PUCKI (Buch 1-12). Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221172
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wie noch nie. – Mutti, bist du traurig, daß ich die Vergißmeinnicht aus dem Garten verkauft habe?«

      »Was hast du gemacht?«

      »Lieber Gott, der Vati ist so ein armer Mann, weil ich meine Schuhe kaputt gemacht habe, und nun habe ich Geld verdient. – Großmutter, du hast doch gesagt, der Vati hat kein Geld. – Sieh mal her!«

      Voller Stolz legte die Kleine die acht Geldstücke auf den Tisch. Ihr Stimmchen schnappte vor Jubel fast über, als sie rief:

      »Das habe ich dem Vati eingesammelt – wie wird er sich freuen!«

      Anfangs wollte die Mutter tadelnde Worte sagen, sie sah jedoch, wie glücklich ihr Kind in dem Gedanken war, dem Vater helfen zu können.

      »Nicht wahr, Mutti, nu hat er wieder viel Geld, nu braucht er nicht traurig zu sein. Alle Leute haben mir Geld für die Blümchen gegeben. Weißt du, wenn der Vati wieder mal für ein Kindchen was bezahlen muß, gehe ich wieder nach Rahnsburg – dann gehe ich in jedes Haus und bringe Blumen.«

      Frau Sandler nahm die Kleine und drückte sie zärtlich an sich. Was Hedi heute getan hatte, war aus gutem Herzen gekommen, und dafür durfte sie das Kind nicht schelten. Später mußte sie Hedi freilich sagen, daß sie auf diese Weise kein Geld verdienen durfte.

      Abends kam der Vater heim. Ehe er die Seinen begrüßen konnte, hing Pucki an seinem Halse.

      »Vati, ich bin kein Pucki mehr, es geht auch nicht schlimm aus! Ich habe dir Geld gebracht, viel Geld. – Vati, jetzt bist du nicht mehr arm.«

      Auch der Förster brachte es nicht fertig, seiner Tochter einen Vorwurf zu machen. Nur tadelte er, daß Hedi vorher nichts davon gesagt hatte.

      »Du sollst nicht nach der Stadt gehen, ohne daß wir es wissen. Doch dieses Mal will ich nicht schelten, da ich weiß, daß du mir eine Freude bereiten wolltest.«

      »Von jetzt an mache ich dir jeden Tag 'ne Freude, Vati.«

      Während Hedi sehr glücklich war in dem Gedanken, dem Vater geholfen zu haben, gab es bei Niepels wieder einmal strenge Strafe. Mit Tränen in den Augen sahen die drei Knaben, wie die schöne Johannisbeerspeise von anderen gegessen wurde. Ihre Teller blieben leer.

      Pucki und Harras verhüten ein Unglück

       Inhaltsverzeichnis

      So glücklich und zufrieden wie heute war Hedi lange nicht mehr gewesen. Die Mutti durfte endlich das Bett verlassen und schien gesund zu sein. Die Kleine war jedoch ein wenig enttäuscht, als ihr der Vater sagte, daß die Mutti noch lange nicht mit in den Wald gehen könnte, weil sie noch viel zu schwach wäre.

      So kam es, daß das kleine Mädchen mit forschenden Blicken die Mutter betrachtete, die allmählich wieder ihrer gewohnten Arbeit nachging.

      »Koch mal lieber nicht«, meinte das Kind, »du bist zu schwach, wir können ja Johannisbeeren essen.«

      »Mutti ist froh, wenn sie wieder arbeiten kann.«

      Als Frau Sandler eines Tages einen Stuhl anhob, um ihn an einen anderen Platz zu stellen, eilte Pucki herbei und stellte sich der Mutter in den Weg.

      »Vati sagt, du bist eine schwache Frau. Ich bin viel stärker als du. – Gib her, ich kann den Stuhl allein schleppen.«

      Die Großmutter, die das beobachtete, rief Pucki zu sich und küßte sie zärtlich auf die Stirn.

