PUCKI (Buch 1-12). Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221172
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      »Ich will auch geheiratet werden«, schrie Paul.

      »Nein, dich heirate ich nicht.«

      »Ich will aber geheiratet werden«, grollte der Knabe und riß Pucki den Schleier vom Kopf.

      »Gehste weg!« Walter versetzte dem Bruder einen kräftigen Puff.

      »Du hast mich nicht zu puffen. Ich bin beinahe ein armer Hinkeldei, und der Vater hat euch gesagt, ihr sollt mich schonen.«

      »Und die Mutter hat gesagt, ich bin der Schwächste von euch«, rief Fritz.

      »Was bin ich denn?« heulte Walter los. »Ich bin gar nichts! Ich will dich aber heiraten!«

      »Seid doch vernünftig, Kinder«, mahnte Fräulein Irma.

      »Ich heirate den Fritz«, sagte Pucki, »weil er so schwach ist, und du, Walter, bist unser Kindchen und der Paul ist der Großvater.«

      »Ich will kein Kindchen sein, ich will heiraten«, rief Walter und stampfte mit dem Fuß auf.

      Paul, der noch immer den Schleier in der Hand hielt, hing ihn sich selber über und wollte damit davongehen; er wurde von Pucki eingeholt, die ihm den Brautstaat aus der Hand zerren wollte. Ehe es das Kinderfräulein verhindern konnte, war die Gardine mittendurch gerissen.

      »Schämt ihr euch nicht, bei der Hochzeit so unartig zu sein?«

      »Wir schämen uns gar nicht«, sagte Pucki mit blitzenden Augen, »wir heiraten. – Nu komm, Kleiner.«

      Sie schob ihren Arm durch den Fritzens und stolzierte mit ihm den Kiesweg entlang.

      »Nu machst du bim–bam–bim, und ich singe ein Lied.«

      Während sich Paul und Walter prügelten, schritt das Brautpaar durch den Garten. Pucki sang:

      »Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!«

      Fritz schwenkte die Hand wie eine Glocke und sagte unentwegt mit dumpfem Tonfall: »Bim–bam – bim–bam.«

      Das Kinderfräulein mußte schließlich die beiden Kampfhähne trennen. Die Knaben hatten Tränen in den Augen, denn jeder hatte kräftig zugeschlagen.

      »Geht lieber zum Brautpaar und bringt ihm Blumen, wie man das bei einer Hochzeit macht.«

      »Ich bringe ihr nichts«, meinte Walter, »sie hat mich nicht geheiratet. Ich soll nur ihr Kindchen sein, und ich will nicht Kindchen sein.«

      Pauls Gesicht hellte sich ganz plötzlich auf. »Au – fein, ich bin der Großpapa, der hat mich mal mit 'nem Stock geschlagen. – Jetzt kriegt sie Prügel!«

      Abermals lief er ins Haus und kehrte mit des Vaters Spazierstock zurück.

      »Ich bin der Großpapa – na warte!«

      »Paul, was soll das?«

      Der stürmte, so schnell er mit seinem Bein laufen konnte, dem Brautpaar nach. Fräulein Irma eilte neben ihm her und wollte ihm den Stock entwinden. Dabei kam es zu einer erregten Szene.

      »Immer mußt du uns unser Vergnügen kaputt machen. – Wenn wir doch so schön spielen!«

      Der Stock war Paul fortgenommen. Als Paul aber das Brautpaar erreicht hatte, versetzte er Braut und Bräutigam heftige Schläge.

      »Was fällt dir ein!«

      »Ich bin der Großpapa, der darf hauen!«

      Wieder mußte Fräulein Irma die Erregten trennen. Paul griff rasch etwas Erde auf und bewarf Pucki damit, so daß das Kind über und über beschmutzt war.

      »Komm mit«, sagte das Kinderfräulein, »ich werde dich in meinem Zimmer säubern. Doch dann werdet ihr vernünftig spielen, sonst sage ich es dem Vater, und dann gibt es nachher keine Obstspeise.«

      Fritz folgte seiner Braut. Die beiden Kinder gingen in Fräulein Irmas Zimmer. Dort wurde Pucki gesäubert. Als Fräulein Irma gerade das Gesicht des Kindes abtrocknete, ertönte im Flur lautes Schreien. Rasch eilte sie hinaus, um die beiden Knaben, die sich erneut in die Haare gefahren waren, zu beruhigen. Wie unangenehm, denn im Wohnzimmer waren bereits die Geburtstagsgäste versammelt.

