Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannssprache. Gustav Goedel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gustav Goedel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Математика
Год издания: 0
isbn: 4064066116279
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gewußt, nicht einmal im Spanischen selbst, wo neben almirante sich immer wieder auch amirante findet. — In diesen beiden Formen ging das Wort auf die Wanderschaft. In der Provence machte man amirat, dann amirant, daraus; im Altfranzösischen amirant. In Italien nahm es zuerst die Form almiraglio an, assimiliert in ammiraglio, ausgesprochen ammiralio. Nun ward es ins Mittellateinische übersetzt: amiratus. Von hier aus erklärt sich die Entstehung der Anfangssilbe ad. Man brachte amiratus mit admiror in Verbindung, etwa mit dem Gedankengang, daß ein Admiral ein — nicht etwa wunderlicher, sondern bewundernswerter Mann sei, wie denn wirklich im Jahre 1508 Admiral mit „ein wunderer des Meeres Oceani‟, 1534 mit „verwunderer des Meeres‟ übersetzt ward. Aus admiratus, wie das Wort nun hieß, bildete man in Erinnerung an ammiraglio die weitere Form admiralius, welche sich bequem an bekannte Wörter wie general und official anpaßte; daraus ist endlich durch Wegfallen der Endung ius unser heutiges Wort Admiral entstanden. —

      Für die Abstammung aus dem bloßen amir spricht auch der Umstand, daß in der Tat das Wort Admiral in seinen verschiedenen Durch- und Übergangsformen nur im Allgemeinen zur Bezeichnung eines Befehlshabers, ohne Bezugnahme auf die See, im Gebrauch war; der Fürst der Sarazenen hieß so; der Emir von Babylon wird im 13. Jahrhundert in dem nach einer altfranzösischen Quelle bearbeiteten Gedichte „Flore und Blancheflur‟ so genannt; sogar der deutsche Kaiser zur Zeit der Troubadoure. Es wird behauptet, durch die Sicilianer und Genuesen sei das Wort zu seiner jetzigen Bedeutung gekommen, wie auch, daß es durch die Kreuzzüge aus der Levante gekommen sei. Sicher ist, daß in Spanien 1246 Ramon Bonifaz aus Burgos vom König Ferdinand dem Heiligen zuerst mit der Würde eines almirante im Sinne von Seebefehlshaber bekleidet wurde. Er war also der erste Admiral. Lange blieb daselbst die Admiralswürde bei dem Hause Enriquez; später wurde der Infant Don Felipe damit bekleidet. — In Frankreich wurde das Amt dem Florent de Varenne 1270 beigelegt. Bis dahin hieß auch der Befehlshaber einer Flotte capitaine. „La Charge d'Amiral supprimée en France l'année 1626 fut rétablie en faveur de M. le comte de Vermandois l'an 1669, aiant été suppléée pendant cet intervalle, par la charge de Grand-maître, chef et Surintendant de la navigation et commerce de France qui demeura éteinte, par la mort de M. le duc de Beaufort, arivée la même année 1669.‟ (Aubin). Im 18. Jahrhundert war die höchste Admiralswürde bei dem Hause der Herzöge von Penthièvre erblich unter dem Titel „Amiral de France,‟ „das ist Generalissimus der Flotten und Vorsteher des ganzen Seewesens‟. — In den Vereinigten Niederlanden war der Erbstatthalter Admiraal Generaal, die Würde war im Hause der Prinzen von Oranien erblich und konnte selbst auf den weiblichen Stamm fallen. — In England kommt admiral schon 1300 in Robert of Gloucester's chronicle vor. 1632 ward der Posten eines Lord high admiral mit der Kommandobefugnis über die ganze britische Marine geschaffen. Der Herzog von York, der spätere König Jakob II., bekleidete ihn eine Zeit lang. Sonst ist er selten besetzt gewesen. — Im Mittelniederdeutschen hieß das Wort amiral, ammiral, ammeral, war aber so wenig titelhaft, daß in den Tagen der Hansa ein und derselbe Mann bald ammeral bald scypper = Schiffer genannt wurde. Bei Kilianus (1548) sehen wir zwei Versuche, das Wort ameral zu erklären, neben einander her laufen. Er übersetzt es einmal mit praefectus, dominus, patronus, ohne von der See zu reden, und leitet es von dem uralten deutschen Worte ambaht, ambacht = Amt ab, indem er Ammann, Amtmann als Übergangsglied in Anspruch nimmt. Sodann aber übersetzt er es auch mit archithalassus, praefectus maris, praefectus classis, und kommt richtig darauf: arabice amir, rex, sive imperator. — Beinahe sieht es so aus als ob dem Verfasser der „Durchläuchtigsten Seehelden‟ noch etwas davon vorgeschwebt hätte, daß Admiral ursprünglich, dem Arabischen entsprechend, nur einen Befehlshaber überhaupt bedeutete, denn er berichtet, Sultan Soliman habe den Chaireddin Barbarossa zum „See-Admiral‟ ernannt. Er hatte zwar zur See keine Seide gesponnen, „der Groß-Herr hat ihn dennoch mit einem sehr guten Gesichte empfangen (wol wissend, daß alles mehr dem abwechselnden Glück, als seinem Versaumnuß, oder dem Mangel seiner Tapferkeit und Anführung zuzuschreiben) und hat ihn in Vergeltung seines guten Willens, und in Erkändtnis seiner Tapferkeit und Anführung, zum See-Admiral gemacht‟ ... Über die Aufnahme des Wortes ins Hochdeutsche sagt Kluge: „Erasmus Alberus und Dasypodius 1540 und Frisius 1541 kennen es noch nicht; Amiral findet sich 1561 bei Maaler, 1570 bei Hadr. Junius Nomencl., 1582 bei Golius Onomast., Admiral 1562 bei Crusius Gramm. Schon Henisch 1616 bevorzugt die Form Admiral.‟ — Der Merkwürdigkeit halber sei angeführt, wie weit man mit Erklärungen vorbeihauen kann. Das Groot Nederduitsch Taalkundig Woordenboek von Weiland schreibt, Admiral komme „van het oude ital. miraglio dat den spiegel van het schip beteekent; dewyl hier vorheen de plaats des bevelhebbers was, en hy zyn bevelen al miraglio gaf.‟ —

