Ein tödlicher Job. Sylvia Giesecke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sylvia Giesecke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847617136
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dem Hauch eines Kusses, „Ich freue mich außerordentlich sie kennenlernen zu dürfen, Frau Berggrün. Obwohl der furchtbare Anlass sicherlich jeglicher Freude entbehrt.“

      Die sonst so taffe Halbschwedin rang kurzzeitig nach Luft und zeigte sogar deutliche Anzeichen von anormaler Wangenröte. „Ja, … äh, … ist schön, sie kennenzulernen. Wie, … ich meine in welchem Verhältnis standen sie zu Paula Hankenfeld?“

      Sein nahezu unwiderstehliches Lächeln brachte garantiert jeden Eisberg dieser Erde zum Schmelzen, „Nun, das ist schnell und einfach erklärt. Sie hat sich um das Wohlbefinden meiner geschätzten Partygäste gekümmert und ich habe sie für diesen Dienst angemessen entlohnt.“

      „Bitte nehmen sie doch Platz“, Smilla deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, „und erzählen uns ein bisschen mehr über ihre Partys. Welcher Art sind diese Veranstaltungen, und was kommen für Gäste?“

      Während er ihrer Aufforderung nachkam, ließ er sie nicht eine Sekunde aus seinen faszinierenden Augen. „Nun ja, in der Regel handelt es sich um ganz normale Zusammenkünfte mit Freunden und Geschäftspartnern. Und damit es auf Dauer nicht langweilig wird, setze ich die eine odere andere Party unter ein gewisses Motto. Im Grunde stelle ich lediglich gewisse Räumlichkeiten zur Verfügung und sorge für das leibliche Wohl. Ich selbst befinde mich ausschließlich in der Rolle des stillen Beobachters.“

      Die Hauptkommissarin sah sich nicht in der Lage seinem Blick standzuhalten, deshalb wühlte sie vollkommen unkoordiniert in einem Stapel älterer Akten, „Spielt Sex auf ihren Partys eine Rolle? Oder anders gefragt, haben sie Paula dafür bezahlt, dass sie mit den Männern schläft?“

      Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte, „Das Wort Sex klingt so furchtbar banal, … finden sie nicht? Ich würde es eher als ein erotisches, spannungsgeladenes Miteinander bezeichnen. Was Paula betrifft, neben ihr gibt es noch sieben andere Mädchen, die ich ausschließlich dafür bezahle, dass sie gut aussehen und mit den Gästen flirten. Was hinter möglichen verschlossenen Türen geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Eventuelle Fälle von sexueller Belästigung sind mir aber bis dato nicht zu Ohren gekommen.“

      „Gut“, Smilla beendete ihr sinnloses Aktenwälzen, „ich brauche eine Liste mit den Namen aller anwesenden Partygäste und die Namen sämtlicher Mädchen. Und kommen sie mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchem Gerede von Diskretion und Anonymitäten die gewahrt werden müssen. Zur Not besorge ich mir den nötigen Beschluss.“

      „Warum sind denn so furchtbar garstig, Frau Hauptkommissarin? Selbstverständlich werde ich ihnen die gewünschten Listen umgehend per Mail zukommen lassen. Es ist schließlich auch in meinem Interesse, dass sie Paulas Mörder dingfest machen.“ Er schien zu überlegen, „Hm, … ich glaube, auf der letzten Party hat sie ihre Aufmerksamkeit dem guten alten Doktor Schrievers gewidmet. Der ist mindestens siebzig und tut garantiert keiner Fliege etwas zuleide.“

      „Vielen Dank für ihre Einschätzung, aber es wird unsere Aufgabe sein, das zu überprüfen.“ Sie schob ihm ihre Visitenkarte über den Tisch, „Da steht die Mailadresse für die Listen drauf. Das wär’s dann auch fürs Erste. Falls wir noch Fragen haben, werden wir uns gegebenenfalls bei ihnen melden. Also halten sie sich bitte zu unserer Verfügung.“

      Damian von Auersbach erhob sich vom Stuhl und verbeugte sich galant, „Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen, ihnen jederzeit zur Verfügung stehen zu dürfen, Frau Hauptkommissarin. Ich wünsche ihnen beiden noch einen wunderschönen und erfolgreichen Tag, … auf Wiedersehen.“ Er hielt die Türklinke bereits in der Hand, „Ach ja, … heute Abend findet auf meinem Gut ein Maskenball statt. Kommen sie doch einfach vorbei und machen sich ein persönliches Bild von dem Treiben.“

      Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, lehnte Smilla das Angebot ab, „Kein Interesse, vielen Dank.“

      Jetzt fühlte sich Tiberius genötigt einzugreifen, „Ich finde, wir sollten uns dort auf jeden Fall mal umschauen und so ein Maskenball ist doch die perfekte Gelegenheit.“

