Kein Vergessen. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844274738
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Geschehens verlassen sollte, sie hatte gerade ihren ersten Toten außerhalb eines Films gesehen.

      Durch ihr Verhalten hatte sie bei anderen Spaziergängern die Neugierde ausgelöst, die diese wiederum veranlassten den Spaziergang zu unterbrechen. Plötzlich wurden sie von mehreren Personen umgeben, die alle ihr Wissen zum Besten geben wollten. Sollte man ihn nicht besser hinlegen, oder wäre es nicht günstiger ihn von dem Schal zu befreien, der doch sehr eng zu sitzen schien. Jeder hatte etwas beizutragen, als unvermittelt eine Gruppe Jugendlicher erschien die für Stimmung und Empörung unter den inzwischen versammelten vermeintlichen Experten sorgten.

      Durch die Ansammlung angezogen, sowie der bereits erkennbaren Abneigung der bereits vorher Anwesenden, ließen diese sich zu verbalen Albernheiten hinreißen. Wegen der offen gezeigten Abneigung fühlte sich einer der Jugendlichen zu größeren Taten animiert, ging unter den anerkennenden Blicken seiner Freunde zu dem älteren Herrn auf der Bank.

      Er stieß ihn leicht an, wobei er laut sagte, Hallo Opa, geht’s Dir nicht gut, seine Absicht, Eindruck bei seinen Freunden zu schinden hatte ihn wohl dazu veranlasst. Durch den Stoß in Bewegung geraten sank der alte Mann mit einem Seufzen von der Bank, wo er regungslos liegen blieb.

      Der Junge, erschrocken von dem was er losgetreten hatte, stand blass vor dem Toten. Bei diesem war durch die Bewegung sowie dem Aufprall auf dem Boden der letzte Rest an Luft aus der Lunge gepresst worden. Dieses Verpuffen, das sich wie ein Seufzen bei den Umstehenden anhörte, ließ auch andere erbleichen oder erschrocken die Hände vor das Gesicht nehmen.

      Immer noch erstarrt stand der Junge vor dem inzwischen auf dem Boden liegenden Toten, als zwei uniformierte Polizeibeamte an die Menschenmenge herantraten. Wer hat bei der Polizei angerufen, wo ist der Tote, fragend blickte er in die Menge, als der Anrufer zögernd auf die Beamten zuging. Er wies auf den Liegenden, der plötzlich sichtbar wurde, das Eintreffen der Polizeibeamte löste die Erstarrung diverser Schaulustiger sowie des Jungen vor der Bank.

      Sein Instinkt reagierte auf die Uniform wie von selbst, schnell wandte er sich ab, wobei er gleichzeitig zu rennen begann. Die anderen Jugendlichen sahen ihren Anführer verschwinden, dies war auch das Zeichen für sie ebenfalls das Weite zu suchen. Diese Auflösungserscheinung löste auch bei anderen Schaulustigen das Fortführen des sonntäglichen Spaziergangs aus, niemand wollte in diese Geschichte hineingezogen werden.

      Der Anrufer wandte sich an den Polizisten, diese Frau, er wandte sich um, aber auch diese hatte die Verwirrung genutzt, um sich von der Menschentraube abzusetzen. Hilflos mit den Achseln zuckend meinte der Anrufer, sie ist nicht mehr da. Also diese Frau setzte er erneut an, mit ihrem Kind hat den Toten gefunden dann hat sie mich gebeten bei der Polizei anzurufen, weil sie kein Telefon dabei hat. Er blickte sich noch einmal um, schüttelte verwundert mit dem Kopf, sie ist tatsächlich verschwunden.

      Das Weglaufen der Jungen hatte nur kurz ein Zucken bei den Beamten ausgelöst, sie wussten, diesen Wettbewerb konnten sie nur verlieren, ihre sportliche Zeit lag schon einige Jahre zurück. Resigniert notierte der eine Beamte was ihm der Anrufer erzählte, während der zweite Beamte versuchte, die Fundstelle abzusichern, dabei die noch vorhandenen Schaulustigen anzuhalten. Es war zwecklos, der Austausch der Schaulustigen brachte zwar immer neue Gesichter aber keine neuen Erkenntnisse über das Auffinden des Toten.

      Eigentlich waren sie hier falsch, dies war doch die Aufgabe der Mordkommission. Er nahm sein Sprechfunkgerät, meldete den Todesfall an die Zentrale, um Beamte des LKA1, der Mordkommission zum Tatort anzufordern. Wieso Tatort, er hatte keine Ahnung, ob der Tote von selbst gestorben war, oder ob jemand nachgeholfen hatte. Er beschrieb die Lage, außerdem erklärte er sich bereit, dass er und sein Kollege an der Stelle bleiben und diese absichern würden.

      Während der andere Polizist gerade dabei war den Namen sowie die Adresse des Anrufers zu notieren blickte er sich um, überall nur neue Gesichter. Karl, ich hol mal das Absperrband aus dem Auto sagte er, pass hier etwas auf, dann wandte er sich ab. Dieser konzentrierte sich auf seine Notizen, blickte dabei prüfend in die Runde, vielleicht stand der Täter in der Nähe, um sich das Schauspiel anzusehen.

