Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1. Bettina von Weerth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bettina von Weerth
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740940898
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es bei denen die große Liebe gewesen war, die sie zusammengeführt hatte, konnte Leonie nicht beurteilen. Aber dass sie miteinander harmonierten, das sah man.

      Die Schneiders waren beide Buchhändler, hatten also nicht nur ihr Privatleben miteinander verbracht, sondern auch Seite an Seite ihren Beruf.

      Jetzt genossen sie nur noch ihr Privatleben, und das funktionierte bestens.

      Andreas Hellmann würde ihnen gefallen, davon war Leonie überzeugt.

      Früher hatten sie sich immer einen Buchhändler an die Seite ihres einzigen Kindes, ihrer Erbin, gewünscht. Davon waren sie mittlerweile abgegangen, seit Linda irgendwann mal in einen Zirkusakrobaten unsterblich verliebt gewesen war. Jetzt wünschten sie sich für ihre Tochter einen Mann mit einem ordentlichen Beruf. Den hatte Andreas. Gegen Architekt war nichts einzuwenden …

      Darüber sollten sie sich allerdings jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Linda war schon öfters unsterblich verliebt gewesen.

      »Ich glaube, Lars hat sich in dich verguckt«, sagte Linda in Leonies Gedanken hinein. »Und du? Wie sieht es bei dir aus? Unterhalten habt ihr euch bislang bestens.«

      »Haben wir, und es ist ein wunderschöner Abend. Bring bitte keinen Misslang hinein, indem du Mutmaßungen anstellst …, mir ist schon aufgefallen, dass er mich nett, sympathisch, findet. Aber damit, meine liebste Freundin, muss es auch gut sein.«

      Linda wollte etwas sagen, fragen, Leonie ahnte was.

      »Wenn er mich fragt, werde ich ihm meine Telefonnummer geben, mehr aber nicht. Und lass uns zurückgehen, ehe die beiden Herren eine Vermisstenmeldung aufgeben. Außerdem finde ich es ohnehin dämlich, dass Frauen immer zu zweit zur Toilette rennen müssen. Bei Männern habe ich das noch nicht gesehen.«

      Linda grinste.

      »Die haben sich auch nicht so viel zu sagen wie Frauen untereinander.«

      Sie hakte sich bei Leonie ein, und gemeinsam kehrten sie an den Tisch zurück, wo sie von den beiden attraktiven Männern bereits sehnsüchtig erwartet wurden.

      *

      Lars Bergmann war wirklich ein mehr als nur netter Mann. Davon konnte Leonie sich mittlerweile überzeugen. Sie hatten einige Male miteinander telefoniert, und keines dieser Telefonate war langweilig gewesen. Ganz im Gegenteil.

      Er war in sie verknallt.

      Daran hatte Leonie keine Zweifel, und das hatte ihr Linda auch bestätigt.

      Lars war bei ihr mehrfach unter fadenscheinigen Gründen in der Buchhandlung aufgetaucht. Und sein Interesse hatte dabei weniger den Büchern als einer gewissen Leonie Gräfin Tenhagen gegolten.

      Lars hatte versucht, Linda auszufragen, und er schien sehr beruhigt gewesen zu sein, als diese ihm sagte, es gäbe keinen Mann in Leonies Leben.

      Er hätte sich gern mit Leonie verabredet, doch da war sie ihm ausgewichen.

      Wenn überhaupt, wollte sie es langsam angehen lassen.

      Im Übrigen hatte sie an ihrem Kriminalroman zu arbeiten. Der Abgabetermin rückte immer näher.

      Und darüber hinaus beschäftigte sie die unbekannte Tote vom Fluss mehr, als gut für sie war.

      Es war so unbefriedigend, dass sie mit all ihrem Wissen allein war.

      Hauptkommissar Paul Schuster schien verschollen.

      Er meldete sich einfach nicht, obwohl er, konnte man seiner Mitarbeiterin glauben, nur zwei Tage lang nicht im Büro gewesen sein sollte.

      Bei einem weiteren Versuch meldete sich ein Mike Bär, der auf sie einen forschen Eindruck gemacht hatte. Männer, die so cool auftraten, mochte sie nicht.

      Sie hatte einfach aufgelegt, was sonst wirklich nicht ihre Art war.

