Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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und hatte nicht mehr den Mut, weiterzulaufen. Langsam ging er ins Behandlungszimmer zurück.

      Der Junge sah ihn aus runden Augen an.

      »Was ist passiert, Doc?«

      »Eh…, nichts, Junge. Nichts Besonderes«, stotterte er.

      Dann wickelte er den Verband weiter.

      Auch auf seiner Stirn stand der Schweiß in großen Perlen. Der neunundzwanzigjährige Doktor der Medizin, Harold Wilcox, hörte plötzlich die Worte des alten Professors Gregory, die er damals bei der Entlassungsfeier auf der Hochschule mitgegeben hatte: Und denkt immer daran: es ist eure oberste Pflicht, dem Menschen zu helfen, der eure Hilfe braucht.

      Doc Wilcox ließ plötzlich die Verbandsrolle los und ging mit raschen Schritten zum Fenster.

      Mit weit offenen Augen war ihm der Junge gefolgt. Dann erhob er sich, schob die Verbandsrolle in die Hosentasche, verließ das Zimmer und kam nach einer halben Minute wieder zurück.

      Der Arzt verspürte einen leichten Stoß in seinem Rücken. Als er sich umwandte, sah er den elfjährigen Jungen mit einer Winchester vor sich stehen.

      »Hier, Doc, vielleicht brauchen Sie das.«

      Wilcox nahm das Gewehr und rannte in den Korridor. Einen Yard vor der Haustür blieb er stehen und wischte sich durch die Augen. Wie ein Zentnergewicht wog die große Waffe in seinen Händen.

      »He, Doc«, hörte er da die Stimme des kleinen Patienten hinter sich, »die Winchester ist geladen. Ich habe nachgesehen.«

      Wilcox hatte nicht die Kraft, sich umzudrehen, um dem Kleinen in die Augen zu sehen. Mit gesenktem Kopf stand er da und sagte gegen die Tür: »Ich kann nicht – mit einem Gewehr umgehen, Jonny.«

      Der Kleine hatte den Mund offenstehen. Dann wandte er sich um und rannte los.

      Er hatte trotz seiner schmerzenden Hand ein Höllentempo angeschlagen, verließ das Haus durch den Hofeingang und rannte durch die Hillsgate auf sein Elternhaus zu.

      »Grandpa!« rief er schon von weitem. »Grandpa! Schnell, hol dein Gewehr. Auf der Mainstreet hat einer geschossen. Und der Doc – kann nicht rausgehen, weil er nicht schießen kann!«

      Der alte Mann, der aus dem Hoftor trat, trug einen struppigen weißen Bart, hatte braune Augen und ein verwittertes Gesicht.

      »Was ist los?« forschte er knurrend.

      Jonny berichtete in rasender Eile.

      Da schüttelte der Alte den Kopf und rieb sich seinen Nacken.

      »Das geht uns nichts an, Junge. Darum hat sich Bill Walker zu kümmern.«

      Der Kleine blieb mitten auf der Straße stehen und starrte den Großvater an.

      »Ich – ich habe das Gewehr beim Doc aus dem Gewehrständer geholt. Und er kann nicht schießen. Und du – du kannst doch schießen. Du hast doch den Acht­unddreißiger aus dem Krieg, mit dem du hundert Südstaatler und zweihundert Indianer besiegt hast…«

      Der Alte sah sich verlegen um, packte den Jungen am Arm und zerrte ihn in den Hof.

      »Wie oft habe ich dir gesagt, daß du meine Kriegserlebnisse, die ich dir erzählt habe, nicht umherposaunen sollst, he!« Er gab ihm einen Klaps und schickte ihn ins Haus.

      Mit verstocktem Gesicht hockte der kleine Bursche am Fenster und starrte in die enge Gasse hinaus.

      Vier Häuser westlich vom Utah Saloon stand das kleine Holzhaus, das die Bürger als Sheriff Office eingerichtet hatten.

      Auf der Pritsche hinten in der offenen Zelle lag ein etwa fünfundvierzigjähriger Mann und schnarchte.

      Der Schuß weckte ihn auf. Er richtete sich auf und lauschte. Nachdem alles still blieb, legte er sich wieder zurück und tastete nach der Flasche, die neben ihm am Boden stand.

      Sie war leer.

      Bill Walker schleuderte sie gegen die Rückwand der Zelle und quetschte einen Fluch durch die Lippen.

