Dummes Mädchen, schlaues Mädchen - Ein Fall für Harald Steiner. Ansgar Morwood. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ansgar Morwood
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844262780
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Nicht ausgeschlossen, dass ich ganz ähnlich wie Sie reagieren würde, wenn es eines meiner Kinder beträfe, obwohl ich weiß, dass es nichts nutzt. Nun gut, jetzt sind Sie einmal hier. Da will ich Ihnen auch nicht vorenthalten, was wir bislang in Erfahrung gebracht haben. Also, der Mann, der Ihre Tochter umgebracht hat, ist selbst ermordet worden. Er hatte keine Personalpapiere bei sich, wohl aber ein Flugticket nach Pakistan, das auf den Namen Tarek Khan ausgestellt wurde. Sagt Ihnen der Name etwas?“

      „Tut mir leid,“ antwortete Jahn und zuckte kurz mit seinen Schultern.

      „Kennen Sie vielleicht Pakistanis, mit denen Angela Umgang hatte?“ fragte Harald.

      „Keine Ahnung. Jedenfalls ist mir davon nichts bekannt.“

      „Uns auch nicht,“ ließ ihn Steiner wissen. „Wir nehmen daher, und weil dieser Mann selber nur wenige Stunden nach der Tat umgebracht wurde, an, dass hinter dem Mord an Ihrer Tochter ein anderer steckt, dem Khans Mitwisserschaft zu lästig erschien, oder der ihn nicht bezahlen wollte. Da Sie sich ja schon notiert haben, wem ich gerade einen Besuch abstattete, können Sie sich wohl denken, wie tiefgehend unsere diesbezüglichen Überlegungen sind. Die Anzahl möglicher Hintermänner ist ziemlich groß, die möglichen Motive sind sehr vage. Ihre Tochter wollte einen eigenen Frisiersalon eröffnen. Könnte das einem Konkurrenten nicht gepasst haben? Wir wissen es nicht. Frau Mombach hasste Ihre Tochter. Hätte sie deshalb einen Mord in Auftrag gegeben? Wir glauben es nicht. Herr Nille betreibt einen schwunghaften Handel mit Fahrzeugen und Ersatzteilen, der vielleicht nicht ganz astrein ist. Ist dort die Ursache zu suchen? Möglich, aber wir sehen den Zusammenhang nicht. Herr Nille hatte vor seiner Liaison mit Angela auch schon Verhältnisse mit Frauen gehabt. Könnte der Wind von daher wehen? Nicht auszuschließen. Oder steht am Ende der Mord an Khan gar nicht mit dem an Ihrer Tochter in Zusammenhang? War Khan ein Psychopath, der Angela ohne Grund aus einer Laune heraus umgebracht hat und dann selber das Opfer eines Verrückten wurde? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Verstehen Sie nun, weshalb ich Sie nicht bei meinen Ermittlungen gebrauchen kann und Sie auch nicht früher schlauer sein werden als ich?“

      Peter Jahn trendelte mit seiner Antwort, brachte dann doch so etwas wie eine verbitterte Entschuldigung vor. „Angela war ein kluges, fleißiges und höfliches Mädchen. Sie hätte auch eine akademische Laufbahn einschlagen können, aber sie bevorzugte etwas Kreatives. Egal, was sie anpackte, sie war einfach gut in dem, was sie sich vornahm, und blieb trotzdem immer natürlich und bescheiden. Niemand hat einen solchen Tod verdient. Doch wenn sie ihn verdient hätte, hätten ihn andere viel eher verdient. Weil ich nicht verstehen kann, dass das passiert ist, finde ich einfach keine Ruhe mehr und suche nach den Ursachen. Als ich sie heute in der Pathologie sah…“

      „Das ist einleuchtend und verständlich,“ schaltete sich jetzt Monika ein. „Können Sie uns Angelas Umfeld in ihrer Kasseler Zeit etwas genauer schildern?“

