CHIARA GEHT IHREN WEG. Cinzia G. Agostini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cinzia G. Agostini
Издательство: Bookwire
Серия: CHIARA
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748559399
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dich doch ein wenig aus und bleibe noch hier. Meine Arbeit ruft. «

      Irgendwie, fand ich den Gedanken, gar nicht so schrecklich, eigentlich eher richtig gut. Meine Damen konnten ja auch mal ganz gut ohne mich den Laden schmeißen. Mir würden ein paar Tage Erholung, wenn auch unfreiwillig, ganz guttun. Ich willigte ein, ganz zum Erstaunen meines lieben Gatten. Er sagte nichts, aber es war zu offensichtlich, denn sein Gesichtsausdruck verriet ihn. Er wirkte überrascht. Ich hatte mich verändert, sollte er doch grübeln. Bis vor einiger Zeit hätte ich trotz Schmerzen, diese strapaziöse Rückfahrt angetreten. Ich war nicht mehr die kleine Marionette, an deren Fäden ich hing, teilweise bekam sogar ich einen eigenen Lebenshauch und wollte etwas ausprobieren.

      Und dann fuhr er weg, an einem Dienstag mit meinem Cabrio, er meinte, er käme am Donnerstagabend wieder und dann könnten wir am Samstag wieder nach Hause fahren.

      Ich hatte, das muss ich zugeben, zwei schöne Tage in Italien. Mit dem Laufen ging es von Tag zu Tag besser. Ich hatte sogar ein richtiges kleines Erlebnis, das mich wieder mal ins Leben holte. Und bemerkte: »Hallo!!! Du bist noch da, es gibt noch anderes im Leben – außer Peter! «

      Ich machte die Bekanntschaft des Friseurs vor Ort, der ganz hin – und hergerissen von mir war. Er wollte am liebsten mit auf mein Zimmer, na das wollte ich nicht. Dennoch tat es meinem Selbstwertgefühl gut! Die italienischen Männer haben etwas, das muss ich hier an dieser Stelle doch mal sagen… Die wissen, wie man flirtet! Er war ein richtiger Gentleman und ich genoss dieses Gefühl, einfach nur.

      Mein süßer - mich über alles liebender Mann - rief auch jeden Abend an, um mir mitzuteilen, wie traurig er ist! Wie furchtbar es sei, alleine im Hotel zu liegen! Wie sehr er mich vermisst!

      Ich blöde Kuh hatte das natürlich geglaubt. Er kam dann wirklich am Donnerstagabend wieder, er freute sich mich zu sehen. Ich weiß noch, ich dachte: Wie schön! Hat er tatsächlich den Sinn des Lebens erkannt!

      Als ich nun wieder auf den Beleg schaute, wusste ich, wie unrecht ich damals hatte.

      Hatte er sich klonen lassen?

      Laut der Belege war er in Leipzig und Berlin, obwohl er zeitgleich in Italien bei mir war. Ich zählte eins und eins zusammen. Offensichtlich hatte er sich ab Dienstagabend mit einer Liebsten getroffen. Machte sich zwei schöne Tage und Nächte in der Burgsuite eines schicken Hotels in der Nähe von Leipzig, während ich in Italien bewegungsunfähig war. Und alles lag auf seiner Route von und nach Italien, sehr clever! Dann musste er am Donnerstag nur noch seine Flamme in den Leihwagen bugsieren, die Gute fuhr allein zurück nach Berlin, während er sich gemütlich auf seine Fahrt zu seiner Gattin nach Italien aufmachte.

      Jetzt dachte ich nur noch: Mann, Chiara, was brauchst du noch, schmeiße den Alten doch endlich aus deinem Leben! Wie kannst du denn einen Menschen lieben, der dich ständig betrügt, belügt, hintergeht und dir nun mal ganz und gar nicht zur Seite steht??

      Da war das Universum wirklich schnell zur Stelle, erst gestern Abend betete ich um Klarheit. Was sollte ich tun? Bevor ich weiter denken konnte, schossen mir die Tränen ins Gesicht, ich heulte los. Nach einer Weile ging es mir dann schon etwas besser. Diesmal musste ich die Trennung durchziehen, ich durfte nicht wieder umkippen. Mittlerweile war ich finanziell unabhängig. Was hielt mich ab? Ich ging den Ordner nochmals durch und wurde durch immer neue Belege, die zum Vorschein kamen, gequält. Es nahm kein Ende, mit jedem neuen Beleg wurde ich zusehends wütender.

      Was für einen Charakter hat Peter, wahrscheinlich gar keinen. Aus seiner Sicht der Dinge, war es perfekt!

      Er hatte eine Haupt- und eine Nebenfrau! Die Hauptfrau erfüllte ihm die Sicherheit, eine Familie zu haben, war fleißig, schaffte Geld heran, hatte viel zu tun. Die Nebenfrau, erfüllte ihm sein Sexleben und himmelte ihn an.

      Besser konnte es ja nicht für ihn sein. Er konnte sich die Rosinen rauspicken.

