Aufbrassen, s. brassen.
Aufduven, s. lenzen.
Aufentern, s. entern.
Auffangen, greifen, fassen, festmachen (skr. pàça, Strick, weil dieser „faßt!‟). Die seemännische Bedeutung ist: etwas festbinden, was lose ist, aber nicht lose sein soll und sich nicht bewegen darf. Offenbar ist das Wort in Gebrauch gekommen im Gedanken an ein sich bewegendes, im Winde oder von der Bewegung des Schiffes hin und her schlagendes Tau, das man zu fangen, zu erhaschen suchen muß; das ist die erste Bedeutung von auffangen. Aber zur Tätigkeit des Fassens gehört die des Haltens, daß das Tau nicht wieder schlagen kann; das wird verhindert durch Festbinden, welches die zweite Bedeutung von auffangen ist. Die hat sich dann dahin erweitert, daß man auch nichtschlagendes Tauwerk auffängt; wenn z. B. Deck gewaschen werden und das an Deck aufgeschossene Tauwerk nicht im Wege sein und nicht naß werden soll, wird es aufgefangen, d. h. zusammengebunden und hoch gehängt. Von hier aus ist der Begriff noch weiter und zwar so ausgedehnt worden, daß auffangen ganz allgemein für aufhangen gebraucht wird, so daß man, wenn die niederdeutsche Form opvangen dem nicht entgegen wäre, auf den Schluß kommen könnte, es müßte auffangen dasselbe wie aufhangen sein.
Auffrischen ist dasselbe Wort das auch das Neuhochdeutsche gebraucht, wenn es sagt: „Der Maler frischt das Bild auf,‟ nur daß es hier transitiv gebraucht wird, während es im Seemännischen intransitiv ist: „Der Wind frischt auf‟. Frisch ist etwas, das eben erst entstanden ist, frisches Obst, frisches Gemüse. „Es frischt auf‟ heißt also: es kommt ein neuer und zwar stärkerer Wind auf, es fängt stärker an zu wehen.
Aufgeien. Vermittelst der Geitaue, Bukgordinge und Nockgordinge die Segel unter die Rahen holen, damit sie festgemacht werden können. Das Wort kommt nur in der Seemannssprache vor, niederländisch opgyen, schwedisch giga up, dänisch gige, gie op; die Etymologie ist unter geien gegeben.
Aufhissen, s. hissen.
Aufholen. Der Unterschied zwischen aufholen und aufhissen wird schwerlich ganz genau festgehalten werden können. Sie bedeuten beide dasselbe, nur der seemännische Sprachgebrauch entscheidet, wo das eine, wo das andere Wort anzuwenden ist. Im Allgemeinen muß jedoch gesagt werden, daß aufholen sich — von den Fällen, in denen es sich um einen Aufholer handelt, abgesehen — auf die allereinfachste Tätigkeit mittels eines allereinfachsten Werkzeuges, nämlich eines schlichten Taues bezieht. Wenn z. B. einem Manne im Mars ein Teertopf hinaufgegeben werden soll, so läßt er ein Tau herab, der Topf wird daran befestigt und dann holt er ihn Hand über Hand hinauf; hier könnte man nicht von aufhissen sprechen. Doch darf man darum nicht denken, daß einer immer oben ist, wenn er „aufholt‟; wenn z. B. irgendwo ein Aufholer geschoren ist, der durch einen oben befestigten Block an Deck läuft oder eine Talje darstellt, so kann von unten aus aufgeholt werden, und dafür kann man ebenso gut auch aufhissen sagen, wie beim Aufholer eines Stagsegels, Rackaufholer, Brokaufholer, Dempgordingsaufholer. Beim Stückpfortenaufholer wird man indessen seiner ganzen Beschaffenheit nach nur von aufholen, nicht von hissen sprechen.
Aufklaren. 1. Gleich „sich aufklären‟, hell werden, besser Wetter werden. „Es klart auf‟, es wird schön. 2., „Klar Deck‟ machen d. h. nach einem Manöver wieder alles aufräumen, wegbringen was im Wege ist, und alles so in Stand setzen, daß es zu einem neuen Manöver gebrauchsfähig ist. Das Kommando heißt „Deck aufklaren‟. 3., Überhaupt: Ordnung machen, aufräumen. Siehe klar.