      „Der Admiral‟ wird auch oft kurzweg gesagt, wenn man das Admiralsschiff, das Flaggschiff meint. „Wir folgen im Kielwasser des Admirals.‟ „Durchläuchtigste Seehelden‟: „Die Schiffe waren: Amsterdam groß 400 Last als Admiral, und hatte 237 Mann auf, 20 Metalline und eiserne Stücken Geschütz. Delft der Vice-Admiral war gleichfalls 400 Last groß, mit 242 Köpffen bemannt‟ ...

      Auch ist Admiral eine nicht nur im Scherze, sondern in vollem Ernste dienstlich gebrauchte Bezeichnung für Pütze (s. d.) = Eimer. Sie stammt offenbar noch aus der Zeit wo man statt Admiral noch Ammeral sagte und statt Eimer Ammer. Wie leicht konnte ein scherzhafter Matrose darauf verfallen, einmal statt ammer ammeral zu sagen, und das bürgerte sich hernach so ein, daß niemand mehr etwas dabei fand; Eimer, Emmer, Ammer, Ambar, amphora.

      Admiralität hieß bis etwa vor zehn Jahren die oberste kaiserliche Marine-Behörde, als Oberkommando und Verwaltung noch in einer Hand lagen, in der Hand des „Chefs der Admiralität.‟ Die Behörde ist aufgehoben, nur der Titel Admiralitätsrat ist geblieben. Admiralitätsanker s. Anker.

      Ahoi! Der Ruf mit dem ein Schiff oder ein Boot angerufen wird, „Schiff ahoi! Boot ahoi!‟ Man muß sich hüten tiefere Bedeutungen suchen zu wollen wo keine sind. Das Wort ist eine einfache Interjektion, weiter nichts, gebildet und gewählt von dem Bedürfnis weithin gehört zu werden. Im Englischen heißt es to hail a ship. Das hat man wohl übersetzt: einem Schiffe Heil zurufen; ist aber auch nur eine Interjektion und hat mit Heil nichts zu schaffen. Niederdeutsch halen, anhalen; es ist im Grunde dasselbe Wort wie das im Hochdeutschen so häufig gebrauchte holen. Das heißt niederdeutsch auch halen. Die Bedeutung der zu Grunde liegenden Wurzel ist: einen Ton oder Laut von sich geben; tönen, rauschen, lauten, schreien, rufen, hallen, Hallo machen, durch Halloschreien jemanden herbeirufen, näher kommen machen, also herbeiholen, man könnte sagen: einen herbeihalloen. — Auch der Ruf Gut Heil! oder All Heil! hat mit Heil nichts zu tun, sondern ist eben nur ein Ruf, ein Zuruf, ein Gruß, eine Interjektion. Ebenso der alte Schlachtruf der freien Friesen: „Eala fria Fresena!‟ Auch hier hat man eala mit Heil übersetzen wollen, da es doch nur eine Interjektion ist, wie die angelsächsische Übersetzung von Luc. VII. 14: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!‟ mit „eala geonge aris!‟ beweist. — Wird bei Dunkelheit ein auf ein Kriegsschiff zukommendes Boot mit ahoi! angerufen und die Antwort lautet nein! nein! so ist kein Offizier im Boot; ja! ja! so ist ein Offizier oder im Offizierrang Stehender darinnen; wird der Name des Schiffes geantwortet, so ist der Kommandant im Boot; heißt es: „Flagge‟! so kommt ein Flaggoffizier (Admiral).

      Ahming, die. Auch kurzweg die Ahm genannt, bedeutet dieses Wort das vorn und hinten am Schiff angemalte Maß, welches den Tiefgang desselben anzeigt; beruht nach Kluge auf mittellateinischem Worte ama, Gefäß, Weinmaß, griechisch ame, lat. ama, Feuereimer. Im Mittelhochdeutschen wurde, wie in Mond, das a zu o, daher das neuhochdeutsche Ohm. Im Mittelniederdeutschen hieß es ame und bedeutete „das bei der Obrigkeit aufbewahrte (gewöhnlich kupferne) Richtmaß, nach welchem die im Verkehr zu gebrauchenden Meßgefäße geprüft und alsdann mit einem Zeichen ihrer Richtigkeit vom Eichmeister versehen wurden‟. Auch dieses Zeichen hieß ame; die Thätigkeit des Eichmeisters amen; hochdeutsch ahmen; daher das Wort nachahmen, das einzige von der Sippe, das uns in der Umgangssprache geblieben ist und alle Tage gebraucht wird: „nach Maßgabe eines Musters sich ähnlich ausdrücken oder betragen‟. Dieses Nachahmen hieß lange Zeit einfach ahmen. — Das Wort Ahming ist in Gefahr durch „Tiefgangsmarke‟ verdrängt zu werden; es wäre schade, man könnte dann auch ebenso gut Ausschlammungs-Maschine anstatt Bagger oder Holzglättungsinstrument anstatt Hobel sagen.

      „Alle Mann!‟ Das Kommando demzufolge jeder an Bord, der an Manövern mit „Alle Mann‟ oder an der