      Eigentlich muss ich mal sagen, empfand ich so etwas wie: Der macht es richtig, quält sich nicht, sondern geht nur seinen Bedürfnissen nach.

      Ich musste von meinem alten Denkschema Abschied nehmen.

      Als Erstes: Erwachsen werden, danach, meine Bedürfnisse kennenlernen und sie auch ausleben.

      Also, was war zu tun? Ich hatte noch fünf Tage Zeit, mir einen guten Plan zu überlegen, da nämlich Carlotta, mit Wibke und deren Familie in Urlaub fahren wollte. Ich schaffte es mal wieder nicht aus der Firma rauszukommen. Ein Sonderauftrag, den ich persönlich bearbeiten musste. Also fünf Tage Zeit – aber auch fünf Tage - so tun, als ob, nichts wäre! Was sind fünf Tage, wenn mein Leben danach, in glücklichen Bahnen verlaufen kann!

      Ich suchte mir alles raus – um ihn dann - damit zu konfrontieren. Ich wollte ihn zur Rede stellen. Diesmal sollte die Trennung endgültig werden.

      Kein weiteres Verzeihen. Keine weiteren Chancen. Kein weiteres Verständnis.

      Vor allen Dingen, wollte ich mir diesmal keine Schuldzuweisungen geben. Ich wollte mich endlich abgrenzen, in meiner Mitte stehen und diese Klarheit beibehalten. Einen endgültigen Schlussstrich ziehen, das war ich mir schuldig. Was ist das für eine Ehe, in der man belogen, betrogen und hintergangen wird. Mein Fazit war: Wenn Peterles Vorstellung einer Ehe darauf beruht, den Partner zu erniedrigen, dann ist das keine Liebe, sondern ein Machtspiel!

      Die nächsten Tage war ich sehr beschäftigt. In der Firma musste ich viel Zeit für den Sonderauftrag einräumen. Aber das hatte auch etwas für sich. Ich war abgelenkt. Dann mussten die Sachen für Carlotta gepackt werden. Ich erledigte alle Aufgaben, um nach Carlottas Abreise Zeit für diesen letzten Rundumschlag, zu haben. Der Tag der Abreise von Carlotta kam, der Papa war wieder ganz rührend. Wie er sich um das Töchterchen kümmerte, das hatte was. Fast hätte ich ihm dieses Theater abgenommen. Was für ein Schauspieler! Unglaublich!

      »So, Carlotta, mein Schätzchen, sei hübsch lieb zu Wibke und hab einen schönen Urlaub! Du weißt ja, Mama und Papa sind jetzt ganz fleißig und wenn du wiederkommst machen wir etwas Schönes zusammen. «

      Er hatte sogar, man höre und staune, der Kleinen und ihrer Freundin, der Tochter von Wibke, für jeden Tag, ein kleines Geschenk verpackt, sodass sie Papilein auch gut in Erinnerung behielt.

      Was für ein toller Papa - was für ein Mann!

      Ich hätte mich übergeben können, aber ich musste ja noch etwas schauspielern, also: Gute Miene machen! Das hatte ich mittlerweile gut gelernt! Ich küsste meine Süße, drückte sie fest an mich. Die Tränen schossen hoch. Stopp! Mühevoll schluckte ich. Drehte mich zur Seite, wischte die Tränen weg. Ich wollte auf keinen Fall, dass Carlotta das mitbekommt. Es tat mir in der Seele leid, dass sie wegfuhr. Auf der anderen Seite, war es sicherlich besser, wenn sie dieses Theater nicht miterleben musste. Ein weiterer Grund - auch wenn er egoistisch klingt - ein bisschen freie Zeit für mich, konnte auch nicht schaden. Mein liebster Gatte fuhr mit mir nach Hause, und legte erst einmal einen fast akrobatischen Sex-Akt hin, ich war überrascht, wie er dies alles hinbekam. Heute - Die! Morgen - Die Andere!

      Da fielen mir dann wieder die Worte von Maurice ein, der war offensichtlich ganz anders.

      Auch dieser Sex ging irgendwann mal zu Ende.

      Die nächsten zwei Tage, verliefen zum Glück ruhig mit Peter! Mein Sonderauftrag benötigte meine volle Aufmerksamkeit.

      Am nächsten Morgen, eröffnete mir Peter: »Chiara! « Ich schaute ihn an, dachte nur, was kommt jetzt?

      »Ich muss dringend für drei Tage nach München, ich habe einen ganz wichtigen Termin… «

      Ich blendete aus. Der Termin war sicherlich sehr arbeitsintensiv!

      »Chiara, hörst du mir zu? «

      »Entschuldige, ich war im Gedanken… «

      Er fragte, ob ich mir nicht freinehmen könne, dann könnten wir noch einen Ausflug nach Italien machen.

      Er wusste natürlich, dass ich nicht konnte, sonst hätte er gar nicht erst gefragt. Auch diesen Trick hatte ich enttarnt. Er erkundigte sich vorab nach der Auftragslage bei meinen