Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie-Francoise
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Daniel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740927233
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ich… nun ja, ich bin jung und möchte eben weiterkommen. Und gerade hier dachte ich… immerhin ist der Direktor der Klinik ja dein Patenonkel.«

      »Das allein wäre für ihn kein Grund, dich zum Chefarzt zu machen.« Gabriela lächelte. »Aber keine Angst, Harry, du bekommst deine Chance schon noch. Du bist doch erst dreiunddreißig, und wer weiß? Wenn Dr. Bergen nächstes Jahr in Pension geht, dann…« Sie ließ den Satz bedeutungsvoll offen.

      »Tja, ich weiß nicht. Da ist immer noch der Oberarzt, und der ist auch schon ganz spitz auf den Posten«, wandte Harald ein, um zu sehen, wie Gabriela darauf reagieren würde. Er selbst hielt den Oberarzt nämlich für keine ernsthafte Konkurrenz.

      »Vielleicht spreche ich mal mit Onkel Toni«, schlug Gabriela vor. »Allerdings glaube ich, daß du gute Chancen hast, den Chefarztposten nächstes Jahr zu bekommen. Wie gesagt, Onkel Toni sieht in dir seinen besten Chirurgen.«

      Trotz dieser sehr beruhigenden Aussichten überlegte Harald schon, wie er sich diesen erstrebenswerten Posten wirklich sichern könnte.

      Wenn ich Gabi heiraten würde… noch in diesem Jahr, dachte er. Immerhin wäre ich dann mit dem guten Onkelchen verwandt… irgendwie jedenfalls. Und dann könnte er gar nicht anders, als mich zum Chefarzt machen.

      *

      »Oh, Harry, Liebling, ich bin einfach verrückt nach dir.«

      Mit einem fast überheblichen Lächeln sah Harald die wunderschöne, aber ansonsten recht geistlose Frau neben sich an.

      »Ich weiß, Bienchen«, entgegnete er selbstgefällig. »Du hast mit mir auch einen guten Griff getan. Immerhin werde ich wohl in Kürze Chefarzt der chirurgischen Abteilung sein, und dann werden wir beide ein Leben wie Gott in Frankreich führen. Weißt du, was ich als Chefarzt für ein Gehalt bekommen werde?«

      Erwartungsvoll sah Sabine Götz ihren Liebhaber an, doch Harald schwieg sich über die Höhe seines zu erwartenden Gehalts natürlich aus. Schließlich wäre er ganz schön dumm gewesen, hätte er diesem einfältigen Mädchen alles gesagt. Sie war für ihn ein reizendes Betthäschen – mehr nicht.

      »Werden wir dann auch endlich heiraten?« fragte Sabine hoffnungsvoll.

      Da wurde Haralds Gesicht sofort abweisend. »Du bist wohl verrückt geworden? Was hätte ich davon, wenn ich dich heiraten würde?«

      Sabine verzog ihren Schmollmund, als würde sie gleich anfangen zu weinen.

      »Aber, Harry…«, brachte sie mühsam hervor. »Wir lieben uns doch.«

      Harald bemühte sich um einen sanfteren Ton, denn schließlich wollte er Sabine ja nicht vergraulen. »Natürlich, Bienchen, und genau deshalb muß ich eine Frau

      heiraten, die uns beiden diesen

      hohen Lebensstandard, von dem wir träumen, auch finanzieren kann.«

      Sabine dachte über seine Worte nach und machte dabei kein sehr intelligentes Gesicht, trotzdem war sie immer noch schön, was für Harald der untrügliche Beweis war, daß man im Leben eben nicht alles haben konnte. Schönheit und Intelligenz ließen sich scheinbar nicht vereinigen – außer bei ihm. Harald hielt sich selbst nämlich nicht nur für ausgesprochen gutaussehend, sondern auch für hochintelligent. Nur deshalb war es ihm auch vergönnt, eine kluge und gewandte Frau wie Gabriela Köster zu bekommen und gleichzeitig eine perfekte und bildschöne Geliebte wie Sabine zu haben.

      »Aber wenn du diese andere Frau heiratest…«, begann Sabine, doch Harald fiel ihr sanft ins Wort.

      »Bienchen, ich heirate Gabriela Köster nur, weil ihrem Patenonkel die Klinik gehört, in der ich arbeite. Und wenn Onkelchen einmal den Löffel abgibt, dann wird die liebe Gabi die Klinik erben. Das bedeutet, daß ich dann nicht nur Chefarzt, sondern vielleicht auch Klinikdirektor sein werde.«

      »Und ich?« fragte Sabine in ihrer kindlich-naiven Art.

