am Winde segeln heißt so viel wie „beim Winde‟ segeln. Richtig am Winde liegen oder beim Winde segeln heißt so steuern, daß bei richtiger Segelstellung, bei welcher die unteren Segel etwas weiter angebraßt werden als die oberen, der Wind so weit von vorne einkommt, daß das Vorliek des Großoberbramsegels sich eben bewegt, oder, wie der Seemann sagt, killt (s. d.), dann stehen die übrigen, niedrigeren und größeren Segel alle voll Wind, weshalb auch beim Kreuzen das Kommando gegeben wird: „Voll Segel halten‟ oder „voll und bei‟. Wird zu hoch am Winde gesteuert, so besteht die Gefahr, daß man „eine Eule fängt‟, daß das Schiff „durchdreht‟.
An Bord. In dieser Wendung zeigt sichs besonders deutlich wie pars pro toto, Bord für Schiff gebraucht wird. An Bord gehen, an Bord sein, sich an Bord befinden, Bordkommando, Bordaufenthalt, Bordleben, Bordessen, Bordkleidung u. s. w.Bei diesen und unzähligen anderen Zusammensetzungen kann man für Bord Schiff einsetzen ohne den Sinn zu ändern. Das Signal für diejenigen, die an Bord gehören, daß sie an Bord kommen sollen, weil das Schiff in See zu gehen beabsichtigt, ist eine blaue Flagge, genannt „der blaue Peter‟.
Anholen. Wenn beim Bootssegeln beim Winde gesteuert werden soll, so muß der zu Luvart sitzende Bootssteurer das Großsegelsschothörn (s. Schothörn) möglichst nahe, oder wie der Seemann sagt möglichst hart, an sich heranbringen; was geschieht, indem er die Großsegelsschot anholt. — Bei Rahesegeln müssen, wenn vor dem Winde gefahren wird, beide Schoten angeholt werden, damit das Segel möglichst steif steht und seine ganze Fläche in möglichster Ausdehnung dem Winde darbietet. Schon Kilianus (1547) hat das Wort, und zwar gebraucht er die Wendung: anhaelen het seyl; aber er übersetzt das falsch mit stringere vela, es muß heißen pandere vela.
Anbrassen s. brassen.
Anker, der. Lehnwort aus dem Lateinischen, ancora. Plinius schreibt die Erfindung des Ankers den Tyrrheniern zu. „Aber schon die Griechen hatten vervollkommnete Anker mit Armen und Zähnen daran, die in den Grund fassen konnten‟, die daher oft geradezu odontes, dentes, Zähne genannt wurden. Sehr früh, lange vor dem Jahre 1000 unserer Zeitrechnung, ist das Wort ins Deutsche übernommen worden, denn schon im „Béowulf‟ finden wir ancor und ancor-bend = Ankertau. Das ältere, einheimische Wort für die Sache hieß im Althochdeutschen senchil und senchilstein. Die Bedeutung ist ohne Weiteres jedem klar, der etwa einmal in der Magellanstraße die Pescheräh-Frauen (die da alle Arbeit tun müssen) ein Boot durch Versenkung eines an einem Tau befestigten Steines „verankern‟ sah. Nach dem Bericht der ältesten Schriftsteller gebrauchten die ersten Völker anstatt der Anker nur Körbe voller Steine und Säcke voller Sand, die sie an Taue gebunden in die See warfen. Auf solche Weise banden die Helden auf dem Argo ihr Schiff an Felsen oder warfen an Stricke gebundene Steine ins Meer, um sich damit festliegend zu machen, solcher simplen Anker bedienen sich auch noch heutzutage manche Völker, bei denen die Schiffahrt noch in ihrer Kindheit ist‟. Übrigens geschieht solches auch bei anderen Völkern, man kann es selbst bei deutschen Bootsführern oft genug sehen.
Die althochdeutsche Form war ancher. Indessen scheint das Wort im Althochdeutschen doch noch nicht allgemein bekannt gewesen zu sein, wenigstens lesen wir in einer Bemerkung zu einer um das Jahr 1000 geschriebenen Übersetzung des Boëthius de consolatione philosophiae: „anchorae daz sint suarin isen‟. Das hätte nicht gesagt zu werden brauchen, wenn man es als allgemein bekannt hätte voraussetzen können. — Merkwürdig ist die Wandlung des Geschlechtes. Im Lateinischen ist das Wort weiblich, im Hochdeutschen männlich, der Seemann aber gebraucht es gerne sächlich.
Teile eines Ankers: Der Schaft, das Kreuz, die Arme mit den Händen, Spaten, Schaufeln oder Pflügen, der Ankerstock, durch das obere dünnere Ende des Schaftes gesteckt, das Auge mit dem Schäckel d. h. der Röring. (s. d.)
