Beschlagseising, der. Beschlagen, althochdeutsch bislahan, mittelhochdeutsch beslahen: schlagen auf, festschlagen, umfangen, umschließen (s. Schlag), verschließen, bedecken u. s. w. Die meisten Bedeutungen sind im seemännischen dieselben wie im Hochdeutschen, nur beschlagen bedarf der Erwähnung insofern es das Festbinden der aufgegeiten Segel an die Rahe bedeutet; solches geschieht mittelst der Beschlagseisings, Bändseln, an denen das eine Ende spitz zuläuft, das andere mit einem Auge versehen ist; s. seisen.
Beschute, die. Seemännisch nur in Verbindung mit Hartbrot, „eine Beschute Hartbrot‟, sei es wegen der Gestalt, sei es wegen des Hartgebackenen, Zwiebackähnlichen. Niederländisch bischuyt, nichts anderes denn eine volkstümliche Form des französischen biscuit. Zwey-Back sagt der Übersetzer der „durchläuchtigsten Seehelden‟ 1681. Er beschreibt die Entdeckung der Magellanstraße und erzählt von einem Patagonier, der „auf einer Mahlzeit einen ganzen Korb mit Zwey-Back aufgegessen, und in einem Zuge soviel Wein, als ein Wasser-Eimer halten möchte, ausgesoffen.‟ Als ob sie auf dem Geschwader Magellans ihr Brot und ihren Wein nicht besser hätten anwenden können, die wahrlich knapp genug waren.
Beschmarten, s. Schmarting und bekleiden.
Besetzt sein, s. Legerwall.
Besteck, das. 1. Der Entwurf, der genaue Plan eines zu bauenden Schiffes; auch eines zu bauenden Hauses. Ein ähnliches Wort wie Riß von ritzen (Runen ritzen, writan, to write, schreiben); ein Plan, der nicht umrissen, sondern mit Stichen bezeichnet, mit Stecknadeln abgesteckt ist. 2. Das Mittagsbesteck oder überhaupt die Bezeichnung der Stelle, wo sich nach genauer Berechnung, wenn es aber nicht anders sein kann, auch nach Gissung, das Schiff zu einer bestimmten Zeit befindet, der Punkt, wo Länge und Breite sich schneiden (s. absetzen), ein Punkt, an welchem die Spitze des Zirkels ein kleines Loch in das Papier der Seekarte sticht. In der weiteren Entwicklung des Begriffes Besteck = Plan, Maß, ist Besteck auch schlechthin zu Maß geworden; ein Maß von Torf. Groningen: „alles noa bestek hebben‟, alles so haben, wie es sich gehört. Auch gleichbedeutend mit Regel, Ordnung, Zeiteinteilung. Ostfriesland: „wat hebben dei menschen 'n roar bestek, zy eten om vier uur.‟ Ein Abstecher ist demnach eine Abweichung von dem ursprünglichen Reiseplan und -Wege. — Daß „Besteck‟ in der Tat von dem „Stich‟ des Zirkels in das Papier der Seekarte den Namen hat, geht aus einer Stelle bei Waghenaer, „Spiegel der Zeevaerdt‟, „Amstelredam‟ 1588, hervor: „Soo sal hy alsdann nemen twee Passers, (Zirkel) met d' een de mylen metende die hy ghist ghezeylt te hebben. Ende met den anderen Passer lancxt Compasse stryckende de Cours die hy ghezeylt heefd tot dat de voeten van de Passers aen den anderen comen, daer weder een sticke met eenen scherpen Passer oft plompe naelde settende, soo datment met cryt wederom wt doen cän‟.
Bestroppen, einen Stropp (s. d.) um einen Block, der zu diesem Zwecke mit einer Keep (s. d.) versehen ist, legen und festbändseln, damit er irgendwo, wo er Halt hat, befestigt werden kann. Im übertragenen Sinne gebraucht der Seemann das Wort häufig da, wo ein anderer sagen würde: das wollen wir schon machen, das wollen wir wohl kriegen.
Betel s. Kalfatern.
Beting, die eine Vorrichtung zur Befestigung der Ankerketten an Bord, starkes querschiffs laufendes, abgestütztes Gestell. Bett und Beet haben beide die Bedeutung: Bleib-, Haft-, Sitz-oder Ruheding, von der Wurzel bhad = binden, fesseln, festen und haften, halten, tragen. Beting ist ein niederdeutsches Wort von derselben Herkunft, bei dem der Gedanke an das Halten, Festhalten des Ankertaues zum Ausdruck gekommen ist.
Beweert ist ein Schiff, wenn es wegen schlechten Wetters verhindert ist, in See zu gehen. Doch kommt das Wort nicht etwa davon her, daß widriger Wind oder sonst schlechtes Wetter ihn solches wehrte, vielmehr ist beweert eine Zusammenziehung von bewettert, oder vielmehr, da es sich um niederdeutsches Gebiet handelt, von beweddert; das niederdeutsche wedder ist ja durchgängig im Munde des einsilbigen Volkes zu weer, wér geworden.