      „Gerne.“ Jahn schien wieder etwas aufzuleben. „Angela hat noch einen älteren Bruder und zwei ältere Schwestern…“ Die Geschwister verstanden sich prächtig untereinander. Ihr Bruder Simon (24) hatte sich ein Computerfachgeschäft in Solingen aufgebaut. Die Schwester Konstanze (27) arbeitete als Sachbearbeiterin im Warenversand eines in Kassel ansässigen Möbelhauses. Die Schwester Lilian (29) war Ärztin an einer Klinik in Fulda. Von den drei Geschwistern war lediglich die älteste Schwester verheiratet. Angela war eine gute Schülerin und auch, was Peter über die Bewertungen ihrer Lehrmeister wusste, eine gute Azubi und gute Gesellin gewesen. Sie hatte ihren Meisterbrief in Rekordzeit gemacht. Echte Freundinnen hatte sie nur wenige. Besonders in Erinnerung des Vaters war eine gewisse Vanessa Herold geblieben. Diese war mit Angela gemeinsam zur Schule gegangen, und sie besuchten auch gemeinsam die Berufsschule. Jungs spielten in Angelas Repertoire kaum eine Rolle, glaubte jedenfalls ihr Vater. Einerseits sei sie zu schüchtern, andererseits zu sehr mit dem Lernen beschäftigt gewesen. Der Vorfall mit dem Scherenangriff war ihm gänzlich unverständlich. Diese Jenny musste die Angela wohl bis zur Weißglut gereizt haben, dass es so weit kommen konnte. Überhaupt schien Jenny Mombach es auf sie abgesehen zu haben. Wo sie nur konnte, legte sie Angela Steine in den Weg. Das hatte schon in der Kindheit angefangen. Die beiden waren zusammen in denselben Schulen und später beim selben Meister. Es habe immer nur Zoff gegeben, der angeblich von Jenny ausging. Peter Jahn behauptete, sich für Jennys Verhalten gegenüber Angela keine Erklärung geben zu können.

      „Sie sagten, die Mombachs wohnten bei Ihnen in der Nachbarschaft,“ hakte Harald aufgrund einer von Jahns gemachten Bemerkungen nach. „Demnach haben Sie selber die Familie Mombach sicherlich einigermaßen gekannt und vielleicht sogar Umgang mit diesen Leuten gehabt.“

      Monika fügte hinzu: „Mir hatten Sie am Telefon gesagt, nicht zu wissen, wer das Gör ist, als ich Sie nach Jenny Mombach fragte.“

      „Sicher kennen wir die Mombachs schon seit Jahrzehnten. Am Telefon hatte ich echt keine Lust, auf Ihre Frage einzugehen. Immerhin hatten Sie mir da gerade erst vom Tod meiner Tochter berichtet. Nun gut, also die Frau Mombach war sehr früh Witwe geworden. Ihr Mann hatte einen tödlichen Arbeitsunfall gehabt. Nur mit Müh und Not konnte die Sylvia ihr Haus abbezahlen und sich und ihre beiden Kinder über Wasser halten. Sie hat es aber anfangs aus eigener Kraft geschafft, dann heiratete sie ein zweites Mal. Ab da ging es der Familie wieder besser. Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn Sylvia sich nicht wieder verheiratet hätte, bei ihrem Aussehen.“

      „Und was treiben Sie beruflich?“ wollte Monika wissen.

      „Ich bin Betriebsleiter in einem Werk für Kühltechnik. Unsere Spezialität ist das umweltfreundliche Umrüsten alter Kühlanlagen. Ich verdiene gut, mein Job ist nahezu krisensicher. Beim Umrüsten von Klimaanlagen ist unsere Firma sogar im ganzen Land Marktführer. Solche Anlagen umzubauen, ist oft preisgünstiger, als neue Anlagen einzubauen. Meine Frau war Zahnarzthelferin. Nach den Geburten der beiden ersten Mädels arbeitete sie nur noch halbtags, nach der von Simon entschied sie, Ganztagshausfrau zu werden. Wir konnten es uns damals dank meiner Beförderung zum stellvertretenden Betriebsleiter leisten.“

      „Apropos leisten,“ zog Steiner einen weiteren Aspekt heran. „Wie sehen Ihre Vermögensverhältnisse aus und wie die Ihrer Kinder?“

      „Meine Frau und ich besitzen ein nettes, freistehendes Häuschen am Rande der Stadt, das wir damals selbst gebaut haben. Es ist schuldenfrei. Wir haben auch sonst keinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Mein Verdienst ist sehr überdurchschnittlich. Unsere Lebensversicherungen warten auf Abruf. Unsere Sparkonten sind gut belegt. Lilian und Konstanze haben auch keine Geldsorgen. Bei Simon wissen wir das nicht so genau. Er redet nie über den Stand seiner Geschäfte mit uns. Sollte er aber in finanziellen Schwierigkeiten stecken, hätte er bestimmt schon bei seinen Eltern angeklopft.“

      Auf der Rückfahrt nach Köln rief Harald Ralf Frisch im Büro an und erkundigte sich über den neuesten Stand der Dinge. Frisch hatte inzwischen einiges herausgefunden, was aber noch nicht richtungweisend war. Dasselbe galt für Heinz Schmidt, die KTU und die Pathologie. Steiner trug ihm auf, die an den Ermittlungen Beteiligten für den nächsten Morgen gegen 9 Uhr in sein Büro zu zitieren.

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