Автор: | Benjamin Webster |
Издательство: | Bookwire |
Серия: | |
Жанр произведения: | Языкознание |
Год издания: | 0 |
isbn: | 9783844270631 |
Johanson antwortete: „Nichts Frau Kommissarin. Ich habe nur so zum Spaß gesagt, das Lukas auch die Pinkelpausen aufschreiben soll, sonst kommt er womöglich noch in die Kiste, dass war alles.“ Leni: „Und?“ Johanson: „Was und?“ Leni: „Haben sie?“ Johanson: „Was habe ich?“ Leni: „Alle Toilettengänge aufgeführt?“ Schneider: „Sie machen Scherze!“ Leni: „Ich will von ihnen wissen wo sie an beiden Tagen nachmittags und abends waren, also von 14:00 bis 22:00 Uhr. Ich glaube sie haben die Situation noch nicht erfasst. Es geht hier um Mord, um Mord an ihrer Partnerin. Das kann doch nicht schwer sein, aufzuschreiben, wo sie waren. Meine Kollegin wird so lange bei ihnen bleiben bis sie den Fragebogen ausgefüllt haben, für den Fall das sie noch fragen haben.“ Micki nickte ihr zu und setze sich an das andere Ende des Tisches und schlug den Ordner auf, den sie aus dem Büro mitgenommen hatten. Anna brachte Leni einen Stock tiefer, in die Abteilung von Jana Hoffmann. Es war ein Großraumbüro, das in kleine Kabinen unterteilt war. Auf der einen Seite, befand sich das Alibi – Service Center. Anna erklärte Leni wie das funktionierte: „Wir haben Kunden die möchten einmal eine oder zwei Stunden raus aus ihrem Alltag. Dann stellen sie ihr Telefon um auf unseren Service. Er ruft bei uns an, nennt seinen Namen und alle relevanten Daten und gibt die Zeit an, für die er Ruhe haben möchte. Er gibt uns dann an, warum er verhindert ist und wir geben diese Infos an eventuelle Anrufer weiter. Dann erledigen wir alle Anrufe, solange bis er die Rufumleitung wieder heraus nimmt.“ Leni: „Sie geben den Leuten falsche Alibis. Ist das rechtlich erlaubt?“ Anna: „Seit wann sind Notlügen verboten? Wir decken doch kein Verbrechen. Wir dehnen doch nur die Zeit etwas, zugunsten unserer Kunden.“ Leni ging in eine der Kabinen und hörte eine Weile zu. Die Telefonistin sagte mit freundlicher Stimme: „….ich werde es Dr. Hansen ausrichten. Aber wie gesagt das Meeting geht bestimmt noch zwei Stunden. Ich bedanke mich für ihren Anruf und wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“ Bei den anderen Kabinen gaben die Mitarbeiter der Alibi Agentur ähnliche Auskünfte. Einmal war die Chefin beim Friseur, eine andere hatte das Flugzeug Verspätung usw. Leni: „Und das glauben die Leute?“ Anna: „Natürlich, warum nicht. Sie sind ja mit der richtigen Nummer verbunden, also sind sie bei uns an der richtigen Adresse.“ Leni konnte es kaum glauben. Aber sie hatte wieder etwas dazu gelernt, nämlich noch etwas genauer auf die Telefonlisten von Verdächtigen zu schauen. Auf der anderen Seite des Büros, befand sich die Support- und Sex Hotline. Die Damen und Herren von Support versuchten Kunden Bedienungsfehler an Geräten und von Software zu erklären. Eine sehr schwierige Aufgabe. Jeder der schon einmal Probleme mit der Software oder mit einem Drucker hatte und dann die Hotline angerufen hat, weiß von was ich spreche. Diese Mitarbeiter hatten ihr Geld wirklich verdient. Dann ging sie weiter zu Sex Hotline. Hier wurde nicht nur Telefonsex sondern auch virtueller Sex verkauft. Die einen hatten Monitore vor sich, die die Kunden weiterleiteten zur entsprechenden Dame oder Herren. Leni: „Das stumpft doch ab, den ganzen Tag nackte Männer und Frauen bei der Masturbation oder beim Sex zuzuschauen?