Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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das kann ich Ihnen schwören, Earp. Aber eines steht fest: Ich habe immer gewußt, daß er nicht in Ordnung war. Ich habe es gewußt und auch dem Mayor gesagt.«

      »Ach…?« Wyatt zog die dunkel geschwungene Braue des linken Auges hoch in die Stirn. »Sie haben es dem Mayor gesagt?«

      »Ja, damals schon, als sie ihn griffen…«

      »Wer griff ihn?«

      »Nun, eigentlich gestellt hat ihn niemand. Er kam ja selbst zurück, nachdem er das Gold weggeschafft hatte.«

      »Aha.«

      Bradley zog die farblosen Brauen hoch, die über der Nasenwurzel zusammengewachsen waren.

      »Weshalb interessiert Sie der ganze alte Kram? Es ist vorbei. Brock hatte damals zwölf Jahre bekommen. Und als er vor einiger Zeit versuchte, aus dem Straflager auszubrechen, hat er einen Wächter ermordet. Jetzt hängt er fest – für immer.«

      Wyatt lauschte dem Klang dieser letzten Worte nach. Fast schien es ihm, dem empfindsamen Mann so, als schwinge in ihnen ein winziger Ton von Zufriedenheit und sogar Freude mit.

      War es nur die Freude darüber, daß der Mann, der hier in der Reihe der Sternträger wirklich einen großen Namen gehabt hatte, endgültig vernichtet war?

      War es die Zufriedenheit über den eigenen Erfolg? Über den Aufstieg vom kleinen, letzten Deputy zum Sheriff von Santa Fé?

      Wyatt sog bedächtig an seiner Zigarre und forschte durch den Tabakrauch in dem harten, schon von scharfen Falten gezeichneten Gesicht des jungen Sheriffs.

      Zweifellos hatte dieser Mensch eine ganz beachtliche Energie, sonst hätte er es nie in seinen Jahren zu diesem Job bringen können.

      Aber wie – wie war er Sheriff von Santa Fé geworden?

      Der Missourier stellte diese Frage nicht.

      Er erhob sich und meinte, daß er anderntags vielleicht noch einmal reinschauen wolle, ehe er die Stadt verlassen würde.

      Bradley nickte und meinte wort-reich, es würde ihn sehr freuen.

      Wyatt war schon an der Tür, als er diesen Worten nachhorchte.

      Diesmal spürte er es ganz genau: sie waren nicht echt.

      Im Gegenteil: Sheriff Bradley legte nicht den geringsten Wert darauf, ihn noch einmal hier in seinem Office zu sehen.

      Weit nach Mitternacht erhob sich der Georgier vom Spieltisch.

      Der Bankierssohn saß mit bleichem Gesicht da und starrte auf seine schlanken Hände, die leise zitternd auf dem grünen Filzbezug lagen. Dicke Schweißperlen saßen auf seiner Stirn.

      Holliday hatte sich eine seiner langen russischen Zigaretten angezündet, nahm einen Schluck von seinem Brandy und meinte:

      »Und jetzt – gibt’s Ärger mit dem Vater?«

      Der junge Mann hob den Kopf. Ein müdes Lächeln lag um seinen vielleicht etwas zu weichen Mund.

      »Ärger? Nein, es war mein Geld. Und ich wußte ja, gegen welchen Gegner ich spielte. Ich hatte keine Chance gegen Sie, Doc Holliday!«

      Der Georgier, der genau wußte, weshalb Wytt Earp hierhergeritten war, ließ sich auf der Tischkante nieder und beugte sich zu dem jungen Bankier.

      »Ich möchte mein Geld gern bei Ihnen anlegen, Mister. Ich hoffe, daß es da gut liegt.«

      Der andere nickte.

      »Yeah, da liegt es gut.«

      »Sicher gibt es eine Menge Leute, die sich bei Ihnen derart gesichert haben.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Nun, ich hoffe doch, daß nicht nur Ranchergeld, das doch immer wieder beim nächsten Herdenkauf abgeholt wird, neben meinen Dollars liegen wird.«

      Der junge Bankier erwachte aus seiner Lethargie.

