Spring!. Karina Förster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karina Förster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745097528
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das Sofa und kuschele mich ein. Mit dem Bild von Joris in den Händen fallen meine Augen auf dem Sofa zu. Ich laufe hier ganz gewiss nicht weg.

      Erst als Yanick leise die Tür öffnet, werde ich kurz munter. Ich bleibe jedoch liegen. Er bewegt sich vorsichtig durch den Raum.

      Wie aus weiter Ferne nehme ich wahr, wie das Fenster geschlossen wird. Etwas klickt leise, dumpf wird der Kühlschrank geöffnet und wieder verschlossen. Es raschelt ein wenig, dann steht er in der Nähe.

      Seine Finger gleiten über meine Haare. Diese Berührung lässt mich noch weiter sinken und sein Atem ist ganz leise zu hören. Er deckt mich mit einer Decke zu.

      Ich bin so von seiner Anwesenheit beruhigt, dass ich einschlafe. Traumlos werde ich wieder munter und das Licht der Nachttischlampen taucht den Raum in gemütliche Farben.

      Yanick sitzt gegenüber auf dem Sofa und schaut mich an. Auf meine verschlafene Begrüßung erwidert er mit einem warmherzigen Blick.

      Auf dem Tisch vor ihm liegt das Bild von Joris.

      »Du hast nicht einen meiner Briefe geöffnet, geschweige gelesen?«, will er leise wissen.

      Obwohl ich auf keinen seiner Briefe reagierte, kamen weitere. Manche dick wie Finger, andere dünn wie Seidenpapier. Das hat er ganz sicher von Uta erfahren.

      Er legt seine Nasenwurzel in Falten und sieht mich an, als versuche er zu begreifen.

      »Warum Ella?«

      Wie, selbst wenn ich sprechen könnte, soll ich ihm das erklären? Wie, wenn ich es kaum verstehe.

      Vor dem Bootshaus sagte ich, dass mich die Villa beeindruckt. Er entgegnete mir, dass ich lüge. Doch er hat sich getäuscht, hat das Wort beeindruckt falsch gedeutet.

      Jedes Wort hat eine Anzahl von Bedeutungen. Beeindruckt muss nicht zwangsläufig positiv gemeint sein. Ich meinte es nicht in diesem Sinne.

      »Du weißt, dass ich mit dir zusammen sein will? Dass ich dir jeden verdammten Brief schrieb, weil ich bei dir sein will?«

      Ich nicke, ohne den Kopf zu heben. In sein Gesicht zu sehen, wage ich nicht. Klar habe ich den Teil begriffen. Aber was will er mit mir?

      »Aber du liest meine Briefe nicht«, stellt er nüchtern fest.

      Mein Blick bleibt gesenkt. Was kann ich ihm antworten? Du bist reich, ich nicht? Wir leben in unterschiedlichen Verhältnissen?

      Den Block zu mir ziehend, starre ich minutenlang auf die leere Seite. Ich überlege, wie ich diese hoch komplexe Sache in knappe Worte fassen kann.

      Zaghaft setze ich an, weil ich glaube, einen Anfang gefunden zu haben. Dann streiche ich jedoch alles wieder. Erneut fange ich an und schlage dann verzweifelt mit der Faust auf den Block.

      Ein Anflug von Zorn überkommt mich. Auf mich, weil ich nicht fähig bin, es zu erklären. Ich nehme meine Hand vor Augen und hülle mich so in Dunkelheit. Doch die rettet mich keineswegs. Ich weiß zu genau, dass ich ein Problem habe. Ich fahre auf Yanick ab, aber da ist noch eine Sache ...

      »Hast du Angst?«, fragt er vorsichtig. Ich sehe zu ihm auf.

      Er sitzt vorgebeugt, hat die Ellenbogen auf seine Knie gestützt. Eingehend mustert er mich mit einer Mimik, die ihre Brauen verblüfft hebt, als ich stumm in seine Augen sehe. Jetzt weiß er, dass er recht hat.

      Erneut setze ich zum Schreiben an, zögere aber und senke den Kopf. Es ist zwecklos.

      »Du hast Angst«, wagt er einen weiteren Schritt auf mich zu. Ich höre Überraschung heraus. Ich halte Zeigefinger und Daumen ein winziges Stück auseinander. Ein bisschen.

      »Du springst, nur mit deinem Bikini bekleidet, ins Wasser. Feierst einen ganzen Nachmittag mit Fremden und hast Angst?«

      Jeder hat doch vor etwas Muffensausen. Mir fällt es schwer, darüber zu reden. Und nun?

      Ich schreibe: Herr Doktor.

