"Wir schaffen das". Benjamin Webster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benjamin Webster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745097009
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wie schwer es ist, einen Kitaplatz zu bekommen? Wartezeiten von zwei bis drei Jahren sind da keine Seltenheit. Rein theoretisch müssten wir jetzt schon unser ungeborenes Kind anmelden und nur deswegen, dass es im Alter von drei Jahren einen Kitaplatz hat. Und was ist wenn es zur Schule geht? Keine Markenklamotten, sondern Billigware vom Discounter. Keine Klassenfahrten und keine üppigen Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Urlaub ist auch nicht drin. Wir stehen vor dem nichts. Unser erspartes für die Wohnung müssten wir aufbrauchen, bis alles weg ist. Aus der Traum von einer Eigentumswohnung oder einem kleinen Häuschen. Lass uns doch um Himmels willen, noch ein paar Jahre warten. Dann ist ein Kind kein Problem. Die eingesparte Miete, ist dann wie ein zweites Einkommen.“ Ellen wusste, dass Jonas Recht hatte, was das finanzielle betraf. Aber muss man denn immer materiell denken? Wo bleiben denn Gefühle und die persönlichen Wünsche zur Lebensplanung? Muss man alles wegen dem schnöden Mammon unterordnen? Wie es aussieht, ja. Denn ohne Moos, nix los. Vor einigen Jahrzehnten war dies noch anders. Die Mieten waren niedrig, Strom und Benzin erschwinglich. Auch bekam man noch Zinsen auf der Bank, für sein sauer Erspartes. Und heute? Niente, Nadas, nichts, Nothing. Ja seid der Ära Kohl, unseren „Bimbes“ Kanzler, hat sich Deutschland verändert. Er hat, wenn man das salopp sagen darf, die Ellenbogengesellschaft kreiert. Und das nur wegen den vielen Arbeitslosen und dem Wechsel in der Industrie. Alles wurde digitalisiert, Roboter statt Menschen. Sozialleistungen wurden rigoros gekürzt oder gar gestrichen. Der Arbeitssuchende musste auf einmal flexibel sein. Und hat es etwas gebracht? Aber natürlich. Die Gewinne der Unternehmen steigerten sich und die Reichen wurden noch reicher. Daran hat sich auch nichts bis zur rot/grünen Regierung geändert. Erst ab dann wurde es noch schlimmer, für das gemeine Volk. Sozialleistungen wurden eingestampft und an dessen Stelle wurde Hartz IV geboren. Meines Erachtens eines der unsozialsten Gesetze, die in Deutschland je eingeführt wurden. Die Ärmsten wurden jetzt noch ärmer und die Reichen wurden dafür noch reicher. Dort wurden über 120 Milliarden an die Industrie verschenkt, was auch dankend angenommen wurde. Die Erbschaftssteuer wurde gesenkt und die Vermögenssteuer ganz abgeschafft. Und das alles zum Wohle des Volkes. Hat dies alles etwas gebracht? Ich meine, nein. Die Arbeitslosenzahlen sanken nicht wirklich, weil es plötzlich zwei arbeitslosen Statistiken gab und heute noch gibt. Fake News sind das, aber darüber regt sich niemand auf. Ich frage mich nur, warum dürfen Politiker ungestraft Unwahrheiten in die Welt setzen. Wenn jemand nun aus Jux eine „Zeitungsente“, denn so hieß das früher einmal, in den sozialen Medien schreibt, droht man ihm gleich mit einer Strafe. Laut Grundgesetz ist das aber verboten, denn da heißt es in Artikel 5: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Da wird wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen. Und warum, frage ich sie? Hat man eventuell Angst davor, dass jemand die nackte Wahrheit schreibt und daraufhin keine etablierte Partei mehr wählt? Genau so muss es sein. Man hat Angst, dass die AfD noch mehr Stimmen bekommt. Und warum hat denn die AfD so einen immensen Zulauf? Ganz einfach. Es gibt nun einmal Dinge im Leben, die sieht der Bundesbürger anders als wie die Damen und Herren Politiker. Beispiel gefällig? Die Einführung des Euros, die Mehrheit der Deutschen war dagegen. Flüchtlingszahlen. 65 % wollen inzwischen keinen unbegrenzten Einlass von Flüchtlingen. TTipp, über 60 % wollen das Freihandelsabkommen nicht. Fast das gleiche Ergebnis gab es auch für das Abkommen Ceta mit Canada. Auch bei der Osterweiterung der EU war die Mehrheit dagegen. Kernkraftwerke wollten über die Hälfte nicht. Können sie sich noch an den Nato Doppelbeschluss erinnern? Auch da waren es über 60 % die dagegen waren. So lässt sich die Liste beliebig fortsetzen. Aber ein Fake News muss ich noch loswerden. „Bimbes“ Kanzler Kohl: „Die Wiedervereinigung wir nichts kosten, blühende Landschaften und so weiter. Und das Schlimme daran war, die Leute haben das geglaubt. Den roten Oskar hat man ausgelacht, wie er sagte: „Die Wiedervereinigung wird 1,5 Billionen kosten.“ Die Geschichte hat ihm Recht gegeben. Mein Rat: Glauben sie den Politikern nicht alles. Recherchieren sie im Internet, oder fragen sie einen Abgeordneten ihrer Wahl. Falls er antwortet und er hat gelogen, dann können sie ihn öffentlich an den Pranger stellen. An einen der ersten Fake News im Westen kann ich mich noch genau erinnern, es war Norbert Blüm, der im Bundestag behauptete: „Die Rente ist sicher.“ Und im Osten der Republik war es Walter Ulbricht der öffentlich meinte: „Niemand beabsichtigt eine Mauer zu bauen.“ Und wie sie wissen, ist noch nie ein Politiker für solche Fake News bestraft worden, selbst wenn sie wissentlich gelogen haben.

