Kein Vergessen. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844274738
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so einen hab ich noch nie gesehen. Ich auch nicht meinte der Arzt, eigentlich ist das ein Verbotsschild ich kann es nur nicht zuordnen, aber mit dem Aufdruck hat es nichts zu tun. Vielleicht war er in einem Verein, den Du nicht kennst, meinte sarkastisch der Hauptkommissar, dann wandte er sich ab.

      Er blickte in die Runde, die KTU war gerade dabei alles einzupacken. Einer der Techniker brachte einen Leichensack, um den Toten in das Institut für Rechtsmedizin zu bringen, wo er den Aufschlitzern ausgeliefert war. Eigentlich war diese etwas despektierliche Aussage nicht gerechtfertigt, der einzige Pathologe, den er seit Jahren kannte, war Dr. Nagel. Dieser hatte sich seit fast fünfundzwanzig Jahren mit Leib und Seele diesem Beruf verschrieben. Dabei hatte er versucht, die dunklen Seiten der Menschheit anhand der gelieferten Leichen aufzudecken. Über den gesamten Zeitraum mussten das bereits viele tausend Tote gewesen sein.

      Er blickte über die noch verbliebenen Neugierigen, als er den Anrufer noch in der Nähe der vorherigen Stelle sah. Der konnte doch nach Hause seine Daten waren doch aufgenommen. Er ging zu ihm, Ihre Daten wurden doch aufgenommen, fragte er ihn. Als dieser nickte, fuhr er fort, was fällt ihnen eigentlich zu der jungen Frau und der Tochter ein, die sie gebeten hat anzurufen.

      Er überlegte lange, er wollte schon nachfragen, als dieser etwas stockend antwortete. Die Frau hat kurze blonde Haare, auf der linken nein auf der rechten Wange einen kleinen Leberfleck in Höhe des Nasenflügels. Ihre Tochter ist etwa vier bis fünf Jahre alt, sie wurde von ihrer Mutter Laura gerufen.

      Das haben Sie alles in der kurzen Zeit wahrgenommen während Sie gebeten wurden bei uns anzurufen fragte er zweifelnd, dann fügte er hinzu, sie sollten sich als Zeuge registrieren lassen.

      Der Anrufer lief rot an, ich glaube ich muss das erklären, ich habe diese Frau schon häufiger hier mit ihrer Tochter gesehen, wenn beide spazieren gegangen sind oder gespielt haben. Da ich die Frau sehr attraktiv finde, habe ich sie des Öfteren beobachtet, obwohl sie mich wahrscheinlich nicht wahrgenommen hat.

      Wissen Sie vielleicht auch, wo sie wohnt, vielleicht war er ihr auch noch nachgeschlichen. Nein, tut mir Leid, verfolgt habe ich sie nicht, ich habe aber festgestellt, dass sie sonntags immer um die gleiche Zeit spazieren geht.

      Er nahm das vorerst zur Kenntnis, vielleicht kommen wir in dieser Angelegenheit noch mal auf Sie zurück. Haben Sie an der Bank oder in der Nähe Spuren hinterlassen.

      Ich weiß nicht, ja vielleicht habe ich auch schon einmal auf der Bank gesessen und dabei etwas angefasst. Ob ich dabei Spuren hinterlassen habe, er zuckte mit seinen Schultern, ich kann es Ihnen nicht sagen.

      Wenn die Anzahl der Spuren überschaubar ist und wir auf nicht zu viele unbekannte Spuren stoßen, melden wir uns noch einmal, um diese abzugleichen. Schließlich wollen wir Sie doch ausschließen oder, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. Er verabschiedete sich, dann ging er mit einem leichten Grinsen zurück zum Tatort.

      Nachdenklich fuhr mit seiner Hand über sein Kinn, überlegte dabei angestrengt, habe ich alles berücksichtigt oder habe ich etwas vergessen.

      Eine Aussage seines alten Lehrers fiel ihm wieder ein, immer wenn er an einem Tatort sei, solle er an die Locard’schen Regeln denken. Was er damit meinte, dass kein Kontakt zwischen zwei Objekten vollzogen werden kann, ohne dass dabei wechselseitige Spuren hinterlassen werden. Seine Aufgabe war es nun, dafür zu sorgen, dass diese Spuren gefunden und berücksichtigt wurden, ohne etwas zu vergessen oder zu übersehen.

      Aus den Augenwinkeln sah er das Einsatzfahrzeug mit seinem Kollegen zurückkommen, sollten die schon fertig sein, er blickte auf seine Uhr auch er war inzwischen fast drei Stunden am Tatort. Erwartungsvoll wartete er auf die Neuigkeiten, die hoffentlich Erhellendes beitragen konnten.

      Habt Ihr was erreicht, war jemand zu Hause, hat er Familie, was sagen die Nachbarn kamen die Fragen wie aus einem Maschinengewehr.

