Die Frauen von Schloss Blackhill. Ed Belser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ed Belser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844246957
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sie zur Exilarmee des Anwärters auf den englischen und schottischen Thron, Prinz James Francis Stuart, der sich samt Hofstaat in Rom aufhielt. Dort genoss er das Wohlwollen des Papstes, Benedict XIV.

      Die Offiziere langweilten sich ebenfalls und vertrieben sich die Zeit mit Karten- und Würfelspielen, Fechtübungen und nicht selten mit Trinkgelagen. Dabei störte sie die Kritik des Feldgeistlichen wenig, denn der hielt sich zwar vom Kartenspiel und vom Fechten fern, war aber bei den anderen Anlässen ein umso eifrigerer Teilnehmer.

      Der Kommandant tauchte nur selten auf. Pflichtsprache war Irisch, was für die gälisch sprechenden Schotten kein Problem war.

      Die Unteroffiziere erhielten abends den Tagesbefehl für den nächsten Tag, der vorwiegend exerzieren und Märsche mit den Truppen beinhaltete. Ein Tagesoffizier hatte die einzelnen Gruppen zu inspizieren und die Wachen zu kontrollieren. Meistens wurde der Verlierer des Kartenspiels dazu verdonnert, und einer der häufig verlor — und manchmal mit Absicht – war Humphredus, der jüngste Leutnant.

      Humphredus hatte eine Vorliebe für bunte und reich verzierte Uniformen. Diese kosteten ihn den Hauptteil seines Soldes, denn Humphredus war übergroß und dünn wie eine Fahnenstange, und seine Schneider labten sich an ihm. Im Drill seiner Soldaten war er unnachgiebig. Cremor fühlte sich von ihm angezogen, weil er ihm so gegensätzlich zu sich selbst erschien. Humphredus kam ihm einsam vor. Bald hatte er sich mit ihm angefreundet, nannte ihn Humph und begleitete ihn auf den Inspektionsrunden.

      Humphredus ließ sich jeweils vom Unteroffizier die Übungen zeigen, deren Hauptaugenmerk auf dem Kampf gegen die Kavallerie lag. Die Soldaten verfügten über Streitäxte mit langen Stielen, die sie entweder im Boden verankerten, um Pferde zu stoppen, oder mit denen sie zustießen, um die Reiter von den Pferden zu reißen. Auch mussten sie in Linie mit wildem Geschrei auf einen Gegner einstürmen, der so imaginär war wie die Pferde. Eine andere Gruppe wurde mit Aufstellungen zum Gefecht gedrillt. Auf das Signal eines Trommlers formierten sie sich in Linien hintereinander oder in Blöcken. Humph konnte ziemlich ungehalten werden, wenn ihm etwas nicht passte, und seine Stimme schallte dann umso lauter über das Feld, bis sie jeden erreichte und auf seinen Platz wies.

      Cremor fiel auf, dass sie wenig Zeit darauf verwendeten, den Einsatz des Säbels zu üben, von denen doch jeder Soldat einen trug: „Warum macht ihr keine Fechtübungen?“

      „Sie üben es nicht, weil auch ihre Führer es schlecht beherrschen.“

      „Also, Humph, was hältst du davon, wenn wir zuerst die Leutnants ausbilden? Dir selbst würde es übrigens auch nicht schaden.“

      Humph hatte nichts dagegen und den anderen Offizieren war es durchaus recht, wenn Cremor die niederen Dienstgrade schulte.

      Cremor hatte sein Ziel erreicht, er war Fechtlehrer geworden.

      Seine Schüler lernten rasch und machten große Augen, als er ihnen erklärte, wo ihre Hiebe und Stiche beim Gegner den größten Schaden anrichten konnten und warum. Auf einem Feld hatte er eine Linie von fünfzig Strohpuppen aufrichten lassen, an denen sie üben konnten. Anfangs schlugen sie einfach drauflos, doch bald lernten sie, ihre Aktionen zielgerichtet und aggressiv durchzuführen.

      Mittlerweile hatten sich seine Fähigkeiten herumgesprochen. Etliche Einheiten der Armee sandten ihre Kaderleute zu ihm, auch höhere Offiziere, und bald administrierte er eine formelle Fechtschule. Die Verbindung der Fechtkunst mit seinen Kenntnissen der menschlichen Anatomie war für alle neu. Dankbar erinnerte sich Cremor an den Fleischer in seinem Heimatdorf und seine Zeit als Assistent an der Universität Aberdeen.