      Da streichelte Harald mit einem Finger über ihre Wange. »Du wirst mein süßes Häschen sein, das mich tröstet und liebhat, wenn ich müde bin von der Arbeit und meine ungeliebte Frau satt habe.«

      Da strahlte Sabine. »Ja, Harry, das ist fein!« Dann küßte sie ihn, und nun war von ihrer Naivität nichts mehr zu spüren. Sie war für Haralds Zwecke wirklich perfekt, und daß sie die Klugheit nicht gerade mit Löffeln gegessen hatte, war für ihn nur gut.

      *

      Gabriela Köster wollte die Klinik ihres Onkels gerade verlassen, als sie von Harald zurückgehalten wurde.

      »Gut, daß ich dich sehe, Liebes«, erklärte er hastig. »Ich muß noch mal in den OP. Ein Notfall. Wärst du wohl so lieb, meinen Anzug aus der Reinigung zu holen? Ich habe sonst keine Gelegenheit mehr dazu, und morgen ist doch schon der große Empfang.«

      Gabriela gab ihm einen zärtlichen Kuß. »Geht in Ordnung, Harry.« Sie lächelte. »Schließlich will ich doch auch, daß du morgen gut aussiehst. Der Abend könnte für deine weitere Karriere ja ganz entscheidend sein.«

      Harald nickte knapp. »Und ob!« Dann küßte er Gabriela flüchtig. »Du bist ein Schatz, Gabi. Wir sehen uns nachher noch, ja?«

      Gabriela sah ihm nach, wie er zum Operationssaal eilte, und dabei wurde ihr wieder einmal bewußt, daß sie es mit Harald gut getroffen hatte. Wenn er auch manchmal sehr von sich eingenommen war, so war er doch ein zärtlicher und liebevoller Mann, an dessen Seite sie bestimmt sehr glücklich werden würde.

      Beschwingt trat sie zu ihrem Auto, stieg ein und steuerte dann die Reinigung an, in die Harald seinen Anzug gebracht hatte. Die Besitzerin kannte Gabriela.

      »Guten Tag, Frau Doktor«, grüßte sie freundlich. »Sie wollen sicher den Anzug Ihres Verlobten abholen.«

      Gabriela lächelte. »Ja, Frau Gerstle. Er ist doch hoffentlich fertig.«

      »Selbstverständlich«, bekräftigte Helga Gerstle, dann ging sie nach hinten, um das edle Stück zu holen. »Der Herr Doktor hatte sein Feuerzeug in der Jackettasche vergessen. Ich habe es in ein Tütchen gesteckt und vorsichtig dazwischengelegt.«

      Gabriela nickte. »Das ist nett, Frau Gerstle, vielen Dank.« Sie bezahlte, verabschiedete sich von der freundlichen Frau und verließ die Reinigung.

      Zu Hause hängte sie Haralds Anzug sorgfältig auf, dann holte sie das besagte Feuerzeug aus der Papiertüte und wollte es gerade wieder in die Anzugtasche stecken, als ihr die zarte Gravur auffiel.

      Meinem Liebling zum 40. Geburtstag. Bienchen, las sie, dann runzelte sie die Stirn. Das konnte doch nur eine Verwechslung sein. Nachdenklich drehte Gabriela das Feuerzeug hin und her. Sie konnte sich nicht erinnern, es jemals in Haralds Hand gesehen zu haben.

      »Sicher ein Irrtum von Frau Gerstle«, murmelte Gabriela, dann legte sie das Feuerzeug auf den Tisch. Sie würde es morgen zurückbringen, damit der rechtmäßige Besitzer es wiederbekommen würde.

      Gabriela schenkte dem Feuerzeug keine Beachtung mehr, dafür stach es Harald gleich ins Auge, als er das Wohnzimmer betrat.

      »Wie kommt das denn hierher?« entfuhr es ihm. Im selben Moment wußte er, daß er sich mit dieser Frage verraten hatte.

      Mit großen Augen sah Gabriela ihn an. »Harry, was soll das heißen? Wem gehört dieses Feuerzeug?«

      »Ich… äh, ich weiß es nicht«, versuchte sich Harald herauszuwinden, doch sein Erröten bewies, daß er log. »Ich habe es gefunden und wollte es zum Fundbüro bringen, aber…«

      »Das ist nicht wahr!« fiel Gabriela ihm ins Wort. »Sei ehrlich, Harry, wer ist ›Bienchen‹?«

      Harald seufzte. »Also schön, Gabi. Wir hatten vor ein paar Monaten eine Patientin, die… nun ja, sie hatte eben ein Auge auf mich geworfen. Irgendwie hat sie herausbekommen, wann ich Geburtstag habe, und…« Er zuckte die Schultern. »sie hat mir dieses Feuerzeug eben geschenkt…«

      »Mit der Gravur Meinem Liebling?« entgegnete Gabriela, dann schüttelte sie den Kopf. »Sag mal, Harry, für wie