CHIARA GEHT IHREN WEG. Cinzia G. Agostini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cinzia G. Agostini
Издательство: Bookwire
Серия: CHIARA
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748559399
Скачать книгу

      Bislang hatte er sich ganz gut von der Arbeit fernhalten können, hatte Spaß, war braun gebrannt und ausgeruht. Schließlich wusste er, dass das Frauchen alles ganz gut regelt. Aber, ich war still, versuchte zu lächeln und hielt meine eigene Wut zurück, das hatte ich in den vergangenen Jahren gut gelernt.

      Peter ging, legte einen dramatischen Abgang hin. Er knallte die Tür derart, dass ich dachte, sie fällt gleich aus den Angeln. Dann war Stille!

      So, nun waren wir alleine.

      Es dauerte keine zwei Minuten, da meinte Carlotta: «Weißt du, Mama, manchmal bin ich richtig sauer auf Papa, dann habe ich ihn nicht lieb. «

      »Aber Carlotta, Papa hat halt viel zu arbeiten, das musst du verstehen! « Ich machte eine kurze Pause.

      »Es stimmt schon, wir müssen beide arbeiten, damit wir uns das alles leisten können. Dafür haben wir dann aber auch Zeit mit dir für ein paar Tage wegzufahren, das können andere Eltern nur in den Ferien. Wenn man eine Firma hat, muss man manchmal zu anderen Zeiten arbeiten, dafür können wir uns dann wieder zu Zeiten freinehmen, in denen andere es nicht können. Sei nicht traurig, ich bin da, wir machen es uns kuschelig! «

      »Ich will aber … mit Papa! Nicht mit dir! «

      Das fehlte mir nun auch noch, am liebsten, hätte ich los geschrien und ihr erzählt, dass ihr lieber Papa nur mal schauen will, ob seine Potenz noch vorhanden ist. Aber das konnte ich natürlich nicht sagen. Nach einer halben Stunde war langsam alles im Lot, wir spielten ein Spiel und dann wurde es Zeit sie zu Bett zu bringen. Ich las ihr eine Geschichte vor und war selber kurz davor einzunicken.

      Ich ging noch mal runter ins Wohnzimmer zum Telefon, um Wibke anzurufen. Es war völlig automatisch, ich drückte auf den Knopf der Wahlwiederholung.

      Interessant! Diese Nummer kannte ich ja gar nicht!

      Ich schrieb sie mir auf, vielleicht würde ich diese noch einmal benötigen.

      Peter kam gegen Mitternacht, übelgelaunt, soviel stand fest. Er holte sich eine Flasche Wein und schaltete den Fernseher ein. Er brachte kaum drei Wörter heraus, so beschloss ich, ins Bett zu gehen. Ich hoffte inständig, dass der Wein ihn gut auf der Couch einschlafen ließ. Auf irgendwelche Liebesdienste hatte ich nun weiß Gott keine Lust mehr. Das Universum hatte ein Einsehen, keine zwanzig Minuten später, hörte ich sein Schnarchen.

      Was für ein Mensch, mir liefen die Tränen, warum konnte ich nicht einfach endlich loslassen?

      Er war ja mal mein Traummann, was hatte ich nicht alles in die Wege geleitet um mit ihm zusammen zu kommen. Damals dachte ich: Was für ein toller Mann, nur leider vergaß ich, dass die restliche Frauen Bevölkerung, dies wohl ähnlich sah.

      Mittlerweile war schon Lack abgebröckelt, so toll war er nicht mehr. Schnarcht halbe Wälder zusammen! War für mich selten da, stand nicht zu mir, versuchte mich kleinzumachen, half mir nicht, wenn ich Probleme hatte, sondern setzte meistens noch etwas drauf, damit es mir auch wirklich schlecht ging. Offensichtlich hat er ein ziemliches Problem mit seinem Selbstwertgefühl und anstatt daran zu arbeiten, versuchte er meins, sofern es vorhanden war, in den Keller zu bringen.

      Warum ließ ich das alles zu?

      Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nicht so eine treue, ehrliche Seele. Warum startete ich nicht auch einfach mal ein Abenteuer, um zu merken, dass ich noch am Leben bin? So etwas kam mir nicht in den Sinn. Ich war so völlig anders als meine äußere Erscheinung. Man sagt, ich bin sehr attraktiv, lange blonde Haare, Naturlocken, schöne braune Augen, die alles aussagen können: Glück, Trauer, Wut, nichts konnte ich verbergen.

      Meine Augen sprechen Bände.