      6

      Eines Tages bemerkte er, dass sich in seiner Fechtschule ein Beobachter eingefunden hatte. Seiner Uniform nach musste es sich um einen höheren Offizier handeln. Dieser wartete, bis Cremor seine Lektionen beendet hatte und die Schüler weg waren. Dann trat er auf ihn zu:

      „Haben Sie Zeit für mich?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Ich muss mit Ihnen sprechen. Kommen Sie!“

      Cremor folgte ihm und fragte: „Was wollen Sie?“

      „Gehen wir ins Behandlungszimmer, da sind wir ungestört.“

      Dort angekommen bot ihm Cremor einen Stuhl an und fragte nochmals, etwas höflicher: „Was kann ich für Sie tun?“

      „Setz dich doch, Cremor. Ich bin Lewis.“ Er wartet, bis Cremor einen Stuhl herbeigeholt hatte. „Die Frage ist eher: Was kannst du für Schottland tun? Ich werde sie dir beantworten, Cremor. Prinz James lebt in Rom im Exil, wie du weißt. Er hat sein Leben schon einmal für unsere Unabhängigkeit riskiert. Beinahe wäre es ihm gelungen, die britische Krone zu erlangen und unser König zu werden.“

      Cremor nickte mit ernster Miene. „Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“

      „Ich bin der Adjutant unseres Generals. Aber zuerst erzähl mir von dir. Wo kommst du her? Wer ist dein Vater?“

      „Mein Vater war Barbier und starb, als ich noch klein war.“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich erinnere mich nicht an ihn.“

      Lewis, irritiert durch die dunklen Augen von Cremor: „Und deine Mutter, ist sie Schottin?“

      „Ja, sie wurde in Spanien geboren.“

      Befriedigt nahm Lewis zur Kenntnis, dass auch sie katholisch gewesen war.

      Cremor berichtete auch von seiner medizinischen Ausbildung, aber Lewis schien mehr an seinem Können als Fechtmeister interessiert zu sein.

      „Wir wollen den Thron zurück! Dieses Ziel werden wir nie aufgeben! Wie du vielleicht ahnst, sind wir viele und bereiten uns an verschiedenen Orten darauf vor. Unsere Zeit wird kommen — und wenn wir warten müssen, bis der Sohn von Prinz James alt genug ist.“

      „Wer ist sein Sohn?“

      „Prinz Charles Edward Stuart.“

      Cremor versuchte, eine gewisse Begeisterung in seine Frage zu legen: „Was kann ich dazu beitragen?“

      „Gib mir zuerst etwas zu Trinken.“

      Cremor bot ihm Wasser und Wein an. Lewis nahm beides.

      „Du hast dir einen Namen als Fechtmeister gemacht, das hat sich weit herumgesprochen. Du scheinst darin der Beste zu sein. Bestimmt kannst du mir einen Nachfolger vorschlagen, der dein Werk hier weiterführen kann.“

      Sofort war für Cremor klar, dass seine Zeit hier beendet war.

      „In den Highlands gibt es viele Clans, die noch wie früher mit dem Breitschwert kämpfen. Sie schlagen einfach drauflos und schwören auf ihre meist erfolgreichen Attacken. In ihren Tälern sind sie unbesiegbar. Sie sind aber schlecht gerüstet für einen Feldzug. Mit ihrer Art zu kämpfen sind sie den Engländern nicht gewachsen, die den Säbelkampf beherrschen und Gewehre mit Bajonetten einsetzten. Und Kanonen.“ Lewis sah ihm direkt in die Augen. „Ich will, dass du zurück nach Schottland gehst. Ronald MacAreagh ist ein großer Patriot. Ich will, dass du ihm hilfst. Ich habe ihm von dir berichtet. Er wartet auf dich.“

      Cremor hatte zwar einen Vertrag unterschrieben, der ihm keine Wahl ließ, trotzdem stellte er die Frage. „Was ist, wenn ich mich weigere?“

      Lewis lächelte. „Das würde ich dir nicht raten. Man kennt dich jetzt. Dein Ruf würde leiden.“

      „Und wer bezahlt mich dafür?“, fragte Cremor.

      „Du erhältst von mir das Geld für die Reise und einen Zuschuss für deine Auslagen. Dort wirst du von MacAreagh bezahlt.“ Lewis schien einen Moment lang in Gedanken versunken. Er schaute auf und lächelte zum ersten Mal. „Vielleicht lernst du auch seine Frau, Lady Margaret, kennen. Er verbirgt sie, so gut er kann. Kein Wunder, denn sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Wie er die wohl hat erobern können ... und ihre Tochter Shauna steht ihr in nichts nach.“

      Abends saß Cremor mit Humph zusammen. „Ich werde von hier weggehen.“

      Sein