Bilander, der, ein zweimastiges Schiff in Schweden, England und besonders in Holland gebräuchlich, das als besonderes Unterscheidungsmerkmal eine eigenartige Stellung der großen Rahe und dieser entsprechende trapezförmige Gestalt des Großsegels hat. Die Rahe macht mit dem Mast ungefähr einen Winkel von 45°, ihre oberste Nock befindet sich über dem Heck, die unterste über dem Mittelschiff. Diese Gestalt ist offenbar mit Rücksicht auf enges Fahrwasser gewählt, um nicht so viel Raum in Anspruch zu nehmen. Denn für Binnenschiffahrt und Fahrt „bi Lande‟ ist das Fahrzeug bestimmt. Vier bis fünf Mann genügen zur Handhabung der Segel.
„Why choose we, then, like bilanders to creep
Along the coast, and land in view to keep.‟
Dryden.
Bilge, die. Der unterste Raum des Schiffes in dem sich das eingedrungene Wasser sammelt; auch dieses Wasser selbst. Letzteres ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, welches mit Balg nahe verwandt ist. Balg aber entstammt einer Wurzel, die „anschwellen‟ bedeutet. Offenbar hatte man, wie ja alle Sprache ursprünglich Bildersprache war, einen aufgeblasenen oder mit Wasser gefüllten Balg vor Augen. Aus derselben Wurzel stammt das in Ostfriesland vielfach gebrauchte Verbum belgen, niederländisch belghen, angelsächsisch belgan, englisch to bulge. Auch im Mittelniederdeutschen war dieses belgen gebräuchlich. Es bedeutet in Bewegung kommen, in Hitze und Zorn geraten, dick werden, anschwellen, „geschwollen sein auf jemanden‟, weil einem zornigen Menschen das Blut zu Kopf steigt, das Gesicht sich rötet, die Adern aufschwellen und dick hervortreten. Der Begriff des Anschwellens ist auf das Wasser angewandt worden, („das Wasser rauscht, das Wasser schwoll‟). Eine solche rauschende, schwellende Woge heißt, entsprechend dem erwähnten belgen, Bülge; schwedisch bölja, dänisch, bolge, altnordisch bylgja, wie denn sinnreich und bedeutungsvoll eine der Töchter des Meergottes Ägir in der Edda Bylgia genannt wird. Dieses Bülge aber brauchen wir nur mit i anstatt mit ü zu schreiben, (im Englischen wird es sowohl bulge als auch bilge geschrieben), dann haben wir unser urdeutsches, nur etwas anglisiert ausgesprochenes Seemannswort Bilge. Mit einiger Phantasie können wir uns leicht vorstellen, wie bei den alten deutschen Seefahrern in ihren immerhin kleinen, oft offenen Schiffen diese im untersten Schiffsraum hin- und herwogenden, schwellenden Bülgen, deren Anschwellen es mit aller Macht zu bekämpfen galt, eine wichtige Rolle im Schiffsleben gespielt haben.
Im Althochdeutschen hieß bulga ein Ranzen, Felleisen, lederner Sack und belgan aufgebracht sein, zornig sein, aufschwellen; mittelhochdeutsch bulga die aufgeschwollene Woge. Aber gegen bulga im Sinne von Bilge hat sich das Hochdeutsche lange gesträubt, denn nicht immer ist den Deutschen die Bewegung des Bilgewassers bei der Benennung das Ausschlaggebende gewesen. Es scheint als ob der Begriff der Bewegung erst an der im Vergleich zum Mittelmeer so viel bewegteren Nordsee in den Vordergrund getreten und daß Bilge daher lange Zeit ausschließlich niederdeutsches Eigentum gewesen wäre. Im Althochdeutschen hatte man zwar, wie bemerkt, das Wort bulga, aber die Bilge nannte man sentine. Dieses Wort stammt aus dem Mittelmeer, es ist das lateinische sentina und beweist, daß man in jenen sanfteren Gewässern bei der Namengebung mehr an den üblen Geruch des betreffenden Wassers als an seine Bewegung gedacht hat, denn sentina heißt Jauche, Abwasser, Auswurf, Hefe, Unflat; daher französisch sentine zugleich Pfuhl und Bilge heißt, englisch sentine Senkgrube, Sammelstelle stinkenden Wassers. Wer einmal Bilgewasser gerochen hat, der wird sich also über die Benennung im Althochdeutschen nicht wundern. — Als unterster Raum im Schiffe diente die sentine in Zeiten, da man auf Hygiene wenig achtete und sich um die Gesundheit der Gefangenen nicht viel bekümmerte, auch als Gefängnis, als Arrestlokal. Und dieser Umstand könnte vielleicht zur Erklärung des Wortes sentinelle, englisch sentinel dienen. Daß dasselbe von sentire, wahrnehmen, direkt abgeleitet wäre, ist doch kaum anzunehmen, man müßte denn einem Posten, einer „Schildwache‟ eine ganz besondere, in der Nähe der sentine noch dazu sehr übel angebrachte Sensibilität zuschreiben wollen. Daß aber der Posten vor der sentine sentinelle genannt worden ist, wird den nicht wundern, der weiß, daß der Mann, der bei den Schilden Wache stand, selbst Schildwache genannt worden ist. — Holländische Matrosen nennen die Bilge nicht unwitzig pis-bak, auch pis-gat, kurzweg auch bloß gat, Loch. Das ging ins Französische über als gatte, jatte, und die französischen Matrosen machte daraus scherzweise — Agathe.
Es gab früher noch ein drittes Wort für Bilge, das aber meines Wissens