      Zu Hause war niemand, nach Aussagen von Nachbarn wohnt er allein, seit seine Frau gestorben ist. Er soll ein pensionierter Beamter sein sagte der eine Nachbar, der andere meinte er ist Lehrer im Ruhestand. Genaueres wusste aber keiner, eine Nachbarin hat ihn jedoch jeden Sonntag in der Kirche gesehen. Er lebte ziemlich zurückgezogen, hatte keine Kontakte zu seinen Nachbarn, trotzdem können die nicht verstehen, dass jemand etwas gegen den alten Herrn gehabt haben soll.

      Was für ein beschissener Sonntag dachte er, kurz vor der Pensionierung und dann noch so ein beschissener Mord. Mit diesem Standpunkt, dass er sich kurz vor der Pensionierung befinde, stand er allerdings allein. Vielleicht stimmte seine Frau dieser Ansicht noch zu, sein Dienstherr hatte allerdings Einwände. Letztendlich hatte man sich geeinigt, er konnte seine Ansicht weiter vertreten, allerdings in seiner Freizeit.

      Er blickte seinen jungen Kollegen an, versuche ob Du jemand erreichst der uns Auskunft über eventuelle Familienmitglieder machen kann. Gehe bei der Kirche vorbei, frage den Pfarrer, lasse Dir die Daten aus dem Melderegister übermitteln.

      Er drehte sich um, die Anzahl der Neugierigen war wieder gewachsen, es widerte ihn an, wenn er sah, wie sensationsheischend diese dastanden und gafften. Schickt die Gaffer nach Hause wandte er sich an die wartenden uniformierten Beamten, es gibt nichts mehr zu sehen der Tote ist auch schon weg.

      Er wandte sich an seinen Kollegen, der gerade telefonisch versuchte an Informationen zu kommen. Ich gehe mal in das Restaurant, vielleicht können die mir etwas über den Toten sagen, vielleicht kennt ihn da jemand.

      Am Tresen wandte er sich an die junge Frau, dabei zeigte er ihr seine Dienstmarke. Kriminalpolizei, Melzer ist mein Name, ich hab da mal ne Frage, er lächelte sie an, endlich jemand bei dem sich das lohnte zu lächeln. Er betrachte sie etwas länger, bis sein Blick zu ihren Augen zurückkam.

      Sie blickte ihn neugierig aber auch ängstlich an, wir haben mitbekommen, dass der alte Mann umgebracht wurde, das ist so traurig, er hat jeden Sonntag bei uns gegessen. Wie kann man so einen lieben alten Opa umbringen, fragte sie, der hat doch niemanden etwas getan.

      Sind sie sicher, dass er ein harmloser Opa war?

      Hier im Restaurant war er unser Lieblingsgast, immer höflich zu jedem ein freundliches Wort außerdem gab er immer reichlich Trinkgeld fügte sie bedauernd hinzu.

      Das tut mir Leid, meinte er trocken, aber wissen Sie sonst noch etwas, außer dass er mit Geld um sich geworfen hat.

      Mit rotem Gesicht sagte sie, so habe ich das nicht gemeint, er war einfach ein freundlicher großzügiger Gast. Mehr weiß ich auch nicht über ihn zu sagen, warf sie ihm jetzt bockig den Rest an den Kopf.

      Er lächelte in sich hinein, jetzt konnte er normal reden das Gesäusel sowie die Glorifizierung waren beendet. Der Lack des Oberflächlichen war ab, jetzt musste er nur noch den Lack bei dem Toten abkratzen.

      Ich bedauere, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe, können Sie mir sagen, ob er immer allein war oder ob er in Begleitung gekommen ist. Ob er andere Gäste gekannt oder begrüßt hat, alles, was uns Hinweise auf ihn als Person aber auch auf eventuelle Täter geben könnte.

      Sie war zwar immer noch zickig aber jetzt war sie auch aufmerksam, sie dachte nach. Nein, jetzt wo sie es sagen, fällt es mir auch auf, er war immer allein er sprach nie mit einem anderen Gast. Eigentlich ist das komisch, wenn ich daran denke, der kam jeden Sonntag, seit ich hier bin und das ist seit fast vier Jahren. In der Zeit habe ich ihn immer nur allein gesehen.

      Nachdem sie ihm noch mitgeteilt hatte, dass sie ihn am besten von allen Angestellten gekannt habe, verabschiedete er sich. Er hatte auch nicht wirklich erwartet, dass er den Täter hier treffen würde.

      Sein junger Kollege hatte zwischenzeitlich die Telefonnummer des Pfarrers ermittelt, diesen sogar erreicht, dabei erfahren, dass er mit seiner Frau gerade Kaffee trank.

      Hat er auch was anderes erzählt, oder hat sich euer Gespräch nur um Kaffee gedreht meinte er sarkastisch.

      Leicht verlegen meinte dieser, nein das war seine Frau, komm auf den Punkt unterbrach sein Vorgesetzter ihn erneut. Nach einem Räuspern sagte er, wobei er seine Notizen überflog, der Pfarrer kennt, er korrigierte sich, kannte den Toten als Mitglied seiner Gemeinde. Er war bereits früher in seiner Gemeinde, als seine Frau noch