      »So war es brav, Pucki! Immer der Mutti helfen, denn die Mutti ist wirklich noch sehr schwach. Du mußt gut auf sie aufpassen, sie darf noch nicht viel Arbeit und Mühe haben, damit sie nicht wieder krank wird.«

      »Aber viel Freude darf sie haben, Großmutter!«

      »Freude kann sie immer brauchen.«

      An einem Nachmittag ging die Großmutter mit Förster Sandler nach Rahnsburg, um Einkäufe zu machen. Beim Abschiednehmen hielt sie Puckis Händchen lange fest. »Wirst du auch nicht zu laut sein, mein Kleines, und die Mutti nicht ärgern? Ich will hoffen, daß du auch heute wieder ein liebes Mädchen bist.«

      »Bin ich, Großmutter!«

      »Gib auch gut auf die Mutti acht, damit sie sich nicht anstrengt. Laß dir von ihr eine Geschichte erzählen, sie soll im großen Lehnstuhl sitzenbleiben und nicht so viel umherlaufen. Es ist draußen unfreundliches Wetter, so daß ihr nicht in den Garten könnt.«

      »Geh mal ruhig in die Stadt, Großmutter, ich passe schon auf die Mutti auf und auf das kleine Schwesterchen.«

      »So ist es brav, Pucki.«

      Der Förster war mit seiner Schwiegermutter davongegangen. Pucki stand in der Küche an der Seite der Mutter und trat voller Ungeduld von einem Fuß auf den anderen. Frau Sandler schloß die Reste des Mittagessens fort und gab Minna Anweisungen fürs Abendessen. Als Minna noch eine Frage stellte, zog Hedi die Stirn kraus und sagte, indem es den Tonfall des Vaters nachahmte:

      »Laß das viele Fragen sein – Kinder brauchen nicht alles zu wissen. Wir sollen die Mutti schonen – die Mutti muß nun in dem großen Lehnstuhl sitzen.«

      »Ich komme gleich, Pucki.«

      »Na, komm lieber gleich mit«, sagte die Kleine und zerrte die Mutter am Rock. »Wenn du so viel stehst, dann fängt die Lunge wieder an zu husten, und du mußt wieder ins Bett.«

      Lächelnd fügte sich die Försterin. Sie ließ sich in dem großen Lehnstuhl am Fenster nieder. Pucki eilte herbei und schob ihr einen Schemel unter die Füße.

      »Sitzt du nu weich? – Brauchst du nicht zu husten?«

      »Nein, mein Kleinchen, es ist alles sehr schön. – Und nun reiche mir noch den Stopfbeutel her.«

      »Nein, Mutti!«

      »Warum nicht? – Mutti möchte Strümpfe stopfen.«

      »Nein, Mutti, Großmutter hat gesagt, es macht dir keine Freude, wenn ich die Strümpfe zerreiße, die du dann stopfen mußt. Heute soll ich dir aber nur Freude machen und gut auf dich aufpassen.«

      »Aber Pucki, Mutti muß doch etwas tun; sie kann unmöglich im Stuhl sitzen und faulenzen.«

      Die Augen des Kindes ruhten auf der Mutter. Pucki wußte, daß sich der Mutter Hände immer fleißig regten, denn niemals saß sie untätig da. – Womit konnte sie ihr wohl eine Freude bereiten?

      »Nun, Pucki, willst du mir endlich den Stopfbeutel holen?«

      »Mutti, erzähl mir lieber eine schöne Geschichte.«

      Pucki setzte sich auf den Schoß der Mutter, legte die Arme um deren Hals und lauschte dem Märchen, das Frau Sandler erzählte. – Plötzlich ertönte aus dem Schlafzimmer das Weinen der kleinen Schwester. Frau Sandler machte Miene aufzustehen, doch Pucki schüttelte unwillig das Köpfchen.

      »Immer muß es losschreien, wenn es so schön ist. Bleib doch hier, Mutti, ich werde es herumtragen. Es wird schon wieder still werden.«

      »Nein, Pucki, das macht die Mutti.«

      Das Kind ging mit der Mutter zum Wagen, in dem das Kindchen lag. Pucki drohte dem Schreihals mit dem Finger:

      »Hat dir die Großmutter nicht auch gesagt, daß wir die Mutti liebhaben müssen und daß sie nicht viel arbeiten soll?«

      Kaum war der Säugling beruhigt, als Pucki erneut darauf drang, daß sich die Mutter wieder in den Lehnstuhl setzte.

      »Mutti, mach es doch«, drängte Hedi, »ich soll doch auf dich aufpassen. Wenn du es nicht machst, geht alles wieder schlimm aus und Pucki ist schuld daran.«

      Die rührende Fürsorge des Kindes tat der Försterin wohl. Sie sah daraus, wie liebevoll und umsichtig ihr vierjähriges Töchterchen schon war. Seitdem Pucki nicht mehr täglich mit den drei wilden Knaben von Niepels spielte, war