PUCKI (Buch 1-12). Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221172
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      »Ach«, lachte die Kleine, »nu hab' ich's wie der Kasperle gemacht! – Nu is er kaputt!«

      »Aber, Hedi! Soeben hast du mir gesagt, Kasperle sei ein unartiger Wicht, und nun machst du es genau so! Nun müssen wir den Schuh zum Schuhmacher bringen, das kostet Geld. Diese Ausgabe wäre nicht nötig gewesen. Dein Vati muß ohnehin jetzt viel bezahlen und hat kaum so viel Geld wie er braucht.«

      »Warum muß er denn viel bezahlen?«

      »Die Krankheit der Mutti kostet viel, und für dein kleines Schwesterchen hat der Vati auch viel bezahlen müssen.«

      »Bück dich mal, Großmutter, ich möchte dir ganz leise was ins Ohr sagen. – So – Ich hätt' für das kleine Schwesterchen kein Geld ausgegeben. Wir brauchen sie nicht.«

      »O doch, Pucki, wir brauchen sie.«

      »Wozu brauchen wir sie, Großmutter?«

      »Deine Eltern freuen sich darüber, und für dich ist es später gut, wenn du ein Schwesterchen hast.«

      »Wenn es doch dem Vati so viel Geld kostet.«

      »Um so weniger Ausgaben muß du den Eltern machen.«

      »Großmutter, ich habe eine Sparbüchse. Soll ich die dem Vati geben?«

      »Nein, Hedi, die darfst du behalten, aber nicht mutwillig Sachen entzwei machen. – Sieh mal, du kannst dir die Schuhe nicht bezahlen, du verdienst noch kein Geld, alles muß der Vati hergeben.«

      Die Kleine war nachdenklich geworden. Es leuchtete ihr durchaus ein, daß der Vati Geld hergeben mußte. Auch der Groschen, den sie für den Jahrmarkt bekommen hatte, war ihr vom Vater in die Hand gelegt worden. Wenn nun eines Tages der Vater gar kein Geld mehr hatte, was sollte werden?

      Am Nachmittag nahm die Großmutter Pucki mit nach Rahnsburg. Sie machte Besorgungen; schließlich suchte sie den Gärtner auf.

      »Morgen steht Mutti wieder auf, da wollen wir ihr eine schöne Blume auf den Tisch stellen. Ihr habt zwar Blumen genug im Garten, aber die Mutti freut sich sehr, wenn sie noch einen hübschen Blumentopf bekommt.«

      Man wählte eine Hortensie von schöner blauer Farbe.

      »Blumen gibt es wohl jetzt in Hülle und Fülle?« fragte Frau Blake die Gärtnersfrau.

      »Gewiß, aber gerade in diesen Tagen habe ich fast alles abschneiden müssen. Wir hatten eine Doppelhochzeit und zwei Todesfälle. Blumen sind mitunter auch bei mir knapp.«

      »Wir haben viele Blumen im Garten«, sagte Hedi.

      »Das glaube ich dir gern, ich habe auch eine Menge, doch mitunter reichen sie nicht aus, und ich muß welche dazukaufen.«

      »Das macht Ihnen hier gewiß keine Schwierigkeiten«, sagte die Großmutter.

      »Mitunter doch. – Ich bekomme wohl von den Gütern allerlei, auch bringt mir der Niepelsche Wagen fast täglich Blumen mit. Doch mitunter langt es noch nicht.«

      Aufmerksam lauschte Pucki auf das Gespräch. Einmal sagte die Mutti, daß man aus dem Garten Blumen nehmen dürfe, das war damals gewesen, als Frau Niepel Geburtstag gehabt hatte. Die Gärtnersfrau sprach heute davon, daß sie die Blumen mitunter teuer bezahlen müsse. Der arme Vati hatte kein Geld, und die Schuhe mußten zum Schuster.

      »Ich weiß was«, jauchzte Pucki plötzlich.

      »Was weißt du denn?«

      »Sehr was Schönes, Großmutter! Das wird dem Vati Freude machen. – Ach, wie der springen wird!«

      »Was ist denn los, Hedi?«

      »Ich sag's nicht – ich sag's nicht – ich sag's nicht!« Hedi sprang von einem Füßchen aufs andere und klatschte in die Hände. Für das Kind stand der Plan fest, daß es der Gärtnersfrau die Blumen aus dem Garten bringen wollte. Das Geld bekam der Vati, weil er für die kranke Mutti und das Schwesterchen viele Ausgaben hatte und ganz arm war.

