Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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bot ihm dafür eine Zigarette an.

      Das war ziemlich riskant, da der Sheriff im Aufflackern des Streichholzes das Gesicht des anderen hätte sehen können.

      Aber er erkannte ihn nicht.

      Holliday stellte noch ein paar belanglose Fragen und tat dann plötzlich sehr erstaunt.

      »He, sind Sie etwa der Sheriff selbst? Bradley?«

      »Yeah…«

      »Damned, das freut mich dann aber ganz besonders.« Holliday reichte ihm die Hand und drückte die kräftig. »Habe eine ganze Menge von Ihnen gehört, Mr. Bradley!«

      Ein paar Minuten später hatte der Sheriff dem Georgier mehr erzählt, als er ihm erzählen durfte. Er war der überlegenen Intelligenz des Spielers nicht gewachsen und hatte sich tatsächlich aushorchen lassen.

      Holliday verabschiedete sich, er hatte es ganz plötzlich ziemlich eilig und schlug dann absolut nicht die Richtung zu dem ihm empfohlenen Hotel ein.

      Bradley blickte hinter ihm her. So, dachte er, dem habe ich jetzt Achtung vor mir eingeflößt, der verging ja fast vor Ehrfurcht und Respekt!

      Der vor Ehrfurcht und Respekt fast vergangene Mann verschwand in der Seitengasse und sah bald die Gestalt des Missouriers vor sich.

      Sie gingen nebeneinander weiter die Gasse hinunter.

      »Er hat mich nicht erkannt.«

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich?«

      »Das kann ich Ihnen sagen: Der aufgeblähte Pfau sieht nur noch sich selbst. Er hat mir seinen Kampf um den Stern geschildert. Und bei der Sache kam ziemlich häufig der Name Hampton vor.«

      »Hampton? Hier gibt’s eine Hampton-Bank.«

      »Eben, und der junge Hampton ist sein Freund…«

      In dieser Minute ritt von Osten her ein Mann in die Stadt. Er sah elend und heruntergekommen aus. Das Tier, auf dem er saß, schleppte sich nur noch vorwärts. Auch der andere Gaul, den der Mann an der Führleine hielt, trottete nur noch müde vorwärts.

      Jack Hardac hatte Santa Fé erreicht.

      Und diesmal war er so entstellt, daß ihn nicht einmal seine eigene Mutter wiedererkannt hätte.

      Sein Gesicht war eingefallen wie das eines Toten. Die Augen lagen tief in den Höhlen und die pergamentfarbene Haut spannte sich über die Knochen. Der entsprungene Sträfling war todkrank. Diesmal hatte ihm die Freiheit nicht die Gesundheit wiedergegeben.

      Er brauchte zwar nicht zu befürchten, von irgendeinem Sheriff erkannt zu werden, aber in Anbetracht seiner elenden körperlichen Verfassung war ihm das fast schon einerlei.

      Vielleicht wäre er längst auf dem weiten Ritt hierher aus dem Sattel gekippt, wenn ihn der Gedanke an das Gold nicht aufrechterhalten hätte.

      Fred Griffith hatte recht gehabt: Sheriff Brock war nicht der Dieb! Also mußte es einen anderen Menschen geben, der die Beute an sich gebracht hatte.

      Es hatte den Verbrecher hierhergetrieben, in die Stadt, aus der er damals mit dem Gold entkommen war. Magisch hatte ihn dieses Santa Fé wieder angezogen.

      Vor Billy Londons Boardinghouse rutschte der Mörder vom Pferd. Er führte die beiden Gäule in den schmalen Hof und wies den alten Peon, der auf ihn zuhinkte, an, die Tiere zu versorgen. Dann schwankte er auf das Boardinghouse zu.

      Oben in der Tür kam ihm eine junge Frau entgegen. Bestürzt beobachtete sie den Fremden. Sie hatte ihn erst für betrunken gehalten. Aber jetzt, als er dicht neben ihr gegen den Türrahmen stieß, wußte sie, daß der Mann ganz einfach zu Tode erschöpft war. Sie stützte ihn und führte ihn ins Haus.

