CHIARA GEHT IHREN WEG. Cinzia G. Agostini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cinzia G. Agostini
Издательство: Bookwire
Серия: CHIARA
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748559399
Скачать книгу
Gefühl was uns gefangen nimmt, das leichte Kribbeln im Bauch, als wenn ein sanfter Flügelschlag des Schmetterlings uns berührt. Wer sich der Liebe verschließt bringt sich in die Einsamkeit

      Kapitel 1

      Kein Sonnenstrahl kam durchs Fenster. Es war ein grauer, nicht sehr schöner Tag. Außerdem war es viel zu kalt für diese Jahreszeit. Ich mochte diese Tage nicht, im Geiste sah ich mich auf der Terrasse vom Hotel Olivi in Italien sitzen und träumte so vor mich hin, als ein fürchterlich lauter Klingelton mich aus diesem Tagtraum riss.

      Das Telefon klingelte erneut.

      Völlig entgeistert starrte ich den Apparat an, wer sollte mich anrufen!? Doch dann kam ich langsam, aber sicher, wieder in die Realität zurück. Da wusste ich, dies ist ein ganz normaler Arbeitstag; ich sitze in meiner Firma.

      Ich habe eine Werbeagentur und arbeite mit etlichen Kunden, die in der Kunstszene angesiedelt sind, zusammen. Ich unterstütze meine Kunden mit pfiffigen Ideen und biete zusätzlich Versand-Aktionen an. Mal sind es Flyer, mal originelle Werbeideen, die den Künstler ins Gespräch bringen sollen.

      Sicherlich gab es mal wieder – irgendetwas Oberwichtiges - was sofort und gleich und stehenden Fußes erledigt werden sollte.

      »Ja, Chiara Schönfeld! «

      »Guten Tag, hier spricht Erno Klausen! «

      »Ach, Guten Tag, Herr Klausen, wie geht es Ihnen? «

      »Gut! «

      »Was kann ich für Sie tun? «

      Wahrscheinlich kommt Herr Klausen jetzt mit einer Sonderaktion auf mich zu, dachte ich. Ich war gespannt.

      »Ich benötige ganz dringend ein Angebot von Ihnen!

      Uns schwebt vor, dass sie an etwa 3500 Adressaten Flyer versenden. Wir haben Termindruck, es muss innerhalb von zwei Tagen bearbeitet sein! Schaffen Sie das? «

      Also richtig gedacht! Jetzt kommt bestimmt noch der Satz: Es darf aber nichts kosten!

      »Na, Herr Klausen, um was geht es denn da? «

      »Wir müssen eine ganz besondere Promotion Aktion starten, aber Sie wissen, es darf nichts kosten! «

      Natürlich wusste ich das, es darf ja nie etwas kosten, als wenn das nun etwas Besonderes wäre.

      »Gut, Herr Klausen, können Sie mir ein paar Eckdaten zu mailen, damit ich Ihnen ein Angebot zukommen lassen kann! «

      »Ja, Frau Schönfeld, lass ich Ihnen übermitteln, einen schönen Tag noch! «

      Schöner Tag – schrecklicher Tag!

      Langsam kam mir der gestrige Abend wieder in Erinnerung. Es war besonders schön, gestern Abend!

      Na ja, wie man es nimmt, eigentlich sollten mir nun endlich mal die Augen aufgegangen sein, sind Sie ja auch, aber sie sollten mir ja nicht gleich aufgerissen werden! Gestern Abend bin ich, was nun so ganz und gar nicht meine Art ist, einem plötzlichen Impuls folgend, mit dem Auto ziel – und planlos in die Stadt gefahren und wen sah ich – meinen holden Gatten! Ich wollte schon winken, aber plötzlich hielt ich inne, denn ich sah SIE!

      Ich traute meinen Augen nicht, das kann doch nicht wahr sein? Ich rieb meine Augen, sah ich eine Fata Morgana? Sofort zog sich mein Magen zusammen.

      Die Frau, die neben meinem Mann stand, war: J A N E!

      Sofort schossen die Bilder aus der Vergangenheit in mein Bewusstsein. Das Szenario der letzten Begegnung mit ihr, die flehentlichen Bitten Peters, es sei nur ein Ausrutscher gewesen. Alles Lügen! Es machte mich wütend, aber auch unsagbar traurig. Ich hatte ihm damals geglaubt und ihm vergeben. Ich bog mit meinem Wagen in eine Seitenstraße, suchte einen Parkplatz und musste meine Gedanken ordnen.

