Jan
Jan hat uns leiden sehen und ich denke es war für ihn schwierig mit der Situation umzugehen. Er gab uns irgendwie das Gefühl, als hätten wir das Kind umgebracht, so als wäre vor allem ich Schuld. Schliesslich war das Kind ja in meinem Bauch und somit lag diese Schlussfolgerung nicht fern. Seit Jan laufen konnte hielt er mich auf Trab. Er machte immer wieder Unsinn und provozierte mich aufs Äusserste. Was hatte ich ihm angetan? Irgendetwas lief falsch zwischen uns und ich wusste nicht was.
Jan war schon als Baby schlau! Das Absperrgitter vor seinem Zimmer drückte er einfach weg, indem er seinen Hafen davor stellte, seine Zimmertür zudrückte und so das Gitter herausdrückte. Er schaffte es sogar mitsamt seinem Schlafsack aus seinem hohen Gitterbettchen zu klettern und damit zu uns herüber ins Schlafzimmer zu laufen. Toll fand ich, dass er mit seinem Dreirad in der ganzen Wohnung herumfahren konnte, da es keine Türschwellen gab. Wenn wir den MC Donald`s besuchten, wollte er gerne das Happy Meal, doch interessierte ihn nur das Spielzeug, den Burger durften gerne wir essen. Er war ein aufgeschlossner Junge und knüpfte schnell Kontakte. Im Freibad ging er zu den älteren Mädchen hin und bettelte mit seinem Hundeblick einige Bissen vom Eis weg. Er hatte so viel Charme! Ich vergesse nie mehr, wie er auf unseren sonntäglichen Spaziergängen im Herbst staunte, weil dort überall Essen am Boden lag, überall Äpfel…mmmh! Er schnappte sich die angefaulten und warf sie ein Stück vor sich hin und während diesem Wurf ging er elegant in die Knie, dass sah einfach köstlich aus. Im Winter ging ich mit ihm zu einem nahe gelegenen Hügel, damit er dort mit dem Bob seinen Spass haben konnte. Im Jahre `90 hatten wir in Zihlschlacht Dauernebel. Der hielt bestimmt vier bis sechs Wochen an, wenn nicht noch länger. Da wurde es sogar mir zu viel. Ich konnte nicht einmal mehr das Nachbarhaus sehen!
Eine Bibelgruppe fragte mich an, ob ich mich einmal wöchentlich mit ihnen treffen möchte? Es waren vorwiegend Frauen dabei. Wir würden dann aus der Bibel lesen und interessante Diskussionen führen. Mir war schon allein der Gedanke ein Graus, doch ich liess mich überreden und dachte, wieso nicht, kann nicht schaden, denn wer versteht den Inhalt der Bibel wirklich, ausser die Pfarrer vielleicht. Ich ging genau einmal dort hin und nie wieder! Diese Menschen dort waren für mein Empfinden wie in Watte gepackt und mit solchen Leuten konnte ich nichts anfangen.
Matteo fragte mich, ob ich Lust hätte in seinem Lastwagen mitzufahren. Er war derzeit gerade Lastwagenfahrer bei einer Firma, die Mastschweine transportierten. Ich sagte zu und so hütete Bettina den kleinen Jan und ich fuhr mit Matteo und einer Ladung schlachtreifer Schweine in Richtung Tessin. Ich sah zu, wie sie hier aufgeladen und im Tessin wieder abgeladen wurden. Matteo und ich unterhielten uns gut auf dem langen Weg. In den nächsten Tagen hatte ich Geburtstag und Matteo schenkte mir eine CD von Phil Collins, „wow“, da hatte er mir aber gut zugehört! Ich wollte mich bei ihm bedanken und ihm ein Küsschen auf die Wange geben, aber da wurde seine Frau Bettina mächtig sauer auf mich! Tage später besuchte er mich und brachte Erdnüsse und Mandarinen mit, die wir dann auch zum „Zvieri“ verspeisten. Mein Gefühl sagte mir, dass er an mir den Narren gefressen hatte und darum zog ich mich für einige Zeit absichtlich zurück.
Leichte Drogen
Dieter machte im WK Bekanntschaft mit einem charmanten und gut aussehenden Mann. Dieter erzählte mir, dass dieser Mann seiner Freundin einfach nicht treu sein konnte und den WK voll ausnütze um Fremd zu gehen. Er konsumierte Cannabis, wie auch Dieter zu der Zeit. Als er uns spontan besuchen kam und er sich dann verabschieden wollte, meinte Dieter, er solle doch noch etwas bleiben. Der Besucher verneinte und meinte, er müsse jetzt wirklich nach Hause gehen, wegen seiner Frau. Dieter setzte ihn ein kleinwenig unter Druck und schenkte ihm nochmals etwas Bier ein. Der Mann kam in solch eine Not, fing fast zu weinen an und war der Verzweiflung nahe. Also in solchen Momenten amüsierte ich mich köstlich, wie Alkohol oder in diesem Fall Cannabis, die Menschen zu Idioten machte. Dieser Mann, er hiess Claudio, arbeitete für die amerikanischen Firma AMC. Diese produzierten Pfannen in allen Grössen. Das Spezielle daran war, dass man ohne Fett braten und das Gemüse fast ohne Wasser weich kochen konnte. Wenn man Fisch und Gemüse in demselben Topf garte, schmeckte das Gemüse nach Gemüse und nicht wie man vermuten würde nach Fisch. Alles in allem war es eine gute Sache. Wir selbst kauften ein Set, weil wir von der Qualität überzeugt waren. Dieter liess sich nebenamtlich als Verkäufer anstellen und präsentierte abends ab und zu eine Pfannen-Party. Er verkaufte nicht viel und so übte er die Tätigkeit nicht sehr lange aus. Das Ganze war zu amerikanisch aufgebaut. Vor Weihnachten wurden wir beide von der Firma AMC zu einem Treffen aller Verkäufer eingeladen. In einem Restaurant assen wir zuerst ein Menu und danach wurden Punkte verteilt. Uns taten schon die Hände weh vom vielen klatschen. Nach diesem Treffen war für uns klar, das war kein Ansporn besser zu werden, sondern definitiv ein „leck mir doch und tschüss“. Später lernte Dieter einen seiner Arbeitskollegen näher kennen. Er hiess Renato und wohnte mit seiner exotischen Freundin, einer Brasilianerin, in einem Bauernhaus in Heiden. Ich zugestehen, dieser Typ gefiel mir irgendwie. Leider rauchte auch er das Zeug, von dem ich nicht begeistert war. Zu Anfang rauchte Dieter nur an den Wochenenden und ich habe es stillschweigend akzeptiert. Es artete aus und bald rauchte er jeden Abend und wir beherbergten so manch Hanf-Kollegen in unserer Wohnung. Ein Pärchen im gleichen Wohnblock, wer hätte das gedacht, entpuppten sich auch als Kiffer. Ich schaute dem Treiben so lange zu, bis ich feststellte, dass das Gras nun Einfluss auf Dieter`s Charakter nahm. Ich hatte zunehmend den Eindruck, dass er sich durch die Droge negativ veränderte. Ich redete mit ihm und er meinte, dass er den Konsum wieder auf das Wochenende reduzieren