      Die Beamten des LKA1 ließen sich Zeit, es dauerte fast eine halbe Stunde, bis diese endlich auftauchten. Das hätten sie auch zu Fuß geschafft, sagte einer der Gaffer zu seinem Nachbarn. Die dachten wohl der ist sowieso tot, der haut nicht mehr ab, dabei stieß er ein gackerndes Lachen aus. Der so Angesprochene entschloss sich daraufhin, eiligst diesen Ort zu verlassen.

      Was für ein Aufwand, auf einmal waren mehr Polizisten als Schaulustige vor Ort, wobei die Beamten der KTU sich besonders hervorhoben in ihren weißen Einwegoveralls.

      Schnell sicherten sie den Tatort dann tauchte auch schon der Arzt auf, der nach einer ersten oberflächlichen Untersuchung als Erstes den Tod feststellte. Der Fotograf, der bereits wartete, fragte noch mal in die Runde, hat jemand etwas verändert oder wurde der so gefunden.

      Karl, der mit seinem Kollegen immer noch vor Ort war, meldete sich, einer der Jungs hat ihn angefasst, dabei ist er wohl von der Bank gerutscht. Scheiße, knurrte der Hauptkommissar des LKA1, hättet ihr nicht besser aufpassen können, habt ihr den Jungen wenigstens. Nein der ist abgehauen, als er uns gesehen hat. So ein Mist, moserte der vom LKA erneut, der Tatort ist kontaminiert und wir können die Spuren nicht vernünftig zuordnen.

      In der Zwischenzeit hatte der Fotograf seine Arbeit abgeschlossen und der Arzt begann jetzt, den Toten genauer zu untersuchen. Währenddessen nahm die KTU die Untersuchung der Umgebung sowie die daktyloskopische Spurensicherung vor, die Auswertung bei so einem kontaminierten Tatort konnte Wochen dauern.

      Der Arzt meldete sich zu Wort, nachdem er den Schal abgenommen hatte. Komm mal rüber sagte er zu dem Hauptkommissar, dann zeigte er auf den blauroten Striemen am Hals, der wurde erwürgt stellte er nüchtern fest.

      Kann mir mal jemand sagen, wie der heißt, wo der wohnt, er sah zum Arzt, sieh mal in seinen Taschen nach, vielleicht hat er ja Papiere dabei. Kommentarlos hielt er kurz danach eine Brieftasche in der Hand, sieh selbst nach, damit gab er diese weiter.

      Der Kommissar zog aus der Brieftasche zuerst den Ausweis heraus, dann begann er zu lesen. Walter Hornbach, er drehte den Ausweis um, damit er die Adresse feststellen konnte, der wohnt um die Ecke. Der Hauptkommissar ging zu seinem Kollegen, der bisher vergeblich versucht hatte aus den herumstehenden Gaffern etwas Brauchbares zu erfahren, aber alle beteuerten, erst nach dem Auffinden hier eingetroffen zu sein.

      Auf den Blick seines Kollegen antwortete er mit einem lakonischen Achselzucken, was so viel wie alles zwecklos bedeuten mochte. Kannst Du mal bei der Adresse vorbeifahren, um Dich umzuhören, ob jemand etwas über den älteren Herren sagen kann. Dann wandte er sich an die immer noch an der Seite wartenden Streifenbeamten. Können Sie bitte meinen Kollegen begleiten und sich dabei auch in der Nachbarschaft nach Herrn Hornbach erkundigen.

      Als die Drei verschwunden waren, wandte er sich an eine Kollegin der KTU, sag mal Karin weißt Du, weshalb hinter dem Gebüsch ein Zaun entlang läuft. Erstaunt sah sie ihn an, Du kennst dich wohl nicht aus, das ist der Park der zum Schloss Bellevue gehört, in dem wandelt immer Dein Bundespräsident. Deiner wohl nicht, knurrte er zurück, er fühlte sich bloßgestellt.

      Die KTU war fertig, jetzt konnte er sich den Tatort näher ansehen, er blickte auf die Bank, auf welcher der Tote gesessen hatte, als er aufgefunden worden war. Unmittelbar hinter der Bank begannen die Büsche sowie das Gestrüpp welche den direkten Blick in den Präsidentenpark verhinderten.

      Der oder die Täter konnten sich durch die Büsche von hinten angeschlichen haben, um den alten Herrn zu erwürgen. Aber weshalb sollte jemand etwas Derartiges tun, sein Geld sowie seine Papiere waren noch in seinem Besitz. Er dachte nach, irgendetwas passte hier überhaupt nicht zueinander.

      Sieh Dir das Mal an, rief der Arzt, er hatte zwischenzeitlich die Leiche umgedreht und den Schal entfernt. Ich kann nichts sehen, meinte dieser, außer dass er sich beim Rasieren geschnitten haben muss. Das meine ich nicht, schüttelte der Arzt resignierend sein Haupt, waren den heute alle nur noch begriffsstutzig, ich meine den Anstecker oder Pin, wie auch immer Du das nennen möchtest.

      Der Hauptkommissar bückte sich, dabei setzte er sich auf seine Fersen, da steht was drauf. Mann oh Mann jetzt brauch