      »Da können Sie ganz beruhigt sein, Doc, wir haben eine Menge wohlhabender Bürger in der Stadt.«

      Holliday richtete sich wieder auf und sah zur Theke hinüber, wo er eben den Marshal entdeckte.

      »So schlimm wird’s auch wieder nicht sein. Santa Fé ist natürlich schon eine größere Stadt, aber zu wirklichem Reichtum kommt hier so leicht ganz sicher auch niemand…«

      Eine Viertelstunde später wußte der Gambler aus Dodge City jeden Namen der Leute, die mehr als fünfhunderttausend Dollar auf der Bank stehen hatten.

      Holliday verabschiedete sich mit dem gelangweiltesten Gesicht der Welt und schob hinaus. An der nächsten Straßenecke holte der Marshal ihn ein.

      »Was erfahren?«

      »Nicht allzuviel«, entgegnete Holliday. Dann berichtete er, was er herausgebracht hatte.

      Wyatt schrieb sich die Namen sofort auf, dann erzählte er von seinem Besuch im Sheriffs Office.

      »Bradley?« kam es überrascht von den Lippen des Spielers. »Das ist doch nicht möglich. Der kleine blonde Bursche mit den hellen Augen, den Brock Babyface nannte?«

      Richtig, jetzt erinnerte sich auch Wyatt daran, daß Sheriff Brock seinen jungen Begleiter damals Babyface genannt hatte.

      Holliday schnippte seine Zigarette in hohem Bogen auf die Straße.

      »Halten Sie es für möglich…?« Er sprach den Satz nicht zu Ende.

      Der Marshal hatte die breiten Schultern bereits nach den ersten Worten seines Freundes hochgezogen.

      »Wer kann das sagen. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß er sich ziemlich laut benahm. Natürlich kann ich mir das einbilden, aber irgend etwas scheint mir mit ihm nicht zu stimmen. Vielleicht ist es etwas ganz anderes. Vielleicht fühlt er sich nur unsicher…«

      »Und vielleicht haben Sie ihn erst recht unsicher gemacht. Denn wer kann einem jungen ehrgeizigen Sheriff denn ungelegener kommen als ausgerechnet Wyatt Earp?«

      »Ich habe eine ganze Menge Freunde unter den jungen Sheriffs.«

      »Ich weiß, aber ein ehrgeiziger Bursche möchte selbst strahlen.«

      Wyatt überlegte: Was war mit diesem Sheriff Bradley? Hatte er irgend etwas zu verbergen? Behandelte er jeden Menschen so, mit dem er zusammenkam? Oder war es sein wirkliches Wesen, seine Art, so aufzutreten? Vielleicht hatte ihn der Stern so aus dem Lot gebracht. Ausgeschlossen war das nicht. Schließlich war es ja auch kein geringer Job, Sheriff von Santa Fé zu sein.

      Die beiden Männer gingen langsam über die Vorbauten weiter.

      Plötzlich ergriff Wyatt den Georgier am Rockärmel.

      Von der anderen Seite kam ein mittelgroßer Mann mit weitausholendem sporrenkirrendem Schritt auf die

      diesseitigen Stepwalks zu. Links auf seiner Brust blinkte hell der Sheriffstern.

      Holliday raunte dem Marshal zu:

      »Lassen Sie mich einen Augenblick mit ihm sprechen. Vielleicht erkennt er mich nicht.«

      Wyatt nahm die Schultern hoch.

      »Geben Sie sich nur keinen falschen Hoffnungen hin, er hat mir vorhin noch von Ihnen erzählt.«

      »Well, ich werde es trotzdem versuchen. Mich erkennen die Leute nicht so leicht wieder wie Sie.«

      Wyatt verschwand in einer Seitengasse.

      Holliday blieb im Dunkel der Vorbauten und wartete, bis Bradley auf seiner Höhe war.

      »Evening, Sheriff«, sagte er halblaut.

      Bradley blieb stehen und tippte an den Hutrand. Er sah im diffusen Licht, das aus einem Spielsalon kam, nur undeutlich die Gestalt des Georgiers –?und er erkannte ihn nicht.

      »Fremd in der Stadt.«

      »Yeah. Ich suche ein gutes Quartier.«

      Bradley