      »Der wird sich freuen – na, der wird sich freuen!« wiederholte die Kleine mehrmals auf dem Heimweg.

      Frau Blake lachte über das Kind, das wahrscheinlich einen kindlichen Plan erdacht hatte.

      Am nächsten Morgen wartete die Kleine auf den Wagen, der die Niepelschen Kinder zur Schule brachte. Es entstand ein geheimnisvolles Flüstern. Aus drei Knabenkehlen ertönten begeisterte Zustimmungen.

      »Das machen wir«, sagte Paul, »und wenn uns was übrigbleibt, wollen wir mal nachsehen, ob die Würfelbude noch dasteht. Dann holen wir uns einen großen Pfefferkuchen.«

      Hedi lehnte ab. »Mein Geld bekommt der Vati, er ist ganz arm geworden, weil wir noch ein Kindchen haben.«

      »Wir sind heute um drei Uhr mit dem Wagen wieder da. – Paß auf, wir fahren allein.«

      »Wenn ich doch nicht mit darf?«

      »Du brauchst ja nichts zu sagen!«

      »Doch, ich muß immer sagen, wenn ich fortgehe.«

      »Das mußt du gar nicht«, sagte Fritz fast zärtlich. »Sonst muß man es immer, aber zu Weihnachten braucht man es auch nicht zu sagen. Wir wollen doch deinem Vati Geld bringen. – Na, der wird sich aber freuen!«

      Hedi überlegte ein Weilchen. Was der Fritz sagte, stimmte schon. Sie erinnerte sich an die Weihnachtsvorbereitungen. Immer wieder sagte der Vati, man müsse alles vor der Mutti geheimhalten, denn es gälte, ihr eine Freude zu machen. Wie oft hatte sie ihre kleine Flechtarbeit versteckt, wenn die Mutti das Zimmer betrat; sie war sogar heimlich mit dem Vati nach Rahnsburg gegangen.

      »Nun ja«, entschied sie sich endlich, »ich komme ganz leise mit. Ich laufe bis zu der dicken Buche, und dort steige ich ganz schnell mit in den Wagen. Dann fahren wir zum Gärtner nach Rahnsburg.«

      »Die Blumen mußt du aber mitbringen.«

      »Hundert!«

      »Das ist gut. – Wir bringen auch welche mit, dann haben wir viel Geld.«

      Aber der Plan ging nicht so glatt. Als die drei Knaben das weiße Pferdchen aus dem Stall holen wollten, um es vor den Wagen zu spannen, kam der Knecht und fragte, was das zu bedeuten hätte.

      »Wir fahren gleich los«, sagte Walter.

      »Mit wem?«

      »Allein!«

      »Dann gebt mir das Pferd wieder her, euch drei kann man nicht allein fahren lassen. – Ihr wollt wohl verunglücken?«

      »Wir verunglücken nicht«, sagte Walter.

      Der Knecht wollte das Pferd zurück in den Stall führen, doch da begannen die Knaben laut zu schelten. Es gab einen solchen Tumult, daß Frau Niepel aufmerksam wurde und herbeikam. Auch sie untersagte energisch die Fahrt.

      »Wir haben es Pucki versprochen. – Pucki wartet auf uns!«

      »In einer halben Stunde fährt der Gemüsewagen zur Stadt; da könnt ihr mit.«

      Die drei schmollten ein Weilchen, mußten sich jedoch fügen.

      Dann jagten die Knaben in den Garten und rissen wahllos Blumen ab, stopften sie in einen Sack, um sie auf den Wagen zu legen.

      »Daß es nur der Gottlieb nicht sieht.«

      Doch der Kutscher fragte sofort, was in dem Sack wäre, den die Knaben auf den Wagen zu werfen suchten. Er tastete an dem Sack herum, doch Paul stieß ihn unsanft fort.

      »Mir soll es recht sein«, sagte der Alte, »was Vernünftiges wird es ganz gewiß nicht sein.« –

      Währenddessen stand Pucki im Garten und wählte sorgsam die schönsten Blumen aus, die erblüht waren. Behutsam pflückten die kleinen Hände die Blümchen ab und legten sie in das Körbchen, das ihr am Arm hing.

      »Ihr kommt nu zum Gärtner und dann zur Hochzeit«, sagte das Kind, »da ist es sehr schön für euch.«

      Der