlich hatte sie ihn, zusammen mit Christel, an der See verbringen wollen. Doch dann hatte die Freundin mit einer fadenscheinigen Begründung abgesagt. Kathrin hatte sich gewundert. Seit sie und Christel sich kannten, hatten sie jeden Urlaub zusammen verbracht, und dann plötzlich diese überraschende Absage. Sie vermutete, daß die Freundin diesmal zusammen mit dem Freund verreisen wollte. Daß sogar ihre Hochzeit dahinterstecken könnte, das war ihr allerdings nicht in den Sinn gekommen.

      Drei Wochen, überlegte Kathrin, das war ja nicht mehr sehr lange. Bis dahin gab es noch allerhand zu überlegen. Ein Geschenk mußte gekauft werden, vielleicht sogar noch etwas zum Anziehen.

      Während sie zu Abend aß, machte sie sich nebenbei eine Liste. Ein Glück nur, daß sie ihren Urlaub noch nicht gebucht hatte. Nachdem Christel verkündet hatte, nicht mit ihr fahren zu wollen, hatte Kathrin überlegt, alleine an die Ostsee zu fahren. Jetzt war sie froh, noch nichts in dieser Hinsicht unternommen zu haben.

      Später saß sie in ihrem kleinen Wohnzimmer und schaute sich die Fotos in den Alben an. Die meisten davon stammten aus der gemeinsamen Zeit mit Christel. Sie hatten sich damals auf der Suche nach einem Zimmer kennengelernt. Beide waren frisch an der Uni eingeschrieben. Da sich keine passende Bleibe fand, beschlossen sie, den Versuch zu wagen und gemeinsam eine kleine Wohnung zu mieten. Aus diesen Anfängen entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft, die auch noch hielt, als Christel später wieder in die Heimat zurückkehrte, Briefe wurde geschrieben, gegenseitige Besuche gemacht, und mindestens einmal in der Woche telefonierten sie miteinander.

      Und jetzt freute sich Kathrin auf die Hochzeit der Freundin mit dem sympathischen Tobias Brenner, der auch ihr ein guter Freund geworden war.

      Als sie an diesem Abend ins Bett ging, da kreisten ihre Gedanken noch sehr lange um das bevorstehende Ereignis. Und sie freute sich darauf, St. Johann wiederzusehen, wo sie schon einige Male bei der Familie Berger Urlaub gemacht hatte.

      *

      Auf dem Brennerhof ging noch alles seinen gewohnten Gang, auch wenn die Hochzeitsvorbereitungen einen Großteil der Zeit in Anspruch nahmen. Christel war jetzt beinahe jeden Tag bei ihrem Verlobten und den zukünftigen Schwiegereltern. Bis spät in den Abend saßen sie zusammen und beratschlagten, planten und verwarfen wieder.

      Eine große Hochzeit sollte es werden, das stand fest, und wenn man jeden einlud, der auf der vorläufigen Liste stand, dann würden es wohl über hundert Gäste werden.

      An diesem Abend hatte man sich geeinigt. Einhundertzwanzig Personen waren die Obergrenze, mehr hatten wahrscheinlich in der Scheune, die man für diesen Tag extra ausräumen und schmücken würde, auch gar keinen Platz.

      »So«, sagte Hans Brenner und trank sein Glas aus, »jetzt geh’ ich schlafen. Morgen muß ich wieder früh raus.«

      Tobias nickte, und Christel gab dem Bauern einen Kuß auf die Wange.