Aufkommen, eigentlich in die Höhe kommen, zu Macht, Ansehen, Einfluß, Stellung und Geltung kommen; neu auf der Bildfläche erscheinen und näher kommen; seemännisch: „Das eine Schiff kommt dem anderen auf‟, es fährt schneller, holt es ein; dann: nach gelegtem Ruder wieder auf die alte Ruderlage kommen, überhaupt sagt man, wenn ein Schiff dem Ruder gut gehorcht: „es kommt vor seinem Ruder auf‟.
aufmachen, in der Verbindung „Dampf aufmachen‟, heißt Dampf erzeugen und bereit halten, damit auf gegebenes Kommando die Maschine angehen könne. Dampf „aufmachen‟ kommt nicht etwa daher, daß ein Absperrventil aufgemacht, geöffnet würde, ist auch nicht in dem Sinne gebraucht in dem der verlorene Sohn sagte: „ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen‟; auch nicht wie man sagt „eine Ware hübsch aufmachen‟, zurichten, zurechtmachen, sondern „Dampf aufmachen‟ ist falsch geschrieben, es muß heißen „‚Dampf auf!‛ machen‟, so wie man sagt „‚Alle Mann!‛ machen‟ oder: „wir machen ‚Anker auf!‛‟ Das Kommando heißt: „Dampf auf‟. Wenn das ausgeführt ist, dann hat das Schiff „Dampf auf‟. Man kann aber eben so gut sagen „das Schiff liegt ‚unter Dampf‛‟. Die Präposition „auf‟ ist also nicht so genau zu nehmen; man könnte sonst an das Aufsteigen des Dampfes beim Sieden des Wassers denken.
Aufkreuzen, s. kreuzen.
Aufkrimpen, s. krimpen.
Aufscheeren, vergl. scheeren. Wenn ein seemännisches Manöver zu Ende ist und „klar Deck‟ gemacht wird, so wird das laufende Tauwerk „aufgeschoren‟, d. h. zu neuem Manöver in Ordnung gebracht (s. aufschießen). Aufscheeren ist also der Teil des Deckaufklarens, der sich auf das Tauwerk bezieht. Das letzte Kommando z. B. beim Wenden war früher nicht „Klar Deck‟, sondern „Scheert auf die Taue‟. — Aufscheeren bedeutet auch so viel wie aufkommen, ein anderes Schiff einholen, ihm längsseit kommen.
Aufschiessen, im Hochdeutschen im Sinne der Seemannschaft nicht gebräuchlich, kommt vom althochdeutschen sciozan, fortschnellend bewegen. Eine solche Bewegung machen die Matrosen, wenn sie bei „Klar Deck‟ das laufende Gut aufklaren, aufscheeren oder aufschießen. Man unterscheidet: mit der Sonne, gegen die Sonne, segelklar, in Scheiben, in Buchten aufschießen.
Aufpentern. Das was jetzt Krahnbalken heißt (und auf Kriegsschiffen auch bereits „im Verschwinden gepeilt‟ wird) hieß früher Penterbalken: der vorn am Schiffe außenbords quer abstehende Balken an dem der Anker frei auf und nieder hängen kann. Das Substantivum Penterbalken ist veraltet, aber das Zeitwort aufpentern ist geblieben: den am Penterbalken oder vielmehr Krahnbalken hängenden, aufgekatteten (s. katten) Anker mit dem Penterhaken fassen und mit der Pentertalje an das Schiff heranholen und festmachen. Mittelniederdeutsch pin, niederländisch penn, ostfriesisch penne, niederdeutsch penn heißt Pinne (s. d.), Pflock, Zapfen zum Festhalten, zum Festmachen. Davon dürfte das Zeitwort, das ja festmachen bedeutet, weitergebildet sein. Das t ist das ostfriesische Einschiebe-t vor n in Diminutivformen; so wie aus Anna Antje, so wird aus penn pentje gemacht und davon pentjern, pentern gebildet sein.
Aufschricken, s. schricken.
Aufstoppen, s. stoppen.
Auftakeln. Mit der Takelage (s. d.) versehen, ein Schiff seemännisch zurüsten. Auch in übertragenem Sinne: aufputzen, nicht nur im Munde der Seeleute, Immermann im „Münchhausen‟ spricht von einem „ganz blümerant aufgetakelten‟ Fräulein. Man erzählt sich einen Scherz, der von keiner geringeren Stelle als von der allerhöchsten stammen soll. „Warum ist im Englischen Schiff stets weiblich und auch im Deutschen ein männlicher Schiffsname weiblich gebraucht („die Moltke‟)?‟ „Weil es so viel kostet es aufzutakeln‟.
Auftun. „Die Küste tut sich auf‟ heißt sie kommt in Sicht, bildlich gesprochen wegen des allmählichen Höherkommens, Heraufkommens des angesteuerten Landes; wohl auch im Gedanken daran, daß sich irgendwo eine vorerst dem Auge noch nicht sichtbare Einfahrt öffnen, auftun wird.
Auftoppen, s. toppen.
Auftuchen, ein Tuch, Kleid (s. d.), Segel, einen Teppich, eine Flagge zusammenlegen, zusammenrollen. Wenn eine Flagge kunstgerecht „aufgetucht‟ ist, so kann sie aufgetucht vorgehißt werden, um erst auf ein gegebenes Kommando alsbald ausgerissen zu werden und sofort auszuwehen.
Aufziehen. „Segel aufziehen‟ ist in der heutigen Seemannssprache nicht mehr geläufig, man sagt dafür Segel setzen, aufholen, hissen etc. etc., es scheint aber früher eine sehr gangbare Redewendung gewesen zu sein, da dieselbe in übertragenem Sinne