      Eine Viertelstunde später lag der entsprungene Mörder Jack Hardac in einer kleinen Kammer im Obergeschoß des Hauses auf einer Pritsche und starrte auf das mattschimmernde Fensterviereck, das vorn zur Straße hinführte.

      Er hatte gegessen und getrunken und sogar den gröbsten Staub von sich waschen können; jetzt lag er hier verborgen in einer winzigen Kammer dieser großen Stadt, in der niemand ahnte, welch ein Raubtier in Menschengestalt sich da eingeschlichen hatte.

      Das Fenster war einen Spaltbreit hochgeschoben, und von unten drangen die Geräusche der Straße schwach herauf. Eben jetzt war das helle Singen eines großen texanischen Sternsporenrades zu hören.

      Der Mörder Hardac ahnte nicht, daß diese Sporen an den Stiefeln jenes Mannes saßen, den er am meisten auf dieser Welt haßte und fürchtete.

      Wyatt Earp ging unten mit Doc Holliday vorbei, auf das große weiße Haus zu, in dessen Erdgeschoß Hamptons Bank untergebracht war.

      »Es ist etwas spät für einen Besuch«, meinte der Marshal.

      »Yeah«, versetzte Holliday. »Aber noch nicht zu spät.« Damit klopfte er an die große reichverzierte Tür, zu der mehrere Steinstufen und ein Messinggeländer hinaufführten.

      Innen schwankte ein Lichtschimmer auf den Eingang zu. Dann wurde geöffnet. Ein weißhaariger Neger stand in der Tür und hob die Kerosinlampe, um die Draußenstehenden besser erkennen zu können.

      Der Marshal fragte nach dem jungen Mr. Hampton.

      »Er ist nicht da«, antwortete der Schwarze.

      »Was gibt’s Tom?« kam da eine Stimme eines älteren Mannes durch den Flur.

      Der Diener wandte sich um.

      »Hier sind zwei Männer, Sir, die Ihren Sohn sprechen wollen.«

      Der alte Hampton, ein kurzbeiniger bauchiger Mann, kam schweratmend an die Tür.

      »Mein Sohn ist nicht da. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«

      Wyatt winkte ab. »No, thanks. Dann kommen wir morgen wieder, wenn Sie erlauben.« Die beiden zogen die Hüte und gingen.

      Bis zur nächsten Ecke. Da blieb Wyatt stehen.

      »Haben Sie etwas bemerkt?«

      »Yeah, der Alte hat gelogen.«

      »Wie kommen Sie darauf?«

      »Weil schon der Schwarze log.«

      »Eben…« Die beiden gingen in die Prallelstraße und konnten von dem Tor aus in den Hof der Hamptons sehen.

      Holliday wies auf eines der erleuchteten Fenster. Obgleich es fast fünfzig Yards von dem Tor entfernt war, erklärte der Gambler:

      »Das ist er.«

      Wyatt lehnte sich gegen das Tor und tastete mit dem kleinen Finger seiner Rechten nachdenklich über die Unterlippe.

      »Er hat sich verleugnen lassen.«

      »Yeah«, gab Holliday dumpf zurück. »Und ich vermute sogar, daß er uns gesehen hat.«

      »Er kennt mich doch nicht.«

      »Wer weiß, jedenfalls kennt er mich.«

      »Vielleicht befürchtete er, daß Sie noch wegen des Schuldscheines mit ihm sprechen wollten, den er Ihnen im Spielsalon geben mußte.«

      »Das ist schon möglich«, versetzte Holliday.

      Plötzlich verschwand Lyonel Hampton aus dem Blickfeld der beiden, und wenige Augenblicke später wurde die Hintertür des Hauses behutsam geöffnet.

      »Er kommt«, raunte der Missourier seinem Begleiter zu und zog ihn rasch mit sich vom Hoftor fort. Die beiden zwängten sich in das Dunkel der nächsten Toreinfahrt, und gleich darauf hörten sie nahende Schritte.

      Als der Mann an ihnen vorbeikam, blickte Wyatt den Georgier an.

      Der nickte.

      Lyonel Hampton ging mit großen hastigen Schritten die Straße hinunter. Als er die nächste Ecke erreicht hatte, lösten sich die beiden Schatten aus der Toreinfahrt und folgten ihm.

      *