      Die drei Obdachlosen, Frank, Paul und Zecke hatten es sich einigermaßen gemütlich in der alten Fabrikhalle gemacht. Jeder von ihnen besaß inzwischen eine Matratze und mehrere Decken. Das Heizmaterial in der Fabrik neigte sich dem Ende zu, denn alle Gegenstände aus Holz waren verfeuert worden. Da jeder der drei einen Einkaufswagen hatte, konnten sie sich immer wieder Holz oder alte Kataloge besorgen. Wie sie abends vor dem Ofen saßen, fragte Frank: „Wo warst du heute Morgen, Zecke?“ Der antwortete: „Auf dem Soziamt. Ich habe wegen einer Wohnung nachgefragt.“ Paul: „Und, haben sie dir eine Villa vermittelt, so mit Pool, Sauna und Garten?“ Zecke: „Ja selbstverständlich, sogar mit Golfplatz und eigener Jagd.“ Paul: „Hör auf mich zu verarschen.“ Zecke: „Wer hat denn damit angefangen? Seid zwei Jahren stehe ich schon auf der Warteliste. Bei denen da oben musst du entweder arabisch, türkisch oder russisch reden, dann bekommst du eine Wohnung, aber auch nur dann, wenn du mindestens 10 Kinder und drei Frauen hast.“ Gelächter. Frank: „Wir sind doch die Arschlöcher der Nation. Bekommen keine Grundsicherung, keine richtige Krankenversicherung und was das Allerschlimmste ist, keinen Job. Denn um einen Job zu bekommen, musst du erst einmal einen festen Wohnsitz haben. Und um eine Wohnung zu bekommen, brauchst du die Grundsicherung.“ Zecke: „Das war doch alles schon einmal da. Wie heißt der Typ noch einmal der in Uniform das Rathaus gestürmt und die Kasse geklaut hat? Das war doch hier in Berlin.“ Frank: „Das war zur Kaiserzeit und der Typ nannte sich Hauptmann von Köpenick. In Wirklichkeit hieß er aber Wilhelm Voigt und war Schuster.“ Zecke: „Das sollte man auch einmal machen. Auf einen Schlag eine kleine schnuckelige Wohnung, einen super Job und gut versichert. Alles andere kommt von alleine.“ Frank: „Träumt ruhig weiter. Nee Jungs, dazu hängt uns der Arsch viel zu tief. Wer einmal in unserer Lage ist, der bekommt nur ganz selten ein zweite Chance.“ Paul legte vorsichtig noch einen alten Otto Katalog in den Ofen, damit das Feuer nicht ausging, dann sagte er: „Ich stehe auch schon 18 Monate darauf, rühren tut sich nichts. Ins Männerwohnheim, mit drei anderen auf der Bude wollten sie mich stecken. Nee du, dann mach ich lieber einen auf Platte.“ Frank: „Kann ich verstehen, schon allein wegen der Privatsphäre.“ Zecke: „Die darf jeder haben, nur wir nicht. Manchmal habe ich die Nase so voll, da könnte ich einen Strick nehmen und mich aufhängen. Was machen wir denn falsch? Wir drei machen doch schon jeden beschissenen Job den wir kriegen können und haben keinerlei Rechte. Wenn man überlegt wie viele es sich ohne Arbeit, in der sozialen Hängematte gemütlich machen, könnte ich kotzen. Vor allem die Türken, Rumänen und Bulgaren. Die bekommen sogar noch Kindergeld für ihre Gören, obwohl die gar nicht hier sind. In Deutschland ist einiges nicht so, wie es sein sollte. Für Fremde gibt es Wohnungen und Kohle, aber die eigenen Leute lässt man erfrieren und verhungern, oder habt ihr schon einmal einen Asylanten auf der Strasse erlebt? Und damit meine ich nicht die Verbrecher Banden die ihre Kinder und Frauen zum Betteln hinausjagen.“ Frank und Paul stimmten ihm zu. Er hatte Recht, das aber verbesserte seine Lage auch nicht. Zecke drehte sich noch eine Zigarette und zündete sie an. Nach einer Weile, meinte er: „Ich habe den Professor schon lange nicht mehr gesehen, was der wohl macht?“ Paul: „Der wird sich eine reiche Lady angelacht haben und sitzt jetzt in der Karibik auf einer Insel mit ihr und schlürft Cocktails.“ Alle in der Runde lachten. Frank: „Zutrauen würde ich ihm das schon, schließlich hat er studiert und war einmal Professor. Neben ihm sind wir nur kleine Lichter.“ Zecke: „Wie ist denn der auf die Strasse gekommen?“ Frank: „Mir hat er einmal erzählt, dass seine Ehe nur noch auf dem Papier bestand hatte. Und wie es kommen musste, ließ sie sich scheiden und er musste kräftig bluten. Selbst seine Rente ging fast zur Hälfte an seine Frau. Zum Schluss war ihm dann alles egal, hat gesoffen und ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.“ Paul öffnete eine Büchse Wurst und schnitt eine Scheibe Brot herunter. Zecke nahm noch einen Schluck von seinem