Man unterscheidet nach ihrer Gestalt, ihrer Konstruktion oder ihren Konstrukteuren: Admiralitäts- oder Normalanker, Inglefieldanker, Hallanker, Martinsanker, Trotmannsanker, Smithanker, Porteranker, Rodgeranker, Schirm-, Pilz-, Schild- oder Minenanker, Dregganker. (s. d.)
Nach Art der Verwendung unterscheidet man Buganker, Heckanker, Warpanker, Rüst- oder Reserveanker, Not- oder Pflichtanker, (s. Pflicht) Bootsanker.
Siehe auch Katten, Fischen, Schweinsrücken, Baxterlagerung.
Ankerboje, die. Da das vor Anker liegende Schiff schwoit (s. schwoien), d. h. sich unter dem Einfluß des Windes oder Stromes um seinen Anker herumbewegt, also seinen Ort des Öfteren wechselt; da es aber nötig ist, stets zu wissen, wo der Anker liegt, so wird ehe derselbe zu Wasser gelassen wird eine Boje (s. d.) an ihm befestigt; die schwimmt dann über ihm auf dem Wasser, zeigt seine Lage an und heißt Ankerboje.
Ankerdobber, der.
Ankerflott, das.
Ankerkogert, der. Alle drei Wörter bezeichnen einfachere Vorrichtungen mit demselben Zwecke, der heutzutage hauptsächlich der Ankerboje zugewiesen ist, die Stelle wo der Anker liegt kenntlich zu machen. Dobber ist ein schwimmendes Stück Holz, das seinen Namen daher hat, daß es im bewegten Wasser stets in Bewegung ist, immer mit den Wellen hin und her, auf und nieder geht. Im Ostfriesischen kommt das Wort in der Form Dubber = Stößer vor, im niederländischen heißt das Zeitwort dazu dobbern, ostfriesisch dubbern, Frequentativum zu dubben, zur Wurzel dhu, sich heftig bewegen, gehörig.
Flotten kommen gewöhnlich und hauptsächlich bei Fischernetzen vor. So heißen die runden Holz- oder Korkstücke rings um das Netz herum, die es flott (s. d.) d. h. schwimmend erhalten.
Kogert dürfte mit Kogge (s. d.) zusammenhängen, sei es, daß etwa die Kriegskoggen der Hansa zuerst solche Vorrichtung führten, sei es, daß das Zeichen in Gestalt einer Kogge aus Holz oder Kork geschnitten war, sei es, daß das Wort mit Kogge zusammen auf die Muschelgestalt zurückgeht. Jedenfalls ist das Wort alt und stammt aus der Zeit der Koggen, denn in dem „ältesten Stadt-, Schiff- und Landrecht Hamburgs‟ steht die gesetzliche Verordnung: „unde licht enich anker sunder douwer efte kogert, unde schade aff queme, den schall he half beteren.‟ (307,5, herausgeg. v. Lappenberg, vergl. Schiller und Lübben, II, 513.)
Ankergrund, der. Die Stelle wo man zu Anker gehen kann. Wenn der Grund daselbst die geeignete Tiefe hat, nicht zu weich (schliekig, s. d.) zum Festhalten des Ankers ist, wenn er rein, d. h. ohne Klippen ist, so heißt er guter Ankergrund. —
Es liegt auf der Hand, daß alles, was auf das wichtige Geschäft des Ankerns Bezug hat, in der Gedankenwelt und demgemäß auch in der gewöhnlichen Umgangssprache des täglichen Lebens der Seeleute und Küstenbewohner auch am Lande eine große Rolle spielt. So ist der Anker das Sinnbild der Hoffnung geworden, auch bei Binnenländern, so spricht ein alter Seemann auch „am Wall‟, daß er irgendwo vor Anker gehe, so heißt es von einem ungeschickten Menschen, er sei wie ein Anker, der immer ins Wasser komme und doch nicht schwimmen lerne und im Friesischen (vergl. Halbertsma, Lex. Fris.) wird das Wort Ankergrund bildlich so gebraucht: „Lien him nat; daer is nin ankergroun‟, borg ihm nicht, er kanns nicht wiedergeben. — Im Mittelalter (Seebuch, 1400) sagte man: „dar is gud anckerholt‟; ein Grund, der den Anker gut „hält‟.
Ankern, zu Anker gehen. Das ganze seemännische Ankermanöver wird damit bezeichnet, von dem Kommando an: „Klar zum Ankern‟ bis zum Ausbringen der Fallreepstreppe. Im Jahre 1400 ist im Niederdeutschen ancker setten bezeugt, auch wohl kurzweg setten. Besonders auch Waghenaer, 1588, und die „Beschriving van der Kunst der Zeevaerdt‟, 1673, gebrauchen setten oder setzen für ankern.
Anlaufen s. Anlegen.
Anlegen. Ein Boot legt an. Von seegehenden Schiffen sagen Seeleute nicht, daß sie anlegen