      Er liest es.

      »Lass das!«, sagt er müde, lehnt sich wieder zurück und wendet seinen Blick ab.

      Das war gemein, das weiß ich. Lust auf Spielchen habe ich auch keine. Ich schiebe die Decke beiseite, mit der er mich liebevoll zugedeckte. Nachdem ich aufgestanden bin, gehe ich zu ihm. Mit meinen Fingern will ich seinen Kopf zu mir wenden, doch er ist bockig. Ich setze mich auf seine Beine und umarme ihn.

      Ich nehme den Geruch des Parfüms wahr, welches ihn umgibt. Meine Augen schließen sich und ich atme den sinnlichen Duft ein. Mein Mund küsst seine Schläfe.

      Sofort sind wieder die Schmetterlinge in meinem Magen unterwegs und ich rutsche näher zu ihm. Jetzt dreht er seinen Kopf und unsere Münder finden sich versöhnlich.

      Als ich aus der Puste bin, suche ich sein Ohr. Ich lehne mich dagegen und flüstere heiser: »Ich habe oft davor gestanden.«

      »Nicht, Ella! Schone deine Stimmbänder!« Flehend unterbricht er meine krächzenden Worte. Mit beiden Händen fasst er meinen Kopf und sieht mich bittend an. Ich wollte es ihm sagen. Ich will, dass er mich hört, selbst wenn es mich alle Kraft kostet und es sehr kratzig klingt.

      Er soll mich hören. Wenn er mich so sehr will, dann auch so, wie ich spreche. Heiser, rauchig und krächzend.

      Ich nicke artig. Zufrieden darüber sieht er mich an. Seine Augen sehen mich kummervoll an. Liebevoll streichele ich durch sein gewelltes Haar. Es ist warm und weich. Er schließt die Lider.

      »Ich will doch nur verstehen. Ich bin nicht verärgert. Traurig ja, aber nicht verärgert.«

      Ich nicke und weiß es, sonst hätte er sich nicht die Mühe mit diesem Zimmer gegeben. Mein Mund sucht seinen. Schon fühlt es sich wieder so an, wie im Juli, als wir uns in meiner Wohnung für zwei Tage liebten.

      In seine Arme gesunken, die mich umfassen, die mich begehren und entfachen, lasse ich mich fallen. Nicht irgendein Gedanke zu viel. Keine Angst. Nur er und ich.

      Wie im Juli liebt er mich. Es ist, als wären nicht acht Monate vergangen, sondern nur ein paar Stunden. So, als ob er nur kurz zur Arbeit gegangen war.

      Nachdem wir unseren Hunger gestillt haben, sieht er mich befriedigt und treu ergeben an.

      »Du bist zum Niederknien. Der arme Kerl hatte keine Chance«, stellt er selbstzufrieden fest und grinst wie ein Breitmaulfrosch. Ich verneine und setze mich auf. Mein Zopf hat sich gelöst und ich ordne ihn neu.

      Yanick steht auf, um etwas Wasser zu holen. Nackt und mit leichtem Schweißfilm bedeckt, läuft er zur Küche. Hingerissen sehe ich hinterher. Nein, kein anderer als er hatte eine Chance. Er schenkt Wasser in zwei Gläser und ruft: »Mein Vater lässt dir Grüße ausrichten.«

      Von meiner Chefin habe ich gehört, dass ein reicher Anwalt eine Menge Fragen gestellt hat. Er sah sich im Kindergarten um. Er bat er um Einsicht in einige Unterlagen und schlug ein Angebot vor.

      Dazu konnte meine Chefin nicht Nein sagen, denn es regnete Spendengelder. Für die nächsten fünf Jahre fördert Yanicks Vater die Kita. Uta hat mir alles prompt erzählt. Auch, dass er mir gute Besserung ausrichten ließ.

      Seitdem wird getuschelt, dass er mein Geliebter sei, was mich sehr amüsiert.

      Uta und ich lachen herzlich darüber. Die schöne Warwara hat sich einen Reichen geangelt. Fakt ist, dass er um Einsicht in meine Qualifikationen gebeten hat. Er hat mich über den grünen Klee gelobt. Klar ist da eine Liebelei für viele gleich denkbar.

      »Ich sagte dir doch, dass er dich nett findet. Erinnerst du dich?«

      Yanick stellt die Gläser auf den Nachtschrank ab und ich mache ein Zeichen, dass ich etwas schreiben möchte. Als ich den Block in meinen Händen halte scheibe ich: Aber wir haben uns über Geld unterhalten.

      Yanick schmunzelt, kommt in das Bett zurück und setzt sich vor mich.

      »Du