      So blieben Pucki und Fritz im Zimmer des Kinderfräuleins allein zurück. Das kleine Mädchen betrachtete interessiert alle die Fläschchen, die umherstanden. In diesem Augenblick schlug die Kuckucksuhr fünfmal.

      Hedi, die wohl den Kuckuck im Walde kannte, aber nichts von einer Kuckucksuhr wußte, starrte staunend zu der kleinen Uhr empor.

      »Ein Kuckuck – ein Kuckuck ist in dem kleinen Loch drin!«

      »Das ist doch 'ne Kuckucksuhr!«

      »Da hat sie 'nen Kuckuck eingesperrt?«

      »Der schreit nur, der ist aus Holz.«

      »Holz kann nicht schreien.«

      Auf der Treppe ging es recht lebhaft zu. Fritz war neugierig und lief aus dem Zimmer, um nachzusehen, was es gäbe. Hedi jedoch stand noch immer wie angewurzelt vor der Uhr, in die der Kuckuck zurückgekrochen war.

      »Armer, kleiner Kuckuck muß in dem kleinen Loch sein.«

      Einmal hatte der Vater ein Vöglein heimgebracht, ein Waldvöglein, das so durchnäßt war, daß es nicht mehr fliegen konnte. Pucki wollte das Tierchen in den Bauer setzen, um es zu behalten. Sie wußte genau, daß es der Vater nicht duldete, er meinte, die Vöglein, die draußen im Walde wohnten, könnten in der Gefangenschaft nicht leben, man dürfe sie nicht behalten.

      »Hat sie dich hier eingesperrt, kleiner, lieber Kuckuck – komm, ich laß dich 'raus!«

      Hedi stieg auf einen Stuhl. Trotzdem konnte sie die Uhr nicht erreichen. Da schob sie das kleine Tischchen, das am Fenster stand, heran. Nun ging es.

      »Komm, kleiner Kuckuck, komm – komm!«

      Aber der Kuckuck kam nicht. Hedi drückte mit den Fingerchen hier und dort und öffnete schließlich das kleine Türchen, um abermals zu locken.

      »Komm – Kuckuck – komm – komm!«

      Als er wieder nicht kam, schob sie behutsam ein Fingerchen ins Loch, begann zu ziehen und zu reißen und bums – lag die kleine Kuckucksuhr am Boden. Die geschnitzten Verzierungen waren abgebrochen, auch ein Brettchen war losgegangen – doch vom eingesperrten Kuckuck war nichts zu sehen.

      »Wo bist du denn; kleiner Kuckuck?«

      Schließlich entdeckte das Kind den kleinen hölzernen Kuckuck, den es durchaus herausziehen wollte.

      »Das ist doch kein Kuckuck, wie der Kuckuck im Walde! Olles dummes Ding!«

      Der aus der Uhr gerissene Kuckuck wurde ins Zimmer geworfen, dann verließ Hedi zufrieden das Zimmer. Sie war glücklich darüber, daß kein richtiger Kuckuck in dem kleinen Kasten eingesperrt worden war.

      Unten im Flur standen Paul und Walter mit finsteren Gesichtern. Fritz blieb etwas abseits und lauschte den beruhigenden Worten Fräulein Irmas. Als Hedi hinzukam, mahnte das Kinderfräulein erneut zum gemütlichen Spiel. Nur unwillig folgten ihr die Kinder hinaus in den Garten.

      »Wir wollen jetzt recht artig sein; wir verstecken uns, und Hedi mag uns suchen. Dort der Baum ist der Anschlag.«

      Das Versteckspiel begann, doch nicht lange, so war die Lust dazu vorüber. Walter war der erste, der erklärte, es sei nun genug.

      »Nein«, mahnte Fräulein Irma, »wir spielen weiter.«

      »Dann sollst du uns suchen«, rief Paul mit listigem Augenzwinkern.

      »Gut«, sagte Fräulein Irma, »ich stelle mich an den Baum, halte mir die Augen zu, und wenn ich kommen kann, ruft ihr.«

      Paul machte den Brüdern und Pucki ein Zeichen. Gemeinsam liefen die Kinder davon. Hinter einem Fliederbusch flüsterte er:

      »Wir rufen sie nicht, wir rücken aus, wir spielen