“ Anna: „Das kann ich ihnen nicht beantworten. Für mich wäre das nichts.“ Die restlichen Angestellten säuselten und stöhnten was das Zeug hielt. Obwohl man heute an jeder Ecke Pornos und andere Hilfsmittel bekommt, rufen Schätzungsweise zwei Millionen Männer und Frauen diese Hotlines an. Leni sprach noch mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber alle waren mit ihrer Chefin zufrieden. Kein sagte ein böses Wort über sie. Im Gegenteil, viele lobten sie, weil sie nicht arrogant oder hochnäsig war. Bei der Abteilungsleiterin hinterließ sie einige ihrer Karten und erklärte ihr den Sachverhalt, für den Fall das einer der Mitarbeiter etwas gehört oder gesehen hätte. Sie verließ wieder die Abteilung und begab sich zusammen mit Anna nach oben. Im Fahrstuhl fragte Leni: „Wie war denn das Verhältnis der beiden Herren mit Frau Hoffmann?“ Anna Gruber: „Im Allgemeinen würde ich gut sagen. Manchmal gab es schon Probleme, vor allem wenn die ein neuer Geschäftsbereich eingeführt werden, oder ein anderer eingestellt oder gekürzt werden sollte. Aber nach ein bis zwei Wochen hatten sie sich zusammen gerauft und das Problem gelöst.“ Leni: „Gab es auch schon richtigen Zoff untereinander?“ Anna: „Eigentlich nie. Alle drei kennen sich ja schon lange, da kennt jeder den anderen und weiß genau wie weit er gehen kann.“ Leni: „Gab es auch schon Streit mit einem Kunden? Ich meine, ist einer hierher gekommen und hat richtig Zoff gemacht?“ Anna: „Nein noch nie. Da wir nur am Telefon operieren und jeder Kunde vorab auf die Preise hingewiesen wird, sind die Fronten geklärt. Vor fünf sechs Jahren hatten wir einmal einen, der wollte unbedingt eines der Mädchen kennen lernen, mit der er jeden Tag virtuell zusammen war. Das Mädchen hat ihn dann nicht mehr angenommen und Ruhe war.“ Leni: „Gibt es auch perverse unter den Kunden, die also brutale Dinge von den Mädchen wollen?“ Anna: „Die gibt es sicherlich auch. Aber die Mädchen blocken das sofort ab und trennen dann die Leitung.“ Leni stand nun wieder im Konferenzraum. Die beiden Gesellschafter von Jana waren noch am schreiben. Es sah so aus, als würden sie eine Arbeit schreiben und Micki würde als Lehrerin alles überwachen. Leni setzte sich neben sie und fragte: „Etwas gefunden?“ Micki schüttelte mit dem Kopf. Leni schaute auf die Uhr und deutete darauf was nichts anders bedeutete, das es langsam Zeit wurde, hier fertig zu werden. Leni fragte: „Wie sieht es aus meine Herren. Brauchen sie noch lange?“ Lukas Schneider schaute sie an und meinte: „Sind wir hier bei einer Klassenarbeit?“ Leni: „ Ich will von ihnen keine Details, sondern nur kurz und bündig von dann bis dann war ich da und von dann bis dann dort. Mehr nicht. Ich will auch nicht wissen was sie wann und wo gemacht haben sondern nur wo sie waren, sonst nichts.“ Johanson brachte sich nun ein: „Wissen sie überhaupt wie viel eine Stunde uns kostet?“ Leni: „Wissen sie wie viele Jahre es für Mord gibt? Wir können diese Unterhaltung auch auf dem Präsidium weiterführen, wenn ihnen das lieber ist.