Etwas Scharfes trifft meinen Rücken. Es fühlt sich an, als würde er aufgeschlitzt. Panisch reiße ich den Kopf herum. Ein zweiter Hornträger. Schwarz, das Fell feucht und glänzend wie Schlangenhaut. Instinktiv springe ich mit hochgezogenem Bein hoch und mein Fuß tritt gegen ein Gesicht aus Augen, Maul und Zähnen. Schmerz jagt durch mein Hirn. Trotzdem robbe ich weiter, bis ich einen Stamm in meinem Rücken spüre.
Lauernd bewegt sich die Kreatur weiter. Ich behalte sie genau im Auge, während ich langsam die Arme hebe. Meine Hände tasten nach einem Ast über meinem Kopf. Und einem weiteren. Der Schmerz in meinem Rücken raubt mir fast die Sinne. Ich muss klettern! Mir bleibt nur die eine Chance. Doch ich begehe den Fehler, mich nach dem Schmied umzusehen. Und schreie auf.
»Nein!«
Das andere Tier erwischt ihn im Rennen mit der Wucht seines Absprungs und begräbt den Schmied unter sich. Ein hohes Blöken, Hörner, die sich in Fleisch graben, panische Schreie, alles vermischt sich mit meinem eigenen Entsetzen.
In einer hektischen Bewegung springe ich auf, packe nach dem erstbesten Ast und ziehe mich hoch. Nicht schnell genug. Mein Fuß rutscht ab. Das Monster reagiert sofort, verbeißt sich in meine Wade. Seine gewaltige Masse zerrt an mir. Meine Finger rutschen. Wie soll ich mich festhalten? Mit letzter Kraft trete ich nach den Hörnern des Tieres. Haut reißt. Blut spritzt. Vor meinen Augen flimmert es. Oh göttliche Irsa, hilf! Ich sehe Elin, meine Mutter, Kanoa und Inde, mein Freund ... mit einer letzten Kraftanstrengung hebe ich die Beine nach oben und ziehe mich weiter hoch. Stück für Stück.
Mein Angreifer gibt einen lang gezogenen, eindringlichen Ton von sich. Er umkreist den Baum. Unermüdlich. Mit seinen Hörnern rammt er mehrfach den Stamm. Vergeblich. Was ihn noch wütender zu machen scheint. Mit Grauen sehe ich das Bild des zerfleischten Schmieds vor meinen Augen, als sich die zweite Kreatur dazu gesellt. Die Spitzen der Hörner blutgetränkt. Die beiden brüllen um die Wette.
Meine Arme zittern. Von den Beinen ganz zu schweigen. Ich atme hektisch, noch immer im Bann der Panik. Wo zwei dieser Art sind, können noch mehr sein. Allein die Vorstellung macht mich wahnsinnig. Wo sind Aso, Dragon und die Zwillinge? Wie kann ich sie warnen? Mein Rücken brennt, als läge er direkt im Feuer. Ich beiße mir die Lippen blutig, um nicht vor Schmerzen zu schreien.
Die beiden Kreaturen, langbeinig, doch mit der Masse eines Wildschweins ausgestattet, schnuppern den Boden ab. Als suchten sie nach einer neuen Fährte. Immer wieder stoßen sie dabei mit ihren Hörnern aneinander.
Mit der Zeit werde ich müde. Aber auch die Bewegungen der Tiere werden immer unkontrollierter. Liegt es an der Dämmerung, die sich über den Wald senkt, dass sie sich zurückziehen? Oder daran, dass die Tiere im Dunkeln ebenso wenig sehen können wie ich? Mit klopfendem Herzen beobachte ich, wie sie aus meinem Blickfeld verschwinden. Erst dann erlaube ich mir, die Augen zu schließen. Zumindest für einen kurzen Moment. Es wäre fatal, jetzt einzuschlafen. Vorerst verbirgt mich die Nacht. Allerdings verbirgt sie damit auch die Gefahr. Und den Tod.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.