      Begeisterung hatte definitiv ein anderes Gesicht, „Wir werden es uns durch den Kopf gehen lassen. Auf Wiedersehen, Herr von Auersbach.“

      Endlich allein stellte Tiberius sie zur Rede, „Sag mal, Smilla, was war das denn gerade?“

      Sie fauchte wie eine in die Enge getriebene Katze, „Was?!“

      „Erst benimmst du dich wie ein verlegener Teenager, dann wirst du plötzlich zur unfreundlichen Furie. Zuckerbrot und Peitsche, … so kenne ich dich gar nicht. Kann es sein, dass du dich ein wenig in diesen Typen verguckt hast?“

      Sie verneinte energisch, „Blödsinn, mir sind solche Machos total zuwider. Der denkt doch, dass er jede haben kann.“ Es klopfte und Smilla seufzte genervt, „Man, was will der denn jetzt noch? Ja, bitte!“

      Ein schlaksiger junger Mann betrat den Raum, „Hallöchen zusammen. Man hat mich beauftragt, ihnen den vorläufigen Obduktionsbericht von Paula Hankenfeld vorbeizubringen.“

      Smilla nahm ihn entgegen und rang sich ein Lächeln ab, „Vielen Dank, Simon.“

      „Gern geschehen. Ich geh dann mal wieder, … bis später.“

      „Ach, Simon, dieses Handy hat einen Wasserschaden. Der Kollege Fischer soll sich das mal vornehmen und schauen, ob er es noch retten kann.“

      Er nahm es äußerst behutsam entgegen und betrachtete es mit kritischem Blick, „Meins ist mir auch schon mal ins Klo gefallen, mit ein bisschen Glück bekommt man das wieder hin. Ich werde den Kollegen Fischer bitten sich zu beeilen, damit sie es so schnell wie möglich widerbekommen.“

      Dass ihr die Dämlichkeit so offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand, wurmte Smilla gewaltig. Dennoch zog sie es vor, sich einen diesbezüglichen Kommentar zu verkneifen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Obduktionsbericht und der las sich wie das Drehbuch für einen schlechten Splatterfilm. „Sie wurde sowohl vaginal als auch anal penetriert. Und das gleich mehrfach und unter Zuhilfenahme verschiedener Gegenstände. Man hat insgesamt fünfzehn tiefere und weniger tiefe Stichwunden gezählt. Dazu kommen unzählige Hämatome, Fesselspuren und Würgemale. Eigentliche Todesursache ist ein Stich in den rechten Lungenflügel, sie ist quasi an ihrem eigenen Blut erstickt. An ihrer Nase wurden Spuren von Ammoniumcarbonat gefunden, der Mörder hat sie mit Riechsalz schön brav bei der Stange gehalten. Die Kleine muss vor ihrem Tod durch die Hölle gegangen sein.“

      „Was ist mit Sperma oder Fremd-DNA?“

      „Ist beides nicht vorhanden, … der Täter wusste anscheinend ziemlich genau, was er tat und worauf er zu achten hatte.“ Die Kommissarin widmete ihre Aufmerksamkeit dem Computer, „Hm, … mal schauen, … hier haben wir ihn ja schon, Doktor Karl-Heinz Schrievers.“

      „Was hast du vor?“

      „Ich werde diesem Herrn Doktor mal einen Besuch abstatten, um zu sehen, wie der so tickt. Wenn uns die Listen von Herrn von Auersbach vorliegen, sollen sich Dornhäuser und Krauschel sämtliche Gäste einzeln vorknöpfen. Von der Unterhosengröße bis hin zur Höhe der Bankkonten, ich will wirklich alles von jedem wissen. Sobald ich zurück bin, werden wir zwei Hübschen uns um die anderen Mädels kümmern. Vielleicht gibt es ja einen Gast, der schon mal in irgendeiner Form unangenehm aufgefallen ist.“

      Tiberius brummte ungnädig, „Und ich darf mir bis dahin die Eier schaukeln, … oder was?“

      Sie grinste, „Tu, was immer dein Herz begehrt. Aber so wie ich dich kenne, fällt dir mit Sicherheit auch noch etwas Sinnvolleres ein.“

      Er revanchierte sich mit einem noch breiteren Grinsen, „Stimmt, jetzt wo du es sagst. Ich muss uns für den heutigen Abend ja noch ein paar hübsche Masken besorgen, weil wir nämlich auf jeden Fall gemeinsam zu dieser Party gehen werden.“

      Smilla winkte ab, „Schau’n wir mal, … ich fahr jetzt auf jeden Fall erst einmal zu Doktor Schrievers. Dann bis später, Kojak.“

      „Bis später, Smilla, … und sei bitte vorsichtig.“

      Sie musste einfach nur dem Geruch