      Der pflichtgetreue Hüter des Gesetzes von Orange City dachte daran, daß er für fünfunddreißig Dollar im Monat gerade genug damit tue, daß er sich den ganzen Tag über in dieser stickigen Bude aufhielt.

      Daß draußen ein Mann niedergeschossen worden war, wußte er in diesem Augenblick nicht. Aber er hätte auch dann nicht anders gedacht. Und schon gar nichts anderes getan.

      William C. Walker war ein Trinker.

      Und die Bürger von Orange City wußten es. Aber als er damals das Mädchen aus dem Creek gezogen hatte, im Winter vor drei Jahren, da war er ihnen als Held erschienen, und sie hatten ihn zum Sheriff gemacht.

      Es sollte die erste und auch die letzte gute Tat im Leben dieses Mannes bleiben.

      Er schlief wieder ein. Und das Leben in Orange City ging weiter.

      Auch Larry Hoch, der Inhaber des General Store, hatte den Schuß gehört. Mehr noch, er hatte den ganzen Vorgang auf der Straße von seinem Store aus beobachtet. Und nur wenige Inches von seinen Händen lag das Schrotgewehr, das er nur hätte aufzunehmen brauchen.

      Aber der blaßgesichtige Larry Hoch war kein Kämpfer. Er wandte sich um und ging ins Nebenzimmer, wo er sich mit dem Abzählen von Büchsen beschäftigte.

      Es gab noch mehr Leute in der Stadt, die den Schuß gehört hatten.

      Owen Turner zum Beispiel, der Sattler. Er hatte im Werkstattor gestanden. Er hatte die drei Cowboys und den Fremden sogar beobachtet. Aber er war nach dem Schuß rasch zurück in seine Werkstatt gegangen.

      Ähnlich verhielt es sich mit Ric Brakley und Lewt Markus. Die beiden Zimmerleute hatten gesehen, wie Jonathan Onegan umfiel. Aber auch sie hatten sich rasch wieder ihrer Arbeit zugewandt.

      Mit verbissenen, finsteren Gesichtern standen Jerry und Jeff Onegan vor dem Tisch, auf den sie den Bruder gebettet hatten.

      Der alte Mat hatte dem Unglücklichen eine zusammengerollte Decke unter den Kopf gelegt. Jonathan Onegan hatte die Augen geschlossen. Er lag reglos da.

      Und die drei Männer wußten, daß er nicht mehr lebte. Aber sie wollten es nicht glauben. Es ging nicht in ihre Cowboyschädel hinein, daß der lebenslustige, blutjunge Bursche nicht mehr leben sollte.

      »Wo bleibt der Doc?« knurrte Jerry schließlich.

      *

      Der Mann, der all dies innerhalb einer so winzigen Zeitspanne heraufbeschworen hatte, lud seelenruhig die verschossene Kugel nach, wandte sich um und schob auf den General Store zu.

      Larry Hoch hatte die Tür zum Ladenraum offen. Er glaubte nicht richtig zu sehen, als er den Riesen vor dem Verkaufstisch stehen sah.

      Rasch eilte er hinzu: »Mister…«, tat er diensteifrig.

      »Ich brauche Seife, Zigarren, und Patronen. Und dann werden Sie mir sagen, wo der Sheriff wohnt.«

      Indessen trugen die beiden Onegans ihren toten Bruder aus der Schenke, luden ihn auf sein Pferd und ritten, nach Osten hin, aus der Stadt.

      Sie hatten kaum den Stadtausgang erreicht, als Break den General Store verließ und an dem Saloon vorbei aufs Sheriffs Office zuging.

      Ernie Mat stand mit geisterblassem Gesicht hinter seinem Schanktisch und sah die riesige Gestalt des Fremden vorbeigehen.

      Er atmete auf, da er schon befürchtet hatte, der Mann käme in den Saloon.

      Gordon Break ging aufs Sheriff Office zu, stieß die Tür mit dem Fuß auf und blieb in ihrem Rahmen stehen.

      »He, alter Säufer!«

      Langsam rutschte der Hut von Walkers Gesicht. Mit plinkernden Augen musterte der Sheriff den Fremden. »Was wollen Sie?«

      »Steh auf, Mensch!« schnauzte der Riese, trat in den Vorraum und warf die Tür mit dem Stiefelabsatz zu. »Ich bin Gordon Break.«

      Der