      Durch diesen ewigen Stress hatte ich den Babyspeck nach der Schwangerschaft mit Carlotta gut verloren und wieder eine Traumfigur erreicht.Tja, nach außen wirke ich: selbstbewusst, attraktiv, erfolgreich. Bestimmt fragten sich die Leute, mit welchem meiner zehn Liebhaber ich heute die Zeit verbringen würde. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ich bin fast schon spießig und absolut treu, wenn ich jemanden liebe. Ich liebe dann mit Haut und Haaren, möchte für ihn da sein, ihm treu zur Seite stehen, sehe keine anderen Männer.

      Obwohl, sie schauen schon...

      Ach, manchmal ist es im Leben schwer, ich schickte ein Stoßgebet zum Universum und bat um schnelle Hilfe – möglichst gleich. Bislang hatte mir das immer gut geholfen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, einen guten Draht nach oben zu haben. Bisweilen war es tatsächlich so; stand ich vor einem Problem – kam durch König Zufall – plötzlich, Hilfe zu mir. Ich wünschte mir beim Einschlafen, dass dies auch heute passieren soll.

      Kapitel 5

      Am nächsten Morgen, machte ich Carlotta fertig und brachte sie zu Wibke. Ich musste dringend in die Firma, ich hatte noch viel zu tun. Meine Damen überfielen mich schon beim Reinkommen, das konnte ich nun gar nicht ab.

      Aber, wie heißt es so schön: Verantwortung geht vor!

      Ich hörte mir alles an und entschied über die weitere Vorgehensweise.

      Da kam der Stadtbote, er brachte die Buchhaltungsbücher vom Steuerbüro zurück. Ich legte diese erst einmal zur Seite. Ich widmete mich wieder meiner Arbeit, aber schaute immer wieder auf die Bücher, welche Faszination ging davon aus? Ich hielt es nicht länger aus.Ich musste den Karton öffnen. Ja, es waren auch die Bücher von Peters Firma dabei, die, die ich nie ansehen sollte, er war so ein Schlauer! Ich hatte nicht mal einen Schlüssel zu seiner Firma, im Gegenzug hatte ich natürlich bei meiner Firma auch neue Schlösser machen lassen und ihm keine Schlüssel gegeben.

      Vertrauen - sieht anders aus!

      Also blätterte ich die Bücher durch…

      Nach einer Weile bemerkte ich so einige Ungereimtheiten, viele Belege für Leihfahrzeuge, Hotelrechnungen für Suiten, Kaufbelege, die ich so gar nicht verstand. Da schoss mir das Gebet von gestern Nacht, in den Kopf:

       Siehst du, Chiara, manchmal geht es ganz schnell!

      Beim Durchsehen der Ordner bekam ich wieder meine Bauchschmerzen – ein unerklärlicher Schmerz - der etwas mit meiner Intuition zu tun haben muss, denn er kam immer dann, wenn etwas im Argen lag. Ich nahm die Belege aus den Büchern und kopierte sie erst einmal, setzte mich hin, schaute mir die Belege genauer an, nahm einen Kalender und verglich die Termine.

      Es handelte sich mal wieder um etwas Ernstes.

      Ich konnte es kaum glauben, zum einen fiel mir ein Stein vom Herzen, darüber, dass mich mein Gefühl nicht getrügt hatte. Auf der anderen Seite hatte ich immer noch Gefühle für diesen Mann. Ich musste davon loskommen. Ich merkte schon, wie ich mich steigerte und meine Wut immer größer wurde. Ich fand einen Beleg über einen Leihwagen, der in Leipzig am Bahnhof abgeholt wurde und am nächsten Tag in Berlin am Hauptbahnhof abgegeben wurde. Ich starrte auf diesen Termin und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das war doch nicht möglich!! Ich erinnerte mich an dieses Datum.

      Zu diesem Zeitpunkt war ich mit meinem liebsten Gatten in Italien unterwegs. Ich konnte mich deshalb so gut daran erinnern, weil mir dort ein Missgeschick passiert war. Eines Morgens wollte ich in die Auslage einer Boutique schauen. Der Boden war rutschig, da es geregnet hatte. Ich wollte mir gerade die Auslagen ansehen, als erst ein Fuß und dann der andere wegrutschte.

      Platsch! Ich knallte auf meinen Allerwertesten.

      Ich lag wie ein verunglückter Marienkäfer da und konnte mich kaum rühren. Ein zufällig vorbeikommender Passant half mir hoch. Erst wollte ich mich nicht unterkriegen lassen, aber im Laufe des Tages wurden die Schmerzen immer größer. Mein liebster Peter war schon immens genervt, da ich ja nun nicht funktionierte. Schließlich hatte ich doch 150-prozentig auf seine Bedürfnisse einzugehen.

      Nun jammerte dieses Weib und war nicht gut drauf.

      Im Krankenhaus stellten die dortigen Ärzte fest, dass ich mir das Steißbein angebrochen hatte. Eine Spritze musste her. Gott sei Dank half diese recht gut. Leider war