      Mir fielen die unsagbar schlimmen Einzelheiten wieder ein. Jedes schmutzige Detail! Ich erinnerte mich zurück, als ich eines Abends durch Zufall eine mir nicht nachvollziehbare Mietzahlung fand. Peter rief an diesem Abend von unterwegs aus an und bat mich eine Rechnung zu prüfen. Ich hantierte dabei ungeschickt mit den Ordnern, sodass einer davon runterfiel. Der komplette Inhalt ergoss sich auf dem Fußboden. Ich sammelte die Unterlagen zusammen. Es war der private Bankordner meines Mannes. Ich musste die Kontoauszüge sortieren, wollte sie gerade einordnen.

      Ich stutzte, was war das? Eine Mietzahlung? Für was?

      Warum von seinem Privatkonto?

      Ich blätterte weiter und sah, dass diese Summe seit einem halben Jahr, Monat für Monat, abgebucht wurde.

      Unser Haus konnte es nicht sein, denn er deklarierte unser Haus, als den Verwaltungssitz seiner Firma. Die Zahlung lief über das Firmenkonto, er war ein schlauer Fuchs! Meine Neugier war geweckt. Um es kurz zu machen, ich fand heraus, dass es sich um eine Wohnung handelte. Als ich ihn damit konfrontierte gestand er mir diese Wohnung mit Jane zu bewohnen.

      Ein Liebesnest!

      Er war damals so perplex, dass er mir den Schlüssel und die dazugehörige Adresse gab. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich zu dieser Wohnung hinfuhr, aber ich war zu diesem Zeitpunkt in einem Ausnahmezustand.

      Mein Herz pochte wild, als ich den Schlüssel ins Türschloss steckte, was würde mich hinter dieser Tür erwarten?

      Ich trat ein.

      Im Flur stehend schaute ich mich um. Geradezu schien das Wohnzimmer zu sein, auf der rechten Seite gingen zwei weitere Türen ab, rechter Hand eine Treppe, die offenbar in ein oberes Stockwerk führte.

      Ich war geschockt.

      Meine bis dahin innere Vorstellung dieser Wohnung, deckte sich nicht mit der Realität. Dies war keine Absteige mit einem Zimmer und Bad, dies war ein richtiges Zuhause. Peter führte ein luxuriöses Doppelleben. Sofort schossen mir seine unzähligen Geschäftstermine in den Kopf, die, an denen er mir kurzfristig mitteilte über Nacht wegbleiben zu müssen. Ausgerechnet immer an den zeitintensivsten Tagen meiner Firma, wenn die Aufträge im Minutentakt ankamen. Die Folge: Mein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter Carlotta wuchs, weil mir die Verantwortung meiner Firma im Nacken lag. Nach Möglichkeit organisierte ich alles um, holte meine Tochter am Nachmittag von Wibke ab; schließlich liebte ich meine Tochter und wollte sie nicht länger als nötig bei Wibke lassen. Nachts wenn sie schlief, arbeitete ich von Zuhause meine Aufträge ab. Morgens war ich kaputt und müde, doch ausruhen konnte ich mich nicht, stattdessen musste ich wieder fit und präsent an meinem Schreibtisch in der Firma sitzen.

      Ich holte tief Luft, ging langsam in das Zimmer, welches ich als Wohnzimmer vermutete.

      So war es auch.

      Links eine gemütliche Sofaecke, auf der anderen Seite ein Esstisch mit Stühlen. Auf den Beistelltischen rundeten Fotos von Peter und Jane, in innigen Posen, das Bild des Zimmers ab.

      Mich überkam Ekel.

      Doch was war das? Unfassbar … !!! Diese Schränke kannte ich doch? Sie standen vorher in Peters Büro und waren bei einem Einbruch gestohlen worden. Gestohlen?

      Mein Blick wanderte hinunter, was lag denn unten an der Couch? Mein altes Handy? Ich hatte es vergeblich tagelang gesucht!

      Mein Zorn gegenüber Peter wuchs. Es sollte noch besser kommen. Ich ging wieder in den Flur, wollte eine weitere Zimmertüre öffnen, sie war verschlossen. Daneben befand sich ein kleines Bad. Ich setzte meinen Rundgang fort, ging die Treppe nach oben. Dort sah ich eine Staffelei. Offenbar verbrachte Jane ihre Zeit mit Malen, während sie auf meinen Gatten wartete. Aus Wut nahm ich eine Farbentube, öffnete sie und schüttelte die Farbe an die Wand. Mit jedem Farbspritzer entlud sich weitere Wut aus meinem Inneren. Ich ging hinunter ins Bad, nahm einen Lippenstift, schrieb das Wort:

       S C H L A M P E

      auf den Spiegel.

      Ein weiteres Highlight kündigte sich an. Es klingelte an der Tür. Polizei!

      Ich ließ die beiden