“ Lukas Schneider war der erste der den Bogen ausgefüllt hatte. Er stand auf und gab ihn Leni. Dann sagte er: „Das war die letzte Unterredung mit ihnen ohne Anwalt. Falls sie noch fragen haben, wenden sie sich bitte an ihn. Anna gibt ihnen seine Nummer. Einen schönen Tag wünsche ich noch.“ Dann verließ er den Raum. Johanson stand nun auch auf und legte seinen Bogen auf den Tisch. Dann sagte auch er: „Ich schließe mich den Ausführungen meines Geschäftspartners an. Guten Tag die Damen.“ Auch er verließ den Raum. Micki spitzte den Mund und meinte ironisch: „Jetzt hast du sie aber böse gemacht, Frau Oberlehrerin. Man muss mit Schülern sanft umgehen, vor allem wenn sie so sensibel sind wie die beiden.“ Leni: „Du kannst ja zu ihnen gehen und Händchen halten und sie trösten. Ich fahre dann in der Zwischenzeit an den Bahnhof zu unserem Taxifahrer, wenn du nichts dagegen hast?“ Micki: „Ich komme lieber mit, sonst verfährst du dich noch und landest in Stuttgart Hauptbahnhof.“ Leni: „Ha, ha, selten so gelacht. Was kann ich dafür das das Navi das falsche Update bekommen hat?“ Beide verließen den Firmensitz der CSC. Als sie nach draußen kamen, schneite es immer noch, doch die Straßen waren inzwischen geräumt worden. Auf der Fahrt zum Bahnhof las Micki die beiden Fragebögen durch. Dann sagte sie: „Wie es scheint waren die beiden gemeinsam unterwegs. Zusammen beim Pokalspiel beim KSC, danach sind sie nach Hause zu Johanson und haben Karten gespielt. Am Sonntag waren sie dann den ganzen Tag bei Schneider und haben Videos angeschaut und die neuen Quartalszahlen besprochen. Gegen 23:00 Uhr ist er dann nach Hause gegangen.“ Leni: „Wenn ich es mir Recht überlege, haben die beiden ein Motiv. Sie erben die Geschäftsanteile und profitieren somit von ihrem Tod. Vielleicht war nichts alles bei denen Friede, Freude Eierkuchen. Die verbergen etwas, das spüre ich. Als wir herein kamen, nach der Durchsuchung von Janas Büros, hat Schneider davon gesprochen, dass sie dann in die Kiste kommen würden.“ Micki: „Das habe ich auch verstanden. Und wenn er wirklich nur einen Witz gemacht hat?“ Leni zuckte mit den Schultern und meinte: „Wir werden auf jeden Fall ihre Alibis genau überprüfen.“ Sie bog nun auf den Bahnhofsvorplatz ein. Micki kramte einen Zettel aus ihrer Tasche und las vor: „Hans Traber, 67 Jahre alt. Er fährt den Wagen 426. Hoffentlich ist er da und hat nicht gerade eine Fahrt.“ Langsam fuhr Leni an einer Reihe von Taxis vorbei. Sie hielten Ausschau nach einem älteren Herren. So gut 60 Wagen standen da und ständig kam ein neues Taxi an und ein anderes fuhr weg. Es war ein reges Treiben auf dem Vorplatz. Kein Wunder um diese Zeit, war es doch 12:00 Uhr. Hunderte von Menschen liefen in den Bahnhof hinein oder kamen heraus. Dazu noch die Fahrgäste der Straßenbahnen die vor dem Bahnhof hielten. Leni stellte den Wagen auf einen freien Platz, der normalerweise für ein Taxi reserviert war. Sie waren kaum ausgestiegen, da kam ein Bediensteter der Bahn auf sie zu und meinte: „Hier dürfen sie nicht parken, diese Plätze sind nur für Taxis. Bitte fahren weg, oder wir lassen den Wagen kostenpflichtig abschleppen.“