      Hatte Paul Schuster ihretwegen Ärger bekommen?

      Aber nein.

      Eigentlich konnte das nicht sein.

      Sie hatte sich nicht in die Ermittlungen eingemischt, sondern nur Hinweise gegeben und Übersetzungen gemacht.

      Und das alles ohne Bezahlung.

      Dafür müsste man sie eigentlich loben, wo doch bei den Behörden immer gespart werden sollte.

      Wie auch immer.

      Leonie wusste nicht, was sie von allem halten sollte.

      Inzwischen war sie schon so weit zu glauben, dass es besser gewesen wäre, sie hätte an diesem besagten Sonntag den Zusammenstoß mit dem Polizisten nicht gehabt.

      Als sie schon mit überhaupt nichts mehr rechnete, rief er sie an.

      »Tut mir leid, Frau von Tenhagen. Da wir bei unserer Wasserleiche auf der Stelle getreten sind, war ich in einem anderen dringenden Fall auf Dienstreise, die sich länger hingezogen hat als gedacht.«

      Im Stillen leistete sie ihm Abbitte.

      »Aber jetzt sind wir einen Schritt weiter, und ich habe Ihnen ja versprochen, Sie mit in die Wohnung zu nehmen …, es kann sein, dass meine Assistenten ebenfalls dabei sein werden.«

      »Frau Müller und Herr Bär?«

      Er bestätigte das, und als er wissen wollte, woher sie die Namen wusste, erzählte sie ihm von ihren Anrufen.

      Leonie dachte an den forschen jungen Mann, der sich ganz gewiss sehr wichtig nahm. Auch wenn er in der Hierarchie noch nichts zu sagen hatte, könnte er Ärger machen. Das wollte sie nicht.

      »Herr Schuster, ist es denn überhaupt okay, wenn ich mit in die Wohnung komme? Ich als Privatperson?«

      Er lachte.

      »Absolut. Da habe ich mich längst abgesichert. Unser Polizeipräsident hat seinerzeit Sie und mich miteinander bekannt gemacht. Er hat mich gebeten, Ihnen für Ihren Roman Informationen zu geben …, ich habe ihn gefragt. Und er hat ja gesagt. Ich habe ihm übrigens auch erzählt, wie großartig und selbstlos Sie uns geholfen haben. Er war begeistert und wird sich bei Ihnen noch persönlich bedanken.«

      Das hörte sich schon mal gut an.

      Auch wenn Leonie nicht spießig war, musste für sie schon alles seine Ordnung haben. Vor allem wollte sie nicht, dass ihretwegen jemand Unannehmlichkeiten be­kam.

      Natürlich hätte sie jetzt gern gewusst, ob es sich bei der Toten um Carlotta Perucci handelte.

      Er schien jedoch in Eile zu sein, deswegen ließ sie es bleiben.

      Es war schon großzügig genug, dass sie dabei sein durfte, und sie verspürte schon jetzt ein aufgeregtes Grummeln in ihrem Bauch.

      Endlich!

      Endlich würden sie das Rätsel lösen, und sie fragte sich, ob sich ihre Vermutung bestätigen sollte.

      Für sie war die Tote Carlotta, basta!

      »Wir treffen uns um elf Uhr vor dem Haus … Gartenstraße Nummer sieben. Und falls wir aus einem Grund schon vorher drinnen sein sollten …, dann klingeln Sie einfach …, der Name ist Förster …, da werden wir Sie reinlassen. Aber ich denke, dass wir gemeinsam in die Wohnung gehen werden.«

      Leonie versprach pünktlich zu sein, beendete das Gespräch und legte ein wenig verwirrt den Hörer beiseite.

      Förster?

      Wieso Förster?

      Alles, was sie sich bis dahin zusammengereimt hatte, was sie glaubte, aufgrund ihrer Recherche wissen zu müssen, war durch die Nennung des Namens Förster in sich zusammengefallen wie ein Häufchen Asche.

      Wenn die Tote Förster hieß, konnte sie nicht Carlotta sein.

      Jetzt musste man sich nur noch fragen, wie sie an den kostbaren Schmuck Carlottas gekommen war.

      Ihre Gedanken überschlugen sich.

      Leonie zuckte unwillig zusammen, als ihr Telefon erneut